ÄGYP: Winter statt Frühling

Hi,

Der Islam ist noch Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte davon
entfernt, eine demokratiefreundliche bzw. -taugliche Religion
zu werden. Es herrschen noch die Strömungen vor, die im
Glauben (bzw. den zugrundeliegenden Regeln wie Koran, Sunna,
Fiqh) nicht nur die Regelung des Verhältnisses zwischen Gott
und Mensch sehen, sondern auch die Regelung der Verhältnisse
innerhalb der Gesellschaft.

Nun kann man zwr Vergleiche zum Christentum und Judentum ziehen, aber in welchem Kaffeesatz steht, das das noch hunderte Jahre dauert?

Aus der Akzeptanz der uneingeschränkten Allmachtstellung
Gottes (auch eben in gesellschaftlichen Aspekten) ergibt sich
geradezu zwangsläufig die Akzeptanz eines absolutistischen
Herrschers, der Verzicht auf Verwirklichung der eigenen
politisch-gesellschaftlichen Vorstellungen bzw. die
Entbehrlichkeit derartiger Vorstellungen.

Das gehört eher ins Theosophienrett, weniger in die Nahostpolitik.

Das Christentum brauchte Jahrhunderte und Veränderungen wie
Aufklärung, Säkularisierung und Laizismus bis die Kirche auf
den Anspruch der Verwirklichung eines Reichs Gottes auf Erden
verzichtete und sich demokratische Staatssysteme zumindest in
Europa einigermaßen flächendeckend durchsetzen konnten.

Wir leben aber nichtmehr im Mittelalter, heute ist die Aufklärung deutlich schneller, durch verbesserte Informationsverbreitung.

Von heute auf morgen wird das im Nahen und Mittleren Osten
sicherlich nicht passieren. Nicht zuletzt in Deutschland
brauchten wir für die Demokratie auch ein paar Anläufe. Man
möge bedenken, was sich zwischen diesen Abläufen in
Deutschland bzw. Europa abspielte, bevor man eine arabische
Welt in Freiheit und Demokratie herbeiredet.
/t/mubarak/6288424/8

So ist es. Und man kann ebensogut eine Diktatur herbeireden.

Das ist zwar alles schön aus dem Sessel heraus fabuliert, aber doch etwas substanzlos.

Gruß
T.