Das ist mir zu hoch gehängt.
Ich sehe die Komination aus a) dem ideologisch motivierten Willen v.a. im akadamischen Milieu und in den Medien, bestimmten Begriffen und Sprachstrukturen nicht nur einen Gegenentwurf zur Weite stellen zu wollen, sondern diese komplett auslöschen zu wollen, und b) mit der Digitalisierung die technische Möglichkeit, das viel radikaler umsetzen zu können als je es zuvor möglich war. Bis hinein eben in die (dann digitalisierten) Archive des gesellschaftlichen Wissens.
Mit normalen Sprachwandel hat das aus meiner Sicht nicht viel zu tun.
Must du ja nicht. Aber findest du nicht bemerkenswert, dass 55% offenbar durchaus ein Problem mit aufgedrängten Sprachänderungen hat?
Nein. Für mich ist das völlig normal und ein Merkmal der Meinungsfreiheit: man muss nicht jubelnd jedem Trend nachrennen, den eine Minderheit gerne verbreiten möchte.
Najo, aber es ging doch grundsätzlich darum, wann ‚ss‘ und wann ‚ß‘ kommt. Da ist doch dass/daß wenig mehr als kleiner Beifang.
Schon klar, nur lag der Fokus insbesondere der öffentlichen und politischen Diskussion seinerzeit auf dass/daß/das. Bzgl. ß/ss kann ich bei der neuen Regelung auch keinen Vorteil erkennen. Auch weiterhin muß man wissen, wie das Wort geschrieben wird und wenn man es nicht weiß, sondern herleiten möchte, muß man auch noch wissen, daß sich die Schreibweise nach der Länge des Vokals richtet und die wiederum variiert bei manchen Worten auch noch lokal und sozial.
Hinzu kommen eben noch die etymologischen Sauereien wie Quäntchen (kommt eben nicht von Quant/Quantum, sondern von Quent/Quentinus (der fünfte Teil), belämmert (was eben nicht vom Lamm abstammt, sondern von belemen (ndt.) „lähmen“) oder Tipp, der sich nicht vom tippen ableitet, sondern umgekehrt als Fingertip aus dem Englischen importiert wurde und dann zum deutschen tippen wurde. Solche Dinge, derer es viele gibt, finde ich einfach schade, weil mir Sprachkultur wichtig ist und damit hängt dann auch zusammen, daß man ein Gefühl dafür hat bzw. bekommt, woher die Sprache und ihre Wörter stammen.
Mag sein, aber es ist dann wenigstens stringent. Bei den anderen (Doppel)Konsonanten geht’s ja auch um die Vokallänge und ich finde es auch nicht verkehrt, dass konsequent zwischen stimmhaftem und stimmlosem ‚s‘ unterschieden wird.
Klar, bei das/dass/daß ging’s nie um die Aussprache, aber ansonsten finde ich die neue Regel gelungen. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass dies eine Erleichterung beim Erlernen der Sprache ist. Da müsste man mal @Nadja fragen
Das ist ja genau mein Standpunkt
Ich will mir nicht von ein paar Grünen und Linken aufzwingen lassen, dass mir mein Enkelkind von „Radfahrenden“, „zu Fuß gehenden“ und „Einwohnenden“ erzählt (Indianer wären dann wohl „Ureinwohnende“). Es soll einmal Texte verfassen dürfen, für das es ohne Sternchen, Doppelpunkt und Unterstriche keine schlechteren Noten erhält. Das gilt genauso für unsere „Studierenden“ heute. Und wie will man Migranten vermitteln, dass sie jetzt „Einwohnende ohne deutsche Staatsbürgerschaft“ (statt Ausländer) sind? Da hält sich niemand dran.
Die Missachtung eines Großteils der Bürger*innen ist genauso respektlos wie unglaublich.
Ich als Mann fühle mich getroffen, wenn alle Untaten den Männern zugerechnet werden:
„Die Täter (statt Täterinnen) sind unerkannt entkommen“
Korrekt wäre:
„Die Tätigen sind unerkannt entkommen“
Du beziehst dich auf Orwells 1984?
Seit Jahren sind nicht nur auf Straßen und Plätzen, auch zuhause jede Menge Kameras installiert, um Menschen zu beobachten. Ich kenne ein paar Leute, die wie ich ihre Kamera am Laptop abdecken. Und nein - Laptops-Kameras sind nicht für Landschaftsaufnahmen gedacht.
