Abwasserrohr in alter Klärgrube ersetzen / neu verlegen Haus Bj 1960

Hallo zusammen,

unser Abwasser läuft durch eine seinerzeit stillgelegte und verfüllte Klärgrube hinter dem Haus.
Das durch die Grube führende Ton-Verbindungsrohr ist wohl schon vor längerer Zeit gebrochen und die Verfüllung wurde offensichtlich so lang ausgespült, bis der Abfluss weitgehend zu war. Danach ist die Grube ist langsam vollgelaufen.
Habe jetzt vor, eine komplett neue Rohrleitung vom Hausanschluss durch die Grube bis zum ca. 5m entfernten Kontrollschacht zu legen. Hierzu muß ich einmal „um die Ecke“.
Will das Rohr mit möglichst geringem Gefälle im obersten Bereich durch die Grube führen, damit ich diese später evtl. noch als Zisterne nutzen kann. Nach der Grube würde ich dann in den frostsicheren Bereich bis zum Schacht fahren, und im Schacht das Rohr ganz nach unten durchlegen (ca. 2,5m tief)

Frage 1: Welches Material ist das Beste ? KG Rohr? (Hausauslassrohr ist Gusseisen)
Frage 2: Sollte ich das durch die Grube laufende Rohr wegen Frostgefahr isolieren? Der Anschluss ans Haus-Rohr liegt ca. 30 cm unter Oberkante Grube
Frage 3: Sind 45° Eckverbindungen den rechtwinkligen vorzuziehen?
Frage 4: wie bette ich das Rohr ein und welches Gefälle ist mindestens erforderlich

Für hilfreiche Antworten, bzw. Alternativlösungen vielen Dank im Voraus

Rudi

Hallo!

das ist alles genehmigungspflichtig,egal ob neu oder Ersatz einer vorhandenen Leitung.

Du musst einen Antrag stellen und Lageplan mit Leitungsverlauf, Maßen und auch einen Geländeschnitt mit dem Höhenprofil der Leitung einreichen.
Dann findet vor dem Verfüllen der Gräben eine amtlich überwachte Druckprobe statt !

Biegungen und Kurven sind zu vermeiden,wenn unvermeidlich,dann MUSS am Knick ein Schacht gesetzt werden mit Reinigungsstück. Ebenso,wenn die Längen 20 m überschreiten. Leichte Biegungen werden geduldet ohne Schacht.

Leitung muss gleichmäßiges Gefälle haben,hier kann man sicher vom Idealmaß 1:100 ausgehen. 1 cm Höhenunterschied je 1 m Strecke.

zu 1)  KG ist das Standardmaterial. Übergangsstücke von Guß auf KG gibt es.

zu 2) die ganze Leitung soll(muss) frostfrei liegen,vielleicht nicht so tief wie Trinkwasser,aber wenn an Grube nur 30 cm,wie sieht es denn da in Richtung Haus aus, da wirds doch noch weniger ?
Man kann isolieren,aber auf ganzer Strecke,wenn so geringe Deckung. Isolier-Halbschalen aus speziellem Material für Erdverlegung(nicht ganz billig).

  1. 90 Grad Bögen kann man niemals anlegen ohne Schacht. Und mit Schacht löst man das vorher und nachher mit höchstens 45 Grad Stücken auf.

4( Gefälle z.B. 1:100 gleichmäßig von Haus bis Übergabeschacht(hier Beginn Sturzgefälle) beibehalten.
Graben ausheben,je nach Bodenart wäre ein Leitungsbett aus Sand/Kies(verdichtet) nicht verkehrt und ebensolche Anfüllung bis 10 cm über Rohr, dann  verdichten und dann restlichen steinfreien Füllboden vom Aushub nehmen und lagenweise enbringen und verdichten.
Alles nach bestandener Druckprobe.

Im Übergabeschacht ist also ein Sturzgefälle von ca. 2,5 m anzulegen ?  Leitung tritt oben in Schacht,führt dann senkrecht herab und geht auf Sohle in offenes oder geschlossenes Gerinne über.
Oben muss ein Reinigungstück gesetzt werden, unten bei geschlossenem Gerinne auch.
Die Übergänge waagerecht/senkrecht werden mit 45°-Stücken aufgelöst und strömungsgünstig angelegt.

MfG
duck313

Hallo Rudi,

erstmal zur Aussage von Duck313: Er hat Recht. In der Regel steht in fast allen Abwassersatzungen, dass auch Änderungen an der Grundstücksentwässerungsanlage genehmigungspflichtig sind. „Amtliche Druckproben“ (nach DIN EN 1610) werden aber nur in einigen Städten verlangt. Auch wenn es Deine Genehmigungsbehörde nicht verlangt, würde ich aber peinlichst genau darauf achten, dass alles korrekt verlegt und dicht ist und würde eine Dichtheitsprüfung machen lassen. Dann hast Du nämlich was Schriftliches und hast die nächsten 30 Jahre Ruhe. Solange gilt nämlich Dein Dichtheitsnachweis.

