Aktuelle Finanzkrise - für Laien erklärt?

Hallo und Guten Tag,

könnte jemand mal einem Laien wie mir erklären, was genau sich in den USA an der Wall Street bei der Pleite dieser Lehman-Brothers-Bank abgespielt hat und warum das so hohe Wellen schlägt? Die Bank hat Kredite vergeben sich aber selbst verschuldet um an der Börse zu spekulieren, oder wie? Und was AIG? Eine Versicherungsgesellschaft? Und was für eine Rolle spielt AIG? Und inwiefern kann das alles Auswirkungen für Europa/Deutschland/den Rest der Welt haben?

Vielen Dank im Voraus für Antworten

Jasper

Hallo und Guten Tag,
Jasper hat recht. Ich spekuliere noch an:

Insider-Infos über kommende Ausschläge an den Börsen sind 24-48h vorher nur Wenigen bekannt. An diese kommen wir Normal-Anleger nicht heran.Somit können „bevorzugte-Groß-Anleger“ in Minuten und Stunden zig Mio USD verdienen.
Dazu zähle ich nicht normale „Anlageberater“.
Versuch eines Beweises dieser These:
Wozu schreiben Anlageberater Bücher, wie man mit max. Gewinn anlegt.
Wenn die Empfehlungen stimmen würden,würde ich (als Autor) nur noch anlegen+Gewinn maximieren und keine Bücher schreiben um/und auf deren „Überschuss“ warten.
MfG

Hallo,

könnte jemand mal einem Laien wie mir erklären, was genau sich
in den USA an der Wall Street bei der Pleite dieser
Lehman-Brothers-Bank abgespielt hat

Lehman Brothers hat ebenso wie viele andere Kreditinstitute ein großes Rad mit Wertpapieren gedreht, die in den letzten 15 Monaten massiv an Wert verloren haben bzw. für die es keinen Marktpreis mehr gibt. Ein nicht unwesentlicher Teil dieser Wertpapiere hat mit dem sog. Subprime-Segment zu tun, also Immobilienkredite an Kreditnehmer zweifelhafter Bonität.

Diese Wertverluste haben aufgrund der US-amerikanischen Bilanzierungsvorschriften zu riesigen Verlusten geführt, was sich auf das Eigenkapital entsprechend niedergeschlagen hat. Außerdem haben die o.g. Marktverwerfungen dazu geführt, daß sich Kreditinstitute untereinander nur noch sehr eingeschränkt Geld leihen. LB war davon besonders betroffen, weil seit einem guten halben Jahr Gerüchte umliefen, daß die Lage dort bedrohlich sei.

Diese Gerüchte und Leerverkäufe (die inzwischen verboten wurden) von Marktteilnehmern haben zu massiven Kursverlusten geführt.

Alles in allem mangelte es LB am Ende an Liquidität, Eigenkapital und Anlegervertrauen, so daß eine Kapitalerhöhung oder Kredite nicht mehr zu bekommen waren.

und warum das so hohe
Wellen schlägt?

Lehman Brother ist eine Investmentbank, die mit praktisch allen Banken weltweit Geschäfte gemacht hat. Neben Kreditbeziehung geht es dabei besonders um den Bereich von Derivaten, also Transaktionen zur Absicherung von Zins-, Währungs- und Kreditrisiken. Insbesondere letztere machen die Gesamtsituation brisant, denn andere Kreditinstitute haben schlechte Kreditrisiken bei Lehman Brothers abgesichert. Nun fällt LB als Sicherungsgeber aus und die Kreditinstitute hocken auf den - eigentlich abgesicherten - Krediten.

verschuldet um an der Börse zu spekulieren, oder wie? Und was
AIG? Eine Versicherungsgesellschaft?

Bei AIG geht es im Prinzip um das gleiche, nur andersherum. AIG hat mit seiner - eigentlich makellosen - Bonität Wertpapiere und Kredite abgesichert. Je länger die Krise dauerte und je mehr Wertpapiere (s.o.) notleidend wurden, desto mehr fragte man sich, ob sich AIG nicht übernommen hatte (was im übrigen auch für andere Versicherungen gilt bzw. galt: Ambac, FGIC, MBIA). Der Aktienkurs ging auf Sinkflug, Kapital und Liquidität folgten und am Ende fehlte das Geld für den eigentlichen Geschäftsbetrieb: das Versicherungsgeschäft.

Und was für eine Rolle
spielt AIG? Und inwiefern kann das alles Auswirkungen für
Europa/Deutschland/den Rest der Welt haben?

Keine Ahnung. Ich halte es weiterhin für möglich, daß wir erst am Anfang der größten Wirtschaftskrise der Geschichte stehen, auch wenn die USA dabei sind, ihr gesamtes Finanzsystem zu verstaatlichen. Oder gerade deshalb. Die Krise wird für die Realwirtschaft nicht ohne erhebliche Folgen bleiben und wenn Freund Paulsen weiterhin auf Pump das Geld zum Fenster raushaut, kommt dazu noch eine durchaus nicht unwesentliche Inflation. Das wiederum werden auch wir zu spüren bekommen, wenn uns die Krise nicht noch auf direkterem Wege erwischt.

Gruß
Christian

Hallo

Keine Ahnung. Ich halte es weiterhin für möglich, daß wir erst
am Anfang der größten Wirtschaftskrise der Geschichte stehen,
auch wenn die USA dabei sind, ihr gesamtes Finanzsystem zu
verstaatlichen. Oder gerade deshalb. Die Krise wird für die
Realwirtschaft nicht ohne erhebliche Folgen bleiben und wenn
Freund Paulsen weiterhin auf Pump das Geld zum Fenster
raushaut, kommt dazu noch eine durchaus nicht unwesentliche
Inflation. Das wiederum werden auch wir zu spüren bekommen,
wenn uns die Krise nicht noch auf direkterem Wege erwischt.

das hat sie schon :wink:, ich hab heute wieder mal mit einen alten Kollegen telefoniert: Sparte Zulieferer für Baumaschinen - Komatsu in Hannover: Die machen Kurzarbeit, bei Zulieferer beginnt schon am Donnerstag das WE, Liebherr hat 1200 Maschinen auf Halde stehn, schon einige 100 Leute entlassen…
In Spanien, GB und Irland sind die Immobilienpreisse genauso im Keller wie in USA, aber unsere Politiker reden das alles noch gut, wir werden davon nicht betroffen sein :smile: dafür werden sie ja bezahlt…