Neulich bekam ich eine Mail, jemand hätte mir beim Onanieren zugeguckt und möchte dafür fürstlich belohnt werden.
Erst seit wenigen Jahren, aber mehr und mehr werden die Gespräche in Privaträumen belauscht und zur Besatzungsmacht übermittelt: „Siri / Alexa / Google mach Musik“.
Klingt erstmal harmlos und uns wird erzählt, dass das Gehörte erst nach dem Codewort übermittelt wird. Schon als Eigentümer dieser Dosen kaum zu überprüfen, als Gast des Eigentümers schon gar nicht.
In der Tat. Wenn ich die Personen, die die Straftat begangen haben, eindeutig einem Geschlecht zuordnen könnte, dann könnte ich von den Tätern oder den Täterinnen sprechen. Solange das aber nicht feststeht, muss man ein anderes Wort verwenden. Die „Tatverdächtigen“ scheint mir hier (oft auch im rechtlichen Sinne) eine angemessene Wortwahl.
Aber wir sind noch ganz weit weg von einer fast lückenlosen Überwachung, wie sie Orwell beschreibt. Ich würde sogar soweit gehen, dass die meisten Orte, an denen man sich aufhalten kann, nicht überwacht sind.
In China mag das inzwischen anders sein.
Es gibt sogar Laptops, da ist eine mechanische Abdeckung ab Werk angebracht (z.B. mein Lenovo-Laptop auf Arbeit). Und ja, die ist tatsächlich zu, wenn ich kein Video-Meeting habe.
Dass das eine Erpressermail ohne jegliche Substanz ist, sollte sich inzwischen herum gesprochen haben.
Das musst Du Dir ja nicht kaufen und hinstellen. Du kannst ja auch komplett ohne leben.
Ich sage es mal gerade heraus und ganz gehässig: Du bist auch nicht gezwungen, solche Leute zu besuchen - es sei denn, Du bist Handwerker im Außeneinsatz. Dann wird es wahrscheinlich jedes mal ein Kampf, seine Persönlichkeitsrechte beim Kunden durchzusetzen.
Aber wir weichen von der eigentlichen Frage nach neuen Sprachmustern ab.
Oder Vater / Opa, der seine Familie besucht.
Nein. Sprache lebt und ändert / erweitert sich durch Gebrauch. Für neue Techniken und Geräte sind neue Worte erforderlich, etwa Smartphone.
Ich verwende durchaus alte Begriffe, weil denen neue Inhalte untergeschoben werden, um sie dann zu verbieten. Ich nenne einen Arbeiter „Arbeiter“, obwohl er - ähnlich wie Sklaven - ausgebeutet wurde und in manchen Ländern noch wird.
Der Begriff Neger kommt von negro = schwarz. Ich kann da keine Abwertung erkennen. Allerdings scheint dieser Begriff nur für Afrikaner zu gelten, schwarzhäutige Inder werden nicht so genannt.
Falls sich jemand persönlich beleidigt fühlt, nehme ich natürlich Rücksicht und würde ihn nicht als „Arbeiter“ bezeichnen. Ihn fragen, wie er genannt werden möchte. Wenn ein Bauer „Landwirt“ oder ein Meister „Werktätiger“ sein möchte, habe ich damit keine Probleme.
Aber diese blödsinnigen Diskussionen über und ohne Betroffene hängen mir zum Hals raus. Da gibts doch den schwarzhäutigen Gastronomen, der das Wort „Mohr“ für sein Lokal gewählt (oder übernommen) hat. Der beklagt sich zu Recht, dass er sich bevormundet sieht, wenn er sein Lokal umbenennen soll.
Und der Neusprech „Schwarz…“ ist doch wieder bescheuert. Ist das die Hautfarbe, die Haarfarbe oder die Mitgliedschaft in schwarzen Parteien? Womöglich auch Ausdruck von mangelnder Körperhygiene.
Erinnert sei an den Ausspruch Paracelsus: „die Dosis bestimmt, ob ein Ding ein Gift ist …“ So in etwa sein Tenor. Hegel drückte es so aus. Quantität schlägt um in Qualität, womit er einen Wesenszug seiner/der Dialektik beschrieb. Manches am Neusprech ist sicherlich sinnvoll, um Altes und „Modriges“ wegzuräumen, aber übermäßiges Zelotentum ist einfach nur nervig.