'Aller' (Rheinhessen/Pfalz) - Herkunft?

Hallo ihr Lieben,

mich würde einmal interessieren, woher das Wort „Aller“ stammt, das in meiner Heimat (Rheinhessen) und auch in der Pfalz weit verbreitet ist.
Es lässt sich schwerlich übersetzten, da es sich eher um ein Füllwort handelt. Es heißt wohl so etwas wie „also“ oder „auf gehts“
Einige Beispiele:

„Aller, geh mer hom!“ (Auf, lasst uns heimgehen!)
„Aller, kumm jetzt!“ (Also, komm jetzt her!)
„Aller donn!“ (Also dann! = Tschüss)
„Aller tschüss“ (Also, Tschüss!)
„Aller, do mach ichs halt“ ( *ungeduldiger Ausruf*: Na also, dann mach ich es eben!)
„Aller bis nägscht Woch!“ (Also, bis nächste Woche)

Das Wort „Aller“ kann auch allein als Verabschiedung stehen, also als ein verkürztes „Aller tschüss“, „Aller donn“ oder „Aller, machs gut!“. Das ist besonders innerhalb der Familie üblich, oder wenn man sich sonst gut kennt.

Neulich hatte ich eine Diskussion mit meinem Nachbarn über die Herkunft dieses Wortes. Ich tippe stark auf Französisch, da viele Dialektbegriffe bei uns von den Besatzern/Nachbarn zu uns herübergeschwappt sind. „Aller“, beziehungsweise eher noch „Allez“ als Ursprung wäre ja auch durchaus naheliegen, zumal es auch „Aller hopp“ gibt, was ja parallel zu „Allez hopp“ wäre…
Mein Nachbar allerdings besteht auf „alsdann“ oder eine mittelhochdeutsche Vorgängervor davon, die ich vergessen hab…

Wer weiß was? Vielen Dank im Voraus!!!

Liebe Grüßle
Nadine

Juhu!

Französisch wird wohl richtig sein, wobei es sich wohl eher um das „alors“ denn das „aller“ handelt.

Drünke mer einer? Aller guuud!

Also ich kenn das als: „Alla guud“ oder „Allah d’onn“ wie Elke es schreibt.

Französisch wird wohl richtig sein, wobei es sich wohl eher um das „alors“ denn das „aller“ handelt.

Französisch ist schon recht, aber von "Allez!, also „Lasst uns gehn! Gehn wir!“

Gruß Fritz

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Also, der Franzos beginnt mit ‚alors‘

Lieber Faber

Also, mein Boss sagte immer, Mitarbeitende, die einen Satz mit ‚also‘
begännen, hätten den lieben langen Tag nur auf der faulen Haut
gelegen, wenn ich meldete: „Also, Chef, ich habe den TDSL-6000er-
Anschluss bestellt, aber leider ist er nicht mehr vorrätig. Also, was
soll ich tun?“

Also, wann arbeiten denn Leute, die praktisch jeden Satz mit ‚also‘
anfangen? Also, nur Komödianten bringen mit diesem Tick das Publikum
zum Wiehern.

Also, der Franzose beginnt statt mit ‚also‘ mit ‚alors‘. Das fällt
aber nicht weiter auf, weil sein Fundus an Startern immens ist: et,
mais, alors, oui, ouais, eh bien, écoute, tu sais, tu vois, mais
enfin, et alors, oh, ah …

Also, und die Hessen mögen diese ‚alors‘ von der französischen
Besatzung abgekupfert und zu ‚aller‘ veredelt haben.

Alors, au revoir! (Französisch)
Aller donn, tschüss! (Hessisch)
Auso de, uf Widerluege! (Berndeutsch)
Also, auf Wiedersehen! (Deutsch)

Rolf

Danke Fritz,

nicht nur, dass du mich zitierst, sondern auch
die Schreibweise richtig rückst. „aller“ haben meine
Ohren noch nie zu hören bekommen, weder in der Kurpfalz
noch in Baden noch in Rheinhessen noch im Odenwald.

Französisch ist schon recht, aber von "Allez!, also „Lasst uns
gehn! Gehn wir!“

Ja, so steht es auch im Weinheimer Wörterbuch.

Allah d’onn, *

Elke

* diese Schreibweise ist eine interfamiliäre, wobei die
Ehre der Schöpfung meiner Schwester gebührt. Sie beruht auf
der weltpolitisch unwichtigen Tatsache, dass 2/3 der
Töchter meines Vaters sich für geraume Zeit auf der
arabischen Halbinsel herumgetrieben haben - wobei die
Schrift durchaus der kurpälzischen Aussprache angepasst ist

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„aller“ haben meine
Ohren noch nie zu hören bekommen, weder in der Kurpfalz
noch in Baden noch in Rheinhessen noch im Odenwald.

Der (nordpfälzische) Donnersbergkreis markiert die Grenze speziell zu Rheinhessen (zumindest sind sie mir nur dort aufgefallen) mit Straßenschildern, auf denen statt eines öden „Auf Wiedersehen“ ein kerniges „Aller dann!“ steht. Wichtig - mit kurzem ‚e‘, also nicht ‚französisch‘ ausgesprochen.