Gruß
Christian

Der Mikesch

Hallo und Guten Tag,

Hi,

ich werd mal versuchen dir zu erklären, was in der Finanzkrise warum passiert ist.
Auslöser der Finanzkrise waren Subprime-Kredite die an Amerikanische Bürger zum Hauskauf vergeben wurden. Subprime bedeutet dabei, dass diese Kunden Bonitätsmäßig zumindest fragwürdig war.
In den letzten Jahren waren die Leitzinsen der amerikanischen Notenbank sehr niedrig, dies führte zu niedrigen Kreditzinsen. Diese ermöglichten es vielen Amerikanern Kredite für immobilien aufzunehmen die sie bei normalen Zinssätzen nicht hätten bezahlen können, was die meisten Amerikaner aber aufgrund ihrer Mentalität nicht abschreckte.
Hinzu kam dann noch, das die Amerikanischen Banken etwas unvorsichtiger bei der Kreditvergabe wurden durch neue Finanzinstrumente. Die Banken fingen an Kreditforderungen zu Bündeln und diese anderen Banken anzubieten. Da die Zinssätze von diesen Subprimekrediten auch aufgrund des möglichen Ausfallrisikos (Zinsaufschlag)der Forderung höher war als die Zinsen die z.B hier zu lande für Immobilienkredite zu erzielen sind, haben sich viele Banken und Versicherungen diese eingekauft.
Da nun viele Amerikaner Häsuer kaufen wollten, stiegen in der Folge die Immobilienpreise in den USA sehr stark. Steigende Immobilienpreise sorgten dafür das die Sicherheit hinter den Subprime-Kreditforderungen stieg und so wurde das Geschäft unter den Banken mit den scheinbar sicherer werdenden, gut bezahlten Kreditforderungen verstärkt. Diese Risikokreditanlagen galten eh als noch relativ sicher, da ja schließlich die Grundstücke und Häuser der Kreditnehmer dahinter standen, waren also Größtenteils besichert.
Nun kam es dazu, dass die Amerikanische Notenbank FED aufgrund der gut laufenden Wirtschaft und zur Eindämmung der Inflation den Leitzins Schrittweise von 1% auf 5,25% erhöhte.
Nun muss man wissen das in den USA Kredite in der Regel variabel verzinst werden. Eine Zinsbindung für Immobilienkredite wie bei uns über 5 und 10 Jahre gibt es dort nicht.
Die Erhöhung der Leitzinsen sorgte dann auch für steigene Kreditzinsen und die vielen Amerikaner die ihre Häuser nur aufgrund der niedrigen Zinsen gerade so bezahlen konnten, konnten dies nun nicht mehr. Viele Kredite wurden faul und die Häuser wurden Zwangsversteigert. Da dies recht fielen passierte fielen die Immobilienpreise wieder, teilweise recht deutlich um 40-50-60%.
Die Banken, auch außerhalb der USA, die diese Kreditforderungen zuvor gekauft hatten, mußten nun die ersten Milliarden Abschreibungen auf ihre Kreditpapiere vornehmen. Dies war Runde 1.
Was wir nun erleben ist Runde 2 , der Verfall der Immobilienpreise in den USA sorgte dafür, das die amerikanischen Banken ihre bisher vergebenen Kredite als nicht mehr ausreichend besichert ansahen und nun von den Kreditnehmer Nachbesicherung anforderte. Wenn dies nicht möglich war wurden aufgrund des erhöhten Risikos Zinserhöhungen vorgenommen. Außerdem wurde die Kreditvergabe stark eingeschränkt, da man ja bereits Milliarden verloren hatte. Dies führte dazu das die nächste Hausbesitzer Schicht ihre Kredite nicht mehr bedienen konnten und auch Ihre Häuser wurden Zwangsversteigert, was zu einem weiteren Immobillienpreisverfall sorgte. Was den gleich Effekt nochmal, aber Schwächer auslöste. Irgendwann geht es halt nicht mehr weiter nach unten.
Dies alles führte dazu, dass der Handel mit den Kreditpapieren (stell es dir vor wie einen Fond, man kauft als Bank einen Anteil am Gesamtenkredittopf) unter den Banken komplett Zusammenbrach. Es gibt zZ also keinen Markt mehr für diese Papiere.
Nach den Bilanzierungsregeln mußten die Banken nun massive Abschreibungen auf diese Papieren vornehmen.
Eigentlich erstmal noch kein Problem, schließlich stecken hinter den Forderungen immer noch Immobilien, die Abschreibungen auf diese Papiere waren eigentlich zum Teil viel zu hoch, weil 30-40% der usprünglichen Forderungen ist durchaus noch zu erreichen. Deshalb halten die Banken die es sich noch leisten können diese Papiere weiter, bleibt ihnen aber eh keine Wahl weil einen Markt gibt es nicht mehr.
Diese Abschreibungen lösen nun die Bankenpleiten aus. Man muss dazu wissen, das Banken in der Regel nur eine Eigenkapitalquote von 3-5 % ihrer Bilanzsumme beträgt.
Heißt bei einer Bilanzsumme von 100 Mio, sind 5 Mio Eigenkapital.
Wenn ich als Bank aber nun 20 Mio in diese Kreditpapiere investiert habe und nun 50% also 10 Mio€ abschreiben muss, habe ich als Bank ein Problem, denn ich besitze ja nur 5 Mio€ selbst. Ich bin somit quasi Pleite und insolvent. Und das ist das was wir nun erleben mit den Bankenpleiten und Rettungsaktionen der amerikanischen Regierung.
Die Bankenpleiten in den USA läuten Runde 3 der Finanzkrise ein. Denn wenn dort Banken Pleite gehen trifft das auch immer Banken auch außerhalb der USA, da man sich ja teilweise gegenseitig Geld etc. leiht. Einige Banken auch außerhalb der USA sind schon in Runde 2 aufgrund der Abschreibungen auf die Papiere Pleite gegangen und mußten gerettet werden. (z.B. IKB, WESTLB, SachsenLB)
Runde 3 wird zu weiteren Bankenpleiten weltweit führen.

Ich hoffe das ist halbwegs verständlich und hilft dir weiter.

Schlimmer als 1929?
Hallo exc,

vielen Dank für deine Antwort.

Keine Ahnung. Ich halte es weiterhin für möglich, daß wir erst
am Anfang der größten Wirtschaftskrise der Geschichte stehen,
auch wenn die USA dabei sind, ihr gesamtes Finanzsystem zu
verstaatlichen. Oder gerade deshalb.

Heisst das, dass eventuell eine Wirtschaftskrise bevorsteht, die in ihren Auswirkungen schlimmer ist als jener berüchtigte „schwarze Freitag“ im Jahre 1929?

(OT: Warum kann ich keine Sternchen vergeben?)
Hallo kaiser_karl,

vielen Dank auch dir für deine Antwort.

(Ich wollte dir, wie auch allen anderen, die mir geantwortet haben, ein Sternchen geben, leider kann ich das nicht - warum auch immer.)

