Alkohol Konsum in den USA

Hallo, ich war bisher 3 Mal in ganz verschiedenen Regionen in den USA, überall wird das Thema Alkohol aber sehr streng gehandhabt.
Öffentlich Trinken ist komplett verboten - selbst beim Kaufen wird man schon komisch/kritisch angeschaut, ohne „braune Tüte“ drumrum und Ausweis (selbst bei „alten“ Leuten) geht garnichts.
Da die USA an sich einen sehr hohen Alkoholverbrauch - zB insbesondere beim Bier - haben, frage ich mich, wie das zusammenpasst. Trinken die alle heimlich?

Dazu noch folgende Fragen:

  1. An Kiosken oder mitten in der Stadt ist es schon sehr seltsam, Bier zu kaufen, man wird zumindest kritisch beäugt, alles muss NICHT-sichtbar verpackt sein. Wie sieht das in großen Supermärkten aus, wenn man wie bei uns auch mal kistenweise Bier kauft?

  2. Öffentlicher Bierkonsum ist ein Tabu - aber wie sieht das z.B. beim privaten Zelten im Wald oder bei Privatparties im Freien aus?

  3. Wie ist das bei Stadtfesten (wenn es dort sowas gibt, vergleichbar mit unseren Stadt-/Dorffesten), oder was man in den USA eher so kennt - Paraden?

Hi,

die USA haben ja auch die grösste Pornoindustrie der Welt und trotzdem ist ein blanker Busen in der Öffentlichkeit „indecent behavior“. Da vom einen auf das andere zu schliessen bringt also nichts. Der verkrampfte Umgang mit Alkohol kommt sicher noch von der Prohibition https://de.wikipedia.org/wiki/Prohibition_in_den_Ver… und dem auch heute noch viel grösserem Einfluss religiöser Gruppierungen die die Aufweichung der Gesetze behindern.

Gruss
K

Hallo,

ich war bisher nur 1x in USA, vor Kurzem dieses Jahr.

In San Fransisco waren mein Mann und ich recht lange zu Fuß unterwegs und wir hatten Durst. Da war ein Supermarkt. Bevor wir uns einig waren, ob wir eine Cola oder ein Mineralwasser kaufen sollen, wurden wir von einer hilfsbereiten Amerikanerin angesprochen, ob sie uns helfen könne.

Doof und der Sprache nicht mächtig, wie wir waren, sagten wir, no, thanks, we are only looking for drink something.

Oh! you want alcohol??!! Ein missbilligender Blick, umgedreht und gegangen.

In Restaurants und Supermärkten kann man Bier und Wein bestellen/kaufen, ohne kritisch beäugt zu werden. Außer in Indianer-Reservaten. In Utah erntet man u.U. auch kritische Blicke wenn man 1 Bier zum Essen bestellt, aber es wird serviert.

Ansonsten kann ich nichts Erhellendes aus eigener Erfahrung beisteuern.

Gruß

Hi,

„I am looking for a drink (of something)“ - eher Alkohol als was anderes.

„I am looking for something to drink“ - höchstwahrscheinlich was alkoholfreies.

die Franzi

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In Utah erntet man u.U. auch kritische
Blicke wenn man 1 Bier zum Essen bestellt, aber es wird
serviert.

Eher nicht. Wenn man schon kritische Blicke erntet, dann ist man mit ziemlicher Sicherheit auch in einem Restaurant, das keine Schanklizenz hat (und wo der Eigentümer wohl auch keine will). Was auf dem Land und abseits der Touristenrouten übrigens der Normalfall ist. Lizenzen gibt es in zwei Stufen - die ‚beer only‘ - Lizenz erlaubt nur den Ausschank von Getränken mit maximal 4 Vol% Alkohol. Das ist ein ziemlich wässriges Dünnbier, und das gibt es nur zum Essen dazu … Die nächste Stufe (club licence) ist schon deutlich teurer - alkoholische Getränke ohne etwas zu essen oder über 4% gibt es nur in ‚Clubs‘ mit dieser Lizenz. Es ist zwar kein Problem, auf die Schnelle ‚club member‘ zu werden - allenfalls, einen Club zu finden … Pünktlich eine Stunde nach Mitternacht gibt’s keinen Tropfen mehr. Nirgendwo in Utah.

