Adv., österr.: ''daune, dauna''

Wusstet ihr, dass es sich bei dem ostösterr.-mundartlichen Lokaladverb
daune, dauna um ein lebendes Fossil aus dem Althochdeutschen handelt?

Geh daune! (Treten Sie beiseite!)
Fahren S’ daune (Fahren Sie rechts ran)
daunehauen (wegwerfen)

von althochdt. dana = “von dannen“.

Gruß, Michl

von althochdt. dana = “von dannen“.

Auch im Mittelhochdeutschen gibt es das:

„dannen danne, dane dan adv. (I.302b) räuml. adv. allgem. demonstr. von da weg, von dannen (wider unde dan zurück u. von da wieder hin Nib. dar unde dan Parz. Freid. dan unde dar Troj. 4212; von dannen, her dan, hin dan; wol dan ausruf bes. beim tanze Walth. edel ritter, nû wol dan! Dan. 2279. wol dan balde Pass. 190,48. 298, 58). — causal: demonstr. daher, deshalb, davon; relat. woher, weshalb, wovon Anno, Windb. ps. — ahd. dannân u. diese volle form Msf. 204,7. Reinh. sendschr. 776. Myst. 1. 221,22. dannan hin Gr.w. 1,34; dannant Ad. 907 (1318). dannant hin ib. 1243 (1400).“

Aus dem Lexer.

Gruß, Fritz

Servus,Michael - ebenfalls nach langer Zeit:smile:

Geh daune! (Treten Sie beiseite!)
Fahren S’ daune (Fahren Sie rechts ran)
daunehauen (wegwerfen)

ergänzend noch: „kumm daune“ herunterkommen, heruntersteigen.

Lieben Gruß aus Wien, jenny

Hier hat einmal einer den Satz gepostet.

Duran dauna do dadirrta da do!

Es ging um einen Tannenbaum!

Nochmals liebe Grüße
Fritz

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Hallo Jenny,

ergänzend noch: „kumm daune“ herunterkommen, heruntersteigen.

tatsächlich klingen mir da die Worte meiner rustikalen Oma im Ohr,
wenn wir als Kinder höher als erlaubt in die Obstbäume stiegen:
„Kimm hiedau!“
hört sich fast an wie ein (mundartl. verschliffenes) altertümliches
„Komm von hinnen nach dannen“ :smile:

Gruß, Michl

‚Fahr dännè, dù bìsch mèr ìm Wääg!‘

Guten Tag, Michl

Im Berndeutschen (Schweiz) wird ‚von dannen‘ so angewandt:

„Gang dännè!“ (Geh auf die Seite! Mach Platz!)
„Göht dännè!“ (Geht auf die Seite! Gehen Sie auf die Seite!)

„Fahr dännè, dù bìsch mèr ìm Wääg!“ (Fahr beiseite, du versperrst mir
den Weg!)
„Fahryt dännè, dìr syt ìm Wääg!“ (Fahren Sie beiseite, Sie versperren
den Weg!)

„Sì cha éyfach nüüt dännèghéye (oder dännghéye).“ (Sie kann einfach
nichts wegwerfen.)

Nicht zu verwechseln:
„dännè“ = von dannen
„dänè“ = drüben

„Änè, dänè, dìssè, d Chatz het gschìsse“ ist ein alter Abzählvers,
vertont von den Berner Troubadours.

Freundlich grüsst

Rolfus

Hallo Fritz,
das würde ich möglicherweise auch so verstehen können:
Tu ihn da hin, denn dort …(verdorrt er dir doch?)
auf süddeutsch du än (mit r zusammengezogen „zwecks“ leichterem
Sprechen) = duran
dau na (dau = da, na = hin)

und dann ist irgendwie das „von dannen“ nümmädo

  • jedenfalls nümme ganz, den „tu ihn dort hin“ isch doch a bissle
    andersch als „tu ihn weg“
    Glaub ich.
    grüssle
    bettina

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Duran dauna …
Hallo, Bettina,

eine längere Meditation brachte mich auf den Originalsatz, der das lautete: „Duran dauna, du Doilm, do dadirrta da do!“

Die Situatin war folgende: Der Schwiegersohn stellt bei der Schwiegermutter den Weinnachstbaum auf und platzierte ihn zu nahe an den Ofen.

Darauf die Schwiegermutter: Stelle ihn weiter weg von dort auf, du Dalk, dort verdürrt er dir doch (zu schnell)!"

Ich bin nicht ganz sicher, ob der „Doilm“ wirklich von dem „Dalk“, der tschechischer Herkunft ist, kommt, oder ob es eine Ostmittelbairische Zwischenform dazu gibt.

Gruß Fritz

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kann ich als österreicherin nur bestättigen, stimmt so!

Dani

Servus, lieber Fritz,

jetzt bin ich a bisserl irritiert - ich dachte immer, sowohl Dolm (woher wohl das besagte „Doim“ kommt, als auch „Dalk“ sind urdeutsche Wörter!?
Der Grimm jedenfalls kennt beide und erzählt uns bei Dalk nix von einer Herkunft aus meiner 2km entfernten Nachbarschaft Tschechien.

Einen lieben Gruß aus dem Waldviertel, jenny

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Wusstet ihr, dass es sich bei dem ostösterr.-mundartlichen
Lokaladverb
daune, dauna um ein lebendes Fossil aus dem
Althochdeutschen handelt?

Lieber

Michl!

Neu ist mir da nur, dass Du das für österr. hältst. Bairisch!
„Geh dana“ [betontes dumpfes „a“] u. Ä. ist in Niederbayern Standard. Ich wüsst gar nicht, wie man sonst sagen sollt.
Schöne Grüße!
Hannes

Neu ist mir da nur, dass Du das für österr. hältst. Bairisch!

Ja, pardon, freilich meinte ich nicht dass es das Wort NUR im österreichischen gibt. Bairisch und Österreichisch sind ja ganz eng verwandte Mundarten.
(im Grund genommen sind wir Ösis ja eh nicht anders als abtrünnige Bayern: als Friedrich I. anno 1156 auf der Barbinger Wies’n zu Regensburg einen kaiserlichen Akt unterzeichnete - das sog. Privilegium Minus - verfügte er darin unter anderem in einer Fußnote die Abspaltung der Grafschaft Ostarrîchi vom Herzogtum Bayern, um den Machteinfluss der bayerischen Herzöge zu verringern: Ostarrîchi kriegten die Babenberger. Die Gründung Österreichs war somit nix wie eine historische Gemeinheit, um den Bayern was zufleiß zu tun.) (drum braucht sich auch keiner wundern, dass der Amtsweg bei uns so eine große Tradition hat – was soll man von einer Nation erwarten, die ihre Geschichte als Aktenvermerk angetreten hat :wink:
(was uns an den Bayern allerdings befremdet ist, dass sie reden wie die Ösis, aber autofahren wie die Preußen :wink:

Gruß, Michl

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Der bairische Sprachraum
ist hier http://www.bayerische-sprache.de/Index/Bairischer%20… recht übersichtlich dargestellt, auch über die kleinen und größeren lokalen Abweichungen kann man sich informieren.

(Übrigens eine Info an den Mod: Einige Links aus der Sammlung in der Brettbeschreibung funktionieren nicht mehr)

Fritz’ Satz würde bei uns so lauten:
Tuan dua, du Doöm, då dadescht a da decht!
(Åwa ba ins då schtöat jå koana an Chrisbamm zan Ofm zuai… :wink: )

Grüße aus einem bair. Sprachgebiet in A!
Helene

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http://www.bayerische-sprache.de/Index/Bairischer%20…

Ein schöner Link, liebe Helene!

Sollte in der Sammlung der Links erscheinen.

Arbeit für Moderatoren!

Gruß Fritz

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Hallo, Michl!
Schön die Darlegung der Genese Österreichs!

(drum braucht sich auch keiner wundern,
dass der Amtsweg bei uns so eine große Tradition hat – was
soll man von einer Nation erwarten, die ihre Geschichte als
Aktenvermerk angetreten hat :wink:

Mir imponiert vor allem, dass der evtuelle Thronanwärter schlicht der Herr Habsburg sein muss, dass es aber durchaus immer noch wirkliche Hofräte gibt.

(was uns an den Bayern allerdings befremdet ist, dass sie
reden wie die Ösis, aber autofahren wie die Preußen :wink:

Ja, letztere überholen mich auch immer, wenn ich Richtung Linz und Wien fahr. Aber die werden von den SDs, BRs, WEs, WLs und Konsorten sowas von überholt und geschnitten!
Schöne Grüße!
Hannes

SDs, BRs, WEs, WLs und

Was sind denn das für welche?

Neugierig
Fritz

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SDs, BRs, WEs, WLs und

Schärding, Braunau am Inn, Wels, Wels-Land!

Servus, Fritz und baba…*g*

Ps. Ich hab unten noch eine Frage an dich offen

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SDs, BRs, WEs, WLs und

Schärding, Braunau am Inn, Wels, Wels-Land!

Nummernschilder also; na, da hätte ich aber auch selber draufkommen können. Ich dachte aber wegen ähnlicher Abkürzungen zunächst an Radiostationen.

Sind die Fahren mit diesen Buchstaben irgendwie als schlechte Fahrer bekannt?

Ich kenne hier im Ländle einige Buchstabenkombinationen, wo ich mich nicht wundere, dass die so einen Stiefel zusammen fahren.

Ps. Ich hab unten noch eine Frage an dich offen

Wo denn? Wie denn? Was denn?

Gruß Fritz

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Grimm versus Wehle
Servus, liebe Jenny!

jetzt bin ich a bisserl irritiert - ich dachte immer, sowohl Dolm (woher wohl das besagte „Doim“ kommt), als auch „Dalk“ sind urdeutsche Wörter!?

Jetzt wo du mich drauf aufmerksam machst, bin ich selber irritiert und wenn ich dir meinen Gewährsmann für die tschechische Herkunft des Dalken, den ich auch fälschlicherweise hinter dem „Dolmen“ vermutete, nenne, wirst du wissend lächeln.

Der Herr Wehle nennt die böhmischen Dalken, Mehlspeisen also, und führt aus, dass dies Wort vom tschechischen vdolek = Vertiefung oder von tschechisch odolek = Aschekuchen herkommen könnte.

Mir klang das einleuchtend.

Einen lieben Gruß aus dem Waldviertel

Und dahin einen von hier
Fritz

Grüß Dich Michl,
ich möchte noch eine kleine Anmerkung dazuschreiben.
Österreichisch ist eigentlich keine Mundart. Ein Großteil
der Österreicher spricht dafür bairische Mundart und
österreichisches Hochdeutsch :wink:
Pfiat Gott,
Roland

Neu ist mir da nur, dass Du das für österr. hältst. Bairisch!

Ja, pardon, freilich meinte ich nicht dass es das Wort NUR im
österreichischen gibt. Bairisch und Österreichisch sind ja
ganz eng verwandte Mundarten.

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