Gruß Jasper

Hallo,

Heisst das, dass eventuell eine Wirtschaftskrise bevorsteht,
die in ihren Auswirkungen schlimmer ist als jener berüchtigte
„schwarze Freitag“ im Jahre 1929?

Naja, es gibt schon einen „Führer“, nennen wir ihn mal Olaf, der meint, seine Zeit ist gekommen und die Propagandaschlacht mit Lügen und Halbwahrheiten begonnen hat. Ich habe schon vor längerer Zeit mal die Frage gestellt, ob eine Demokratie mit demokratischen Mitteln in einer Diktatur enden kann.

Aber da ich Optimist bin, würde ich sagen, dass es nur ein Rauschen bleiben wird.

Aber eins ist ganz sicher. Es ist die Zeit der Weltuntergangspropheten und Verschwörungstheoretiker. Bald wird wieder an jeder Ecke jemand stehen, der Gold zum Verkauf anbietet.

Hallo,

gegenseitig Geld etc. leiht. Einige Banken auch außerhalb der
USA sind schon in Runde 2 aufgrund der Abschreibungen auf die
Papiere Pleite gegangen und mußten gerettet werden. (z.B. IKB,
WESTLB, SachsenLB)

das ist etwas kurzgegriffen. In der Tat war zwar der Auslöser die Subprime-Geschichte, aber gerade bei den deutschen Banken waren nicht die ausgefallenen Immobilienkredite die Ursache für die Probleme, sondern die nicht fristenkongruente Finanzierung der Zweckgesellschaften, die die Anleihen hielten.

Diese Vehikel hielten langlaufende Anleihen, denen wiederum vielfach Immobilienfinanzierungen zugrunde lagen, waren aber selber nur kurzfristig finanziert. Die Finanzierung erfolgte vor allem über kurzlaufende Commercial Paper, die ab ca. August letzten Jahres nicht mehr zu plazieren waren. Die Institute, die die Vehikel aufgelegt hatten, mußten dann mit den zugesagten Liquiditätslinien einspringen. Gerade die IKB hatte aber ein so großes Rad gedreht, daß sie die angeforderte Liquidität nicht mehr aufbringen konnte und stattdessen praktisch die gesamte deutsche Kreditwirtschaft mit rd. 20 Mrd. einspringen mußte.

Der zweite Effekt war, daß nicht nur CP mit subprime-Hintergrund nicht mehr verkauft werden konnten, sondern der gesamte Markt für sog. strukturierte Produkte zum Erliegen kam. Es wurden nämlich nicht nur Immobilienkredite zweifelhafter Qualität verbrieft, sondern auch Forderungen jeder anderen Herkunft, z.B. KfZ-Finanzierungen, Kreditkartenforderungen, Mittelstands- und Übernahmefinanzierungen.

Es ist also keineswegs so, daß die Probleme der Kreditinstitute nur daher rühr(t)en, daß sie sich zu stark im US-Immobilienmarkt engagierten. Tatsächlich steigt die Zahl der effektiv ausgefallenen Immobilienkredite weiter an. Wir befinden uns derzeit also eher am Übergang von der Vertrauenskrise/Refinanzierungskrise zur Kreditkrise. Das ist auch der Grund, warum ich nicht davon ausgehe, daß wir das Ende der Situation schon in Sichtweite haben.

Gruß
Christian

Hallo,

Heisst das, dass eventuell eine Wirtschaftskrise bevorsteht,
die in ihren Auswirkungen schlimmer ist als jener berüchtigte
„schwarze Freitag“ im Jahre 1929?

das habe ich schon vor einem Jahr nicht ausgeschlossen und auch heute bin ich noch der Meinung, daß das nicht unwahrscheinlich ist. Die realwirtschaftlichen Folgen der Finanzmarktkrise werden jetzt erst allmählich sichtbar. Wo das am Ende hinführt, kann niemand sagen.

Hätte man vor einem Jahr behauptet, daß vier der fünf größten Investmentbanken das kommende Jahr nicht unabhängig überstehen werden, der weltgrößte Versicherungskonzern und die zwei größten Immobilienfinanzierer der USA praktisch verstaatlicht werden und die IKB sowie drei Landesbanken ohne externe Hilfe nicht überleben würde, wäre man wohl als Schwarzseher und etwas beschränkt bezeichnet worden.

Interessanterweise wird man auch heute vielfach nicht ernstgenommen, wenn man den Faden weiterspinnt und noch viel größere Verwerfungen nicht ausschließt.

