Adelstitel und Anrede

Hallo,

angeregt durch den Faden Thurn und Taxis …

Vor vielen Jahren gab es ein Rundschreiben für den Außendienst EDV-Anlagen, wie verschiedene Leute anzureden sind. Pfarrer - glaube ich - mit „Hochwürden“ bis zu „Eure Heiligkeit“ beim Dalai Lama. Das war lustig bis gewöhnungsbedürftig. Habe das aber nicht mehr exakt in Erinnerung.

Nun ist es wohl so, dass Adelstitel abgeschafft wurden, aber Bestandteil des Namens sind. So wie „Doktor“. Wenn jemand „Dr. Schröder“ heißt, rede ich ihn an „Herr Doktor Schröder“.

Aber wie bei Fürst Albert II., der zwölfte Fürst von Thurn und Taxis? „Herr Fürst von Thurn und Taxis“?

Bei der Recherche zu Adelstiteln stoße ich auf eine Seite, die den Titel „Baron de Burgund“ für €24,95 anbietet. Was soll das? Wie ändert sich dadurch mein Name „Kurti Mustermann“? Und wie müsste man mich als Baron dann anreden? „Euer Wohlgeboren“ würde mir gefallen :wink:

Hat das Pflichten zur Folge? Etwa Lokalrunden wie beim Schützenkönig?

fragt Kurti

Ich kenne heute kaum einen Doktorin, der oder die Wert auf den Titel in der Anrede legt.
An der Uni vor 25 Jahren wollten das auch die wenigsten.
Was soll auch das Theater?

Ein Dr. ist kein Titel sondern ein Grad der einem nach erfolgreicher Dissertation von der Universität verliehen wird.
Der Weg dahin ist ein längerer, teilweise mühsamer und kostenspielig denn diese Dissertation muss gedruckt, gebunden und in der Deutschen Nationalbibliothek hinterlegt werden.
Wer ihn hat, hat den Anspruch darauf, auch ohne Aufforderung ,damit angesprochen zu werden.
Und deshalb:

betrachte ich das als eine Mßachtung der Leistung von Menschen, die diese Leistung erbracht haben

:smiley:ramses90

Offiziell heißt Fürst Albert II.

Albert Prinz von Thurn und Taxis.

Primogeniturtitel und Herrschertitel wie König, Fürst etc… wurden nicht zu Namensbestandteilen.


Da Albert das Oberhaupt der Familie Thurn und Taxis ist, nennt er sich aus alter Tradition „Albert Fürst von Thurn und Taxis“. Das hat aber rechtlich keine Bedeutung.

Gruß,
Max

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Nein.
Wer einen Doktorgrad (ehrlich) erworben hat, hat eine erhebliche Leistung vollbracht, die Würdigung verdient.
Einen Anspruch auf Nennung des Grades gibt es aber nicht.

https://www.zimmerling.de/files/zimmerling/publikationen/aufsaetze/doktoranrede.htm

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Ja, so kann man das sehen, das ist auch plausibel.
Nur sind mir in meiner gesamten wissenschaftlichen Zeit vielleicht 20 % mit Dissertation begegnet, die Wert auf die entsprechende Anrede gelegt hätten, mir wurde das schon als Studentin abgewöhnt.

Wusstest Du, dass zumindest in der Medizin und Veterinärmedizin die Dissertationen sehr häufig wirklich keine große Sache sind? Der Weg vorher, dahin, schon eher…
Das ist in den Naturwissenschaften aufwändiger, aber was ich so mit bekommen habe, war auch dort der Weg zum Diplom ein schwierigerer.
Über andere Wissenschaften kann ich nichts sagen, weil ich keine Ahnung habe.

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Ja, das war so bei einem befreundeten Arzt. Die Doktorarbeit war eine reine Fleißarbeit und wissenschaftlich von bescheidenem Wert - sagt er selber.
Das Physikum bezeichnete er als Belohnung für massives „Bulimie-Lernen“: Wissen massiv stur auswendig lernen, um es zur Prüfung parat zu haben und anschließend auszuko++en.

Er musste bei einer Prüfung bis ins kleinste Detail die Anatomie des großen Zehs vortragen, welche Sehne an welcher Knochenstelle ansetzt, von welchem Muskel sie gezogen wird, welche Nervenbahn dort wo läuft. Die Doktorarbeit war eine Statistik über orthopädische Leiden bei einer bestimmten Berufsgruppe.

Wenn jemand denkt, das sei doch alles gar nicht so abwegig: Er ist Zahnarzt.

In Arztpraxen sind es die MitarbeiterInnen, die den Doktortitel hervorheben: „Frau Doktor kommt gleich …”

Du hängst ein in an, müsste es heißen „Frau Doktorin …“?

Dann gibt es noch berufliche Titel, etwa Frau Bundeskanzler + in. Gerne bei Interviews verwendet. Nee, ein Beruf ist das nicht wirklich, eher eine vorübergehende Tätigkeit.

Kurti

Nein, sondern

„Durchlaucht Herr Fürst“ (ohne den ganzen Lirumlarum, der da hinten dran kommt) oder „Durchlaucht Fürst zu Hohenlohe-Öhringen“.

„Baron von Nachname“

Zwischen diesen beiden rangiert der Graf, der mit „Erlaucht Graf zu Königsegg“ oder wie auch immer er heißt angesprochen wird.

Nö - jeder blamiert sich wie er kann und mag.

Vor noch nicht gar so langer Zeit konnte man in Weikersheim beim Metzger den „Smalltalk“ unter wartenden Kundinnen hören: „Durchlauchd Frou Ferschde sähe awwer e weng aarch mealichd ous heid!“: Die Hohenloher, tief dunkelblaublütig aber nie sehr reich gewesen, hielten nicht so sehr viel Dienstpersonal und Frou Ferschde ging selber zum Einkaufen.

Ach, weil es so schön ist: Es wird berichtet, dass der recht populäre und beliebte König Wilhelm II. von Württemberg (keine Kunst für ihn, beliebt zu sein - so viele gab es im Haus Württemberg nicht, die ihren Job verstanden und gut machten) 1918 von einem Spartakisten mit der Erklärung zum Abdanken aufgefordert wurde „Es ischd nichd wägen Eich, Majeschdäd, es ischd wägen dem Sischdem!“

Schöne Grüße

MM

Mein Opa hat auch zum Thema Schiefhals bei Kindern promoviert und anschließend ausschließlich als Zahnarzt praktiziert. Und das schon im frühen 20. Jahrhundert. :smiley: