Ältere Frau kommt total verkotet von der Dialyse

…nach Hause !

Hallo !

Ich bin totalverzweifelt. Vielleicht hat jemand einen guten Rat.

Meine Ma muß 3 mal die Woche zur Dialyse.

Die betreuenden Ärzte dort sind der Meinung, daß Sie in ein Heim soll.
Sie möchte das aber nicht. Sie war dann in der Kurzzeitpflege, wo ich und andere schreckliche Dinge erlebt haben ( Klingel ausserhalb der Reichweite gehängt, in Exkrementen liegen lassen und seltsamerweise war sie immer sehr sehr schläfrig ). Dann hat die eine Ärztin vor der Entlassung meiner Ma mit dem Krankenhaus telefoniert :Grundtenor- Sie mache sich Sorgen, wegen der Versorgung dann zu Hause. Meine Ma bekommt zu Hause was möglich ist : 2 x am Tag kommt die Pflege, ein Verwandter ist da bis nachmittags , eine Haushaltshilfe und und und …das ist wesentlich mehr Leistung, als Sie das in der Kurzeitpflege hatte.

Jetzt habe ich sowie unsere Haushaltshilfe meine Ma abends völlig desolat und total eingekotet vom Fahrdienst übernommen.

Können die dort bei der Dialyse nicht mal ne Windel wechseln ? Neue Kleidung liegt dort auch !

Das dreiste ist, daß die mich dann auch bei telefonischen Nachfragen anlügen : Unsere Haushalthilfe hat vor ein paar Wochen einen Zettel mitbekommen, mit der Bitte um frische Wäsche und Diätmargarine, weil meine Ma sonst Durchfall bekommt. Eine Woche später habe ich mit der Ärztin gesprochen und die sagte mir : " Gut das Sie mir das mit den Durchfällen gesagt haben, das wußte ich gar nicht "

Ich verstehe nicht, das dort nichts getan wird und bin total entsetzt!!

Was könnte man in so einem Fall tun ? ( Außer einen böses Fax schreiben ? ) Gäbe es Stellen für sowas ?

Vielen Dank für Eure Antworten !

Hallo,
hast du die Möglichkeit eine andere Dialyse für deine Mutter zu finden? - wenn ja würde ich das mal angehen - ansonsten mit der Krankenkasse deiner Mutter Kontakt aufnehmen und ihnen die Zustände schildern - vorher vielleicht andere Patienten der Dialyse malabklappern ob die auch Schwierigkeiten haben
Gruss Gawen

Hallo,

seltsamerweise war sie immer sehr sehr schläfrig

Das ist darauf zurückzuführen, daß die alten Leutchen mit Valium, Librium oder ähnlich starken Beruhigungsmitteln „versorgt“ werden. Dies geschieht nicht nur bei der Kurzzeitpflege, sondern auch in Alters- und Pflegeheimen. Betäubte Patienten sind pflegeleichter, können sich nicht beschweren, wenn sie in die Windel gemacht haben, wandern nicht durch die Gegend usw.

Als meine Mutter im Pflegeheim war, wußte ich von solchen Vorgehensweisen noch nichts, wunderte mich aber, daß sie bei jedem Besuch apathischer und schwächer war, was ich damals aber auf ihren nachlassenden Lebenswillen zurückführte. Zuletzt lag sie nur noch im Bett. Sie wurde regelrecht totgepflegt, die ständig längere Bettruhe führte zur totalen Schwächung und wahrscheinlich auch zu einem früheren Tod als es ohne diese Mittel und „Pflegefreundlichkeit“ der Fall gewesen wäre.

Erst Jahre später fiel mir ein Buch in die Hände, von: Markus Breitscheidel „ABGEZOCKT UND TOTGEPFLEGT“, Alltag in Deutschen Pflegeheimen 1. Auflage 2005, Econ Verlag € 16,95.

Da erst verstand ich, was man mit meiner Mutter gemacht hatte. Hätte ich das nur früher gewußt…

Zitat: "Das gnadenlose Geschäft mit der Pflege: Markus Breitscheidel, erfolgreicher Manager, kündigt seinen sicheren Job als Marketingleiter, arbeitete undercover als Pflegehilfskraft und erlebte vor Ort und hautnah den grauenvollen Alltag der Bewohner in Pflege- und Altenheimen in Deutschland. Aus seiner Expedition entstand ein erschütternder Tatsachenbericht und Insiderreport.