So wird die staatliche Hilfe für die US-amerikanischen Finanzinstitutionen nicht ohne Folgen für die Inflationsrrate bleiben. Die Bauunternehmen, die sich in den letzten rd. 5 Jahren vor Aufträgen nicht retten konnten, haben eine mindestens genauso schwere Zeit vor sich wie die deutsche Baubranche nach dem Wiedervereinigungsboom und die US-Haushalte, die ihren Konsum über Kreditkarten und Immobilienfinanzierungen bestritten, werden als Nachfrager in der nächsten Zeit auch eher eine Enttäuschung sein.

Auch der Abschreibungs- und Wertberichtigungsbedarf in Bezug auf Subprime- und verwandte Papiere ist mit Sicherheit noch nicht erledigt. Ernstzunehmenden Einschätzungen zufolge, ist erst ein Drittel der Luft abgelassen, die durch die hemmungslose Kreditvergabe für US-Immobilien ins System geblasen wurde. Kreditkarten- und Autokredite sind bisher noch kaum betroffen, werden aber m.E. noch folgen. Richtig interessant wird es, wenn die US-Studentenkredite betroffen sind, denn diese sind zum überwiegenden Teil staatlich garantiert.

Alles in allem ist m.E. nicht davon auszugehen, daß wir die Sache schon hinter uns haben.

Gruß
Christian

Hallo Christian,

hast Du eine Prognose, wie sich die Krise auf das Zinsniveau und die Inflation in Deutschland auswirken könnte? Was im schlimmsten Fall so passieren könnte?

Gruß Rainer

Na, das sind ja mal wieder ehrliche Worte.

Erst mal bleibt auch abzuwarten, was nach dem staatlichen Versprechen, das wohl unvermeidbar war, sonst hätte die Hýsterie nämlich noch letzte Woche Ergebnisse unschöner Art geliefert, aber noch meines Wissens keinesfalls konkret, ob die Herren schon wussten, wie sie das denn nun umsetzen würden, was also am Montag für Ergebnisse präsentiert werden.

Mal ganz ehrlich, wenn das jetzt auch weit gegriffen sein mag, aber auch eine komplette Währungsreform ist nicht wirklich völlig ausgeschlossen, oder?
Und zu Deutschland- USA sind nicht die Einzigen, wo Blasen platzen.
GB steht uns noch-unmittelbar?- bevor, die Art der Kreditvergabe an jeden Hans und Franz ist dort ähnlich.Von Spamien weiss ich zu wenig, habe aber von ähnlichen Immobilienblasen, die sich lösen langsam gehört.

Deutschalnd steht sicherlich auch auf Grund einer sicheren Gesetzgebung bez. der Kredite(?) relativ stabiler da.

Nun, meine persönlichen Wissenquellen sind anderer Natur als der des wirtschaftlichen Wissens, aber ich habe diese Krise auch vor einigen Jahren schon gesehen, und vor 2011 wird das nicht ausgestanden sien.#Die Jahre bis dahin werden einen Wandel nicht nur des Finanzsystems, sondern viel tiefgreifender bringen, der heute noch gar nicht vorstellbar ist.
Ähnlich wie z.B die Zeit vor der franz. Revolution und nachher kaum mehr das selbe Europa beschrieben.

Ganz ehrlich- für die, die es gerne so sicher und so wie immer schon haben wird´s sehr unangenehm.

Aber ich wollte ja was fragen:
Wie siehst Du das Versprechen des Staates in USA, was werden wir wohl in der nächsten Woche zu lesen kriegen???

Gruß,
Zahira

Hallo Rainer,

hast Du eine Prognose, wie sich die Krise auf das Zinsniveau
und die Inflation in Deutschland auswirken könnte? Was im
schlimmsten Fall so passieren könnte?

es bringt ja nichts, sich mit dem schlimmsten Fall zu beschäftigen. Da setzt nur die Phantasie die Grenzen. Viel entscheidender ist doch, was realistisch ist.

In Deutschland wird es m.E. zu keinen größeren Bankenpleiten mehr kommen (nicht zuletzt vor dem Hintergrund des ab morgen geltenden Leerverkaufsverbotes), wenn die EU nicht anfängt, auf dem Rücken des deutschen Finanzmarktes unzulässigerweise Strukturpolitik zu betreiben. Davon ausgehend, wird sich - mit einigen Rülpsern zwischendurch - die Lage am deutschen Finanzplatz allmählich beruhigen.

