Liebe WWWler/innen
Gestern abend habe ich mich wieder mal in einem Irish Pub mit amerikanischen Soldaten unterhalten.
Mit Menschen, über die in der Presse hauptsächlich negativ berichtet wird, die im Fernsehen als Schlächter und Waffennarren bezeichnet werden.
Was die Medien dabei vergessen, sind die Menschen, die hinter der Uniform stehen.
Ich bin noch jung, 21 Jahre alt. Gestern habe ich mit einem Soldaten angestoßen, der 19 Jahre alt ist und trotzdem schon ein Jahr im Irak war.
Ich selbst habe meinen Grundwehrdienst abgeleistet und bei der Ausbildung von Soldaten für den Einsatz im Kosovo mitgeholfen.
Ich weis also so ungefähr, was es heist, in den Einsatz zu gehen.
Wieviel schlimmer aber ist der Einsatz in einem Gebiet wie dem Irak? Welche Entbehrungen und Belastungen muss ein Mensch auf sich nehmen, um dort zu überleben und sich nicht selbst zu erschiesen?
Sicher gibt es Soldaten, die zur Armee gegangen sind, um eine Waffe in der Hand zu halten und diese auf Menschen zu richten. Aber ich nehme mir die Freiheit und behaupte einfach mal, dass das die absolute Minderheit ist.
Die meisten jungen Menschen entscheiden sich für diesen Weg aus Perspektivlosigkeit, mangelnder Vorbereitung auf das Berufsleben in der Schule, der Propaganda des Militärs und dem finanziellen Aspekt.
Aber niemand weiss letztendlich, worauf er sich wirklich eingelassen hat, bis er im Einsatz ist.
Ich selbst hatte die Situation, dass ich mit in den Kosovo gekonnt hätte, und abgelehnt hatte. Abgelehnt, weil der Job als Soldat in Deutschland von der Bevölkerung nicht anerkannt wurde, weil ich meine Familie nicht ein halbes Jahr in Ungewissheit über meine Existenz lassen wollte.
Ich habe beim Bund viele Menschen kennen gelernt, von machen glaube ich heute, dass sie für mich wichtige Freunde fürs Leben geworden sind. Einer davon ist vor vier Tagen aus dem Kosovo zurückgekehrt. Und ich habe Angst davor, ihm wieder zu begegnen, ihm in die Augen zu schauen. Er war im Einsatz und ich war nicht bei ihm, nicht im Einsatz in einem fremden Land, wo er alle Freunde gebraucht hätte…
Und gestern treffe ich einen Soldaten, 19 Jahre alt, der schon ein Jahr seines Lebens im Irak verbracht hat, in einem sinnlosen Krieg gegen einen unverhältnismäßig größeren Feind - dem Terror.
Er ist einer dieser Menschen, die ein gutes Bier einem Kampf in jedem Fall vorziehen würden, einem Farmersohn. Der für irgendwelche Ideale in den Krieg gezogen ist. Der diese Ideale im Einsatz nicht mehr gefunden hat. Und dessen Welt daraufhin zusammengebrochen ist.
Sehr nachdenkliche Grüße, David