Hallo Falke,
in Deiner Replik sind einige Komponenten enthalten, die ich so nicht stehen lassen mag. Auch weil mir bei einigen Dingen nicht wirklich klar ist, wie Du zu den getätigten Annahmen kommst.
Ich schreib dazwischen …
Klar, sicherlich! Aber letztendlich geht es nicht daraum. Was
nützt mir der schönste Wein zum angeben, wenn er MIR trotzdem
nicht schmeckt! Wenn ich - wie schon erwähnt - einen Wein zum
angeben brauche, ist es vielleich OK, auf irgendwelche
selbsternannten Weinkenner zu hören.
Wo ist der Widerspruch zu meinen Aussagen?
Zum einen braucht eigentlich niemand einen Wein zum angeben - eine hinreichend stabile Persönlichkeit vorausgesetzt. Wenn DIR ein Wein nicht „schmeckt“: ok. Das heisst aber definitiv nicht, dass der Wein grundsätzlich schlecht ist, qualitative Mängel aufweist oder sonstwas. Das heisst nur, dass DU genau diesen Wein nicht magst (oder diesen Weinstil…).
Ausserdem nehme ich die Einlassungen von Leuten mit mehr Spezialwissen schon zur Kenntnis. Das bedeutet nicht, dass ich mir das unbedingt und immer zu Eigen machen muss. Wenn ich mich aber mit jemandem unterhalte, von dem ich weiss, dass er ein Spezialist z.B. für spanischen Wein ist, dann nehme ich dessen Stellungnahme zu einem bestimmten Wein gerne zur Kenntnis und vergleiche das mit meinen eigenen Wahrnehmungen. Daraus kann man was lernen - und wenn es nur die Erkenntnis sein sollte, dass man z.B. Tempranillo nicht mag. Von hinterherlaufen oder nachplappern ist das ziemlich weit weg.
Aber wenn es um meinen (oder um den des Käufers) Geschmack
geht (und darum geht es hier), dann ist dies eben doch „das
Mass aller Dinge“! Wieso soll ich meinen Geschmack nach dem
Mass eines anderen messen??? Warum soll man erst zig Jahre
trainieren um danach sagen zu können „Ja, der Wein schmeckt
mir“?? Sehe keinerlei Logik darin!
Du sollst Deinen Geschmack überhaupt an niemandem anpassen. Aber ich sag es nochmal: der ganz persönliche Geschmack ist kein Kriterium für qualitative Aussagen, die über den eigenen geschmacklichen Horizont hinausgehen. Natürlich macht es keinen Sinn, wenn Du einen Haufen Geld ausgiebst für eine Flasche Wein, von der Du weisst, dass sie Dir nicht schmecken wird. Aber auch das sei nochmal wiederholt: der Umstand dass dieser Wein Dir nicht schmecken wird (weil Du das halt nicht magst), ist keine Basis um den Wein grundsätzlich abzuqualifizieren. Ein gut geeignetes Beispiel ist ein Riesling. Es gibt Menschen, die mögen keinen Riesling, z.B. weil sie die Säure nicht vertragen. Aber es wäre doch völlig daneben, daraus ableiten zu wollen, das Weine aus Riesling deshalb per se schlecht seien.
Wenn einem Austern nicht schmecken, bringt es nichts, wenn ein
Gourmetpapst einen verspotten und meint, dass man nichts von
guten Dingen versteht! Dem werden Austern auch nach dem 10 Mal
nicht schmecken. Eine Auseinandersetzung mit dem Thema und
sensorische Übung ist hier meiner Meinung nach völlig
überflüssig!
Den ersten beiden Sätzen stimme ich zu, dem letzten nicht.
Die Begründung hierfür findest Du in den vorherigen Postings.
Wieso soll die ganze Welt auf einen gemeinsamen Geschmack
getrimmt werden! Wieso soll ich mir von einem „Fachmann“
einreden lassen, dass der Wein fruchtig, Kalkboden etc.
schmeckt, wenn ich absolut nicht seiner Meinung bin??
Du sollst Dir gar nix einreden lassen. Auch will zumindest ich, nicht die Welt auf ein gemeinsames Geschmacksbild pressen. Ganz im Gegenteil, bin ich recht froh, dass es (noch) unterschiedliche Varietäten gibt, dass es regionale Typizität gibt, dass es verschiedene Stile gibt. Und wenn ich bei einem Wein zu einem anderen Urteil komme, als was-weiss-ich-wer, kann ich damit leben. Füre interessant halte ich die Einschätzung aber dennoch, sofern der von Dir despektierlich mit „Fachmann“ bezeichnete Mensch von Wein etwas Ahnung hat.
Geschmack ist subjektiv und sollte auch bleiben! Der Trend
geht ja eindeutig weg von den Gourmet-Restaurants zur
gut-bürgerlichen Küche, wo die Portionen stimmen und das Essen
nicht mit Gold-Staub dekoriert wird. (Aber vielleicht habe ich
ja wirklich keine Ahnung und die Nudeln bei Käfer schmecken
mit Gold wirklich besser!! ) Wieviel Sachkenntnis ist
hierfür nötig??
Zumindest soviel Sachkenntnis, dass man beides mal probiert haben sollte, bevor man ein Urteil darüber abgibt. Mir sind meine Nudeln mit Trüffeln und einem guten Olivenöl lieber, das Gold hänge ich lieber einer gut gewachsenen Blondine in passendem Alter um den Hals …
Wenn du mir ankreidest, dass ich „meinen ganz persönlichen
Geschmack über die geschmacklichen und sensorischen Eindrücke
anderer stellt“ frage ich mich wirklich, ob dir was fehlt???
Nein, mir fehlt nix.
Du scheinst jedoch einer von denen zu sein, die hörig allen
Trend folgen, ohne sich eine eigene Meinung zu bilden.
Das ist leider wiederum ein ziemlicher Unsinn, macht aber nichts.
Finde ich schade und du tust mir ehrlich leid, weil du damit
nie in den Genuss kommen wirst, eigene Geschmacksentdeckungen
zu machen. Halte ich für verschwendete Zeit und du solltest
dir wirklich mal überlegen, deine Hörigkeit abzulegen und zu
denken (bzw. zu schmecken).
Freut mich sehr, dass Du Dich um meinen hedonistischen Erfahrungshorizont sorgst Ist aber nicht nötig…
PS: Lerne zu leben!!!
Lustig …
Falke, nachdem Du, ausweislich Deiner ViKa, ebenso wie ich aus Nürnberg kommst, können wir, wenn Du möchtest, diese Diskussion auch gerne mal real bei einer (guten?) Flasche Wein fortsetzen.
Grüße
mhg