Ältere Menschen motivieren

Hallo Ihr Lieben,

ich habe keine Frage, so genommen gehört es eher ins Plauderbrett, aber ich möchte es gern hier platzieren.

Meine Oma (89 Jahre) ist letztes Jahr nach dem Tod ihres Lebensgefährten zu meiner Mutter, die bei mir nebenan wohnt, gezogen. Meine Oma ist zwar noch relativ fit (kocht noch selbst, geht mit meiner Mutter einmal in der Woche schwimmen und in die Sauna, löst noch Kreuzworträtsel, liest etc.), aber in den letzten Wochen kam so häufig „Ich weiß das nicht mehr!“, „Ist mir egal!“ und durch ihre Schwerhörigkeit (ein Hörgerät verweigert sie) hat sie kaum an Gesprächen teilgenommen. Auch gab es vermehrt Situationen, in denen sie „schusselig“ wirkte.

Seit einer guten Woche sind meine Nichte und mein Neffe zu Besuch - sprich ihre Urenkel. Die Kids (15 und 17 Jahre) wollten unbedingt ein Gesellschaftsspiel mit uns spielen. Meine Mutter und ich schlugen das Kartenspiel Rommé vor, da wir das, als ich Kind war, sehr häufig auch mit meiner Oma gespielt haben. Meine Mutter und ich mussten erst einmal in unserem Gedächtnis kramen, wie die Spielregeln lauten, um es den Kids beizubringen. Meine Oma wollte nicht mitspielen mit der Begründung „Nein, lasst mal - das kann ich nicht mehr!“. Sie saß aber mit uns am Tisch und nach einigen Spielrunden, wo sie meiner Nichte über die Schulter geschaut hat, kamen solche Bemerkungen wie „Da hättest Du doch anlegen können“, „Diese Karte hätte ich jetzt aber nicht abgeworfen!“.

Am Samstag habe ich es dann endlich geschafft, meine Oma dazu zu überreden, eine Runde mitzuspielen. Lach, die ersten Runden hat sie gewonnen und es kamen bei anderen Runden solche Sprüche wie „Was habt ihr mir denn für ein Scheiß-Blatt gegeben!“ - seitdem haben wir jetzt jeden Abend gespielt und werden es auch weitermachen, wenn die Kids weg sind.

Meine Mutter und ich haben die ganzen Monate überlegt, was für Anreize wir der alten Dame noch bieten können.

Jetzt haben wir einen gefunden - und meine Oma lebt total auf. Und wir wissen jetzt: Sie ist in keiner Weise senil! :smile:

Das wollte ich nur mal los werden!

Viele Grüße

Kathleen

Hallo Kathleen,

toll! Glückwunsch, daß Du mit Deiner Oma nicht die Geduld verloren hast.
Ältere Menschen können in ihrer Demotivation sehr hartnäckig sein, wobei das ja nichts anderes ist als Zweifel an sich selbst, oft noch verbunden mit Depressionen. Daß Ihr nicht aufgegeben habt, war sehr wertvoll. Und Eure Freude mit ihr zu spielen, hat ihr bestimmt sehr viel gegeben und zusätzlich Eure Liebe für sie gezeigt.

Ich bin überzeugt, daß es wirklich gar nicht so einfach ist, das Alter immer stärker zu spüren: wie einem immer mehr Dinge, die früher selbstverständlich waren, nicht mehr gelingen wollen, Körper und Geist nicht mehr so funktionieren. Natürlich verunsichert das, macht gehemmt auch anderen gegenüber und dieses Nicht-mehr-ganz-so-funktionieren wird einem tagtäglich selbst vor Augen geführt, das will man nicht auch noch anderen zeigen. Dabei bringt gerade das einen Teufelskreis mit sich: sich immer mehr zurückziehen verstärkt die Problematik.

Diese Erfahrung mit alten Menschen will ich mir für die eigene Zukunft merken und ganz fest hoffen, daß es mir gelingt, nicht in diesen Teufelskreis zu geraten.

