6:30 Mein Wecker klingelt
6:30-6:50 schnell ins Bad – erschreckter Blick auf das Monstrum im Spiegel, Duschen, Zähneputzen, Rasieren
6:50 – 7:00 Anziehen, graue Cordhose, schwarzer Pullover, Schuhe mit Gummisohlen
7:00 – 7:20 Frühstück, Müsli (probiotisch), eine Tasse Kamillentee
7:20 Ich verlasse das Haus und gehe zum Bus, lese dann im Bus meine Morgenzeitung
7:55 Ankunft beim Arbeitsamt, vor der Tür warten schon wieder haufenweise Leute. Wie immer treffe ich einige ehemalige Studienkollegen, „Tag Manni!“ „Tag auch!“ „Gut dass wir darüber gesprochen haben!“
8:00 Das Arbeitsamt öffnet, schnell rauf in den dritten Stock (Akademiker) und eine Nummer gezogen
8:00 bis 11:45 Ich warte
11:45 – 11:50 Ich werde aufgerufen, die kratzbürstige Dame sagt, sie hätte nichts für mich.
11:50 – 12:30 Ich gehe in die Arbeitsamtkantine, Mittagessen, Königsberger Klopse mit Kapernsoße, obwohl ich doch eigentlich kein Fleisch mehr essen wollte. Auch hier treffe ich wieder bekannte Gesichter, unbeteiligte ahnen ja nicht, wie viele arbeitslose Psychologen es gibt
12:30 Ich gehe in den vierten Stock, Leistungsabteilung, ziehe eine Wartenummer
12:30 – 14:55 Ich warte
14:55 – 15:00 Ich reiche der kratzbürstigen Dame die Nachweise meines letzten Aushilfsjobs als Kellner ein. Sie sagt danke, aber das wird wohl nach wie vor nicht für eine Anwartschaft reichen, ich bekäme also wieder die Ablehnung.
15:00-15:15 Ich warte auf dem Flur auf meine Ablehnung, ich will sie nämlich gleich mitnehmen, damit ich sie morgen meiner Sachbearbeiterin im Sozialamt geben kann
15:15 -15:45 Ich fahre mit dem Bus nach Hause, habe noch Papierkram zu erledigen
15:45 – 16:45 Ich bearbeite meine Post. Das Jahr, das ich unentgeltlich im Krankenhaus gearbeitet habe, um mein psychiatrisches Pflichtjahr für die Ausbildung zum psychologischen Psychotherapeuten abzuleisten, soll nicht anerkannt werden, schreiben mir diese Korrintenkacker (entschuldige bitte, aber das musste jetzt mal gesagt werden). Unbezahlte Weiterbildungszeiten werden nicht anerkannt. Ich formuliere in meinem geschliffensten Deutsch einen Einspruch.
16:45 – 16:50 Schnell noch zum Briefkasten, abschicken.
16:50 ENDLICH FEIERABEND! Wie jeden Tag bin ich ziemlich geschafft, aber man bringt doch gerne das Opfer für seinen Traumberuf!
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