Allgemeinbildung

Lies jeden Tag Zeitung. Dann kauf Dir nach Lust und Laune ab und an mal einen Spiegel, Stern oder Focus, GEO oder sonstiges. Und vor allem: Egal was Du hörst oder liest: Wenn Du es nicht verstehst oder kennst: Schlag nach!

Hallo Sonja,

der Aspekt die „Kindheit [o.ä.] zu zerstören“ ist meinerseits auch etwas überspitzt ausgedrückt. Zugegeben! :o)
Du hast Recht damit, dass das eigentliche Buch unter’m Strich solider abschneidet. Allerdings halte ich es für einfacher sich ein Hörspiel durchgehend anzuhören, als sich durch Wältzer zu kämpfen.

Ich gehe einfach davon aus, dass Kinder oder Jugendliche mittlerweile Terminkalender wie Manager besitzen und hier und da mal die Beine hochlegen sollten. Bei einem Höspiel kann man seinem Bewegungsdran freien Lauf lassen und lernt ganz beiläufig was dazu. Lernen an sich macht ja keinen Spass, sondern beinhaltet eher eine Komponente von Pflicht. Kinder sollten schon Kinder sein dürfen. Der Ernst des Lebens beginnt viel zu früh. Sich mit 15-16 Jahren am Wochenende die Zeit mit eim Buch zu vertreiben hat für mich da eher den Charakter Dinge wie „mit Freunden umherziehen“ zu vernachlässigen und hinsichtlich sozialer Kompetenz bringt einem kein Buch der Welt wirklich bei, wie das alles in der Praxis aussieht.

Ich selbst (wie du bestimmt auch) lese wirklich viel, aber empfinde es nur mit Eingeschränkungen als Entspannung. Sofern ein Buch nicht unbedingt zitiert werden muss, greife ich gerne mal zu einem Hörbuch.

Gruss,

Hilmar

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hi!

Lies dir bei http://de.wikipedia.org jeden Tag den Artikel des TAges durch. Ist echt interessant.

Tara

Auch Hallo,

ich habe auch noch einen Tipp:
von Literatur wie „10.000 Sachen die jeder wissen muss“ rate ich dir ab. Das ist total langweilig und du hörst bei Seite 3 auf. Ich würde Dir vorschlagen, Historische (Jugend-)Romane oder Biografien zu lesen. Das steht in deiner Stadtbücherei meterweise rum, weil viele lieber Harry Potter oder Liebesromane lesen. Such Dir ein spannendes Thema aus (Hexen, Mittelalter, Steinzeit, Naturwissenschaftler, …), die für Jugendliche geschrieben sind. Das macht Spass und du lernst nebenher etwas.

Meine ersten Titel waren in dieser Hinsicht: „Götter, Gräber und Gelehrte“ http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/349809064X/qid…
und „Madame Curie“ http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3596222435/qid…
aber die Geschmäcker sollen ja unterschiedlich sein…

Grüße, auch an die KollegInnen in der Bücherei
Uli

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo.

Ich gehe einfach davon aus, dass Kinder oder Jugendliche
mittlerweile Terminkalender wie Manager besitzen und hier und
da mal die Beine hochlegen sollten.

Sich mit 15-16 Jahren am Wochenende die Zeit mit
eim Buch zu vertreiben hat für mich da eher den Charakter
Dinge wie „mit Freunden umherziehen“ zu vernachlässigen und
hinsichtlich sozialer Kompetenz bringt einem kein Buch der
Welt wirklich bei, wie das alles in der Praxis aussieht.

Ganz im Gegenteil. Der „Terminkalender“ - je nachdem ob städtisches oder ländliches Milieu - besteht mehr und mehr aus „Rumhängen mit Freunden“. Keine Frage, das gab es „zu unserer“ auch - jedoch war es nie eine Einstellung wie heute, daß man einen Nervenzusammenbruch bekommen hat, wenn man 'mal einen Nachmittag dieses sinnlose Herumgesitze an Bushaltestellen, … nicht hatte.

Man sollte nicht vergessen: Ein Schüler hat viele Jahre faktisch den ganzen Tag nichts anderes zu tun, als sich um sein bißchen Schulzeug zu kümmern. Doch da geht es bereits los.

Auf der anderen Seite haben wir es inzwischen mit einer Generation zu tun, die seit frühester Kindheit „interessantes“ Fernsehen, Personalcomputer, Spielekonsolen, Handys, … kennt und davon massiv beeinflußt worden ist. Es wird nicht mehr „live“ gespielt, sondern virtuell. Es wird nicht mehr „live“ gesprochen, sondern telephoniert oder gar „gesimst“.

DIESER hübsche - wie sagt der Amerikaner so schön - mishmash (Mischmasch) an Verhaltensweisen ist an der Verkümmerung der sozialen Kompetenzen schuld - und nicht das Buch!

Ganz im Gegenteil: Leute, die nur „ein bißchen“ mehr lesen im Vgl. zur skizzierten Situation weiter oben, zeigen eine signifikante Verbesserung der Orthographie, der Grammatik und mit komplexeren Sprachsituationen klarzukommen.

Kein verlangt hier das tagelange, besessene Studium dicker Bücher. Ein Bücherwurm oder eine Leseratte ist noch nicht im entfernstesten ein sozial verkommener Mensch.

Und daß Jugendliche in der krassen Ausprägung des Cliquenverhaltens von heute „soziale Kompetenzen“ (was für ein Unwort) erlernen, ist mehr als fraglich.

Es würde vielen gut tun, desöfteren wieder ein Buch in die Hand zu nehmen. Hnadi n Hand geht damit nämlich auch eine gewisse Konzentrationsfähigkeit.
Wer noch nie durchgängig Hunderte von Seiten über ein paar Stunden hinweg gelesen hat, wird es stets sehr schwer haben bei Aufgaben, die erhebliche Konzentration und Ausdauer abverlangen.

Auch hier verlangt niemand den stoisch gelassenen Denker, doch man erkennt mehr und mehr, wie selbst eine grundlegende Fähigkeit/Fertigkeit zur Konzentration und stetigen Bearbeitung von Aufgaben verloren geht.

Darüber hinaus spielt auch noch der sogenannte Lerneffekt eine Rolle:
Er entsteht aus der Beschäftigung mit einem Thema heraus im Prinzip nur durch genau zwei Dinge - LESEN und WIEDERHOLEN.

Womit wir wieder bei Büchern sind. Multimedia in allen Ehren, doch der mit Abstand größte Teil des Wissens der Menschheit befindet sich auch im Internetzeitalter in Büchern.
Hier liegt dann auch gleich der nächste Stolperstein: Internet und Multimedia ist immer tüchtig durch einen Filter zu betrachten.
Zwar gibt es natürlich keine Garantie, daß in Büchern immer alles richtig ist, doch durchläuft ein Buch in der Herstellung eine Kette von Überprüfungen, auf jeden Fall mehr, als das meiste im Internet Befindliche.

Bei einem Höspiel kann man
seinem Bewegungsdran freien Lauf lassen und lernt ganz
beiläufig was dazu.

Das ist stark zu bezweifeln. Wenn ich bspw. ans Laufen (Neudeutsch: jogging) denke, so ist es doch unwahrscheinlich, daß bspw. ein Teenager im Alter von 15 oder 16 besonders viel von einem „Horspiel“ behält, wenn er sich entsprechend sportlich betätigt.

Hier geht es ja nicht um das blanke Hören von Musik, sondern darum, daß das gehörte Wissen hängenbleibt.

Lernen an sich macht ja keinen Spass

Eines der größten Vorurteile der aktuellen Bildungsdiskussion in Deutschland.

sondern beinhaltet eher eine Komponente von Pflicht

Ja sicher, eine *Komponente*. Man sollte sich ernsthaft fragen, was schieflaufen muß, damit Lernen erstens auf die bloße Pflichtkompenente reduziert wird und wohin zweitens die anderen Komponenten (die den Pflichtteil überwiegen) verschwunden sind.

Kinder sollten schon Kinder sein dürfen.

Niemand wird in seiner Entwicklung gestört, wenn ab und zu ein buch in die Hand nehmen soll.

Der Ernst des Lebens beginnt viel zu früh.

Und? Allgemeinbildung ist doch keine Frage des Ernsts des Lebens.

Ich selbst (wie du bestimmt auch) lese wirklich viel, aber
empfinde es nur mit Eingeschränkungen als Entspannung.

Das kommt ganz auf das Buch an.

Ich habe bspw. Fachbücher im Regal stehen über Mathematik, die sind fesselnder und interessanter geschrieben, als manch andere Schwarte und wenn man die Formeln ausblendet, kann man entspannt den Stoff in reiner Textform durcharbeiten (und oft auf Grund der Autoren herzhaft lachen).

Dennoch ist das notwendige nur ein kleiner Teil der Problematik: Allgemeinbildung gehört zum größten Teil in die hände von Eltern und natürlich Schule.

Kinder und Kleinkinder sind wißbegierig bis zum Gehtnichtmehr.
Es reicht schon, wenn man dem Kind im entsprechenden Grundschulalter ein möglichst farbig gehaltenes „Lexikon“ (zugeschnitten auf Kinder) in die Hand drückt, in dem ein breites und interessantes Spektrum an Wissen abgedeckt wird.
Der Wissendran muß gefördert werden und nicht durch eine bis ins Detail kaputte Gesellschaft (wie unsere aktuell) aufs Spiel gesetzt werden.

Letztgenanntes - also die Schule - baut in Sachen Allgemeinbildung auch zunehmend ab.
Das ist besonders bedenklich in einer Zeit, in der die Personalchefs im Einstellungs-/Bewerbungsgespräch imm öfter kreuz und quer schießen.

Auf die einfache Frage „Zu welchem bedeutsamen Anlaß wurde die Aida komponiert?“ kann man getrost darauf wetten, daß der gemeine Jugendliche sagt „Die was?“ oder kurz „Hä?“.

Hier hat die Schule dann gleich in DREI großen Bereichen ungenügend gearbeitet, nämlich Geschichte, Musik und Kultur/Gesellschaftskunde (und eigentlich auch noch Wirtschaft).

Einer guten Bekannten von mir hat der Perschef sogar drei oder vier Melodien vorgesummt und wollte nun wissen, was das ist und vom wem.
Sie bewarb sich da übrigens als Wirtschaftsassistentin, wo man im Einstellungsgespräch nicht unbedingt eine Frage nach Melodien der klassischen Musik erwartet.

