Es gibt hier zwei Möglichkeiten, den Ausdruck zu interpretieren: Die eine wäre der Hegelianische Begriff der Abstraktion, der andere der alltägliche Abstraktionsbegriff im Sinne von ´weglassen´. Ersterer ist in diesem Artikel sicher nicht gemeint, also wenden wir uns dem zweiten zu. Die Lösung des Rätsels liegt schon im Satz selbst:
Das ´Weggelassene´ bei der angesprochenen Subjektivität besteht also im Vergessen der historisch-kulturellen Wurzeln der modernen Subjektivität. Was das moderne Subjekt in der „selbstbanalisierten Kultur“ vergessen hat, ist der revolutionäre Kampf gegen die subjektivitätsunterdrückenden theokratischen Systeme des Mittelalters, wie er in der Zeit der Renaissance entfacht wurde und im 17. und vor allem im 18. Jahrhundert zur vollen Entfaltung und zu seinem Sieg kam - nämlich in der Französischen Revolution und in Ansätzen bereits in der kurz davor stattfindenen Amerikanischen Revolution. Das Menschenrecht war entdeckt und zur Grundlage des Verfassungsdenkens geworden. Damit war ein Rahmen geschaffen, in dem Subjektivität gedeihen konnte. „Emanzipiert“ - wie es im Artikel heißt - hat sie sich, wie gesagt, von der theokratischen Bevormundung durch die theologischen Ideologien des Mittelalters, die dem Subjekt nur eine Funktion als Diener (eher schon Sklave) zweier phantasierter Superwesen (Gott und Christus) zugestand. Im Zuge der abendländischen Aufklärung (beginnend ab Machiavelli, mit tatkräftiger Unterstützung der Freimaurer im 18. Jahrhundert zur Reife gelangend) trat die dem Menschen eigene´Vernunft´ an die Stelle der theokratischen Phantasmen. So konnte Kant 1784 schreiben:
Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner
selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich
seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.
Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben
nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Muthes
liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen.
All das ist dem modernen Menschen (bzw. den allermeisten) nicht mehr bewusst. Insofern ist ihre Subjektivität abstrakt, sie hat ihre Wurzeln ´weggelassen´, d.h. verdrängt.