Alle Grenzen abschaffen oder Grenzen schließen - welche Konsequenzen?

Hallo,

es gibt bezüglich Migration zwei extreme Ansichten: Alle Grenzen abschaffen so dass jeder überall hinreisen und sich niederlassen kann und alle Grenzen gut bewachen so dass niemand mehr ins Land kommt.

Wenn jeder einreisen darf würden viele nach Deutschland kommen, der Sozialstaat würde zusammenbrechen, d.h. es gäbe keine Sozialtransfers mehr. Wer Geld hat würde in eine Gated Community ziehen. Außerhalb dieser Gated Communities würde es zu Verhältnissen wie in einigen Entwicklungsländern kommen. D.h. man hätte die Migranten einerseits ins Land gelassen aber dennoch vom schönen Leben ausgesperrt - und dazu noch rund die Hälfte der Deutschen, denn das ist der Anteil der Bürger die keine Ersparnisse haben. http://www.t-online.de/wirtschaft/id_76738160/einkommen-in-deutschland-haelfte-teilt-sich-1-des-nettovermoegens.html
Das ist eigentlich ziemlich ironisch denn die Probleme wären die gleichen, nur die Grenze hätte sich verschoben und statt einer ethnischen Trennung gäbe es nur noch eine Trennung aufgrund des Wohlstandes.

Wenn niemand mehr einreisen dürfte hätte man evtl. bald das gleiche Problem wie Japan: Rezession weil durch die überalterte Gesellschaft die Nachfrage wegbricht (z.B. nach Wohnraum) und weniger Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Klar, die meisten Migranten der ersten Generation wird man nicht in den Arbeitsmarkt integrieren können - aber auch ein Empfänger von Sozialtransfers leistet einen Beitrag zur Gesellschaft weil einerseits Nachfrage geschaffen wird und andererseits die zweite Generation in den Arbeitsmarkt integriert werden kann.

Wie seht ihr das? Was wären die Konsequenzen der beiden Extreme?
Gruss
Desperado

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Das extreme an der Situation ist, dass Deutschland jeden Einwanderer erst einmal ohne Gegenleistung Vollpension gibt. Den Rest der EU wollte Merkel ja auch dazu nötigen.

Ohne diesen Anreiz würde keiner kommen, egal wie offen die Grenzen sind, bis auf die fleissigen, die tatsächlich etwas aufbauen wollen. Die richtig armen Leute kommen nicht nach Deutschland, sie können sich weder die Reise noch den Schlepper leisten.

Die attraktiven Staaten dieser Erde (z.B. Kanada, Australien, Neuseeland) lassen nur Zuwanderer rein, die für die Gesellschaft nützlich sind.

Hallo,

die Abschaffung aller Grenzen ist natürlich völliger Schwachsinn. Sie hätte für D zur Folge, dass es zu ungeahnter Masseneinwanderung käme. Mit wenigen hundert Euro könnte D aus der 3. Welt erreicht werden.

Der Zusammenbruch des Sozial- und auch Rechtsstaates wäre vorprogrammiert und würde weit schneller erfolgen als es sich die meisten überhaupt vorstellen können. Der Vorteil wäre natürlich, dass die Masseneinwanderung dann gestoppt ist, weil der Staat nichts mehr leisten kann. Nachteilig wären Verteilungskämpfe, bürgerkriegsähnliche Zustände und wahrscheinlich Ereignisse, die unter den Begriff Völkermord/ethnische Säuberung fallen.

Anschliessend befände man sich in einer Art Postapokalypse und würde Grenzen Stück für Stück wieder errichten und mit diktatorischen Mittel versuchen, wieder National(klein)staaten zu errichten.

Wie wäre es denn mit GR weitergegangen, wenn die Geldautomaten tatsächlich gar nichts mehr ausgespuckt hätten? D hat bereits jetzt die dreifache Bevölkerungszahl pro Km2.