Im Endeffekt war das aber auch eine nicht zu erklärende Lücke. Niemand muß klassische Musik hören oder mögen, doch gibt es eine Handvoll Melodien von den berühmten Komponisten, die man einfach kennen MUSS - schon vorallem deshalb, weil sie auch SEHR OFT als Soundtrack in Kinofilmen, als musikalische Untermalung in der Werbung et cetera et cetera et cetera vorkommen.

Es ist also mindestens fraglich, was es bringt, Jugendliche an diesem Punkt in Schutz zu nehmen. :wink:

MfG

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Hallo!

der Aspekt die „Kindheit [o.ä.] zu zerstören“ ist meinerseits
auch etwas überspitzt ausgedrückt. Zugegeben! :o)

jau, hatte ich fast geahnt :wink:

Du hast Recht damit, dass das eigentliche Buch unter’m Strich
solider abschneidet. Allerdings halte ich es für einfacher
sich ein Hörspiel durchgehend anzuhören, als sich durch
Wältzer zu kämpfen.

mag sein, kommt aber auf die Person an (ICH kann mich keine 5 Minuten auf ein Hörbuch konzentrieren). Aber das wird der Fragesteller schon wissen, was für ihn selber besser ist.

Ich gehe einfach davon aus, dass Kinder oder Jugendliche
mittlerweile Terminkalender wie Manager besitzen und hier und
da mal die Beine hochlegen sollten. Bei einem Höspiel kann man
seinem Bewegungsdran freien Lauf lassen und lernt ganz
beiläufig was dazu. Lernen an sich macht ja keinen Spass,
sondern beinhaltet eher eine Komponente von Pflicht. Kinder
sollten schon Kinder sein dürfen. Der Ernst des Lebens beginnt
viel zu früh.

Da gebe ich dir recht, auch wenn manche behaupten, Kinder haben *nur* die Pflicht, in die Schule zu gehen und deshalb kaum was zu tun. Die meisten sind damit tatsächlich ausgelastet, und sei es nur, weil sie ihre Zeit nicht richtig einteilen. Ich bin auch NICHT der Meinung, dass Kinder /Jugendliche unbedingt nachmittags weiterlernen müssen, um die Defizite vom Schulunterricht auszugleichen.

Sich mit 15-16 Jahren am Wochenende die Zeit mit

eim Buch zu vertreiben hat für mich da eher den Charakter
Dinge wie „mit Freunden umherziehen“ zu vernachlässigen und
hinsichtlich sozialer Kompetenz bringt einem kein Buch der
Welt wirklich bei, wie das alles in der Praxis aussieht.

Hm. Irgendwie macht es für mich immer noch keine großen Unterschied, ob einer den Sonntagmorgen mit nem Buch oder einem Hörspiel verbringt…und ich glaube, dass sich kein 16jähriger von einem Bildungsbuch davon abhalten lässt, am Wochenende um die Häuser zu ziehen. Meine eigene Teenagerzeit ist auch noch nicht allzulange her :wink:

Ich selbst (wie du bestimmt auch) lese wirklich viel,
empfinde es nur mit Eingeschränkungen als Entspannung. Sofern
ein Buch nicht unbedingt zitiert werden muss, greife ich gerne
mal zu einem Hörbuch.

Hm, bei mir ist es genau umgekehrt. Bei Hörbüchern muss ich mich pausenlos konzentrieren; lesen kann ich auch nebenbei (gut, kommt drauf an, was.)
Aber letzten Endes kann es ja nicht schaden, wenn dem Fragesteller sowohl Bücher als auch Cds empfohlen worden sind; dann kann er ja selbst schauen, welches Medium sein Leben weniger zerstört…trotzdem, irgendwie finde ich, man sollte sich eine gewisse Lesekompetenz möglichst früh aneignen. Aber wahrscheinlich hat er die auch aus der Schule.
Grüße
Sonja

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Hallo Hilmar,

Du hast Recht damit, dass das eigentliche Buch unter’m Strich
solider abschneidet. Allerdings halte ich es für einfacher
sich ein Hörspiel durchgehend anzuhören, als sich durch
Wältzer zu kämpfen.

wie Sonja schon geschrieben hat, hängt das von der Person ab. Für mich ist Lesen einfacher, ich kann mich eher auf ein Buch konzentrieren als auf ein Hörbuch. Ich will den Text vor mir sehen, evtl. etwas, was mir nicht so ganz klar geworden ist, noch einmal durchlesen und die Konzentration ist einfach eine ganz andere, als wenn ich zwischendurch tausend Sachen mache. Dann kann ich es nämlich gleich lassen.

Und da sind wir dann auch schon wieder bei der Jugend. Wie ich mal gelesen habe, ist die mangelnde Konzentrationsfähigkeit ein großes Problem. Diese entsteht zu einem großen Teil gerade eben durch die Aneignung des Wissens „zwischendurch“. Im Internet liest man sich eben mal einfach einen kurzen Artikel durch, da hört man sich ab und an ein paar Fetzen des Hörbuchs an (weil man ja auch noch mit was anderem beschäftigt ist, bekommt man eh nicht den kompletten Text mit) etc. Ein ganzes Buch mit ein paar hundert Seiten erscheint dann riesig und nicht mehr schaffbar. Aber niemand wird hoffentlich bestreiten wollen, dass gerade eine solche Lesekompetenz sowie eine gute Konzentrationsfähigkeit für den späteren Erfolg unabdingbar sind.

Des weiteren muss ich sagen, dass ich 15-16-jährige nicht mehr für Kinder halte. Abgesehen davon, dass Lernen durchaus viel Spaß machen kann, wenn die Inhalte gut rübergebracht werden, sehe ich nicht gleich einen „Verlust der Kindheit/Jugend“ darin, sich ein paar Nachmittage in der Woche hinzusetzen und etwas zu lesen.

Ich gehe einfach davon aus, dass Kinder oder Jugendliche
mittlerweile Terminkalender wie Manager besitzen und hier und
da mal die Beine hochlegen sollten.

Was lässt dich das vermuten?

Bei einem Höspiel kann man
seinem Bewegungsdran freien Lauf lassen und lernt ganz
beiläufig was dazu.

Ja, eben, man hört sich ein paar Fetzen an und lernt eben gerade das Gegenteil von Konzentrationsfähigkeit. Der Lerneffekt ist dabei auch viel geringer als beim Lesen.

Lernen an sich macht ja keinen Spass,

Doch. Es kann sehr wohl viel Spaß machen.

sondern beinhaltet eher eine Komponente von Pflicht.

Also, ich lerne manches durchaus freiwillig. Aber selbst wenn eine Komponente mit dabei ist - na und? Was soll daran schlimm sein?

Kinder
sollten schon Kinder sein dürfen.

Kinder? Mit 16???

Der Ernst des Lebens beginnt
viel zu früh. Sich mit 15-16 Jahren am Wochenende die Zeit mit
eim Buch zu vertreiben hat für mich da eher den Charakter
Dinge wie „mit Freunden umherziehen“ zu vernachlässigen und
hinsichtlich sozialer Kompetenz bringt einem kein Buch der
Welt wirklich bei, wie das alles in der Praxis aussieht.

Also sprichst du jemandem, dem Lesen Spaß macht, die soziale Kompetenz ab? Das ist imho Humbug. Lesen fördert wichtige Fähigkeiten, kann sehr viel Spaß machen, man kann dadurch mit Spaß einiges dazulernen und sofern man nicht seine gesamte Zeit NUR damit verbringt (und von solchen Fällen habe ich noch nie gehört) hat es null komma null mit sozialen Kompetenzen zu tun.

Ich selbst (wie du bestimmt auch) lese wirklich viel, aber
empfinde es nur mit Eingeschränkungen als Entspannung.

Hast du dir nie einen spannenden Krimi oder Roman durchgelesen? Ganz ehrlich, es tut mir leid für dich, wenn du Lesen nicht mit Entspannung assoziieren kannst. Ich lese für mein Leben gern und kann mich gerade dabei prima entspannen.

Sofern
ein Buch nicht unbedingt zitiert werden muss, greife ich gerne
mal zu einem Hörbuch.

Das eine schließt das andere nicht aus, finde ich. Man kann sich durchaus das eine Buch als Hörbuch und das andere als Lesebuch zu Gemüte ziehen.

Gruß,
Anja

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Hallo,

Ganz im Gegenteil. Der „Terminkalender“ - je nachdem ob
städtisches oder ländliches Milieu - besteht mehr und mehr aus
„Rumhängen mit Freunden“. Keine Frage, das gab es „zu unserer“
auch - jedoch war es nie eine Einstellung wie heute, daß man
einen Nervenzusammenbruch bekommen hat, wenn man 'mal einen
Nachmittag dieses sinnlose Herumgesitze an Bushaltestellen,
… nicht hatte.

Natürlich sind Milieus verschieden. Regionale Einstellungen sind auch verschieden. Das sind hinsichtlich einer universellen Theorie Punkte, die sich gegenseitig ad absurdum führen. Man kann Umgangsformen in puncto Vermittlung von Wissen von keiner Peersgroup auf die andere übertragen.

Man sollte nicht vergessen: Ein Schüler hat viele Jahre
faktisch den ganzen Tag nichts anderes zu tun, als sich um
sein bißchen Schulzeug zu kümmern. Doch da geht es bereits
los.

Ich hatte schon andere Dinge zu tun. Klingt für mich, als vertrittst du die Meinung eines lateinischen Sprichwortes, das besagt, dass Menschen auf dumme Gedanken kämen, wenn man sie nicht [im Sinne des Humanismus] beschäftige. Ich halte das für falsch, weil weil man damit vorgibt, was Recht und Unrecht ist. Das sind Aspekte, die in kulturgeschichtlichen Rahmenbedingungen fußen.

Sag aber bitte nochmal genau, wie du das meinst. Ich kann es nicht genau zuordnen.

Auf der anderen Seite haben wir es inzwischen mit einer
Generation zu tun, die seit frühester Kindheit „interessantes“
Fernsehen, Personalcomputer, Spielekonsolen, Handys, … kennt
und davon massiv beeinflußt worden ist. Es wird nicht mehr
„live“ gespielt, sondern virtuell. Es wird nicht mehr „live“
gesprochen, sondern telephoniert oder gar „gesimst“.

DIESER hübsche - wie sagt der Amerikaner so schön - mishmash
(Mischmasch) an Verhaltensweisen ist an der Verkümmerung der
sozialen Kompetenzen schuld - und nicht das Buch!

Ich behaupte auch nicht, dass Bücher an sozialer Inkompetenz schuld sind. Ich lese ja selbst.

Ganz im Gegenteil: Leute, die nur „ein bißchen“ mehr lesen im
Vgl. zur skizzierten Situation weiter oben, zeigen eine
signifikante Verbesserung der Orthographie, der Grammatik und
mit komplexeren Sprachsituationen klarzukommen.

Sprache auf einem hohen Niveau zu sprechen hat natürlich Vorteile, korreliert aber bestimmt nicht signifikant mit sozieler Kompetenz. Das alleine lässt sich dadurch veranschaulichen, dass viele Politiker über überdurchschnittlich hohe Möglichkeiten in Sachen Rhetorik besitzen. Ob sie deshalb als besonders beliebt und sozial zu bezeichnen sind, halte ich für fragwürdig.

Kein verlangt hier das tagelange, besessene Studium dicker
Bücher. Ein Bücherwurm oder eine Leseratte ist noch nicht im
entfernstesten ein sozial verkommener Mensch.

Den Punkt versteh ich nicht. Ich behaupte aber, dass wenn jemand „nur“ für sich arbeitet, es mit Mitmenschen schwerer hat. Gemessen an bildungstheoretischen Bestimmungen als intelligent zu gelten, ist nicht gleichzusetzen mit Emphatie.

Und daß Jugendliche in der krassen Ausprägung des
Cliquenverhaltens von heute „soziale Kompetenzen“ (was für ein
Unwort) erlernen, ist mehr als fraglich.

Sie reden eben mit anderen Menschen, wodurch sie sich sozialisieren. Kinder sind ja keine sozialen Krüppel, die erst beigebracht bekommen müssen, wie man interagiert.

Es würde vielen gut tun, desöfteren wieder ein Buch in die
Hand zu nehmen. Hnadi n Hand geht damit nämlich auch eine
gewisse Konzentrationsfähigkeit.
Wer noch nie durchgängig Hunderte von Seiten über ein paar
Stunden hinweg gelesen hat, wird es stets sehr schwer haben
bei Aufgaben, die erhebliche Konzentration und Ausdauer
abverlangen.

Aufgaben im Sinne von Konzentartion und Ausdauer gehen für mich in entscheidendem Maße koherent mit dem Gedanken von Pflich sich in einem kulturellen System als produktiv zu erweisen. Klingt, als sollten Kinder in deinem Sinne für den Kapitalismus domestiziert werden. Ich vertrete eher, dass sie sich selbst einen Paltz in der gesellschaft suchen können sollen. Bücher sollen niemandem vorenthalten werden, wenn er sie lesen möchte.

Auch hier verlangt niemand den stoisch gelassenen Denker, doch
man erkennt mehr und mehr, wie selbst eine grundlegende
Fähigkeit/Fertigkeit zur Konzentration und stetigen
Bearbeitung von Aufgaben verloren geht.

Wer viel arbeiten kann ist ein guter Mensch? Das sind puritanische Ideale.

Darüber hinaus spielt auch noch der sogenannte Lerneffekt eine
Rolle:
Er entsteht aus der Beschäftigung mit einem Thema heraus im
Prinzip nur durch genau zwei Dinge - LESEN und WIEDERHOLEN.

Wiederholung hat sich entwicklungspsychologisch als weniger effektif, als die Fähigkeit zu Elaborieren erwiesen. Die pawlow- und skinnerschersche Konditionierung ist nicht zeitgemäß. Lernen ist auch durch externe Gegebenheiten nur mit erhelblichen Einschränkungen zu „erzeugen“. Das Gehirn lernt kontinuierlich.

Womit wir wieder bei Büchern sind. Multimedia in allen Ehren,
doch der mit Abstand größte Teil des Wissens der Menschheit
befindet sich auch im Internetzeitalter in Büchern.
Hier liegt dann auch gleich der nächste Stolperstein: Internet
und Multimedia ist immer tüchtig durch einen Filter zu
betrachten.
Zwar gibt es natürlich keine Garantie, daß in Büchern immer
alles richtig ist, doch durchläuft ein Buch in der Herstellung
eine Kette von Überprüfungen, auf jeden Fall mehr, als das
meiste im Internet Befindliche.

Da stimme ich dir zu.

Bei einem Höspiel kann man
seinem Bewegungsdran freien Lauf lassen und lernt ganz
beiläufig was dazu.

Das ist stark zu bezweifeln. Wenn ich bspw. ans Laufen
(Neudeutsch: jogging) denke, so ist es doch unwahrscheinlich,
daß bspw. ein Teenager im Alter von 15 oder 16 besonders viel
von einem „Horspiel“ behält, wenn er sich entsprechend
sportlich betätigt.

Ich habe auch nicht behauptet, dass Jugendliche während des Sports Kopfhörer tragen sollten. Was sie behalten ist nicht weiter wichtig, solange sie aus freien Stücken ihren eigenen Weg finden können.

Hier geht es ja nicht um das blanke Hören von Musik, sondern
darum, daß das gehörte Wissen hängenbleibt.

Die Jahrgangsbesten meines Jahrgangs haben mehr als ich ausweniggelernt, galten aber fast ausschließlich als seltsame Persönlichkeiten. Teilweise fielen die Urteil nicht so milde aus. Ich kann mich an der uni ganz gut behaupten.

Lernen an sich macht ja keinen Spass

Eines der größten Vorurteile der aktuellen Bildungsdiskussion
in Deutschland.

Vorurteile bergen fast immer einen latenten Wahrheitsgehalt. Ich gerate eigentlich nie in die Situation „jetzt aber umbedingt mal Lust“ auf ein paar Vokabeln zu haben. Man kann Spass dabei haben sich mit anderen auszutauschen und dabei etwas zu lernen - beachte bitte, dass die Hirnforschung eben davon ausgeht, dass man IMMER lernt - Lernen alleine macht aber keinen Spass.

sondern beinhaltet eher eine Komponente von Pflicht

Ja sicher, eine *Komponente*. Man sollte sich ernsthaft
fragen, was schieflaufen muß, damit Lernen erstens auf die
bloße Pflichtkompenente reduziert wird und wohin zweitens die
anderen Komponenten (die den Pflichtteil überwiegen)
verschwunden sind.

Entschuldige, aber oben hatte ich schon dass Gefühl, dass Leistung von sehr hoher Wertigkeit für dich ist. Leistung ist auch ohne Pflich zu erbringen, wenn man aber davon ausgeht etwas perfektionieren (siehe Konzentration und Aufgabenbewältigung) zu müssen, dann geht die Pflicht sich ggf. bis zur Selbstaufgabe mit pflichtbewusstsein einher.

Kinder sollten schon Kinder sein dürfen.

Niemand wird in seiner Entwicklung gestört, wenn ab und zu ein
buch in die Hand nehmen soll.

„Soll“ ist eine Befehlsform.

Der Ernst des Lebens beginnt viel zu früh.

Und? Allgemeinbildung ist doch keine Frage des Ernsts des
Lebens.

Bei der Wahl mich in der Pubertät zwischen den Mädels oder Theorieen über den Postkolonialismus zu entscheiden, fällt meine Wahl auf Erstere.

Ich selbst (wie du bestimmt auch) lese wirklich viel, aber
empfinde es nur mit Eingeschränkungen als Entspannung.

Das kommt ganz auf das Buch an.

Ich habe schon ein paar Bücher gelesen und finde manche gut, manche weniger gut. Manche sind auch richtig schlecht. Entspannt hat mich keins davon wirklich…

Ich habe bspw. Fachbücher im Regal stehen über Mathematik, die
sind fesselnder und interessanter geschrieben, als manch
andere Schwarte und wenn man die Formeln ausblendet, kann man
entspannt den Stoff in reiner Textform durcharbeiten (und oft
auf Grund der Autoren herzhaft lachen).

Klar…

Dennoch ist das notwendige nur ein kleiner Teil der
Problematik: Allgemeinbildung gehört zum größten Teil in die
hände von Eltern und natürlich Schule.

Ich behaupte, dass er fast ausschlißlich von den Eltern ausgeht. Lehrer sind nicht erziehungsberechtigt und das sollte auch so bleiben. Der Staat entscheidet ja nicht nach dem neusten Stand der Wissenschaft, sondern nach anderen Interessen.

Kinder und Kleinkinder sind wißbegierig bis zum Gehtnichtmehr.
Es reicht schon, wenn man dem Kind im entsprechenden
Grundschulalter ein möglichst farbig gehaltenes „Lexikon“
(zugeschnitten auf Kinder) in die Hand drückt, in dem ein
breites und interessantes Spektrum an Wissen abgedeckt wird.
Der Wissendran muß gefördert werden und nicht durch eine bis
ins Detail kaputte Gesellschaft (wie unsere aktuell) aufs
Spiel gesetzt werden.

Das verschenken farbiber Lexika hat keinen direkten Bezug zu szialen Missständen. Kaputte Gesellschaft ist so ein prkäres Thema. Ich würde sagen, dass sich die Menschen das aus den Gegebenheiten nehmen, was für sie interessant erscheint. Eine Geschellschaft prägt das Individuum und vice versa. Bleiben wir bei der Bildung. Das wird sonst zu komplex.

Letztgenanntes - also die Schule - baut in Sachen
Allgemeinbildung auch zunehmend ab.
Das ist besonders bedenklich in einer Zeit, in der die
Personalchefs im Einstellungs-/Bewerbungsgespräch imm öfter
kreuz und quer schießen.

Ich sehe da aber eben auch die Eltern in der Verantwortung. Viele Personalchefs suchen auch nach Aussehen aus. Personalchefs sollten es nicht rechtgemacht bekommen. Demokratie ist wichtiger als die Interessen der Wirtschaft (undgeachtet der Tatsache, wie weit da parallelen existieren). Wenn jemand lieber Maler werden möchte, ist die Meinung von Personalchefs nicht wirklich wichtig.

Auf die einfache Frage „Zu welchem bedeutsamen Anlaß wurde die
Aida komponiert?“ kann man getrost darauf wetten, daß der
gemeine Jugendliche sagt „Die was?“ oder kurz „Hä?“.

Hier hat die Schule dann gleich in DREI großen Bereichen
ungenügend gearbeitet, nämlich Geschichte, Musik und
Kultur/Gesellschaftskunde (und eigentlich auch noch
Wirtschaft).

Attention, Desire, Interest, Action? Ein Clubschiff?

Einer guten Bekannten von mir hat der Perschef sogar drei oder
vier Melodien vorgesummt und wollte nun wissen, was das ist
und vom wem.
Sie bewarb sich da übrigens als Wirtschaftsassistentin, wo man
im Einstellungsgespräch nicht unbedingt eine Frage nach
Melodien der klassischen Musik erwartet.

Dann war er nicht ganz dicht.

Im Endeffekt war das aber auch eine nicht zu erklärende Lücke.
Niemand muß klassische Musik hören oder mögen, doch gibt es
eine Handvoll Melodien von den berühmten Komponisten, die man
einfach kennen MUSS - schon vorallem deshalb, weil sie auch
SEHR OFT als Soundtrack in Kinofilmen, als musikalische
Untermalung in der Werbung et cetera et cetera et cetera
vorkommen.

Ja, sehe ich auch so. Ein Komponist sollte aber auch nicht mit Mathe gequält werden.

Es ist also mindestens fraglich, was es bringt, Jugendliche an
diesem Punkt in Schutz zu nehmen. :wink:

Well…

Schönes Wochenende noch!

Gruss,

Nachtrag
Ich schlage vor, dass du eine Antwort Zitate meinerseits verfasst. Mir werden solche Patchwork Diskussionen irgendwann zu anstrengend. Vorausgesetzt, du hast das Bedürfnis darauf weiter einzugehen.

Ich habe dem nichts hinzuzufügen. Ich sehe das bis auf sehr subjektive Faktoren genauso wie du.

Die Frage „Hörbuch vs. Hardcopy“ ist jetzt auch nicht so brisant, dass man deswegen streiten sollte. :o)

Hallo Hilmar,

Du hast Recht damit, dass das eigentliche Buch unter’m Strich
solider abschneidet. Allerdings halte ich es für einfacher
sich ein Hörspiel durchgehend anzuhören, als sich durch
Wältzer zu kämpfen.

wie Sonja schon geschrieben hat, hängt das von der Person ab.
Für mich ist Lesen einfacher, ich kann mich eher auf ein Buch
konzentrieren als auf ein Hörbuch. Ich will den Text vor mir
sehen, evtl. etwas, was mir nicht so ganz klar geworden ist,
noch einmal durchlesen und die Konzentration ist einfach eine
ganz andere, als wenn ich zwischendurch tausend Sachen mache.
Dann kann ich es nämlich gleich lassen.

Ja, vergessen wir die subjektive Wahrnehmung.

Und da sind wir dann auch schon wieder bei der Jugend. Wie ich
mal gelesen habe, ist die mangelnde Konzentrationsfähigkeit
ein großes Problem. Diese entsteht zu einem großen Teil gerade
eben durch die Aneignung des Wissens „zwischendurch“. Im
Internet liest man sich eben mal einfach einen kurzen Artikel
durch, da hört man sich ab und an ein paar Fetzen des Hörbuchs
an (weil man ja auch noch mit was anderem beschäftigt ist,
bekommt man eh nicht den kompletten Text mit) etc. Ein ganzes
Buch mit ein paar hundert Seiten erscheint dann riesig und
nicht mehr schaffbar. Aber niemand wird hoffentlich bestreiten
wollen, dass gerade eine solche Lesekompetenz sowie eine gute
Konzentrationsfähigkeit für den späteren Erfolg unabdingbar
sind.

Man kann auch nicht Alles wissen. Es gibt auch Passagen, diemir persönlich in büchern und Hörbüchern nicht so relevant erscheinen. Das sind so Phänomene, die auf keine Regelmäßigkeit schließen lassen. Dass man Probleme bekommt, wenn man nicht anständig lesen KANN ist etwas ganz anders. Es gibt 100 Seiten, die gelesen werden können wie Butter, bei anderen Autoren ist das wiederum ganz anders.

Des weiteren muss ich sagen, dass ich 15-16-jährige nicht mehr
für Kinder halte. Abgesehen davon, dass Lernen durchaus viel
Spaß machen kann, wenn die Inhalte gut rübergebracht werden,
sehe ich nicht gleich einen „Verlust der Kindheit/Jugend“
darin, sich ein paar Nachmittage in der Woche hinzusetzen und
etwas zu lesen.

Wie gesagt, es geht auch nicht darum, dass man durch Lesen systematisch den Bach runtergeht. Allerdings geht es mir viel eher darum, dass „sehr kontaktfreudige“ Menschen in der Regel keine Leseratten sind. Man braucht nicht intelligent zu sein um in puncto Zwischenmenschlichkeit ein absoluter Rocker zu sein. Es gibt nun mal Menschen, die man mit irgendwelch3en theoretischen Konstrukten total langweilt, die aber binnen einer halben Stunde fünf Leute kennenlernen.

Ich gehe einfach davon aus, dass Kinder oder Jugendliche
mittlerweile Terminkalender wie Manager besitzen und hier und
da mal die Beine hochlegen sollten.

Was lässt dich das vermuten?

Das ist keine probabilistische Variable. Kinder haben sich mittlerweile auf eine immense Menge von gleichwertig wichtigen Gegebenheiten einzustellen um als gutgeraten zu gelten.

Bei einem Höspiel kann man
seinem Bewegungsdran freien Lauf lassen und lernt ganz
beiläufig was dazu.

Ja, eben, man hört sich ein paar Fetzen an und lernt eben
gerade das Gegenteil von Konzentrationsfähigkeit. Der
Lerneffekt ist dabei auch viel geringer als beim Lesen.

Siehe oben… ja und nein.

Lernen an sich macht ja keinen Spass,

Doch. Es kann sehr wohl viel Spaß machen.

Lernen primär nicht.

sondern beinhaltet eher eine Komponente von Pflicht.

Also, ich lerne manches durchaus freiwillig. Aber selbst wenn
eine Komponente mit dabei ist - na und? Was soll daran schlimm
sein?

Soll auch nicht heißen, dass man zu allem gezwungen werden muss.

Kinder
sollten schon Kinder sein dürfen.

Kinder? Mit 16???

Wann ist amn Kind? Wann Jugendlicher? Wann erwachsen?

Dazu gibt es keine ernstzunehmende Antwort. Mit 18 macht man auch noch Fehler…

Der Ernst des Lebens beginnt
viel zu früh. Sich mit 15-16 Jahren am Wochenende die Zeit mit
eim Buch zu vertreiben hat für mich da eher den Charakter
Dinge wie „mit Freunden umherziehen“ zu vernachlässigen und
hinsichtlich sozialer Kompetenz bringt einem kein Buch der
Welt wirklich bei, wie das alles in der Praxis aussieht.

Also sprichst du jemandem, dem Lesen Spaß macht, die soziale
Kompetenz ab? Das ist imho Humbug. Lesen fördert wichtige
Fähigkeiten, kann sehr viel Spaß machen, man kann dadurch mit
Spaß einiges dazulernen und sofern man nicht seine gesamte
Zeit NUR damit verbringt (und von solchen Fällen habe ich noch
nie gehört) hat es null komma null mit sozialen Kompetenzen zu
tun.

Sehe ich nicht so. Mich mit anderen menschen zu umgeben fördert meine sozialen Stärken. Indem ich lese bleibe ich für mich selbst.

Ich selbst (wie du bestimmt auch) lese wirklich viel, aber
empfinde es nur mit Eingeschränkungen als Entspannung.

Hast du dir nie einen spannenden Krimi oder Roman
durchgelesen? Ganz ehrlich, es tut mir leid für dich, wenn du
Lesen nicht mit Entspannung assoziieren kannst. Ich lese für
mein Leben gern und kann mich gerade dabei prima entspannen.

Klar…

Sofern
ein Buch nicht unbedingt zitiert werden muss, greife ich gerne
mal zu einem Hörbuch.

Das eine schließt das andere nicht aus, finde ich. Man kann
sich durchaus das eine Buch als Hörbuch und das andere als
Lesebuch zu Gemüte ziehen.

Sehe ich ja auch so. :o)

Hallo,
obwohl schon so viele Ratschläge eingegangen sind möchte ich auch noch etwas anbringen. Rolfs Meinung hat mir gut gefallen. Ich finde auch Du solltest Dich nicht unter Druck setzen.
Versuche herauszufinden welche Themen Dich interessieren. Mich interessiert Geschichte aber ich lerne nicht vorrangig aus Sachbüchern. Zum Einstieg lese ich einen Roman mit historischem Hintergrund. Es gibt eine solche Vielfalt, da findest Du vielleicht auch etwas was Dich auf Anhieb fesselt. Lese vorab die Kritiken, die das Buch von seriösen Zeitungen erhalten hat, bevor Du Dich entscheidest. Danach kannst Du Dir Sachbücher dazu suchen, um heraus zu finden wieviel Tatsachen in dem Buch enthalten sind und was Du zusätzliches über das Thema erfahren kannst. Das macht mir zumindest mehr Spass als nur trockene Literatur auswendig zu lernen. Das Wissen, das Du Dir so aneignest ist viel nachhaltiger als ‚draufgängerisches Ungestüm‘.
Viel Vergnügen!

Hi,

Ja, vergessen wir die subjektive Wahrnehmung.

Ok.

Man kann auch nicht Alles wissen. Es gibt auch Passagen,
diemir persönlich in büchern und Hörbüchern nicht so relevant
erscheinen.

Sicher, die kann man im Buch überfliegen, um Zeit zu sparen und dabei verpasst man auf jeden Fall nix Spannendes, weil man den Teil überfliegt und ihn nicht komplett auslässt.

Das sind so Phänomene, die auf keine
Regelmäßigkeit schließen lassen. Dass man Probleme bekommt,
wenn man nicht anständig lesen KANN ist etwas ganz anders. Es
gibt 100 Seiten, die gelesen werden können wie Butter, bei
anderen Autoren ist das wiederum ganz anders.

Richtig. Aber ich gehe davon aus, dass der Autor nicht vorhat, sich dazu zu zwingen, stinklangweilige Bücher zu lesen, sondern sich die Bücher aus den Empfehlungen heraussucht, die ihm gefallen und die ihn interessieren.

Wie gesagt, es geht auch nicht darum, dass man durch Lesen
systematisch den Bach runtergeht. Allerdings geht es mir viel
eher darum, dass „sehr kontaktfreudige“ Menschen in der Regel
keine Leseratten sind.

Mal abgesehen davon, dass das nicht immer zutrifft, sind aber auch nicht alle von Natur aus „sehr kontaktfreudig“. Die meisten Menschen werden wohl „Mischtypen“ sein, die einerseits kontaktfreudig sind und andererseits auch Zeit für sich brauchen. Ich für meinen Teil brauche Ruhe um mich herum, um mich wirklich zu entspannen, aber Menschen, um Spaß zu haben.

Man braucht nicht intelligent zu sein
um in puncto Zwischenmenschlichkeit ein absoluter Rocker zu
sein.

Nö. Aber ich finde, Intelligenz und Wissen dürfen niemals negativ dargestellt werden, was aber gerade unter der Jugend häufig so geschieht.

