Geschichte im Entstehen
Hallo Karin,
kann mir jemand erklären, warum die Rede Ahmadinedschads, bei
der Anti-Rassismus-Konferenz als so inakzeptabel aufgefasst
worden ist?
Die Rede Ahmadinedschads ist Geschichte, die gerade im Entstehen ist. Man kann sie nun mit Beispielen aus der Geschichte vergleichen, die schon abgeschlossen sind, oder man kann beide Bereiche als getrennt voneinander ansehen.
Meiner Meinung nach besteht die Tendenz, diese Bereiche als getrennt voneinander anzusehen. Geschichte und Politik hat für viele nichts miteinander zu tun, und es wird oft die Meinung vertreten, dass sich die Geschichte nicht wiederholt bzw. nicht wiederholen darf.
Die Geschichte ist aber nichts, was jemals zu Ende ist. Es gibt keinen logischen Grund, warum sie sich nicht wiederholen sollte.
Um diese Trennung zwischen „Geschichte“ und „Politik“ zu überwinden, kann man nun zwei Dinge tun:
- Man kann sich vorstellen, wie man in 20 Jahren über diese Rede denken wird. Damit habe ich persönlich Probleme, weil ich nicht weiß, was in 20 Jahren sein wird.
- Man kann sich vorstellen, dass man selbst an einem bestimmten Punkt der Geschichte gelebt hätte. Beispielsweise kann man sich vorstellen, dass man Hitlers Rede zum 6. Jahrestag der Machtergreifung im Fernsehen gesehen hätte. Ok, im Radio gehört wir sind ja nicht Krösus. Er sagte damals: „Wenn es dem internationalen Finanzjudentum in und außerhalb Europas gelingen sollte, die Völker noch einmal in einen Weltkrieg zu stürzen, dann wird das Ergebnis nicht die Bolschewisierung der Erde und damit der Sieg des Judentums sein, sondern die Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa“.
Hättest du damals geglaubt, dass das mehr ist als leeres Geschwätz? Hättest du geglaubt, dass er tatsächlich mit allen Kräften auf diese Vernichtung hinarbeiten wird? Ich hätte das damals nicht geglaubt. Vermutlich wäre mir Hitler irgendwie unheimlich gewesen, ohne dass ich nun hätte sagen können, was konkret an dieser Rede so schlimm gewesen wäre.
Auch Ahmadinedschad ist mir jetzt unheimlich. Ich traue ihm nicht. Was noch passieren wird, weiß ich nicht, denn es ist wie gesagt Geschichte im Entstehen. Aber alleine die Formulierung, dass die Juden den Holocaust benutzen, um etwas zu erreichen, ist so was von daneben, dass ich vermutlich auch meinem Unmut Luft gemacht hätte.
Auch diese Haarspalterei, ob Israel nun aus der Geschichte oder von der Erde oder wohin auch immer verschwindet, fand ich - unangebracht.
Ich glaube diesem Präsidenten auch nicht, dass er die Atomkraft zu friedlichen Zwecken nutzen will. Das ist doch Schwachsinn. Er bringt die ganze Welt gegen sich auf, um eine Technologie zur Stromerzeugung zu nutzen, für die man nur mit großer Mühe das Rohmaterial bekommt, und die man nicht richtig beherrscht - obwohl ideale Bedingungen für ein Solarkraftwerk herrschen? Stromerzeugung, alles klar.
Schöne Grüße
Petra