Eine Totalschliessung der Grenzen hätte ähnliche Auswirkungen. Du meinst wohl eine Totalkontrolle über Waren- und Menschenflüsse. Das wäre möglich und der wirtschaftliche Schaden wäre auch überschaubar. Allerdings müsste man an der Grenze jeden gläsern machen und den Datenschutz an dieser Stelle einstampfen. Zudem müsste man auch aus der GFK austreten und den Artikel 16a GG ersatzlos streichen.

Ersatzweise müsste es zu Massenlagern an der Grenze kommen, in deren direktem Umfeld Flüchtlinge registriert und geprüft werden. Unberechtigte müssten umgehend zwangsweise abgeschoben werden. Völlig egal, ob die Herkunftsländer sich anfänglich weigern oder nicht. Falls auch Druck wirtschaftlicher Art sie nicht einknicken lässt, müssten die Unberechtigten anderenorts (Nachbarland) gegen Prämie abgesetzt werden. Von dort aus würden sie selbst den Weg zurück suchen oder vom Nachbarland aus zwangsweise rückgeführt werden. Hört sich völkerrechtswidrig an? Und?

Gruß
vdmaster

Hallo,

die Idee bestimmte Landesgrenzen zwischen Bundesländern und diverse Landesgrenzen zu bestimmten europäischen Nachbarstaaten aufzulösen klingt reizvoll - sofern der gesellschaftliche Friede gewahrt bliebe.

Das trifft aber auch genauso aufs Gegenteil zu, d.h. die Errichtung neuer Grenzen…

Es geht in keinem Fall ohne ein geordnetes Zusammenleben, d.h. einem entsprechenden Maß an persönlicher und übergreifende Verantwortung, Orientirung, umfassend fairer Interssensaustausch, Zugeständnissen an kultureller und persönlicher Identät und Individualität verbunden mit persönlicher Sicherheit und Rechtsstaatlichkeit.

Grenzen aufzulösen aber auch neue zu errichten birgt in sich Chancen und Risiken. Die Freihandelsabkommen könnten ein möglicher Schritt sein. Veränderungen dürfen der politischen Kontrolle jedenfalls niemals entzogen werden.

Welchen Sinn hätte es, die Zahl von Kreiskörperschaften, Bezirken und Bundesländer oder europäisch-deutschsprachige Staaten zu verringern ode zu erweitern?

Zum aktuellen Flüchtlingsproblem: Die Verteilung der Flüchtlinge erfordert neben eines Verteilungsschlüssels eben auch eine räumliche Aufteilung. Die weitgehende Grenzaufhebung halte ich in Hiblick auf den innergesellschaftlichen Friedenns für nicht unbedingt zielführend.

Dennoch ist gegen die Forerung nach Abschaffung der Grenzen nicht zu sagen. Das ist nicht zwangsläufig ein Fortschritt. Alles daher mit der Zeit.

Gruß mki

Ein weiteres unbedingtes Erfordernis bei der Frage der Schließung oder Errichtung von Grenzen ist neben Orientierung auch die Überschaubarkeit.

Das sind ganz sicher nicht die Probleme, die Japan hat.

Grenzen offen: Eine ungedrosselte Zuwanderung erfolgt solange, bis ein ähnliches wirtschaftliches und soziales Niveau entsprechend einem Durchschnittslevel der Fluchtländer erreicht ist. Wir wären dann vielleicht mit etwas Glück auf ähnlicher Höhe wie Marokko.
Nacheinander werden einbrechen: Sozialleistungen, Wohnungsmarkt, Bildungseinrichtungen, öff. Verwaltung mit Polizei.
Grenzen zu: Alles würde vielleicht ein wenig teurer werden, da die armen Unternehmen mehr Geld für Logistik ausgeben müssen. Auch die Bewachung der Grenzen kostet nicht wenig. Die Fluchtursachen werden in den jenigen Ländern selbst bekämpft. In Gänze wird die Bekämpfung nie gelingen, da hierzu totalitäre Eingriffmöglichkeiten erforderlich wären.
Gruß
rakete

Gruß
rakete

Diese Ansicht ist nur „extrem“, wenn sie mit einem „sofort“ oder „bis 2030“ oder ähnlich Überstürztem verbunden wird.
Ansonsten sehe ich darin keine extreme Haltung.
À la longue wird es eh auf den Bedeutungsrückgang von Landesgrenzen hinauslaufen.

Gruß
F.

Hallo,
so etwas erwarte ich auch. In den meisten westeuropaeischen Laendern wurde der Sozialstaat und Arbeitnehmerrechte in den vergangenen Jahrzehnten abgebaut so dass die Freizuegigkeit mit den osteuropaeischen Laendern eingefuehrt werden konnte ohne dass es zu Masseneinwanderung kommt.

Kann mir denken, dass die sozialen Errungenschaften noch weiter abgebaut werden bis es ueberhaupt keinen Grund fuer Migranten gibt nach Europa zu kommen - denn die meisten finden hier keine Arbeit und Sicherheit gibt es in anderen Laendern auch (mit geringeren Lebenshaltungskosten).

Gruss
Desperado

Solange Europa eine der großen Wohlstandsinseln der Weltwirtschaft ist, wird es attraktiv für Zuwanderer sein, auch ohne Sozialstaatsanreize.

Gruß
F.

Das Prinzip (globaler) offener Grenzen ist das bessere und zukunftsträchtigere. Analog nationalstaatlichen Prinzipien und Ordnungen wird eine gemeinsame globale Rechts-, Wirtschafts- und Sozialordnung die Basis sein. Je eher diese Basis geschaffen wird, desto einfacher werden die zukünftigen Probleme geopolitischer Art (vorwiegend im Sinne geographischer Gegebenheiten, Möglichkeiten und Veränderungen) zu bewältigen sein.

Weiterhin werden dann noch Wohlstands- und Verteilungsprobleme vorhanden sein. Man kann diese aber besser angehen, wenn alle in einem Boot sitzen.

\vision off

Franz

die Abschaffung aller Grenzen ist natürlich völliger Schwachsinn

Ganz im Gegenteil, mein lieber „vdmaster of desaster“.

Während du für Schrecken ohne Ende plädierst, schwebt mir das Gegenteilige vor.

Franz

s. unten

Träum weiter, Visionär.

Das wird absehbar in diesem Jahrhundert nicht mehr passieren. Es klappt ja nicht einmal in der EU. Aber eine Sozialordnung „das Recht des Stärkeren“, eine Wirtschaftsordnung „einfach alles kann frei gehandelt werden“ und eine Rechtsordnung „es gibt keine Rechte“ ist natürlich auch eine. Gemeinhin als totale Anarchie bekannt. :wink:

Wie stellst Du Dir denn vor, dass allein schon die zahlreichen Diktatoren/Pseudodemokraten in Afrika zur Machtaufgabe bewegt werden könnten? Mit gutem Zureden? :joy:

Gruß
vdmaster

Es klappt ja nicht einmal in der EU

Reine Wirtschaftsunion!
Das Scheitern oder das Nichtfunktionieren ist programmatisch und unvermeidlich.
Dabei wäre die EU die beste Möglichkeit, eine freie und universale Welt konzeptionell umzusetzen.
Mit nur neoliberalistisch-ökonomischen Grundsätzen ohne sozial-, rechts- und gesellschaftspolitischen Strukturen (der sog. Merkelismus hierzulande) wird das aber nichts.

Franz

Dafür hätte nur der Hauch einer Möglichkeit bestanden, wenn die Osterweiterung nicht gekommen wäre. Trotzdem wäre es nur ganz langsam und unter Geburtsschmerzen gegangen.

Osterweiterung

Sie gehört dazu. Und die AFD ist, wenn auch unbeabsichtigt noch, auf dem Weg, eine Osterweiterung zu unterstützen:

Wenn es auf unterer Ebene klappt, wäre dies schon mal positiv zu bewerten.

Franz

Was man von Putins Jugendvereinen zu halten hat, kann man hier lesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Naschi#H.C3.B6hepunkt_der_Naschi_.282005.E2.80.932007.29

Die Nachfolger werden auch nicht besser sein.

Ich bin dafür, dass die Grenzen geschlossen werden müssen. Es wird schon langsam Zeit.

So, wie die Lage derzeit aussieht, wäre es fatal, die Grenzen auch noch abzuschaffen.