Agamben Nudita

Hallo,

in seinem Aufsatz „Nacktheiten“ im gleichnahmigen Sammelband stellt Agamben die These auf, dass Nacktheit Unbekleidetheit voraussetzt, aber nicht mit ihr identisch ist, weil bei ersterer hinzukommt, dass sie „bemerkt“ wird.

Ich überlege, ob man diese These bezweifeln kann in dem Sinne, dass beide Begriffe ÜBERHAUPT NICHTS miteinander zu tun haben. Nacktheit in Agambens Sinn ist ja eine 1. „bemerkte“ und 2. „Entblößung“.

Bedeutet nun diese Begriffsfestlegung bei Agamben nicht, dass Nacktheit auch gänzlich unkörperlich sein kann (etwa als bemerkte Entblößung von Unwissen in einer Diskussion oder ähnlichen Phänomenen)?
Oder ist dies NUR im übertragenden Sinn behauptbar?

Könnte es sein, dass die Definition ohnehin an den Haaren herbeigezogen ist? Oder - aber das ist auch nur eine Vermutung - ist die Definition einer medialen Gesellschaft geschuldet, der es (in der Gegenwart) vor allem um OPTISCHE Phänomene geht bzw. hier ein unbeabsichtigter Rückfall in mediale Denkstrukturen vorliegt?

Gruß

Bona

*ergänzende Postings in Sport, Sexualität und Religion (bei Interesse bitte nachsehen!)

Hallo Bona,

in seinem Aufsatz „Nacktheiten“ im gleichnahmigen Sammelband
stellt Agamben die These auf, dass Nacktheit Unbekleidetheit
voraussetzt, aber nicht mit ihr identisch ist, weil bei
ersterer hinzukommt, dass sie „bemerkt“ wird.

Agamben nimmt Anleihen aus der Bibel,
Adam und Eva waren nackt im Paradies,
da bemerkten sie, dass sie „nackt“ waren.
(Was dir natürlich klar ist, nur der
Ordnung halber, für ev. Mitlesende.)
Die unbekümmerte Unbekleidetheit im
ursprünglichen Zustand, wird durch
Erkenntnis transformiert, obwohl der
Zustand identisch ist. Der Unterschied
ist z.B. Scham oder im übertragenen Sinne,
wie oft interpretiert wird, der
Evolutionssprung, als sich der Mensch
vom Tier abspaltete. Was im biblischen
Kontext eine „Sünde“ darstellt.

Ich überlege, ob man diese These bezweifeln kann in dem
Sinne, dass beide Begriffe ÜBERHAUPT NICHTS miteinander zu tun
haben. Nacktheit in Agambens Sinn ist ja eine 1. „bemerkte“
und 2. „Entblößung“.

Eine Frage der Perspektive, zwei Dinge können
gleich sein und sind trotzdem grundverschieden.

Bedeutet nun diese Begriffsfestlegung bei Agamben nicht, dass
Nacktheit auch gänzlich unkörperlich sein kann (etwa als
bemerkte Entblößung von Unwissen in einer Diskussion oder
ähnlichen Phänomenen)?

Das denke ich auch, s.o. Scham, Peinlichkeit etc.
Aber grad im peinlichsten Moment erfährt der
sado-masochistisch Veranlagte höchste Wonnen.
(s.Sexualbrett)

Oder ist dies NUR im übertragenden Sinn behauptbar?

Sehr wahrscheinlich, aber gänzlich ausschliessen
lässt es sich imho nicht. Ein Nackter in einem
Nudistencamp oder einer in der Stadt unterscheiden
sich schon.

Könnte es sein, dass die Definition ohnehin an den Haaren
herbeigezogen ist? Oder - aber das ist auch nur eine Vermutung

  • ist die Definition einer medialen Gesellschaft geschuldet,
    der es (in der Gegenwart) vor allem um OPTISCHE Phänomene geht
    bzw. hier ein unbeabsichtigter Rückfall in mediale
    Denkstrukturen vorliegt?

Nein, es stellt kein „unbeabsichtigter“ Rückfall
dar, sondern reflektiert die Beecroft-Performance:

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,350…

Resümierend auf die Augustinusaussage „Gnadenkleid der Anmut“,
stellt sich dem Leser die Frage, inwieweit
sich die theologische Dogmatik dem freien Umgang
des Menschen, mit seinem nackten Körper, konträr
gegenüberstellt.

Der philosophisch tiefer und gründlicher Denkende,
wird diesem Thema emergent-evolutionär, allerdings
deutlich mehr entlocken können!

Viele Grüße
Artanic

Es gibt nach meiner Vorstellung SECHS generell verschiedene Nacktheiten, die ich gleichsetzen möchte mit „Entblößung“: Körperlich, emotional, spirituell, nach außen zu anderen, und nach innen zu sich selbst. Soll heißen: Nackt in der Essenz und Distanz zur Struktur, körperlich also entkleidet.

Die wichtigste Nacktheit
Ich vergaß die wichtigste Nacktheit: Das ist das reine, nackte Selbstbewusstsein, das alle (sechs) Dimensionen und Differenzierungen als Ganzheit umschließt und was Menschen „stark macht“ als das Ziel aller KUNST.