Es gibt nun mal Menschen, die man mit irgendwelch3en
theoretischen Konstrukten total langweilt, die aber binnen
einer halben Stunde fünf Leute kennenlernen.

Richtig. Aber es gibt Leute, die sowohl einiges Wissen als auch gern und oft mit anderen Leuten zusammen sind.

Lernen an sich macht ja keinen Spass,

Doch. Es kann sehr wohl viel Spaß machen.

Lernen primär nicht.

Wie gesagt, ich gehe nicht davon aus, dass der Autor vorhat, seine Freizeit mit etwas zu verbringen, was ihn überhaupt nicht interessiert.

Kinder
sollten schon Kinder sein dürfen.

Kinder? Mit 16???

Wann ist amn Kind? Wann Jugendlicher? Wann erwachsen?

Dazu gibt es keine ernstzunehmende Antwort. Mit 18 macht man
auch noch Fehler…

Fehler macht man in jedem Alter. Trotzdem gibt es soetwas wie die Pubertät, die Kinder von Erwachsenen trennt. Und dazwischen liegt die Jugendzeit.

Also sprichst du jemandem, dem Lesen Spaß macht, die soziale
Kompetenz ab? Das ist imho Humbug. Lesen fördert wichtige
Fähigkeiten, kann sehr viel Spaß machen, man kann dadurch mit
Spaß einiges dazulernen und sofern man nicht seine gesamte
Zeit NUR damit verbringt (und von solchen Fällen habe ich noch
nie gehört) hat es null komma null mit sozialen Kompetenzen zu
tun.

Sehe ich nicht so. Mich mit anderen menschen zu umgeben
fördert meine sozialen Stärken. Indem ich lese bleibe ich für
mich selbst.

… und erfahre einiges, worüber ich mich wiederum mit anderen unterhalten kann, um nicht nur beim oberflächlichen Smalltalk zu bleiben. Warum kann einem nicht beides Spaß machen? Jeder geht halt seinen Hobbys nach, aber das Hobby „Lesen“ sagt noch nichts über die anderen Hobbys und über die Kontaktfreudigkeit der Person aus.

Gruß,
Anja

Hi,

Man sollte nicht vergessen: Ein Schüler hat viele Jahre
faktisch den ganzen Tag nichts anderes zu tun, als sich um
sein bißchen Schulzeug zu kümmern. Doch da geht es bereits
los.

Ich hatte schon andere Dinge zu tun. Klingt für mich, als
vertrittst du die Meinung eines lateinischen Sprichwortes, das
besagt, dass Menschen auf dumme Gedanken kämen, wenn man sie
nicht [im Sinne des Humanismus] beschäftige.

So verkehrt finde ich diese Einstellung nicht. Sicher benötigt jeder Zeit zum Nichtstun (z.B. mit Freunden „rumhängen“), aber Kindern und Jugendlichen (z.T. auch Erwachsenen) ist nicht immer sofort klar, was für sie das Beste ist. Ich bereue z.B. heute noch, dass meine Eltern mich als Kind nicht konsequent „gezwungen“ haben, das Klavierspielen zu üben. So habe ich den Klavierunterricht abgebrochen, ohne über die Anfänge hinauszukommen (und die sind ja eben langweilig, das muss man halt irgendwie überwinden, um zum Interessanten vorzudringen), denn heute würde ich wahnsinnig gern Klavier spielen können, habe aber keine Möglichkeit, dies zu erlernen. Ebenso bin ich aber heute dafür dankbar, dass sie mich nicht haben den ganzen Tag rumhängen lassen, sondern darauf geachtet haben, dass ich auch nach der Schule lerne, lese, konkreten Hobbies nachgehe (singen, tanzen) etc.

Ich behaupte auch nicht, dass Bücher an sozialer Inkompetenz
schuld sind.

Doch. Wenn du sagst, dass Leseratten per se schlechtere soziale Kompetenzen zeigen, weil sie weniger kommunizieren, dann behauptest du genau das oben genannte.

Sprache auf einem hohen Niveau zu sprechen hat natürlich
Vorteile, korreliert aber bestimmt nicht signifikant mit
sozieler Kompetenz.

Ein angemessenes sprachliches Niveau kann durchaus die Kommunikation vereinfachen bzw. überhaupt erst ermöglichen.

Das alleine lässt sich dadurch
veranschaulichen, dass viele Politiker über
überdurchschnittlich hohe Möglichkeiten in Sachen Rhetorik
besitzen. Ob sie deshalb als besonders beliebt und sozial zu
bezeichnen sind, halte ich für fragwürdig.

Ich hingegen halte deine Aussage für fragwürdig. Um in der Politik weiterzukommen, muss man immer wieder gewählt werden, man braucht viele Unterstützer um sich herum, und die schafft man sich nur durch viele gute Kontakte. Gerade hochrangige Politiker benötigen eine ausgesprochen gute Kommunikationsfähigkeit.

Kein verlangt hier das tagelange, besessene Studium dicker
Bücher. Ein Bücherwurm oder eine Leseratte ist noch nicht im
entfernstesten ein sozial verkommener Mensch.

Den Punkt versteh ich nicht. Ich behaupte aber, dass wenn
jemand „nur“ für sich arbeitet, es mit Mitmenschen schwerer
hat.

Auch die größte Leseratte liest nicht 24 h am Tag. Insofern gibt es keine Leseratten, die gar nicht rausgehen. Hingegen gibt es genug Jugendliche, die noch nie ein Buch gelesen haben und nur draußen rumhängen.

Gemessen an bildungstheoretischen Bestimmungen als
intelligent zu gelten, ist nicht gleichzusetzen mit Emphatie.

Nö. Abgesehen davon, dass Wissen nicht gleich Intelligenz und umgekehrt bedeutet, kann sich ein intelligenter Mensch im Durchschnitt besser in neue Situationen eingewöhnen, Kontakte mit sehr unterschiedlichen Menschen halten. Das sieht man allein schon daran, dass im Durchschnitt Einwanderer mit einem hohen Bildungsgrad sich wesentlich besser integrieren als diejenigen mit einem niedrigen. Das hat sehr viel mit sozialer Kompetenz zu tun.

Und daß Jugendliche in der krassen Ausprägung des
Cliquenverhaltens von heute „soziale Kompetenzen“ (was für ein
Unwort) erlernen, ist mehr als fraglich.

Sie reden eben mit anderen Menschen, wodurch sie sich
sozialisieren. Kinder sind ja keine sozialen Krüppel, die erst
beigebracht bekommen müssen, wie man interagiert.

Schau dir an, in welchen Bildungsschichten Probleme mit Kriminalität, Drogen etc. am häufigsten anzutreffen sind. Richtig, bei den niedrigen Bildungsschichten, also gerade dort, wo Kinder häufig „nichts tun und rumhängen“ und somit nach deiner Theorie besonders sozial kompetent sein müssten. Allerdings finde ich die jungen Leute, die besoffen draußen rumhängen, Wände mit Graffiti besprühen, Flaschen mitten auf Gehwegen und Erholungswiesen zerbrechen etc. nicht sonderlich sozialisiert.

Es würde vielen gut tun, desöfteren wieder ein Buch in die
Hand zu nehmen. Hnadi n Hand geht damit nämlich auch eine
gewisse Konzentrationsfähigkeit.
Wer noch nie durchgängig Hunderte von Seiten über ein paar
Stunden hinweg gelesen hat, wird es stets sehr schwer haben
bei Aufgaben, die erhebliche Konzentration und Ausdauer
abverlangen.

Aufgaben im Sinne von Konzentartion und Ausdauer gehen für
mich in entscheidendem Maße koherent mit dem Gedanken von
Pflich sich in einem kulturellen System als produktiv zu
erweisen.

Nicht ausschließlich. Es gibt Menschen, die sich gerne umfassender über ein Thema informieren würden und es konzentrationsmäßig nicht schaffen, weil sie nie gelernt haben, sich über längere Zeit zu konzentrieren und auch Durststrecken, die es bei jedem Lernen gibt, zu überwinden (z.B. der Anfang beim Klavierlernen).

Kapitalismus domestiziert werden. Ich vertrete eher, dass sie
sich selbst einen Paltz in der gesellschaft suchen können
sollen. Bücher sollen niemandem vorenthalten werden, wenn er
sie lesen möchte.

Sich bewusst einen Platz suchen kann nur der, der die Zusammenhänge in der Gesellschaft durchschaut und weiß, welche Möglichkeiten ihm zur Verfügung stehen. Das erfordert jedoch schon wieder einen gewissen Bildungsgrad. Um sich diesen anzueignen, kommt man ums Lesen nicht herum.

Ich habe auch nicht behauptet, dass Jugendliche während des
Sports Kopfhörer tragen sollten. Was sie behalten ist nicht
weiter wichtig, solange sie aus freien Stücken ihren eigenen
Weg finden können.

Du hast behauptet, während das Hörbuch spielt, könne man ja andere Sachen erledigen. Warum also nicht Sport?

Die Jahrgangsbesten meines Jahrgangs haben mehr als ich
ausweniggelernt, galten aber fast ausschließlich als seltsame
Persönlichkeiten.

Die Jahrgangsbeste bei uns (1,0) war SEHR beliebt bei ihren Mitschülern, eigentlich kenne ich niemanden, der sie seltsam gefunden oder sie nicht gemocht hätte.

Aber häufig wird gerade deswegen gemobbt, weil die Mitschüler - wenn auch unbewusst - neidisch sind. Bei uns war dies nicht der Fall, weil an unserem Gymnasium Leistung nicht verpönt war.

Vorurteile bergen fast immer einen latenten Wahrheitsgehalt.
Ich gerate eigentlich nie in die Situation „jetzt aber
umbedingt mal Lust“ auf ein paar Vokabeln zu haben.

Wenn du aber Spaß daran hast, dich z.B. mit Spaniern in ihrer Muttersprache zu unterhalten, musst du eben genug Willen und Konzentrationsfähigkeit mitbringen können, um die anfängliche Durststrecke (Vokabeln und Grammatik lernen) zu überstehen. Wer dies nie gelernt hat, wird auch nie in den Genuss kommen, Spanisch zu sprechen.

Man kann
Spass dabei haben sich mit anderen auszutauschen und dabei
etwas zu lernen - beachte bitte, dass die Hirnforschung eben
davon ausgeht, dass man IMMER lernt - Lernen alleine macht
aber keinen Spass.

Deshalb gibt es Lerngruppen. :smile:

Ja sicher, eine *Komponente*. Man sollte sich ernsthaft
fragen, was schieflaufen muß, damit Lernen erstens auf die
bloße Pflichtkompenente reduziert wird und wohin zweitens die
anderen Komponenten (die den Pflichtteil überwiegen)
verschwunden sind.

