Akademische Titel

Hallo,

ich möchte gerne wissen welche akademischen Titel es in Deutschland vor der Vereinheitlichung durch Bologna gab.
(Mit was wurde z.B. ein Diplomstudium der Medizin abgeschlossen? usw.)

lg wewa

Hallo Wewa,

ein Diplomstudium endet immer mit dem Diplom :smile:

Und ein Medizinstudium (im Westen) niemals, weil man da ausschließlich ein Staatsexamen ablegt. Zusätzlich ist noch ein - in diesem Fall sehr leichtes - Doktorexamen möglich.

Es ist ja sehr verräterisch, dass bestimmte Fächer wie Medizin und Jura sich an ihrem bisherigen Prüfungsverfahren festklammern dürfen, weil der auszubildende Beruf zu wichtig sei. Aber für den Rest kann man natürlich einen schwachbrüstigen Bätscheler vergeben…

Gruß,
Andreas

ich möchte gerne wissen welche akademischen Titel es in
Deutschland vor der Vereinheitlichung durch Bologna gab.

Hallo,

akad. Titel sind selten. Ich kennen keinen. Sie können in D vom Bundespräsidenten verliehen werden.

Das Diplom ist kein Titel, sondern ein Grad. Medizin wird in D auch nicht mit dem Diplom abgeschlossen, sondern mit dem 3. Staatsexamen (soweit ich weiß). Ein Mediziner hat damit erstmal keinen akad. Grad. Seine Amtsbezeichnung ist „Arzt“/„Ärztin“. Viele (und die meisten davon völlig unnötigerweise) machen dann aber eine Promotion zum Dr. med., was dann ein akad. Grad ist.

Die Grade:

Bakkalaureus/Bakkalaurea, nach Bologna: Barchelor
Magister (meist als „Diplom in philosophischen Fächern“), Diplom, nach Bologna: Master
Doktor, nach Bologna auch PhD möglich („philosophical doctor“, was dem Dr. rer. nat. ähnlich ist, also Naturwissenschaften)

Näheres dazu auch bei Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Akademischer_Grad

LG
Jochen

Moin,

zumindest in der ehemaligen DDR gab es den Dipl.-Mediziner.

Gruß Volker

Grüß Dich.

Vorrede: nicht „akademischer Titel“, sondern „akademischer Grad“. :smile:

Mit was wurde z.B. ein Diplomstudium der Medizin abgeschlossen?

Ein Diplomstudium der Medizin wurde abgeschlossen mit dem Dipl.-Med., dem Dipl.-Stom. (Zahnarzt) oder dem Dipl.-Vet.-Med. (Tierarzt). Das gab es nur im Osten, weil dort die Hochschulabschlüsse weitestgehend zum Diplom standardisiert wurden.
Magisterstudiengänge und Staatsexamen wie Architektur (Dipl.-Arch.), Kriminalistik (Dipl.-Krim.), Rechtswissenschaften (Dipl.-Jur.) usw. wurden auf das Diplom umgestellt. Die Sprachwissenschaften schlossen aucch mit Diplom ab (Diplom-Germanist, Diplom-Philologe, Diplom-Philosoph etc.).
Offiziere der NVA studierten zum Diplom-Militärwissenschaftler (Dipl.-Mil.; Offiziere und Stabsoffiziere). Generale promovierten (Dr. (rer.) mil.).
Alles ausgestorben - gibt es nicht mehr.
Die Diplomerei hatte in der DDR einen pragmatischen Hintergrund: Die Studiengänge entwickelten sich schrittweise zu mehr Praxisbezug. Die Diplom-Juristen studierten z.B. anders. Die DDR hatte das angestaubte und unendlich aufgeblähte Bürgerliche Gesetzbuch des Kaiserreichs abgeschafft (in der BRD ist es noch heute gültig) und ein in volksnaher Sprache verfaßtes, lesbares Zivilgesetzbuch etabliert, was mit einem Fünftel der Paragraphen auskam. Neben den politischen Elementen mußte das Studium deswegen auf den Arbeitsalltag zugeschnitten werden. Das gleiche galt für den Beruf des Arztes. Mehr Praxis. Mehr Fähigkeiten und Elemente für den Behandlungsalltag. Parallel wurde der Grad des Doktors im Bildungssystem massiv aufgewertet, so daß das Medizinstudium nach 5 Jahren mit dem Diplom abzuschließen war.

Im allgemeinen gab es in Ost wie West nur zwei akademische Grade.

  1. der akademische Grad des Diploms/Magisters. Das Staatsexamen sind kein akademischer Grad, rangiert auf Diplom- oder Magisterniveau. (Ein Lehrer mit dem 2. Staatsexamen kann daher z.B. promovieren, weil ihn sein 2. Staatsexamen einem Diplom gleichwertig macht und das Recht zur Promotion verleiht.)