Abgepackt kaufen kann man alkoholische Getränke über 4 Vol% Alk nur in staatlichen Läden, vorausgesetzt man ist älter als 21. Schusswaffen (einschließlich automatischer Waffen) darf man als Bürger Utahs übrigens schon ab 18 kaufen … Alkohol darf natürlich auch nicht aus einem anderen Bundesstaat eingeführt werden, das ist Schmuggel. Alkoholkonsum (und darunter fällt schon eine Dose Dünnbier) in öffentlichen Gebäuden, in Parks, Sportstätten und öffentlichen Verkehrsmitteln ist verboten - da hilft auch die braune Papiertüte nicht.

Anzumerken ist allerdings, dass Utah in Bezug auf Alkohol die mit Abstand restriktivste Gesetzgebung in den US hat.

Übrigens: die Rechtslage in den Indianerreservaten ist ebenfalls sehr unterschiedlich, die haben jeweils ihre eigene Jurisdiktion. In der Pine Ridge Reservation (bekannt durch den Ort Wounded Knee) z.B. wurde letztes Jahr die Prohibition aufgehoben. Nicht obwohl, sondern weil Alkoholismus dort ein massives Problem ist. Wenn schon, dann sollen nicht die außerhalb der Reservation gelegenen Grenzorte am Alkoholismus der Bewohner verdienen, sondern das Reservat selbst. 85% der 35.000 Bewohner sind arbeitslos, 63% leben unter der Armutsgrenze. Durchschnittliche Lebenserwartung für Männer 47 Jahre, für Frauen 50 Jahre. Eine der Haupttodesursachen ist neben Selbstmord (bei Teenagern die Hauptursache) Trunkenheit am Steuer - gerade das Problem der Trunkenheitsfahrten (von den Grenzorten zurück ins Reservat) soll durch Abschaffung der Prohibition etwas reduziert werden.

Gruß,
Ralf

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Hi,

und dann gibt es da ja noch eine Erfindung der Amerikaner die hier wohl einen Bürgerkrieg verursachen würde: https://de.wikipedia.org/wiki/Dry_County

Wie gut haben wir Deutschen es doch. Im Supermarkt noch ´ne Dose Bier aus dem Kühlschrank mitnehmen und gemütlich auf dem Weg nach Hause oder auf einer Parkbank trinken :wink:

Cheers
K

Tailgate-Party
Hi,

das erinnert mich an die Tailgate-Parties vor den Football-Spielen - sogenannte Kofferraum-Partys, bei denen sich die Fans auf dem Parkplatz vor dem Stadion um den Kofferraum eines Autos versammeln, einen Grill auspacken, BBQ machen oder ein Picknick anbieten und viiiel Bier trinken.
So sieht das aus: http://en.wikipedia.org/wiki/Tailgate_party
(Ich habe hier den Wiki-Eintrag aus Großbritannien verlinkt. In den USA sieht das genauso aus)

Dabei pfeifen die sich oft ein Bier (meist in Plastikbechern ausgeschenkt) nach dem anderen rein. Als Begründung hab’ ich mal gehört, dass das Bier in den Stadien so teuer sein soll und die sich deswegen vorher mit dem selbstgekauften Bier in Stimmung bringen wollen.

Naja, aber um auf Deine Frage zurückzukommen: Bei diesen Partys stehen die Leute offen sichtbar auf den Parkplätzen rum und halten ihre Getränkebecher oder Dosen (evtl. abgedeckt mit sogenannten beer can covers) in der Hand. Kann mich nicht erinnern, dass das verboten war oder irgendjemand komisch geschaut hätte …

Allerdings scheint es - wie ich gerade eben nachgelesen habe - von Staat zu Staat unterschiedlich zu sein, was erlaubt oder geduldet wird!

Viele Grüße
Stefanie

Hallo,

die Bandbreite möglicher Regelungen in den USA ist groß. Ich war auch einige Male da, und habe von einer Dry-City (wo dann die großen Bier- und Weinläden genau an der Stadtgrenze standen), über BYOB-Restaurants mit Weinverkauf in der Tankstelle an der nächsten Kreuzung, bis hin zum ganz offen auf dem Pier in Chicago verkauften und genossenen Bier (war allerdings - wenn auch nicht deutlich abgegrenzte - Bestuhlung eines Restaurants) alles erlebt.