Zu Deinen Fragen:
Zu Frage 1:
KG-Rohr aus PVC ist eher das Schlechteste, aber eben auch das Preiswerteste.
Am stabilsten wäre Steinzeugrohr. Ist aber auch wesentlich teurer in der Anschaffung und aufwendiger zu verlegen.
Das grüne KG-2000 aus Polyproplylen (gibt es glaube ich auch in Orange) wäre schon besser als das Baumarkt-KG-Rohr aus PVC.
Dann gäbe es noch Rippenverstärktes Polypropylenrohr (meistens aussen orange/braun und innen weiss). Das ist nochmal stabiler als KG2000 und hat nochmal bessere Dichtungen.
Es kann auch sein , dass Deine Genehmigungsbehörde Dir vollverschweisstes Polyethylen vorschreibt (z.B. in Göttingen). Das ist sehr stabil und absolut dicht und muss allerdings vom Fachbetrieb verschweisst werden.

Was also am besten ist, kann Dir wahrscheinlich niemand sagen, denn es kommt auch auf den Geldbeutel und auf den Aufwand, den Du betreiben willst an. Ich würde Dir zum (grünen) KG2000 raten. Ist nicht zu teuer aber auch schon stabiler als das Standart-KG aus PVC.

Zu Frage 2:

Nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik solltest Du Isolieren, wenn Du die Frosttiefe nicht gewährleisten kannst. Da aber die letzten 50 Jahre wahrscheinlich noch nie was bei Dir eingefroren ist und ganzjährig eine Luft von ca. 13-15 Grad C durch Deine Grundleitung zieht kann man das Isolieren auch vernachlässigen.

Zu Frage 3:
Auf jeden Fall darfst Du keine 90Grad (87Grad) Bögen verwenden. Entweder 2 x 45Grad oder besser 3 x 30Grad.

Zu Frage 4:
Als Bettungsmaterial eignen sich Sande und Splitte, Kiese und Recyclingmaterial, wobei nasser Sand nicht mehr verdichtet werden muss/kann. Es kommt aber auch etwas auf das Rohrmaterial an. Ich würde beim Baustoffhändler nachfragen, was der Rohrhersteller als Bettungsmaterial angibt. Das kann von Rohr zu Rohr auch etwas unterscheidlich sein. Gefälle wird laut DIN mit 1:smiley:N angegeben. D.h. bei DN150 wäre es also 0,0067 Promille. Wenn Du mit 1% fährst, wie es Duck313 geschrieben hat, wäre das auch OK. Ansonsten Ausführung der Bettung, wie es Duck313 geschrieben hat. Beim Verdichten ganz besonders auf den Rohrzwickel (links und rechts der Rohrsohle) achten. Da wird gerne auf das Verdichten verzichtet und die Rohre klappen dann bei Belastung zusammen. Aber Du wirst keinen Schwerlastverkehr auf deinem Grundstück haben, oder?

Eine Alternativlösung hätte ich noch für Dich:
Weil das Verfüllmaterial in der Grube wahrscheinlich nicht verdichtet wurde, und es daher noch zu Setzungen und damit zu einem Abreissen der Rohre an der Grubendurchführung kommen kann, würde ich Dir empfehlen, die neue Grundleitung um die Grube herum zu legen. Auch der Boden ausserhalb der Grube arbeitet und setzt sich immer etwas anders , als die Grube. Die Rohrdurchführung in der Grubenwand ist also immer die Schwachstelle. Du hättest dann auch kein störendes Rohr in der Grube, Wenn Du die Grube mal als Zisterne nutzen möchtest. Du kannst ja bereits einen Abzweig in der Grundleitung für den Zisternenüberlauf vorsehen.
Viel Erfolg!

MFG Alexander Kreis

Hallo Rudi,

also, KG-Rohr ist in Ordnung,   mindestens Nenngröße 100 mm besser 150 mm
vom Haus-Rohr ( ist aus Gusseisen wie du schreibst) mit einer speziellen Dichtung, die es vom Fachhandel gibt das KG-Rohr anschliessen und mit etwa 10% oder mehr Gefälle zur Klärgrube fahren. Die Frage ist, wie tief ist diese Grube? Du kannst eventuell schon beim Grubeneintritt an die unterste Stelle fahren und durch die Grube bzw. danach mit geringeren Gefälle weiter bis zum Kontrollschacht.
Wegend er Isolierung - wenn du die Grube als Zisterne verwenden willst ist mit den Isolieren schwierig; deine Isolierung ist dann immer nass, saugt sich voll oder steht frei wenn die Zisterne leer ist. Besser mit dem Rohr vor der Grube so tief wie möglich kommen und in der Grube auf dem tiefsten Nivea durchfahren, damit das Rohr immer im Wasser steht bzw. je tiefer in der grube um so weniger ist die Frostgefahr
ich hoffe geholfen zu haben
Gruß Werner