Alles Gute für Dich und Deine Oma!
Gruß, Eva

Hallo Kathleen,

Daß Ihr nicht aufgegeben habt, war sehr wertvoll. Und Eure Freude mit ihr zu spielen, hat ihr bestimmt sehr viel gegeben und zusätzlich

Eure Liebe für sie gezeigt.
Natürlich verunsichert das, macht gehemmt auch anderen
gegenüber und dieses Nicht-mehr-ganz-so-funktionieren wird
einem tagtäglich selbst vor Augen geführt, das will man nicht
auch noch anderen zeigen. Dabei bringt gerade das einen
Teufelskreis mit sich: sich immer mehr zurückziehen verstärkt
die Problematik. Diese Erfahrung mit alten Menschen will ich mir für die eigene Zukunft merken und ganz fest hoffen, daß es mir gelingt, nicht in diesen Teufelskreis zu geraten.

So gut hätte ich es nicht ausdrücken können! Es trifft aber meine Gefühle! Ich wünsche Dir und Deiner Familie alles Gute!!!

Hallo Kathleen,

eine schöne und Mut machende Erfahrung, danke dafür! Und: Vielleicht lässt sich ja die positive Erfahrung deiner Oma mit dem Kartenspielen nutzen, um ihr den Versuch eines Hörgeräts schmackhaft zu machen? :smile:

Schöne Grüße,
Jule

Hallo Jule,

Vielleicht lässt sich ja die positive Erfahrung deiner Oma mit
dem Kartenspielen nutzen, um ihr den Versuch eines Hörgeräts
schmackhaft zu machen? :smile:

gut, nach dieser Erfahrung schließe ich es nicht mehr definitiv aus, aber meine Oma ist so dermaßen eitel (zwängt sich täglich in ein Korsett und setzt sich - wenn Besuch da ist - ihre Perücke auf), dass ich befürchte, dass ich hier nichts erreichen werde. Sie sagt immer: „Ich muss ja nicht alles verstehen!“ Es wäre eine große Erleichterung für uns alle, wenn sie wieder besser hören könnte, aber wir können sie ja nicht dazu zwingen.

Liebe Grüße

Kathleen

Hallo Kathleen,

aber meine Oma ist so dermaßen eitel (zwängt
sich täglich in ein Korsett und setzt sich - wenn Besuch da
ist - ihre Perücke auf), dass ich befürchte, dass ich hier
nichts erreichen werde.

nun ja, die Eitelkeit könnte es ja vielleicht sogar packen: Mal, in einer guten Stunde, vorführen, wie doof das wirkt, wenn sie den Besuch fünfmal fragt, weil sie was hätte hören wollen, aber nicht verstanden hat.

Nur so ne spontane Idee

von Karin

Hallo Kathleen,

Es wäre eine große Erleichterung für uns
alle, wenn sie wieder besser hören könnte, aber wir können sie
ja nicht dazu zwingen.

vielleicht klappt es mit dem Besuch eines Hörgerätestudios doch?
Es kann durchaus sein, dass sie sich Hörgeräte noch so vorstellt, wie sie vor nicht allzu langer Zeit tatsächlich waren und oft noch zu sehen sind: klobig, und nur wenig Hörverbesserung.
Wenn sie vielleicht sieht, wie dezent die sein können, und um wie viel besser sie wieder hört… Klar, zwingen könnt und solltet ihr sie nicht, aber ihr evl. mal ein Ausprobieren empfehlen.

Viele Grüße,
Nina

Meine Mutter und ich haben die ganzen Monate überlegt, was für
Anreize wir der alten Dame noch bieten können.

Welche Anreize für einen Menschen der eh demnächst (Altersbedingt) tot ist?

