Hallo,
hier lohnt sich ja immer wieder der (mitunter recht qualvolle) Erwerb des großen Latinums
akzidentell --> accidentia (lat.): zufällige Umstände
dispositionell --> dispositio (lat.): planmäßige Anordnung
affektiv --> affectio (lat.): Eindruck, Einwirkung, Zustand.
im Zusammenhang mit der Freudschen
Abhandlung zur Sexualterapie
Ich tue mein Bestes:
In der Ausgestaltung der Sexualität haben die akzidentellen, also zufälligen, afunktionalen, „geschichtlichen“ Momente Vorrang vor dispositionellen, zwingenden, funktionalen Momenten, die einer „natürlichen“ Entwicklung entsprächen.
Das ergibt sich daraus, dass in einem weitgehend von Funktionalität entlasteten Geschehen kontingente Momente einen wachsenden Einfluss haben.
Gewürdigt hat Freud das z.B. in der ursprünglichen Form der Verführungstheorie:
Das psychosexuelle Schicksal der Hysteriker wird von den zufälligen, willkürlichen Verführungen Erwachsener oder älterer Kinder bestimmt.
Akzidentelle Momente sind im Wesentlichen Beeinflussungen durch andere Menschen in Form von Botschaften. Und durch die Übertragungvon Botschaften wird die Sexualität Erwachsener im Kind „implantiert“.
Die Bedeutung der akzidentellen Momente bleibt bei Freud eher schwankend, er neigt aber dazu, die dispositionellen stärker zu gewichten.
In den drei Abhandlungen wird Freuds Ringen um die Bedeutug der akzidentellen Momente und seine am Ende widerstrebende Rückkehr zum Primat der dispositonellen dokumentiert.
Zwei Empfehlungen zur Sekundärlektüre:
http://www.amazon.de/Freud-das-Sexuelle-psychoanalyt…
http://www.amazon.de/Verf%C3%BChrung-Begehren-psycho…
LG,
NOrah