  2. kam über dem Diplom nur noch der akademische Grad des Doktors.
    Die Habilitation ist kein weiterer Grad, sondern eine Zusatzprüfung, die dem Promovierten erlaubt, sein Fachgebiet zu lehren.
    Nicht ist höher als ein Doktor. Zum Professor - ein Amt, kein Grad und kein Titel - kann man nur berufen werden.

In bezug auf die Habilitation gab es einen weiteren Unterschied zwischen Ost und West. Die Habilitation wurde abgeschafft und in die Promotion B umgewandelt. Die klassische Promotion zum Doktor hieß Promotion A. Die Promotion B erhob einen Dr. zum Dr. sc. XY, z.B. den Dr.-Ing. zum Dr. sc. techn… Der Dr. sc. techn. der DDR ist der Dr.-Ing. habil. der BRD. Die Promotion B der DDR unterschied sich außerdem in der pädagogischen Intensität. Wer den Dr. sc. wollte, mußte sehr viel mehr Fähigkeiten im Lehren und pädagogischen Können nachweisen als für die Habilitation der BRD.

Viele Grüße

akad. Titel sind selten. Ich kennen keinen. Sie können in D
vom Bundespräsidenten verliehen werden.

Ich meinte eigentlich eh die akademischen Grade.

Also für Deutschland ist Bologna eine wirkliche Wohltat … das Wirrwarr ist ja fast nicht zu durchblicken.

Da war/ist die Situation in Österreich wesentlich einfacher.
Diplomstudien (Dauer ca. 4-6 Jahre) werden mit dem akad. Grad des „Dipl. Ing.“ oder des „Mag.“ abgeschlossen. (Ausnahme sind Medizinstudenten, diese schließen mit „Dr. med. univ.“ ab.)
Darüber hinaus kann man natürlich auch noch zum „Dr.“ promovieren.

Hallo Andreas

Und ein Medizinstudium (im Westen) niemals, weil man da
ausschließlich ein Staatsexamen ablegt.

Fast hätte ich dir für diesen klaren, knappen Satz schon ein Sternchen gegeben, aber dann habe ich weiter gelesen und mich doch dagegen entschlossen, weil es dann anschließend weit weniger auf den Punkt kam. :wink:

Zusätzlich ist noch
ein - in diesem Fall sehr leichtes - Doktorexamen möglich.

Ein altes Vorurteil, vermutlich aus Kaisers Zeiten. Ich habe an meiner medizinischen Doktorarbeit (theoretischer und experimenteller Teil) etwa 7 Jahre gearbeitet. Die anschließenden 3 Doktorexamina, auch Rigorosum genannt, waren auch nicht nur ein freundliches 5-Minuten-Geplauder bei einer Tasse Kaffee, wie immer gern berichtet wurde, sondern zogen sich z.T. eine Stunde (pro Prüfer) hin.

Es ist ja sehr verräterisch, dass bestimmte Fächer wie Medizin
und Jura sich an ihrem bisherigen Prüfungsverfahren
festklammern dürfen, weil der auszubildende Beruf zu wichtig
sei.

Verräterisch in dem Sinne, dass man bei so wichtigen Studien wie Medizin und Jura eben nicht auf ein flacheres Niveau gehen möchte, um keine Menschen später zu gefährden?

Aber für den Rest kann man natürlich einen
schwachbrüstigen Bätscheler vergeben…

Das ist richtig. Aber dann wäre doch eher letzteres verräterisch, oder?
Gruß,
Branden

1 Like

Moin,

Zusätzlich ist noch
ein - in diesem Fall sehr leichtes - Doktorexamen möglich.

Ein altes Vorurteil, vermutlich aus Kaisers Zeiten.

ich habe mehrere! Medizindissertationen korrekturgelesen, weil sie kurz die Chemie berührten.
Im Vergleich zu denen der Nawis oder gar der Inge war das nun wirklich läppisch.
Sicher gibt es sehr anspruchsvolle Arbeiten, ein Freund hat so eine gemacht (und ist jetzt Prof in Bonn), aber der Spruch, daß man nach dem Physikum nicht mehr mit offener Tasche ins Institut gehen darf, ist nicht so weit hergeholt.

Gandalf

Zu den Medizinern gibt es was zum lesen.

http://www.tagesspiegel.de/magazin/wissen/Aerzte-Pro…

http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?src=…

Hi Gandalf

Im Vergleich zu denen der Nawis oder gar der Inge war das nun
wirklich läppisch.

Naja, die Inge hat aber auch zwölf Jahre an ihrer Diss gesessen. :wink:

aber der Spruch,
daß man nach dem Physikum nicht mehr mit offener Tasche ins
Institut gehen darf, ist nicht so weit hergeholt.

Erklär mal - den verstehe ich nicht.
Gruß,
Branden

Hi
Was meinst, du wie unterschiedlich erst das Niveau von Professoren-Titeln ist! Da gibt es diverse Profs, die nie eine Dktorarbeit geschreen haben und nie wissenschaftlich geforscht haben - ich denke da insbesondere an Akademien, Kunst usw.
Gruß,
Branden