Die bittere Wahrheit

  • "Im Minuten-Zeittakt und wie am Fließband werden wehr- und hilflose alte Menschen von ständig überforderten und schlecht ausgebildeten Pflegekräfte abgearbeitet,
  • für Zuwendung und menschenwürdige Betreuung ist meist keine Zeit vorhanden. Der Heimbewohner mutiert zum bloßen Kostenfaktor.
  • Ruhigstellung durch Medikamente, Vernachlässigung, Unterernährung, Austrocknung, medizinische Unterversorgung, gefährliche Pflege ist kein Einzelfall.
  • Die Ausbeutung und Überforderung der Pflegekräfte hat dramatische Ausmaße angenommen.
  • Gefördert und betreut werden nicht die Menschen, wohl aber die Profitmaximierung der Betreiber.
  • "Pflege- und Krankenkassensätze sowie die hohen Unterbringungspauschalen werden anscheinend zweckentfremdet eingesetzt.
    Katastrophale Missstände, die jeden wachrütteln sollten und einen grundsätzlichen Diskurs einleiten müssen.

Die Idee zu diesem Buch entstand gemeinsam mit Günter Wallraff." Zitat Ende.

Siehe hier: http://www.patientenverfuegung.de/info-datenbank/200….

Das Buch kann ich jedem empfehlen, der vor der Frage steht, ein Heim wählen zu müssen. Damit bekommt man die Informationen an die Hand, um ein Heim, kommunal oder kommerziell, besser einschätzen zu können.

Gruß,
p+p

Ich kenne die Filmreportage ! Ist wirklich schockierend.

Ich habe den Eindruck, daß man den freien Willen meiner Mutter - nicht in ein Heim zu wollen - nicht akzeptiert.

Weiterhin habe ich den Eindruck, daß von der Dialye der Eindruck erweckt werden soll - durch die Nichtversorgung und das eingesaute nach Hause schicken - das sie eben im Heim doch besser versorgt wäre.
Warum telefoniert die Ärztin sonst mit dem Heim anstatt mit mir ?

Vielen Dank auf jeden Fall für die Antworten !

Mal schauen ! Ich dachte da eher an eine übergeordnete Instanz.
Die müssen ja auch irgendwie zertifiziert sein .
Danke trotzdem für die Idee ! ! !

Hallo,

Ich habe den Eindruck, daß man den freien Willen meiner
Mutter - nicht in ein Heim zu wollen - nicht akzeptiert.

Das geschieht bei älteren Leuten leider sehr häufig - sie werden gern als minderbemittelt betrachtet.

Weiterhin habe ich den Eindruck, daß von der Dialye der
Eindruck erweckt werden soll - durch die Nichtversorgung und
das eingesaute nach Hause schicken - das sie eben im Heim
doch besser versorgt wäre.

Oder man ist wegen Personalmangels nicht in der Lage diese „Komplikation“ zu bewältigen, denn zur Dialyse müsste sie ja weiterhin kommen.

Warum telefoniert die Ärztin sonst mit dem Heim anstatt mit
mir ?

Suche dir einen anderen Arzt und ein anderes Dialysezentrum.
Wenn möglich begleite deine Mutter wenigstens die ersten 2-3 Mal, oder bitte jemanden darum. Wenn man dort merkt, daß ihnen jemand über die Schulter schaut, läuft das vielleicht etwas besser.

Gruß,
p+p

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Hallo,

ich sehe Deine Frage erst jetzt, aber vielleicht hilft es doch noch:

Wie wäre es mit einer Heimdialyse? Ein Gerät im Haus, an dem sie jede Nacht angeschlossen wird?

Vermutlich würdest Du, dazu eine Pflegekraft oder jemanden in Rufweite benötigen.

Da Ihr Haushaltshilfe usw. habt, können die Kosten für das Gerät vielleicht ja aufgebracht werden, falls die Krankenkasse diese nicht übernimmt.

Eine weitere Dialysemöglichkeit ist die „Bauchfelldialyse“. Deine Mutter wird wohl bei dieser Peritonealdialyse beim „Beutelwechsel“ zwischen drei- und fünfmal täglich (ca. 1/2 Stunde) Hilfe brauchen. Diese kann aber problemlos von jedem medizinischen Laien erlernt werden.

Informiere Dich doch mal, ob es in Eurer Gegend ein KFH (http://www.kfh-dialyse.de ) gibt. Ein Bekannter ist seit Kurzem dialysepflichtig und in deren Dialysezentrum (macht Bauchfelldialyse) in Nürnberg in Behandlung und Betreuung. Er ist voll begeistert von deren Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und wirklichen totalen Rundumversorgung. In Nürnberg ist beim KFH auch die ganz „normale“ Dialyse möglich.

Gruß
Ingrid