Hallöchen,
mir persönlich ist das nicht schwergefallen, alles war neu und auch irgendwie aufregend. Der Dienst in der NVA war für Mannschaften und Unteroffiziere relativ hart, man bekam ständig Druck von oben und hatte so gut wie keinerlei Rechte. Insofern schauten wir auch ein wenig erwartungsfroh in die Zukunft, auf Verbesserung hoffend. Für uns Unteroffiziere bot der Bund interessantere Laufbahnen, auch hatte der Unteroffizier in der BW andere völlig andere Wertigkeit, als in der NVA. Dort wurde man als Uffz wie ein Mannschaftsdienstgrad behandelt, der Unterschied war nur, dass man länger diente und mehr Geld bekam.
Bei den Offizieren sah das anders aus. Diese waren deutlich intensiver politisch geschult worden als wir. Viele verzichteten von vorn herein darauf, sich um eine Übernahme zu bewerben, da das nicht die Armee war, bei der sie sich verpflichtet hatten. Ich fand das konsequent. Die, die übernommen wurden, wurde teils zwei Dienstgrade runtergestuft. Da hat man seitens der BW völlig überflüssig für enormen Unmut gesorgt. Unser Schirrmeister war Hauptmann und lief dann als Leutnant rum. Ich hielt das für nicht gerechtfertigt, da er schliesslich ein technischer Spezialist war.
Mein damaliger Kompaniechef war auch verbittert und quittierte nicht mal acht Wochen später seinen Dienst. Man sah ihm an, das er sich in der neuen Uniform sehr unwohl fühlte, er verspottete die Barette als Pizzabäckermützen und die Schnürstiefel als Behindertenschuhe.
Viele der Vorgesetzten kamen auch mit dem Selbstverständnis der BW nicht zurecht, das in krassem Gegensatz zur doch recht straff geführten NVA stand.
Ich hoffe, ich konnte Dir ein wenig Einblick geben. Das ist nun auch schon fast dreissig Jahre her, aber meine Armeezeit im Allgemeinen und dieser historische Umbruch im Besonderen haben mich definitiv nachhaltig geprägt.
Gruss Goetz