Jetzt haben wir einen gefunden - und meine Oma lebt total auf.
Und wir wissen jetzt: Sie ist in keiner Weise senil! :smile:

Nicht senil sein muss aber nicht unbedingt „Lebensspass“ für eine „alte“ Dame bedeuten. Leute denkt doch mal ein wenig realistisch, was kommt für einen 89 jährigen Menschen noch? Menschen die einen da noch „motivieren“ wollen sind doch da sehr von der Realität entfernt. Als 89 jährige Oma würde ich mich da total verarscht fühlen. Ihr habt wohl eine sehr nette Oma, die spielt das dämlich Spiel mit.

Gruß

Guten Morgen Felix,

Welche Anreize für einen Menschen der eh demnächst
(Altersbedingt) tot ist?

na ja, dass könnte man so genommen dann auch bei allen Menschen sagen - wer weiß schon, wann man stirbt. Und bis zu diesem Tag kann man natürlich Trübsal blasen oder sich Anreize suchen, die einem selbst ein Minimum an Sinninhalten bietet.

Meine Oma ist ein ostpreußisches Ross - die kann locker noch 10 Jahre leben.

Nicht senil sein muss aber nicht unbedingt „Lebensspass“ für
eine „alte“ Dame bedeuten.

Ich habe den Lebensgefährten meiner Oma erlebt, der an Demenz litt. So etwas passiert ja nicht von heute auf morgen - und der Übergang, in dem man noch ein Bewusstsein dafür hat, vergesslich zu werden, ist anscheinend kein angenehmer. Der Lebensgefährte meiner Oma hat merkbar darunter gelitten.

Leute denkt doch mal ein wenig
realistisch, was kommt für einen 89 jährigen Menschen noch?

Diese Frage kannst Du (siehe oben) jedem Menschen stellen. Das, was kommt, ist an (vermeintlichen?) Hoffnungen geknüpft. Die zufriedensten Menschen sind die, die sich ganz realistisch mit dem zufrieden geben, was sie haben und im Rahmen ihrer Möglichkeiten noch haben werden. Bei dem einen ist es mehr - bei dem anderen weniger, was aber in keiner Weise proportional zu der Wahrscheinlichkeit, zufrieden zu sein, steht.

Menschen die einen da noch „motivieren“ wollen sind doch da
sehr von der Realität entfernt.

Ich habe meinen krebskranken Vater bis zu seinem Tode gepflegt/begleitet. Hätte ich die Möglichkeit gehabt, ihn sterben zu lassen, hätte ich es definitiv getan und am Abend, bevor er starb (er war nicht mehr ansprechbar), habe ich ihm gesagt, er solle endlich gehen. Er hat aber bis zum Schluss gekämpft, obgleich der Kampf aussichtslos war. Das Interessante: Er hat früher immer gesagt, dass er so nie enden wolle, er lieber vorher selbst Hand anlegte. Du kannst Dir anscheinend nicht vorstellen, welche Kräfte der Mensch entwickelt, wenn es dem Ende zugeht.

Ich wüsste nicht, wo hier mangelnder Realitätssinn zu verorten ist.

Gut, „motivieren“ ist vielleicht ein etwas unglücklicher Begriff, aber man muss dazu wissen, dass meine Oma zu den Menschentypen gehört, die sich bezüglich gemeinsamer Unternehmungen schon immer hat „bedienen“ lassen; sprich darauf wartet, dass jemand auf sie zukommt.

Als 89 jährige Oma würde ich
mich da total verarscht fühlen.

Das ist Dir selbstredend frei gestellt - ich habe jedenfalls meiner Oma angemerkt, dass es ihr sehr viel Spaß gemacht hat. Und wenn sie heute sterben sollte, hat sie wenigstens noch eine nette Erinnerung an eine Familienrunde. Ich wüsste nicht, wo hier der Verarschungsfaktor stecken sollte.

Ihr habt wohl eine sehr nette
Oma, die spielt das dämlich Spiel mit.

