Hallo,
Ich frage mich überhaupt, ob es Regeln zur
Worttrennung gibt die schon in klassischer bis
mittelalterlicher Zeit festgelegt wurden.
Ja, die gibt/gab es. Die Silbentrennung war vor allem für die Betonung wichtig. Da macht es einen großen Unterschied, ob eine Silbe offen („a-doremus“) oder geschlossen („ad-oremus“) ist. Nicht in diesem Fall, aber generell.
Die Silbentrennung im Lateinischen war/ist der des Deutschen sehr ähnlich, bis auf wenige Ausnahmen (wenn überhaupt) identisch. So gehört in eigentlich allen Sprachen bei einer Kombination von CVCV… (C=Konsonant; V=Vokal) der 2. Konsonant auch zur zweiten Silbe, nicht zur ersten. Silben, die wirklich komplett ohne Konsonant (und dazu zählt der Glottalverschluss) beginnen (also V oder VC), gibt es im Deutschen und Lateinischen höchstens nach Silben, die auf Vokal auslauten, also CV.VC zum Beispiel.
Zurück zum Thema: man kann Wörter nach Silben (Aussprache) trennen, und nach Morphemen (also Bestandteilen). Bei „adeste“ wäre die Silbentrennung „a.des.te“ und die Morphemgrenzen bei „ad-es-te“ (Glossierung: an-sein.IMP-IMP.PL). Bei „adorare“ entsprechend „a.do.ra.re“ bei der Silbentrennung und „ad-ora-re“ (an-beten-INF), wenn mich meine Lateinkenntnisse nicht täuschen.
Dann erhält im Deutschen jeder Vokal am Anfang einer Silbe
einen Knacklaut, der sich beim Gesang nicht schön anhört.
Geübte Sänger trainieren diesen Knacklaut weg, aber das
braucht seine Zeit und ich frage mich, ob man das einem ganzen
Chor beibringen kann.
Dazu gibt es ein paar Ausnahmen in Dialekten (schweizerdeutsches „bearbeiten“ hat diesen Knacklaut nicht) und einigen Fremdwörtern („Chaos“ ist zweisilbig, sollte aber auch im Hochdeutschen keinen Glottalverschluss haben). Aber generell stimmt’s natürlich.
Unsere Begründungen sind in etwa gleich, ich wollte nur noch einmal den Unterschied zwischen Trennung nach Silben und Trennung nach Morphemen hervorheben, der den Ursprungsfragesteller wohl verwirrt hat.
Im Deutschen gibt’s noch eine Trennung: die orthografische, nicht nicht immer mit der Sprechsilbentrennung übereinstimmt. Soweit ich weiß, wird „Elefant“ und „Ameise“ schriftlich immer noch als „Ele-fant“ und „Amei-se“ getrennt, während gesprochen nachtürlich die Silbengrenzen als „E-le-fant“ und „A-mei-se“ verlaufen.
Eine Trennung nach Morphemen ist im Deutschen hier nicht sinnvoll, da beide Wörter nicht aufteilbar sind (sie sind monomorphemisch).
Viel-e Grüß-e aus der süd-chinesisch-en Stadt Kunming,
Vie.le Grü.ße aus der süd.chi.ne.si.schen Stadt Kun.ming,
P.S.: Bei meinem Nachnamen „Müller“ ist die Silbentrennung nicht ganz so leicht, da nur ein [l] gesprochen wird und die Silbengrenze je nach Theorie entweder genau darauf liegt, oder davor. Das nennt man Silbengelenk, aber in der Germanistik wird oft gesagt, dass es sowas nicht gibt, dort wird dann meines Wissens in der Aussprache [ˈmʏ.lɐ] getrennt…