Entschuldige, aber oben hatte ich schon dass Gefühl, dass
Leistung von sehr hoher Wertigkeit für dich ist. Leistung ist
auch ohne Pflich zu erbringen, wenn man aber davon ausgeht
etwas perfektionieren (siehe Konzentration und
Aufgabenbewältigung) zu müssen, dann geht die Pflicht sich
ggf. bis zur Selbstaufgabe mit pflichtbewusstsein einher.

Noch nie von natürlichem Ehrgeiz gehört? Nicht davon, dass, wenn man sich für etwas interessiert, man darin auch immer besser werden möchte, also die Perfektion anstrebt?

Der Ernst des Lebens beginnt viel zu früh.

Und? Allgemeinbildung ist doch keine Frage des Ernsts des
Lebens.

Bei der Wahl mich in der Pubertät zwischen den Mädels oder
Theorieen über den Postkolonialismus zu entscheiden, fällt
meine Wahl auf Erstere.

…was keinesfalls bedeutet, dass du dich heute darüber freuen würdest, wenn du sämtliche Pubertätsjahre nur mit Mädels verbracht hättest. Es sollte schon eine gesunde Mischung geben, und um diese zu erreichen, hat der Mensch eben nicht nur Hormone, sondern auch seinen Verstand. Diesen ab und zu einzuschalten halte ich nicht für verkehrt.

Ich habe schon ein paar Bücher gelesen und finde manche gut,
manche weniger gut. Manche sind auch richtig schlecht.
Entspannt hat mich keins davon wirklich…

Wie gesagt, das solltest du keinesfalls verallgemeinern, mir geht es da ganz anders: bei richtig guten Büchern vergesse ich alles um mich herum, kann mich von dem Buch nicht losreißen und all meine Sorgen sind plötzlich weg. Entspannung pur.

Ich habe bspw. Fachbücher im Regal stehen über Mathematik, die
sind fesselnder und interessanter geschrieben, als manch
andere Schwarte und wenn man die Formeln ausblendet, kann man
entspannt den Stoff in reiner Textform durcharbeiten (und oft
auf Grund der Autoren herzhaft lachen).

Klar…

Ich kann seine Aussage nur bestätigen. Auch wenn du’s nicht glauben magst, gibt es sehr wohl richtig gut geschriebene Fachbücher.

Einer guten Bekannten von mir hat der Perschef sogar drei oder
vier Melodien vorgesummt und wollte nun wissen, was das ist
und vom wem.
Sie bewarb sich da übrigens als Wirtschaftsassistentin, wo man
im Einstellungsgespräch nicht unbedingt eine Frage nach
Melodien der klassischen Musik erwartet.

Dann war er nicht ganz dicht.

Nö, er suchte bloß nach einer gebildeten Mitarbeiterin, die in allen Lebenslagen kompetent auftritt.

Im Endeffekt war das aber auch eine nicht zu erklärende Lücke.
Niemand muß klassische Musik hören oder mögen, doch gibt es
eine Handvoll Melodien von den berühmten Komponisten, die man
einfach kennen MUSS - schon vorallem deshalb, weil sie auch
SEHR OFT als Soundtrack in Kinofilmen, als musikalische
Untermalung in der Werbung et cetera et cetera et cetera
vorkommen.

Ja, sehe ich auch so. Ein Komponist sollte aber auch nicht mit
Mathe gequält werden.

Auch da gibt es Allgemeinwissen. Ein Komponist sollte durchaus die Prozentrechnung beherrschen.

Gruß,
Anja

Hallo Hilmar,

auch mir sind einige Seltsamkeiten aufgefallen in Deiner Argumentation, daher mische ich mich jetzt mal ein.

Es gibt nun mal Menschen, die man mit irgendwelch3en
theoretischen Konstrukten total langweilt, die aber binnen
einer halben Stunde fünf Leute kennenlernen.

Woher schließt Du, dass der Ursprungposter das für wichtiger hält? Kontaktfreude und Lernbereitschaft (letztere gibt es zwar nach Deiner Argumentation überhaupt nicht, aber ich habe durchaus anderes an meiner Tochter zum Beispiel erlebt) sind nicht zwingend Widersprüche.

Das ist keine probabilistische Variable. Kinder haben sich
mittlerweile auf eine immense Menge von gleichwertig wichtigen
Gegebenheiten einzustellen um als gutgeraten zu gelten.

Äh, wie definierst Du da „gut geraten“? Ich kenne zwar einige Eltern, die ihren Kindern den Terminkalender vollknallen, ich kann mir aber auch hier nicht vorstellen, dass der Ursprungsposter zu diesen gehört. Die haben nämlich gar keine Zeit mehr, bewusst zu erleben, dass sie noch etwas dazulernen könnten.

Lernen an sich macht ja keinen Spass,

Doch. Es kann sehr wohl viel Spaß machen.

Lernen primär nicht.

Also, wenn ich etwas wissen möchte, dann ist es ein Vergnügen, dieses Wissen zu erwerben. Und diesen Vorgang nennt man lernen. Wenn ein Mensch in Deinem Alter bereits findet, dass dieser Vorgang keinen Spass mache, dann finde ich das sehr bedenklich. (Im übrigen finde ich mangelnde Bereitschaft dazuzulernen auch bei Menschen meinen Alters bedenklich)

Sehe ich nicht so. Mich mit anderen menschen zu umgeben
fördert meine sozialen Stärken. Indem ich lese bleibe ich für
mich selbst.

Und diese Aussage stört mich am meisten: Zu meiner Definition von „sozialen Stärken“ gehört auch die Fähigkeit, sich mal ganz für sich beschäftigen können. Gut, wir wissen alle nicht, was beim Ursprungsposter da vorherrscht, aber die Pauschalaussage, dass mit anderen Menschen zusammensein (das Wie ist ja dadurch noch nicht definiert) automatisch besser für soziale Kompetenz sei, halte ich für gewagt.

Ich selbst (wie du bestimmt auch) lese wirklich viel, aber
empfinde es nur mit Eingeschränkungen als Entspannung.

Für mich ist z.B. Lesen die Entspannung überhaupt, während ich mich beim Umgang mit anderen Menschen, ganz wenig gute Freunde mal ausgenommen, überhaupt nicht entspannen kann.

Gruß, Karin

recht hast du owt
so isses

Hallo Hilmar,

auch mir sind einige Seltsamkeiten aufgefallen in Deiner
Argumentation, daher mische ich mich jetzt mal ein.

Es gibt nun mal Menschen, die man mit irgendwelch3en
theoretischen Konstrukten total langweilt, die aber binnen
einer halben Stunde fünf Leute kennenlernen.

Woher schließt Du, dass der Ursprungposter das für wichtiger
hält? Kontaktfreude und Lernbereitschaft (letztere gibt es
zwar nach Deiner Argumentation überhaupt nicht, aber ich habe
durchaus anderes an meiner Tochter zum Beispiel erlebt) sind
nicht zwingend Widersprüche.

Ich schließe nicht unbedingt darauf, wie der Poster tickt. Die Masse der Ratschläge, die lediglich auf Bücher verweisen haben mich beim Verfassen meiner Antwort eher beeinflusst.
Es sind auch keine zwingenden Widersprüche. Allerdings halte ich Frauen auch per se für kontaktfeudiger. Männer sind ja nicht zwangläfig, aber tendenziell eher in qantitativen Disziplinen anzufinden.

Äh, wie definierst Du da „gut geraten“? Ich kenne zwar einige
Eltern, die ihren Kindern den Terminkalender vollknallen, ich
kann mir aber auch hier nicht vorstellen, dass der
Ursprungsposter zu diesen gehört. Die haben nämlich gar keine
Zeit mehr, bewusst zu erleben, dass sie noch etwas dazulernen
könnten.

Das ist ein Normativum. Die Antworten, die ich auf Fragen zu meinem Post gebe haben auch keinen wirklichen Bezug zum Ursprungsposter. Da liegt auch der Knackpunkt hinsichtlich des besagten Normativums. Ich habe nicht behauptet, dass seine Eltern ihm den terminkalender vollknallen.
Den letzten Satz kann ich nicht einordnen.

Lernen an sich macht ja keinen Spass,

Doch. Es kann sehr wohl viel Spaß machen.

Lernen primär nicht.

Also, wenn ich etwas wissen möchte, dann ist es ein Vergnügen,
dieses Wissen zu erwerben. Und diesen Vorgang nennt man
lernen. Wenn ein Mensch in Deinem Alter bereits findet, dass
dieser Vorgang keinen Spass mache, dann finde ich das sehr
bedenklich. (Im übrigen finde ich mangelnde Bereitschaft
dazuzulernen auch bei Menschen meinen Alters bedenklich)

Er macht auch keinen Spass, deswegen habe ich trotzdem in akademischer Hinsicht nicht versagt. Lernen macht de facto keinen Spass. Wissen anzuwenden kann zu einem Gefühl von Selbstbestätigung führen, deswegen macht Vokabelnlernen o.ä. dennoch keinen Spass.

Sehe ich nicht so. Mich mit anderen menschen zu umgeben
fördert meine sozialen Stärken. Indem ich lese bleibe ich für
mich selbst.

Und diese Aussage stört mich am meisten: Zu meiner Definition
von „sozialen Stärken“ gehört auch die Fähigkeit, sich mal
ganz für sich beschäftigen können. Gut, wir wissen alle nicht,
was beim Ursprungsposter da vorherrscht, aber die
Pauschalaussage, dass mit anderen Menschen zusammensein (das
Wie ist ja dadurch noch nicht definiert) automatisch besser
für soziale Kompetenz sei, halte ich für gewagt.

Ursprungsposter außen vor. (siehe oben)
Soziale Kompetenz kann nur durch sozio erlernt werden. Moralische oder theoretische Aspekte etc., die man Büchern entnimmt haben keinen lebendigen Charakter.

Bsp.:

-Ich kann lauter Bücher über Konfiktmanagement lesen und bin dennoch nicht Konfliktfähig.

-Wenn ich eine Schwester habe, dann habe ich mehr Erfahrung mit Frauen, als ich durch sämmtliche Literatur über Frauen erlernen kann.

Theorie benötigt Praxis, parxis aber nicht zwangsläufig Theorie.

Ich selbst (wie du bestimmt auch) lese wirklich viel, aber
empfinde es nur mit Eingeschränkungen als Entspannung.

Für mich ist z.B. Lesen die Entspannung überhaupt, während ich
mich beim Umgang mit anderen Menschen, ganz wenig gute Freunde
mal ausgenommen, überhaupt nicht entspannen kann.