Lach, im Gegenteil: Meine Oma ist eine ziemliche Zicke! :smile:

Viele Grüße

Kathleen

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Welche Anreize für einen Menschen der eh demnächst (Altersbedingt) tot :ist?
Leute denkt doch mal ein wenig
realistisch, was kommt für einen 89 jährigen Menschen noch?

Jeder einzelne Tag, den dieser Mensch noch lebt, kommt da noch…

(Meine Uroma wurde 105, meine eine Oma 94, meine andere Oma ist 85 - für sie war/ist ein den Fähigkeiten angemessenes aktives Leben kein „dämliches Spiel“, sondern Lebensqualität.)

Der Antwort von Kathleen kann ich mich nur anschließen!

Viele Grüße,
Nina

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Hallo Felix,

mal ganz provokativ:

Welche Anreize für einen Menschen der eh demnächst
(Altersbedingt) tot ist?

Leute denkt doch mal ein wenig
realistisch, was kommt für einen 89 jährigen Menschen noch?

und für Behinderte erst! Für die ist das Leben vom ersten Tag an eine Qual! Was sollen die noch weiter leben müssen!

Gruß, Karin

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Meine Mutter und ich haben die ganzen Monate überlegt, was für
Anreize wir der alten Dame noch bieten können.

Welche Anreize für einen Menschen der eh demnächst
(Altersbedingt) tot ist?

Hallo Felix,
ich hoffe, Du buddelst Dir dann im entsprechenden Alter ein Loch und packst Dich dann da rein.
Das ist das unmöglichste, was ich seit langem gelesen hab.
Grüße
Almut

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Hallo Kathleen,
aber die Hörgeräte heutzutage sind doch so winzig.
Vielleicht lasst ihr euch mal eine Infobroschüre vom Deutsche Schwerhörigenverband zuschicken, und könnt so eure Oma überzeugen (Z.B zu einer Hörbrille…)
http://www.schwerhoerigen-netz.de/MAIN/ratgeber.asp
Grüße
Almut

[MOD Volker]
Hallo Felix,

dieser menschenverachtende Artikel wäre sofort gelöscht worden, leider bin ich erst jetzt in´s Brett gekommen.

Passende Antworten hast Du bekommen.

Gruß Volker

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moin,

ich habe mal einen 88 jährigen alten herren in der kurzzeitpflege kennengelernt und er wollte einfach nur noch sterben! freunde im altenheim finden, das konnte und wollte er wohl auch nicht, sie sterben halt einfach zu schnell weg.
noch dazu haben sie (die alten leutchens) größtenteils fest eingefahre wege im gehirn, so dass sich ihnen wohl kaum neue horizonte/ möglichkeiten öffnen werden.

joama - die hier ihre persöhnliche meinung dargelegt hat

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Moin moin,

lese ich Deine Meinung so richtig „Es lohnt nicht sich anzustrengen um ältere Leute zu motivieren.“?

sterben! freunde im altenheim finden, das konnte und wollte er
wohl auch nicht, sie sterben halt einfach zu schnell weg.

Genau hier ist doch eine Motivation angezeigt! Oder sollen wir zusehen wie Menschen sich aufgeben? NEIN, das ist meine Meinung.

noch dazu haben sie (die alten leutchens) größtenteils fest
eingefahre wege im gehirn, so dass sich ihnen wohl kaum neue
horizonte/ möglichkeiten öffnen werden.

Auch das ist ein pauschales Urteil, sicher gibt es Menschen, die nicht mehr fähig oder willens sind, Neues aufzunehmen, aber Anreize können Wunder bewirken. Daran möchte ich mich orientieren, nicht an den „Fällen“ in denen nichts mehr gelingt.

Gruß Volker

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hallo volker,

noch dazu haben sie (die alten leutchens) größtenteils…

Auch das ist ein pauschales Urteil…

ich schrieb größtenteils!

bye
joan

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Hallo Almut

Du hast das viel zu nett ausgedrückt.

Hitzegruss
Heinz