Hallo ryan79!
Auf jeden Fall ist es ratsam, die Maueranschlussfuge richtig zu isolieren. Ganz besonders sogar, nachdem die Scheibenqualität hinsichtlich der Dämmung um ein Vielfaches verbessert wurde, denn jetzt ist die Maueranschlussfuge mit großem Abstand die kälteste Stelle im Raum und sicher der Ort, wo sie Kondenswasser und anschließend Schimmelpilz bildet. Wenn jetzt nicht unbedingt verhindert wird, dass Luftfeuchtigkeit vom Innenraum in die kalte Maueranschlussfuge zieht, dann richtet das Kondenswasser in der Maueranschlussfuge richtig böse Schaden an.
Die Dämmung aus Wolle (Mineralwolle oder Glasfaserwolle) ist prinzipiell nicht schlecht, jedoch hat sie zwei entscheidende Nachteile:
- Ist sie einmal feucht geworden, richtet sie mehr Schaden an, als dass sie Vorteile hätte.
- Wer weiss, ob damals die Wolle wirklich gleichmäßig und in richtiger Menge eingebracht wurde. Die Zugluft lässt darauf schließen, dass es nicht ausreichend war und auch nicht umlaufend Wolle vorhanden ist.
Also auch das ist ein Grund, um alles aufzureißen und neu zu isolieren. Wenn man es richtig machen will, führt kein Weg an dieser Arbeit vorbei.
Als nächten Hinweis sei das Augenmerk auf den Anschluss der Fensterbänke gerichtet. Meistens ist außen keine Isolation (Wärmedämmung und Schwerfolie!) unter der Metallfensterbank, so dass sich hier gnadenlos Kondensat bildet, was ins Mauerwerk zieht. Außerdem ist meistens keine oder nur wenig Isolation (Fensterbankanschlussprofil) zwischen der Außenfensterbank und der Innenfensterbank, so dass die Kälte-/Wärmebrücke am Anschluss der Innenfensterbank zu Kondenswasser und Schimmelrisiko führt. Sollte es sich außen um eine Steinfensterbank handeln, könnte diese vielleicht sogar unter dem Fenster durchlaufen und so für eine mittelschwere Katastrophe sorgen. In diesem Fall müsste die Steinfensterbank aufgetrennt und thermisch getrennt werden. In der Regel führen die Isolationsprobleme an den Fensterbänken unweigerlich dazu, dass deren Montage erneuert werden muss und das dann dazu führt, dass das untere Fensterrahmenprofil um ein paar Zentimeter höher zu sein hat. Das bedeutet, dass das Fenster um ein paar Zentimeter zu groß ist. Dann wäre der Austausch der Glasscheiben rausgeschmissenes Geld, denn nun müssen die Fenster komplett neu gemacht werden. Leider wird die größte Problemzone, der untere Fensteranschluss mit den Fensterbänken, bei den meisten Sanierungen total ignoriert, weil sich hier durch Kleinigkeiten, die dem Laien kaum auffallen, Aufgaben mit hohem Kostenaufwand entstehen.
Eine Schlussbemerkung, die ich mir einfach nicht verkneifen kann:
Selbst viele Fachbetriebe verschließen vor dem Umfang einer richtigen Sanierung die Augen, denn in den meisten Fällen wird eine Beratung in dieser Richtung von den Kunden als „Geldschneiderei“ bewertet. Also verkaufen die Fachbetriebe lieber einen kleineren Auftrag, als den Kunden mit einer Hiobsbotschaft ganz zu vergraulen. Schließlich ist bekannt, dass irgend ein Mitbewerber im Kostenvergleich das Problem des unteren Fensteranschlusses ignoriert und damit das gefälligere Angebot abgibt. Auf Nachfrage des Kunden kann er dann beschwichtigend das Problem klein reden und findet beim Kunden meist ein offenes Ohr, wenn es um Kostenersparnisse geht. Das ist einer der schlimmsten Gründe, warum in den Reihen der vermeindlichen Fachbetriebe sich seit Generationen auch richtige Scharlatane halten können. Der Kunde hat meistens mehr Misstrauen gegenüber einem teuren Angebot als gegenüber einem billigen Angebot, so dass die „Billigheimer“ immer ausreichend Aufträge haben und das sogar noch zunehmend in schlechten Zeiten, in denen die echten Fachbetriebe richtig mit dem Überleben zu kämpfen haben.
Jetzt frage ich mich, wie kommt ein Fachbetrieb an den Auftrag, Scheiben in alten Kunststofffensterprofilen zu wechseln, wenn der Kunde freiwillig und ohne Scheu bereit ist, alle Maueranschlussfugen zu sanieren?! Glasscheibenaustausch und eine fachgerechte Sanierung der Anschlussfugen getrennt zu machen, ist unter dem Strich viel teurer, als sich komplett neue Fenster mit modernen Rahmen einbauen zu lassen, die schon die hochwertigen Glasscheiben haben und eine moderne Montage hinsichtlich Fensterbänken und Isolation der Maueranschlussfugen naturgemäß erfordern. Ein Glasaustausch als Sanierungsmaßnahme kommt wirtschaftlich nur dann in Frage, wenn es keine Arbeiten am Mauerwerk geben soll und Fensterrahmen und Fenstermontage bereits den aktuellen Richtlinien entspricht.
Ich glaube, dass der Betrieb, der die Scheiben ausgetauscht hat, auch nach dem Prinzip vorgegangen ist: Lieber den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach! Ein richtiger Fachbetrieb hätte dem Kunden vorgerechnet, dass es wirtschaftlich völlig unsinnig ist, die Scheiben austauschen zu lassen, wenn ohnehin die Fenstermontage saniert werden muss.
Mit freundlichem Gruß,
Peter Ralf Lipka
ActualVision ZILL-Fenster GmbH, Berlin/Deutschland