Natürlich hast du ja Recht, …
… wenn man die Lage im Jahr 2008 sieht.
Es ist schon richtig, wenn, eher als neutral angesehene, fremde Helfer und Truppen Unterstützung und Schutz leisten, um ein Zivilleben wieder aufzubauen.
Nichtsdestotrotz liegt noch vieles drumherum im Argen. Warum ist Russland nicht mit im Boot um die Geldströme aus dem Opiumanbau trockenzulegen? Es würde auch Putin interessieren diese Einkommen der Mafia abzustellen. Aber dafür sollten wir ihn unterstützen. Es mag uns Böse vorkommen, was gerade in Russland abgeht, aber bevor nicht Korruption und Mafia unter Kontrolle sind, wird es nur noch schlimmer für die Menschen. Dafür braucht es die starke Hand, die außenpolitisch einen freien Rücken hat, auch wenn vorbergehend Menschenrechte darunter leiden. Wer hat behauptet Leben wäre einfach?
Es ist schon richtig, wenn unsere Friedenshelfer (hoffentlich mit gutem Selbstschutz ausgestattet) vor Ort auch den moralischen Rückhalt aus der Heimat haben. Zumal ich den auch selbst mittelbar leisten kann.
Dieser Illusion gibt sich auch niemand hin. Oder meinst du,
wenn Karsai mit den Taliban verhandelt würde man nicht von
vornherein davon ausgehen Kompromisse eingehen zu müssen?
Was soll dabei herauskommen? Eine eigene islamische Republik im Norden? Nun ja, die Vorräte an S-Draht sind ja dann gut einsetzbar. Und im Mauerbau sind ja einige von uns immer noch erfahren. Vorher können wir ja hier im Baskenland üben.
Im Rückblick bin ich immer wieder der Meinung, das wir nur die Kohlen aus dem Feuer holen, die verfehlte amerikanische Außenpolitik entzündet hat. Andernfalls würde Afghanistan genauso wie andere afrikanische Länder sich erst einmal ein paar Jahrzehnte mit sich selbst beschäftigen und untergehen oder auferstehen. So ist das eben, böse und schmerzhaft. Siehe unsere eigene Geschichte.
Anders gesagt, es hat nur einmal funktioniert Bomben auf ein Land zu werfen und danach war Frieden und Demokratie. In Deutschland.
Aber dem ist halt jetzt leider noch nicht so in Talibanistan. Die Einen haben nix zu beissen und die Anderen zuviel zum schießen. Und dazwischen stehen wir und bemühen uns Normalität zu stützen, die hoffentlich langfristig etwas nützt.
Versteh mich nicht falsch. Was wir in Afghanistan jetzt tun, ist das Beste, was wir machen können, aber es hätte nicht dazu kommen müssen. Meiner Ansicht nach ist die Lage das Ergebnis einer kurzfristig reagierenden (nicht denkenden) amerikanischen Außenpolitik, an denen Jahrhunderte an Diplomatie und Ausdauer vorbeigegangen sind. Kann sich noch jemand an den Eklat mit China erinnern, wenige Wochen nachdem George Doubleyou im Amt war? Dass jemand noch schlechter reagieren kann als ich … da war mir schon alles klar und ich finde mich heute immer mehr bestätigt. Nun denn, hoffen wir auf einen neuen Verführer im Weißen Haus*. Auch wenn uns Obama mehr in die Pflicht nehmen wird.
Nichtsdestotrotz sehe ich immer noch grau (nicht ganz schwarz) und zwar auch bevor ich diesen Artikel gelesen hatte:
http://brightsblog.wordpress.com/2008/10/10/das-tali…
Hoffen wir das Beste und auch dass der Konflikt nebendran zwischen Pakistan und Indien wenigstens zur Ruhe kommt. Wenn nicht sogar von dort Beziehungen hilfreich sind.
Hmm. Ich sollte wohl mal mein Studierendenverbindungsnetzwerk anzapfen für jemanden, der sich ständig mit all dem Geschehen in der Gegend befasst und einen Vortrag machen könnte. Der letzte vor 15 Jahren von einem Nato-Kontaktoffizier der Bundeswehr über den Balkan-Konflikt war SEHR interessant. Nun gut, seit dem Hat sich die Rolle Russland auch stark verändert. Hoffentlich auch die Armee.
Mit den Besten Grüßen
Stefan Dewald
*
»Amerikaner haben das schädliche Bedürfnis durchschnittliche Menschen in Machtpositionen zu haben. Keiner möchte einen durchschnittlichen Neurochirurgen oder auch nur einen durchschnittlichen Teppichleger, aber wenn es darum geht einen Mann oder eine Frau mit mehr Macht und Verantwortlichkeit auszustatten als jemals zu vor in der Menschheitsgeschichte, dann, so sagt der Amerikaner, möchte er einen ganz normalen Menschen, so wie er selbst [Anm.: genauso ungebildet und engstirnig]. Präsident Bush behielt seinen knappen Vorsprung bei der „Mit wem würden Sie gerne ein Bier trinken“ Umfrage im Jahr 2004, und er gewann die Wiederwahl.« (Sam Harris)
Quellen:
http://richarddawkins.net/article,3068,Palin-average…
http://www.google.de/search?hl=de&newwindow=1&safe=o…