Ich kenne solche Momente durchaus. Ich wieß auch nicht, wer hier als erstes in meine Aussagen impliziert hat, dass Lesen partout „Scheisse“ sein soll. Das ist einfach nicht richtig.

Schönen Sonntag!

Gruss,

Hilmar

Da gebe ich dir recht, auch wenn manche behaupten, Kinder
haben *nur* die Pflicht, in die Schule zu gehen und deshalb
kaum was zu tun. Die meisten sind damit tatsächlich
ausgelastet, und sei es nur, weil sie ihre Zeit nicht richtig
einteilen. Ich bin auch NICHT der Meinung, dass Kinder
/Jugendliche unbedingt nachmittags weiterlernen müssen, um die
Defizite vom Schulunterricht auszugleichen.

Diese Leute, zu denen ich mich zähle, haben aber recht.

Es ist *nicht* so, daß die Kinder *ständig* nach einem utopisch langen Schultag ausgelaugt heimkommen - ganz im Gegenteil.

Die Kinder und Jugendlichen teilen sich ihre Zeit schlecht ein, weil nach der Schule sofort der Rucksack in die Ecke fliegt und alles andere eine Rolle spielt, nur nicht ihre einzige Pflicht über 10/12 Jahre hinweg.
Sicher, ich habe es direkt zuhause angekommen ähnlich gehandhabt - erstmal den Kopf freikriegen. Doch die aktuelle und danach heranwachsende Generation ist absolut nicht mehr fähig, sich dann auch wieder ein kleines Stündchen hinzusetzen.

Das gipfelt dann im Schulranzenpacken fünf Minuten bevor der Bus fährt und dann noch die Hälfte vergessen haben.
Abgesehen davon, daß hier die Eltern dafür sorgen müssen, daß das alles auch klappt - aber dennoch: Für einen ganzen freien Nachmittag und Abend am Vortag kann das irgendwo nicht sein - zurecht tolerieren Schulen vergessene Hausaufgaben oder Arbeitsmittel nicht.

Hier geht es nicht um große Diziplinierung, sondern um das Minimum an Zeit, das man schon immer zu investieren hatte als Schüler.

Lernen nach der Schule gleicht auch keinesfalls wirkliche Defizite aus, beziehungsweise dient es nicht dazu. Es geht darum, sich noch einmal den Stoff zu Gemüte zu führen - in einfacher Form, ganz seicht; bspw. einfach nochmal die Notizen im Hefter durchlesen, kurze Aufgaben nachrechnen …

Den positiven Effekt sehe ich zum Beispiel in meiner Mathenachhilfe.

Zusätzlich zu den zu bearbeitenden Pflichtaufgaben verteile ich immer noch einen „B-Teil“. Die sind völlig freiwillig; in der Stunde darauf gibt es nur die Lösungen und wenn das Kind keine Fragen hat, geht es mit dem Standardprogramm weiter - also z.B. die Kontrolle und das Besprechen der Pflichaufgaben.

Anfangs überwiegt der „A-Teil“ (Pflicht) natürlich, so daß sich ein Arbeitsrhythmus einstellt, doch das drossele entsprechend der Fortschritte meines Schützlings.
Und an diesem Punkt passiert etwas Faszinierendes: Haben sich die Kinder erstmal an das anfänglich hohe Übungspensum gewöhnt und sinkt die Zahl der Pflichaufgaben, bearbeiten sie mehr und mehr von den freiwilligen. Plötzlich wollen sie die Lösungen erklärt haben, weil sie nämlich die Aufgaben gerechnet haben - usw. usw…

Das führt zu einer wachsenden, eigenverantwortlichen Beschäftigung, ohne einer ständig dahinterstehenden Betreuungsperson.

Läuft dann die Nachhilfe aus, stehen die Chancen fast immer sehr gut, daß die Kinder und Jugendlichen diesen Rhythmus beibehalten und zumindest die berühmten „30 Minuten Mathematik“ am Nachmittag betreiben. Mehr verlangt man gar nicht - es geht nicht um stundenlanges, intensives Büffeln oder gar Aufholen von Defiziten im Unterricht.
Es geht alleine um den Übungsfaktor. Natürlich klappt das nicht mit jedem Fach, sondern projiziert sich oft auf die Naturwissenschaften oder auf die Mathematik oder auf Tätigkeiten wie Vokabeln, Grammatik, Rechtschreibung bei Mutter- und Fremdsprache.

irgendwie finde ich, man sollte
sich eine gewisse Lesekompetenz möglichst früh aneignen. Aber
wahrscheinlich hat er die auch aus der Schule.

Was im allgemeinen auch streitbar ist - durch die hier im thread schon genannten Schwierigkeiten des gesellschaftlichen Umfelds, sozusagen die Asozialisierung der Kinder, wird das Lesen mehr und mehr zur Tortur, insbesondere für die Betreuungsperson.

Eine Verwandte von mir wurde jetzt bspw. an eine ganz normale Grundschule per 1-EURO-Job in die Hortbetreuung gesteckt. Nach der ersten Woche hat sie mir Horrorgeschichten erzählt, wie sich die Kleinen im Vgl. zu uns (und wir waren auch keine Unschuldslämmer) benehmen und vorallem was sie so alles in dem Alter nicht (mehr) können. Anfangs fand ich das übertrieben, weswegen ich vorbeigeganen bin, um mir das einmal aus der Nähe anzuschauen.

Wenn ich es selbst nicht miterlebt hätte, der pure Alptraum: Stottern statt Lesen; permanentes großmäuliges Rumgenörgel und Getobe, wenn etwas nicht nach ihrem Kopf ging; Gemaule, wenn der Text mehr als drei Sätze hatte; keinerlei Konzentrationfähigkeit; mit dem Spielzeug wird typisch wie Wegwerfgesellschaft umgegangen (statt darauf zu achten, wird es zu zerstören versucht, einfach liegengelassen, … als ob alles kein Geld kostet und im Überfluß vorhanden ist).

Zwei oder drei Kinder hätte man bei den verkümmerten Lesefähigkeiten noch als „gestört“ abtun können, aber wenn das dann schon ein über dutzend sind, die lieber Playstation oder PowerRangers im Kopf haben — die Betreuer haben mir richtig leid getan, keine Handhabe gegen die vorlauten Gören und die Eltern finden das Verhalten ihrer Sprößlinge auch nicht verwerflich - was will man also erwarten.
Ich getraue mir gar nicht vorzustellen, wie das dann an Schulen aussieht, die in sozialen Brennpunkten liegen oder wo die Kinder eher nicht aus dem normalen Milieu stammen.

Ich fand das einfach nur furchtbar, wenn ein Drittklässler liest, als ob er gerade das Alphabet gelernt hätte. Wir wurden damals mit Lesekram bis zum Unterkiefer eingedeckt und mußten sowohl im Unterricht als auch im Hort sehr viel Lesen, so daß es bei 95% nach der zweiten Klasse keine Probleme mehr gab. Staatlicher Zwang kann eben auch Vorteile haben - auf jeden Fall kam nicht so ein sprachlich gestörtes Gestotter heraus, wie bei den Bälgern heute. :wink:

Soviel zu dem „Übungsfaktor außerhalb des Unterrichts“.

Hallo Hilmar,

ein paar Erklärungen:

Ich schließe nicht unbedingt darauf, wie der Poster tickt. Die
Masse der Ratschläge, die lediglich auf Bücher verweisen haben
mich beim Verfassen meiner Antwort eher beeinflusst.

Da hast Du aber überlesen, dass nahezu jeder (auch ich) empfohlen hat, nach den eigenen Interessen vorzugehen, bzw. eigene Interessen zu entwickeln.

Es sind auch keine zwingenden Widersprüche. Allerdings halte
ich Frauen auch per se für kontaktfeudiger. Männer sind ja
nicht zwangläfig, aber tendenziell eher in qantitativen
Disziplinen anzufinden.

Hm, das habe ich jetzt nicht verstanden.

Das ist ein Normativum.

Hm, meinst Du, das sei durch die Gesellschaft vordefiniert? Das halte ich für ein Gerücht. Wenn ich Dich hier missverstanden habe, dann definiere doch bitte, was Du unter „Normativum“ verstehst.

Die haben nämlich gar keine Zeit mehr, bewusst zu erleben,
dass sie noch etwas dazulernen könnten.

Den letzten Satz kann ich nicht einordnen.

Ich kenne/kannte mehrere Kinder, die von ihren Eltern mit Musikuterricht (bis zu drei Instrumente), Sonderturnen und teilweise Nachhilfe so zugedeckt haben, dass diese keine Chance mehr hatten, selber drauf zu kommen, was sie eigentlich selber wollen.

macht de facto
keinen Spass. Wissen anzuwenden kann zu einem Gefühl von
Selbstbestätigung führen, deswegen macht Vokabelnlernen o.ä.
dennoch keinen Spass.

Hm, kann es sein, dass Du unter „Lernen“ nur auswendig lernen verstehst? Für mich, und wohl auch für andere hier in der Diskussion mit Dir steht lernen eher für „Wissen erwerben“. Wenn ich ein spannendes historisches Buch, das gut recherchiert ist, lese, dann habe ich auch Wissen erworben, ohne einem dem Vokalbellernen ähnlichen Stress ausgesetzt zu sein.

Wenn ich z.B. ein Experiment mache, von dem ich in einem Sachbuch gelesen habe, dann habe ich auch dazugelernt.

Und diese Aussage stört mich am meisten: Zu meiner Definition
von „sozialen Stärken“ gehört auch die Fähigkeit, sich mal
ganz für sich beschäftigen können. Gut, wir wissen alle nicht,
was beim Ursprungsposter da vorherrscht, aber die
Pauschalaussage, dass mit anderen Menschen zusammensein (das
Wie ist ja dadurch noch nicht definiert) automatisch besser
für soziale Kompetenz sei, halte ich für gewagt.

Soziale Kompetenz kann nur durch sozio erlernt werden.
Moralische oder theoretische Aspekte etc., die man Büchern
entnimmt haben keinen lebendigen Charakter.

Ich meinte hier nicht, dass man über soziale Aspekte liest, sondern dass man z.B. durch Lesen, aber auch durch alleine irgendetwas anderes zu tun, die soziale Fähigkeit erwirbt, etwas ohne Beteiligung anderer Menschen zu tun. Nichts ist nerviger, als wenn ein Mensch überhaupt nicht mit sich selber alleine sein kann.

Ich selbst (wie du bestimmt auch) lese wirklich viel, aber
empfinde es nur mit Eingeschränkungen als Entspannung.