Auf einer Hochzeit und einigen anderen Familienfeiern in Maryland ging es immer zu, wie bei uns hier. D.h. im Restaurant gab es Wein und Bier zum Essen, und niemand hat da bei der Nachbestellung eines weiteren Glases Wein komisch aus der Wäsche geschaut. Im angemieteten Veranstaltungszentrum auf einer Militärbasis standen in der Küche große Mörtelkübel voller Eiswasser, in denen jede Menge Bier-, Wein- und Sektflaschen zur allgemeinen Bedienung lagen. Nur harte Sachen blieben außen vor. Da wurde dann vollkommen gesittet und unauffällig gefeiert, und jeder hat getrunken was er wollte, ohne dass irgendjemand daran Anstoß genommen hätte.

Denke zudem bitte auch daran, dass die USA inzwischen ein durchaus namhafter Weinproduzent sind, und es eine recht große und aktive Weintrinker-Szene gibt, die mit vielfältigen Events in der Öffentlichkeit auftritt. Auch beim Bier hat sich viel getan. Microbreweries sprießen allerorten aus dem Boden, und auch zum Thema Bier hat sich eine recht interessante Szene aus Brauern und Biertrinkern entwickelt, die z.B. auch in ganz großem Stile Wettbewerbe bis hin zu Weltmeisterschaften austragen. D.h. die verstecken sich nicht, und müssen sich auch nicht verstecken.

Gruß vom Wiz

Richtig -das ist genau dasselbe, was hier kaum zu verstehen ist…

Danke für eure Antworten - also ich finde das alles nach wie vor „seltsam“ und nicht einer „modernen“ „freien“ „Demokratie“ würdig - sondern genau das Gegenteil. Auch wenn das hier nur um das Beispiel Alkohol ging (das für mich aber viel schon aussagt zum Allgemeinen!). Weitere Beispiele gibt es ja genug - selbes gilt für „Busenzeig“-Verbot im TV aber dann Weltführer der Pornoindustrie. Alles recht merkwürdig - und wie sich die A. wirklich frei fühlen können, ist mir ehrlichgesagt ein absolutes Rätsel - ich denke selbst Russland oder andere Länder sind in vielen Dingen wesentlich freier und lockerer.

A softdrink umfasst alles nicht alkoholische, a drink ist eigentlich immer Alkohol…
ihr habt euch einfach nicht eindeutig ausgedrückt.

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Hallo,

etwas verspätet eine Antwort zu 3.

Vor einigen Jahren lebte ich längere Zeit in Evansville, Indiana (Mittlerer Westen). Selbst ich als „Kein-Englisch-Sprecher-und -Versteher“ musste irgendwann die Werbung für das "Germania Männerchor Volksfest (damals noch Oktoberfest) kapieren.

Mein Mann und ich also hin. Als wir in Sichtweite kamen, sahen wir vor einem großen alten ehemaligen Fabrikgebäude eine große Anzahl der verschiedensten Polizeifahrzeuge (Sheriff, Countypolice usw. usw.)

Beinahe schon als Spalier standen die verschiedenen Uniformträger vor dem Eingang und musterten genau - manchmal auch unter Vorlage des Führerscheins - das Alter der einlassbegehrenden Personen.

Jaaaa, es gab Bier. Bier im Plastik- bzw. Pappbecher mit Eiswürfeln drin und natürlich ohne jede Schaumkrone. Ganz wenige Personen hatten von einem Besuch aus Deutschland einen Maßkrug bzw. Seidlakrug dabei.

Ach ja, zu den Bratwürsten gab es rote Bohnen und auch Sauerkraut. Rund um das Außengelände war ein blickdichter Bretterzaun aufgebaut.

Wenn man die Whiskyfabriken (Jeam Beam und Jack Daniels) besichtigt, bekommt man dort alles mögliche (T-Shirt, Gläser, Korkenzieher usw.) zu kaufen, aber keinen Whisky - sie liegen nämlich in einer trockenen Zone.

Dieses beinahe schon „gespaltene“ Verhalten findet man in den USA sehr häufig. Nicht nur beim Alkohol. Als Beispiel sei hier nur die Sexfilmindustrie und das prüde Verhalten vieler Amis zu nennen.

Gruß
Ingrid