Anfang kommenden Jahres werden wir die realwirtschaftlichen Auswirkungen zu spüren bekommen, die von einer schwächelnden US-Wirtschaft ausgehen werden. Das Wirtschaftswachstum wird sich wieder etwas abschwächen, die Inflation wird auf dem heutigen Niveau bleiben bzw. aufgrund des angesichts rückläufiger Nachfrage sinkenden Ölpreises leicht fallen und das Zinsniveau wird sich auch nicht groß ändern.

Allerdings sind die Finanzmärkte - insbesondere im Moment - ein empfindliches, kompliziertes und chaotisches System, in dem auch die kleinsten Ereignisse erhebliche Folgen haben können. Noch sind die Entwürfe der US-Regierung noch nicht im Detail bekannt, in Australien braut sich wieder etwas zusammen und wie sich die Lage in Spanien und Großbritannien entwickelt, ist auch nicht klar.

Dazu, wie die Sache im schlimmsten Fall ausgeht, möchte ich mich im Forum nicht äußern.

Gruß
Christian

Hallo Christian,

herzlichen Dank, das beruhigt doch.

Dazu, wie die Sache im schlimmsten Fall ausgeht, möchte ich
mich im Forum nicht äußern.

Ja, OK. Was theoretisch im schlimmsten Fall passieren könnte, war auch nicht mein Thema, da habe ich mich ungeschickt ausgedrückt. Mir ging es schon um die Realität, danke.

Gruß Rainer

Hallo,

Na, das sind ja mal wieder ehrliche Worte.

die Antworten, die ich erhalten habe, ließen mich daran zweifeln, ob es so clever ist, hier alle Gedanken wiederzugeben, die mir so in den Sinn kommen.

Daß die Sache Folgen haben wird, ist sicherlich unbestritten. Die mögliche Spannbreite der Ereignisse ist aber sehr groß. Der wahrscheinlichste Fall ist, daß die deutsche Wirtschaft wie nach der Asienkrise oder der .com-Pleitewelle einen kleinen Hustenanfall bekommt und in zwei Jahren kaum noch jemand die Abfolge der Ereignisse zutreffend wiedergeben kann.

Mal ganz ehrlich, wenn das jetzt auch weit gegriffen sein mag,
aber auch eine komplette Währungsreform ist nicht wirklich
völlig ausgeschlossen, oder?

Den Medien sei Dank entsteht wohl derzeit ein etwas falsches Bild der Situation. Die 700 Mrd., die man in die Hand nehmen will, sind ja nun nicht zwangsläufig weg - auch nicht zu großen Teilen. Man will damit Kredit- und Wertpapierpakete einkaufen, deren Wert derzeit nicht ermittelt werden kann oder der in den letzten 12 Monaten stark gefallen ist.

Hinter den Krediten und Wertpapieren stehen aber hunderttausende von Immobilienkrediten, die nur zu einem kleinen Prozentsatz tatsächlich notleidend werden. Wenn es am Ende dann 10 oder 15% werden, wäre das schon viel.

Und, mal ehrlich, ob nun noch 100 Mrd. in den Immobilienmärkten versickern, spielt angesichts der schon bestehenden Staatsverschuldung keine große Rolle mehr.

Von einer Währungsreform ist beim USD also nicht auszugehen.

Deutschalnd steht sicherlich auch auf Grund einer sicheren
Gesetzgebung bez. der Kredite(?) relativ stabiler da.

Naja, die Tendenzen zu einer Kredivergabepraxis wie in den USA deutete sich vor ungefähr zwei Jahren auch bei uns an. Die Sache dürfte sich allerdings erst einmal erledigt haben.

Aber ich wollte ja was fragen:
Wie siehst Du das Versprechen des Staates in USA, was werden
wir wohl in der nächsten Woche zu lesen kriegen???

Wie es aussieht, wird der Kongreß dem Projekt zustimmen, so daß dann 700 Mrd. USD bereitstehen werden, um wackelnde Wertpapiere von den Kreditinstituten aufzukaufen. Wie das im Detail aussehen wird, wird sich zeigen müssen, wobei gerade diese Details der spannende Teil sind.

Gruß
Christian

MOD: kleine Änderung zwecks präziserer Formulierung durchgeführt

„Ja, OK. Was theoretisch im schlimmsten Fall passieren könnte,
war auch nicht mein Thema, da habe ich mich ungeschickt
ausgedrückt. Mir ging es schon um die Realität, danke.“

Die Realität ist aber die, dass keiner, der seriös argumentiert, noch prognostizieren kann, wie sich die Dinge entwickeln.
Die Kontrolle und somit relative Sicherheit des Systems besteht nicht mehr.