Für mich ist z.B. Lesen die Entspannung überhaupt, während ich
mich beim Umgang mit anderen Menschen, ganz wenig gute Freunde
mal ausgenommen, überhaupt nicht entspannen kann.

Ich kenne solche Momente durchaus. Ich wieß auch nicht, wer
hier als erstes in meine Aussagen impliziert hat, dass Lesen
partout „Scheisse“ sein soll. Das ist einfach nicht richtig.

Das warst Du schon selber. Lies man Deinen eigenen Satz oben: „Ich selbst (wie du bestimmt auch) lese wirklich viel, aber empfinde es nur mit Eingeschränkungen als Entspannung.“

Wenn Du Dich beim Lesen nur (sehr) eingeschränkt entspannen kannst, dann ist es für Dich offensichtlich keine angenehme Freizeitbeschäftigung.

Gruß, Karin

Da gebe ich dir recht, auch wenn manche behaupten, Kinder
haben *nur* die Pflicht, in die Schule zu gehen und deshalb
kaum was zu tun. Die meisten sind damit tatsächlich
ausgelastet, und sei es nur, weil sie ihre Zeit nicht richtig
einteilen. Ich bin auch NICHT der Meinung, dass Kinder
/Jugendliche unbedingt nachmittags weiterlernen müssen, um die
Defizite vom Schulunterricht auszugleichen.

Diese Leute, zu denen ich mich zähle, haben aber recht.

Wagrscheinlich behauptet jeder von seiner eigenen Meinung, dass sie richtig ist…nicht?

Es ist *nicht* so, daß die Kinder *ständig* nach einem
utopisch langen Schultag ausgelaugt heimkommen - ganz im
Gegenteil.

Ich hab nie von einem utopisch langen Schultag gesprochen. Vor gar nicht allzulanger Zeit bin ich auch noch zur Schule gegangen und war spätestens um vier/halb fünf zu Hause. In der Mittelstufe war es so gegen drei Uhr (alles ohne Fahrzeiten). Das ist nicht utopisch lang, aber es ist auch nicht das Gegenteil.

Die Kinder und Jugendlichen teilen sich ihre Zeit schlecht
ein,

das habe ich auch angemerkt.

weil nach der Schule sofort der Rucksack in die Ecke

fliegt und alles andere eine Rolle spielt, nur nicht ihre
einzige Pflicht über 10/12 Jahre hinweg.
Sicher, ich habe es direkt zuhause angekommen ähnlich
gehandhabt - erstmal den Kopf freikriegen. Doch die aktuelle
und danach heranwachsende Generation ist absolut nicht mehr
fähig, sich dann auch wieder ein kleines Stündchen
hinzusetzen.

Das gipfelt dann im Schulranzenpacken fünf Minuten bevor der
Bus fährt und dann noch die Hälfte vergessen haben.
Abgesehen davon, daß hier die Eltern dafür sorgen müssen, daß
das alles auch klappt

hier schließt du von Dir bekannten Einzelfällen auf *die* Kinder und Jugendlichen. Das ist ziemlich willkürlich, denn jeder kennt auch die Art von Schüler, die sofort nach der Schule Hausaufgaben macht, danach sich auf Stunden vorbereitet und abends in allen möglichen Ags mitmacht. Das kann man genausowenig verallgemeinern.

Hier geht es nicht um große Diziplinierung, sondern um das
Minimum an Zeit, das man schon immer zu investieren hatte als
Schüler.
Lernen nach der Schule gleicht auch keinesfalls wirkliche
Defizite aus, beziehungsweise dient es nicht dazu. Es geht
darum, sich noch einmal den Stoff zu Gemüte zu führen - in
einfacher Form, ganz seicht; bspw. einfach nochmal die Notizen
im Hefter durchlesen, kurze Aufgaben nachrechnen …

und 80 Prozent der mir bekannten Schüler tun das spätestens dann, wenn eine Arbeit/Klausur ansteht und sie den Stoff nicht verstanden haben. Aber warum sollte man sich Sachen durchlesen, die man schon in der Schule verstanden hat?

Den positiven Effekt sehe ich zum Beispiel in meiner
Mathenachhilfe.

Zusätzlich zu den zu bearbeitenden Pflichtaufgaben verteile
ich immer noch einen „B-Teil“. Die sind völlig freiwillig; in
der Stunde darauf gibt es nur die Lösungen und wenn das Kind
keine Fragen hat, geht es mit dem Standardprogramm weiter -
also z.B. die Kontrolle und das Besprechen der Pflichaufgaben.

Anfangs überwiegt der „A-Teil“ (Pflicht) natürlich, so daß
sich ein Arbeitsrhythmus einstellt, doch das drossele
entsprechend der Fortschritte meines Schützlings.
Und an diesem Punkt passiert etwas Faszinierendes: Haben sich
die Kinder erstmal an das anfänglich hohe Übungspensum gewöhnt
und sinkt die Zahl der Pflichaufgaben, bearbeiten sie mehr und
mehr von den freiwilligen. Plötzlich wollen sie die Lösungen
erklärt haben, weil sie nämlich die Aufgaben gerechnet haben -
usw. usw…

Das führt zu einer wachsenden, eigenverantwortlichen
Beschäftigung, ohne einer ständig dahinterstehenden
Betreuungsperson.

Das ist ein sehr schönes Konzept.

Läuft dann die Nachhilfe aus, stehen die Chancen fast immer
sehr gut, daß die Kinder und Jugendlichen diesen Rhythmus
beibehalten und zumindest die berühmten „30 Minuten
Mathematik“ am Nachmittag betreiben.

Diesen Spruch habe ich zu Schulzeiten mehr als alles andere gehasst. 30 Minuten Mathe sind schön und gut, wenn nicht die Lehrer in den (drei) Fremdsprachen die gleiche Meinung bezüglich „30 Minuten Grammatik am Nachmittag“ hätten, was sich dann schon auf 2 Szunden zusätzliches Lernen beläuft, andere Naturwissenschaften und Fächer wie Geschichte (Ich hab noch den Spruch „eine halbe Stunde Jahreszahlen am Tag“ im Ohr) mal außen vor gelassen.
Wer maßt sich an, zu entscheiden, mit welchen Fach man sich täglich außerdem beschäftigen sollte?
Klar, wer Mathe-Nachhilfe bekommt, hat es in Mathe wohl am Nötigsten, aber den Anspruch stellt doch jeder Lehrer irgendwie.

irgendwie finde ich, man sollte
sich eine gewisse Lesekompetenz möglichst früh aneignen. Aber
wahrscheinlich hat er die auch aus der Schule.

Was im allgemeinen auch streitbar ist - durch die hier im
thread schon genannten Schwierigkeiten des gesellschaftlichen
Umfelds, sozusagen die Asozialisierung der Kinder, wird das
Lesen mehr und mehr zur Tortur, insbesondere für die
Betreuungsperson.

Wenn ich es selbst nicht miterlebt hätte, der pure Alptraum:

Stottern statt Lesen; permanentes großmäuliges Rumgenörgel und
Getobe, wenn etwas nicht nach ihrem Kopf ging; Gemaule, wenn
der Text mehr als drei Sätze hatte; keinerlei
Konzentrationfähigkeit; mit dem Spielzeug wird typisch wie
Wegwerfgesellschaft umgegangen (statt darauf zu achten, wird
es zu zerstören versucht, einfach liegengelassen, … als ob
alles kein Geld kostet und im Überfluß vorhanden ist).

Zwei oder drei Kinder hätte man bei den verkümmerten

Lesefähigkeiten noch als „gestört“ abtun können, aber wenn das
dann schon ein über dutzend sind, die lieber Playstation oder
PowerRangers im Kopf haben — die Betreuer haben mir richtig
leid getan, keine Handhabe gegen die vorlauten Gören und die
Eltern finden das Verhalten ihrer Sprößlinge auch nicht
verwerflich - was will man also erwarten.
Ich getraue mir gar nicht vorzustellen, wie das dann an
Schulen aussieht, die in sozialen Brennpunkten liegen oder wo
die Kinder eher nicht aus dem normalen Milieu stammen.
Ich fand das einfach nur furchtbar, wenn ein Drittklässler
liest, als ob er gerade das Alphabet gelernt hätte. Wir wurden
damals mit Lesekram bis zum Unterkiefer eingedeckt und mußten
sowohl im Unterricht als auch im Hort sehr viel Lesen, so daß
es bei 95% nach der zweiten Klasse keine Probleme mehr gab.
Staatlicher Zwang kann eben auch Vorteile haben - auf jeden
Fall kam nicht so ein sprachlich gestörtes Gestotter heraus,
wie bei den Bälgern heute. :wink:

Schöne Schilderung, aber völlig irrelevant für das Thema, um das es hier geht. Zur Erinnerung: Die Ausgangsfrage kam von einem 15- oder 16jährigen Gymnasiasten, und die weitere Diskussion handelte von der Frage, ob er die Lesekompetenz für ein längeres Buch besitzt, wovon ich ausgehe.
Außerdem war es auch MEINE Meinung, dass der betreffende Schüler zum Buch statt zu CD greifen sollte, weil ich persönlich großen Wert auf Lesefähigkeit lege und durchaus der Meinung bin, dass ein bißchen mehr davon den heutigen Schülern nicht schaden kann.
Was mich an deinen Ansichten so stört, ist die (über-)Bewertung von Zwangsfaktoren. Mit „Lesekram bis zum Unterkiefer“ hätte ich wahrscheinlich nicht lesen gelernt. Meine Methode war die folgende: Ich WOLLTE lesen lernen, damit man mir nicht immer vorlesen muss, damit ich auch Zeitung lesen kann wie die Großen etc. etc…und deshalb habe ich alle möglichen Erwachsenen nach der Bedeutung von Buchstaben usw gefragt und irgendwann angefangen, zu buchstabieren und Schreibversuche zu starten. Mit Viereinhalb Jahren konnte ich ziemlich flüssig aus Kinderbüchern vorlesen, und das ohne Schule, ohne Leseunterricht und auch ohne, dass irgendjemand je zu mir gesagt hat, dass ich lesen muss, üben muss, schreiben muss…sondern nur, indem man mir auf meine selbst gestellten Fragen geantwortet hat.
Lernen aus eigenener Motivation ist das einzig vernünftige. Man kann und sollte natürlich versuchen, diese Motivation dort, wo sie augenscheinlich nicht vorhanden ist, zu wecken (wie du in der Nachhilfe, meinetwegen).
Aber darauf bestehen, dass ein Kind nachmittags lernt, obwohl der Schulstoff verstanden ist, ist unsinnig und im schlimmsten Fall kontraproduktiv.

ich beende meinen Artikel mit Grüßen
Sonja