Abtreibungen in den sechziger Jahren - wie viele?

Kultur & Gesellschaft Gender Studies
#1

Hallo,

eine Freundin von mir hat nach dem Tod ihrer Eltern Papiere gefunden, aus denen hervorgeht, dass ihre Eltern dreimal eine Schwangerschaft abgebrochen haben. Sie war ziemlich geschockt, zumal genau im gleichen Zeitraum sie selbst entstand - wohl reiner Zufall, dass sie geboren wurde.
Mich hat das nachdenklich gemacht, ob das z.B. auch bei meinen Eltern so oder ähnlich gewesen sein könnte - meine Freundin hatte vorher absolut nichts davon gewusst - und ich habe mich gefragt, wie sehr wohl die Abtreibung vor der Zeit der Pille „gang und gäbe“ war. Gibt es hierzu irgendwelche Zahlen? Ich fände das sehr interessant.

Matilda

#2

Hallo Matilda,

du solltest mal bei den kirchlichen Institutionen nachfragen.
Wie ich mich so erinnere gab es doch früher diese Zwangsberatungsgespräche mit Seelsorgern.
Allerdings wird die Dunkelziffer noch weit höher sein.
Viele Frauen sind ja auch zur Abtreibung heimlich ins Ausland gefahren.

Hast du es schon mal bei Google oder Wikipedia versucht?

Gruß RK

#3

Hallo Matilda,

eine Freundin von mir hat nach dem Tod ihrer Eltern Papiere
gefunden, aus denen hervorgeht, dass ihre Eltern dreimal eine
Schwangerschaft abgebrochen haben. Sie war ziemlich geschockt,
zumal genau im gleichen Zeitraum sie selbst entstand - wohl
reiner Zufall, dass sie geboren wurde.

manchmal ist es besser, nicht alles zu lesen, SCNR. Es würde mich ja interessieren, WIE Deine Freundin auf die Abtreibungsunterlagen gestoßen ist. Waren die Eltern in Holland dazu, oder was? Hierzulande hat man ohne medizinische Indikation (Bedrohung des Lebens der Mutter!) nämlich keine Abtreibungen legal durchführen lassen können.

und ich habe mich
gefragt, wie sehr wohl die Abtreibung vor der Zeit der Pille
„gang und gäbe“ war. Gibt es hierzu irgendwelche Zahlen? Ich
fände das sehr interessant.

Also, als Du geboren wurdest, war (nach Deiner Altersangabe in der ViKa) keinesfalls „die Zeit vor der Pille“. Sie war nur noch nicht so verbreitet, gegeben hat es sie schon.

Und die Zwangsberatungen vor Abtreibungen hat es auf jeden Fall erst in den 70-er gegeben. Ich mag jetzt nicht nach dem genauen Datum der Reform des Paragraphen 218 suchen, aber durchgeführt wurde diese Reform erst durch die sozial-liberale Regierung, die erstmals 1969 ins Amt kam.

Wenn Deine Freundin nun aber von mehrfachen „Ausschabungen“ gelesen haben sollte, kann der Zufall ihrer Geburt aber auch daran liegen, dass das eine Mal die Schwangerschaft erfolgreich war, und nicht aus welchen medizinischen Gründen auch immer ein möglicherweise sogar schon toter Fötus ausgeschabt werden musste.

Gruß, Karin

#4

Hallo Karin,

mich ja interessieren, WIE Deine Freundin auf die
Abtreibungsunterlagen gestoßen ist.

So genau weiss ich das natürlich nicht, aber es ist so, dass sie als einziges Kind (tja) den ganzen wohl ziemlich komplizierten Nachlass verwalten musste und darum immer wieder Papiere durchsah.

Waren die Eltern in
Holland dazu, oder was? Hierzulande hat man ohne medizinische
Indikation (Bedrohung des Lebens der Mutter!) nämlich keine
Abtreibungen legal durchführen lassen können.

Das wusste sie nicht, aber sie ging aus irgendwelchen Gründen tatsächlich davon aus, dass es im Ausland stattfand.

Wenn Deine Freundin nun aber von mehrfachen „Ausschabungen“
gelesen haben sollte,

Nein, sie sprach von „Abbrüchen“ wenn ich mich richtig erinnere und auch davon, dass ihre Mutter wohl ihrem Vater - der nicht sonderlich kinderlieb war - diese vorgeworfen hat (die Einzelheiten kenne ich natürlich nicht).

Schon hart, finde ich!

Matilda

#5

Servus RK,

Deine Erinnerung an „früher“ ist zu vage. In der DDR gab es seit 1972 die Möglichkeit der legalen Abtreibung unter bestimmten Indikationen; in der BRD wurde 1974 Abtreibung während der ersten zwölf Wochen der Schwangerschaft, ebenfalls unter eng umgrenzten Indikationen, straffrei, blieb aber gleichzeitig verboten.

Wenn man von den 1960er Jahren spricht, kann von Beratungsgesprächen mit oder ohne Zwang keine Rede sein: der Zweihundertachtzehner war in den 1960ern eine klare Sache.

Schöne Grüße

MM

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