Nur mal der Punkt, wie geht es nun weiter- der Dollar dürfte erheblich geschwächt sein und weiter werden, das Vertrauen in den Dollar dürfte fallen- was geschieht nun in z.B. China und anderen Ländern, die erhebliche Dollarreserven haben?
DIe werden sukzessiver möglicherweise ihre Dollar loswerden wollen.
Und dann???
Was jetzt geschieht kann niemand mehr einschätzen, und ich werde fortan schweigen zum Thema und mich mit der Prognose hier verabschieden, dass spätestens 2013 wir in einer Weltwirtschaftskrise stecken, die die von 1929 übertreffen wird.

Wollen wir das verdrängen, nur weil es so schlimm und unfassbar wäre, dass es nicht sein darf???
Ich fürchte, das interessiert die Dynamik, die längst läuft nicht wirklich.

Gruß und tschüß,
Zahira

PS- @Christian-so sehr ich Deine fundierten Äusserungen schätze, die sicherlich vor allem auf Deiner Berufserfahrung und Intersse an der MAterie fussen, ichmöchte doch erwähnen, dass es aus ebenfalls seriösen und etablierten Fachkreisen andere Einschätzungen gibt, die meiner Einschätzung-keiner weiss, was kommt, und es dürfte gewaltig krachen- ähneln.
ALs Besispiel erwähne ich jetzt mal, wirklich nur ein Beispiel, Folker Hellmayer, oder Hellmaier, Chefanalyst der Bremer Landesbank, der seit Jahren warnende Signale gibt.
Es gibt noch viele andere.
Das erwähne ich, um deutlich zu machen, dass es wie immer auch in FAchkreisen verschiedene Standpunkt gibt, was Deinen relativiert.
Und warum mache ich überhaupt so viele Worte zum Thema? Weil es für mich schwer zu ertragen ist, wie ein Großteil der Menschen schlafend in einen Alptraum gerät.
Es gibt keinen Grund zur Panik, und die will ich auch nicht verbreiten, aber aufwachen wäre schon hilfreich.
Krisen lassen sich wesentlich besser wachen Geistes bewältigen.
Nun aber, ich bin schon still.Mal sehen, wie lang ich das aushalt. :smile:

Hallo,

PS- @Christian-so sehr ich Deine fundierten Äusserungen
schätze, die sicherlich vor allem auf Deiner Berufserfahrung
und Intersse an der MAterie fussen, ichmöchte doch erwähnen,
dass es aus ebenfalls seriösen und etablierten Fachkreisen
andere Einschätzungen gibt, die meiner Einschätzung-keiner
weiss, was kommt, und es dürfte gewaltig krachen- ähneln.
ALs Besispiel erwähne ich jetzt mal, wirklich nur ein
Beispiel, Folker Hellmayer, oder Hellmaier, Chefanalyst der
Bremer Landesbank, der seit Jahren warnende Signale gibt.

ja, ich weiß. Zu den ewigen Mahnern hatte ich schon was gesagt; Hellmeyer mahnt fröhlich seit Jahren aber hat dann letztlich nicht vor der richtigen Gefahr gewarnt.

Es gibt noch viele andere.
Das erwähne ich, um deutlich zu machen, dass es wie immer auch
in FAchkreisen verschiedene Standpunkt gibt, was Deinen
relativiert.

Das ist immer eine Frage des Ziels. Wenn ich meine Rübe in die Kamera halten wollte, dann würde ich auch vor dem Untergang des Abendlandes warnen.

Und warum mache ich überhaupt so viele Worte zum Thema? Weil
es für mich schwer zu ertragen ist, wie ein Großteil der
Menschen schlafend in einen Alptraum gerät.
Es gibt keinen Grund zur Panik, und die will ich auch nicht
verbreiten, aber aufwachen wäre schon hilfreich.

Und dann? Ackerbau und Viehzucht? Was ist denn wohl die größere Gefahr, die unserem Finanzsystem im Moment droht: eine umfallende Bank in den USA oder ein bank run in Deutschland? Wenn schon der Länderspiegel letztgenanntes aufgreift, ist das nicht hilfreich. Mal abgesehen davon, daß der Beitrag an sich für den Eimer war.

Gruß
Christian

Zeitpunkt
Hallo Christian,

was mir gar nicht gefällt ist der Zeitpunkt.