Kurpfälzisch lautet es in der Tat eher islamisch: „Allah!“ und kann dann sehr gut auch alleine stehen - wobei die gewünschte semantische Variante (z.B. als Ausdruck satter Befriedigung oder ungeduldiger Aufforderung) durch die jeweils gewählte Wortmelodie zum Ausdruck kommt. Eine Eigenart, die das Kurpfälzische mit dem Chinesischen gemein hat …

Das ‚Aller‘ findet sich in der Tat von der Nordpfalz über Rheinhessen bis zum Naheland. Also im weiland (bis 1814) französischen Département Mont-Tonnerre … Ich vermute, das als Vorbild sowohl das französche ‚allez‘ wie auch ‚alors‘ dienten. Die Aufforderung ‚aller hopp‘ z.B. geht eindeutig auf ‚allez hop‘ zurück - das vor allem als Abschiedsgruß gebrauchte ‚aller dann‘ dürfte eher auf einer Ersetzung von ‚also‘ durch das ‚vornehmere‘ ‚alors‘ zurückgehen.

aller dann gudnacht,
Ralf

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Die Aufforderung ‚aller hopp‘ z.B. geht eindeutig auf ‚allez hop‘ zurück

Ohja! Mir gellt noch der Pfiff meines Vater, ein gebürtiger Bruusler (Bruchsaler), gefolgt von dem Ruf: „Fritz, Franz, Sepp, allahopp!“ im Ohr, mit dem wir drei ältesten Kinder zum Essen, Heimkommen, Mitkommen etc. aufgefordert, um nicht zu sagen kommandiert wurden.

Darum klingt das Allahopp mir heute noch unangenehm.

Gruß Fritz

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Hallo Du Liebe Nadine,

könnte ‚Aller‘ eine Verballhornung von ‚Alter‘ im Sinne einer halb despektierlichen, halb vertraulichen Anrede sein?
So was ähnliches gibt es nämlich im Rheinland
Hey kum Aale, los mer heem jon
Komm, laß uns nach hause gehen.

Gandalf

Hallo,

könnte ‚Aller‘ eine Verballhornung von ‚Alter‘ im Sinne einer
halb despektierlichen, halb vertraulichen Anrede sein?

Nein. Auf die Idee kann auch nur ein Rheinländer kommen.

Alla oder allah oder meinetwegen auch aller hat nichts mit
„Alter“ zu tun.
In der Aussage „Alla donn!“ kommt es dem deutschen „also“
noch am nächsten. „Alla, mach’s gut!“ – das ist immer die
Einleitung zu einer Verabschiedung. Ein Aufseufzen, dass man
jetzt halt doch gehen muss. „Alors, on y va!“
Bei dem vom Fritz gehassten „Allahopp!“ ist das französische
„allez hop“ noch deutlicher da (obwohl uns das die korrekte
Ethymologie versaut).

Allah d’onn,

Elke

Hallo,

Der (nordpfälzische) Donnersbergkreis markiert die Grenze
speziell zu Rheinhessen (zumindest sind sie mir nur dort
aufgefallen) mit Straßenschildern, auf denen statt eines öden
„Auf Wiedersehen“ ein kerniges „Aller dann!“ steht. Wichtig -
mit kurzem ‚e‘, also nicht ‚französisch‘ ausgesprochen.

Ich bin gern bereit zu lernen - möchte aber nachfragen:
du betonst das kurze ‚e‘, fein, dann nennen wir es eine
Aussprachevariante vom deutlicheren ‚a‘ in Kurpfalz und Baden,
aber hat sich da vielleicht nur die er-Schreibung eingebürgert,
während in der Aussprache kein großer Unterschied zu hören ist?

Gruß
Elke

Hallo Elke,

aber hat sich da vielleicht nur die er-Schreibung
eingebürgert,
während in der Aussprache kein großer Unterschied zu hören
ist?

jo, aller - nä. Der Unterschied ist in der Tat recht subtil, trotzdem vernehmbar. Das Wörtchen spricht sich wie jener gewisse Nebenfluss der Weser auf hochdeutsch. Auch beim Wort ‚Holler‘ (nein, gemeint ist kein ‚Kolleholler‘, sondern Holunder) ist der lautliche Unterschied zu einem ‚Holla‘ sehr geringfügig, aber doch vorhanden.

aller bes demmnägschd,
Ralf

könnte ‚Aller‘ eine Verballhornung von ‚Alter‘ im Sinne einer
halb despektierlichen, halb vertraulichen Anrede sein?
So was ähnliches gibt es nämlich im Rheinland
Hey kum Aale, los mer heem jon
Komm, laß uns nach hause gehen.

Nein - kein Pfälzer ohne schwerwiegende Verletzungen im Mund-/Rachenraum würde darauf verzichten, das schöne weiche ‚d‘ in ‚Alder‘ zu artikulieren.

Aller kumm Alder, loss uns hämgeh,
Ralf

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Der (nordpfälzische) Donnersbergkreis markiert die Grenze
speziell zu Rheinhessen (zumindest sind sie mir nur dort
aufgefallen) mit Straßenschildern, auf denen statt eines öden
„Auf Wiedersehen“ ein kerniges „Aller dann!“ steht.

Der südliche Wonnegau auch - und der ist in Rheinhessen!! :smile:

DANKE euch allen!! owT
owT

Als an der ripuarisch/moselfränkischen Grenze aufgewachsener _Rheinländer_ möchte ich da vehement widersprechen. Hier ist der Alte doch wohl eher dem länglichen Fisch ähnlich denn dem Weser-Nebenfluss. Das von „Alter“ abgelittene „Aller“ feiert mE zumeist unter Wahl- und Möchtegern-Hamburgern Urständ, wobei da eigentlich auch ein „d“ reingehören würde, aber dessen Artikulation für die heutige Jugend einfach zu kompliziert ist.

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