Alexandriner vs Antiochier - was ist der Unterschi

Hallo,

ich beschäftige mich momentan mit der Geschichte der Alten Kirche und bin auf etwas gestoßen, das ich nicht so ohne weiteres verstehe:

Worin genau unterscheidet sich denn nun die Antiochiner von der Alexandrinischen Schule?

Die „Antis“ orientieren sich (so wie ich es verstanden habe) mehr am biblischen Wortlaut, die „Lexis“ präferieren eine allegoretische Interpretation.

Und genau daraus werde ich nicht ganz schlau. Eine klassische Allegorie ist für zb der Film „Jenseits von Eden“ mit James Dean. Darin wird praktisch die Geschichte von Kain und Abel erzähl, wobei der Plot ins Amerika der 1910er verlagert wurde.

Wie genau funktioniert das jetzt bei der Alexandriner Schule?

Könnt ihr mir ein simples Beispiel geben (dieses muss nicht historisch sein)?

Zwei-Naturen-Lehre und allegorische Auslegung
Hi,

Worin genau unterscheidet sich denn nun die Antiochiner von der Alexandrinischen Schule?

während die Alexandrinische Schule immerhin eine Zeitspanne von fast 900 Jahren umfaßt, sind die Auseinandersetzungen zwischen diesen beiden Richtungen erst ab ca. 3. Jhdt relevant.

Im Brennpunkt der Streitigkeiten steht das Problem der zwei Naturen Christi. Während der (fälschlich so bezeichnete) Monophysitismus (der in Wirklichkeit ein Miaphysitismus war) eine ungetrennte Einheit der göttlichen und menschlichen „Natur“ (griech. physis) postulierte, bestand die „Zwei-Naturen-Lehre“ auf einem unvermischten Nebeneinander beider „Naturen“. Dies führte nach dem Konzil von Chalkedon zum sog. Akakianischen Schisma.

Generell hatten beide Richtungen eine unterschiedliche Tradition der Auslegung biblischer (sowohl atl. als auch ntl.) Schriften. Exponent der allegorischen (sic!) Auslegung war Origenes.

Die „Antis“ … die „Lexis“ …

Abgesehen von diesen albernen Verniedlichungen ist dieser Unterschied der exegetischen Methode tatsächlich der entscheidende Streitpunkt gewesen. Obwohl dies durch die eigentlich im Hintergrund abspielenden Kompetenz- und Machtstreitigkeiten hochgespielt wurde. Denn es war bald klar, daß das Zwei-Naturen-Problem lediglich auf dem uneindeutigen griechischen Begriff „physis“ beruhte (der im lat. „natura“ nicht adäauat wiedergegeben wird). Dadurch hatte die ganze Auseinandersetzung von vornherein ein begriffliches und argumentatives Handicap.

Und genau daraus werde ich nicht ganz schlau. Eine klassische Allegorie ist für zb der Film „Jenseits von Eden“

Von der Struktur her kann man das so sagen, ja. Bis auf den Punkt, daß „Jenseits von Eden“ sich nicht als Auslegung des Genesis-Mythos verstand.

Könnt ihr mir ein simples Beispiel geben (dieses muss nicht historisch sein)?

Das klassische Beispiel ist die allegorische Deutung des „Hohen Liedes“ durch Origenes als Darstellung der Beziehung zwischen Christus und dem einzelnen Menschen. Anderes Beispiel ist die Interpretattion der chrsitlichen Kirche als „Corpus mysticum“ oder auch als „Braut Christi“.

Weiteres findest du unter den hier erwähnten Stichworten.

Gruß
Metapher

vielen Dank erstmal. Die Antwort ist etwas komplexer ausgefallen, als erwartet, aber das lässt sich wohl nicht vermeiden.
Vielen Dank erstmal - ich denke, mit deinen Erläuterungen werde ich gut arbeiten können!
:wink:
Tschau!