Die Konjunktur scheint schon einen Knick zu haben, bei uns droht Kurzarbeit. Nächste Woche wird bei uns die Produktion stehen, Zwangsurlaub. Mit der Finanzkrise, über die wir reden, hat das aber sicher nichts zu tun, die kann den Trend aber verstärken, fürchte ich.

Ich mache mir ernsthafte Sorgen.

Gruß Rainer

Hi Christian,

er sagte für Laien, nicht für Experten. Glaubst du im ernst er weiß was commercial Paper sind?
Aber trotzdem danke für die Anmerkung, zumindest Informativ, einiges wußte ich so auch noch nicht.
Dass die Subprime-Krise eine Vertrauenskrise unter den Banken auslöste und dies zum erliegen einiger für die Banken äußerst wichtigen (Re-)Finanzierungsgeschäfte führte ist hoffentlich auch aus meinem Beitrag deutlich geworden.

Mfg

Kai

Hallo,

könnte jemand mal einem Laien wie mir erklären, was genau sich
in den USA an der Wall Street bei der Pleite dieser
Lehman-Brothers-Bank abgespielt hat

Hui,

unser Lehrer hat das ganz anders erklärt.

Das alles läuft ja auf die Immobilienkrise von 2000 zurück. Viele Leute haben Immobilien gekauft und dabei natürlich Kredite aufgenommen. So,da sich deren Kredite ja (In USA) an dem Leitzins orientieren gab es da ein paar Probleme (Ist es der Leitzins? Bin mir jetzt nicht sicher) und da der ja immer schwankt,heißt das für die Kreditaufnehmer unterschiedliche Zinszahlungen. Und wenn der Zins ganz hoch ist kommt die Bank ja an: Ja,bezahl hier zum akutellen Zins.

Das kann der Kreditnehmer aber nicht bezahlen und muss somit verkaufen und verschuldet sich. Und das war ja nicht nur bei einem,sondern mehreren. Das hieß,keine Kredite zurückbekommen für die Banken. Im laufe der Zeit, sind denn alle misstrauisch geworden und haben Aktien verkauft.
So, zu der Zeit,wer da Aktien auf Kredit gekauft hat, waren nicht wenige,der war ein bisschen dran… Da alle verkauft haben,fiel der Kurs und somit kam dann die Bank an: Ihre Aktie die sie gekauft haben, ist stark gefallen, zahlen Sie uns 20000 bis übermorgen zurück,damit wir mehr Sicherheiten haben.
Wie sollte er das machen? Richtig,Aktien wieder verkaufen.
Somit stürzten die Aktienpreise in den Boden.

Wie schon jemand anderes erwähnte, Banken ging es schlecht, die bekamen keine Kredite mehr von anderen Banken. Gingen evtl. pleite.

So,jetzt kommt ja das Problem oder?

Da die Banken sich untereinander nicht Kredite vergeben, nimmt der Internbankenhandel ja ab. Das heißt, es werden weniger Kredite vergeben, es ist weniger Geld im Umlauf, die Nachfrage und Investitionen sinken,das Einkommen der Leute sinkt, Preise sinken

Es geht halt bergab.

So,aber da die ja ihr Geld so gesehen zurückhalten,also die Banken, sieht das ja so aus als wäre wenig Geld im Umlauf. Ist ja auch so. Da ja die Banken kaum noch Kredite vergeben, sinkt noch die Umlaufgeschwindigkeit.

Was macht man jetzt? Man stellt den Banken Gelder zur Verfügung bzw. pumpt Geld in die Wirtschaft. Damit sollen die Banken angeregt werden, wieder Kredite zu vergeben.

Nebeneffekt: Inflation steigt!

Zudem kann es ja auch noch passieren,das die Banken immer noch misstrauisch sind und das Geld zurückbehalten. Das würde nur noch dazu führen,dass mehr Geld wieder reingepumpt wird.

Ist das alles so richtig wie ich das geschrieben habe?Wäre nett,wenn man mich korrigieren könnte :smile:

Wenn ja,was soll man denn noch machen? Man kann ja nur noch drauf warten, dass die Banken wieder Kredite vergeben,da hängt doch alles dran. Aber wenn man das wüsste,dann häten wir ja das Problem nicht,richtig? Aber ich hab schon so oft gelesen,dass das alles ein Ende haben soll bald. Aber wie denn? Ich wüsste nicht wie man da raus kommen sollte. Halt nur,dass irgendwann die Banken darauf wieder anspringen Kredite zu vergeben. Dann kann wieder Geld entzogen werden und alles wäre wieder tuttifrutti oder nicht?

mfg