Hallo,
ich glaube dass bei körperlicher Un-Fitness jeder Paketausliefer-Job nichts für dich ist, egal ob UPS oder wer auch immer. Soviel zum Generellen.
Ansonsten habe ich eine Zeit lang bei UPS gearbeitet, allerdings nicht als Paketfahrer, sondern in einem anderen Bereich.
Ich rate dir prinzipiell ab zu dieser Firma zu gehen. Ich halte UPS aus eigener Erfahrung für einen menschenverachtende Molloch, der seine Mitarbeiter als reine Arbeitsmaschinen sieht und gnadenlos alle aussortiert, die dem nicht mehr entsprechen.
Dazu kommt eine sehr eigenartige Firmenkultur; auf dem Papier liest sich das alles ganz gut, es gibt Unternehmensprinzipien und es stehen einem viele Wege offen. Theoretisch kann man Karriere bis in Spitzenpositionen machen und alles scheint auf den ersten Blick sauber organisiert und geregelt zu sein.
Wenn man aber eine Weile lang dabei ist offenbahrt genau diese scheinbare Offenheit ihre Schwächen, denn die Lücken wurden von brutalen Strebern aufgefüllt, die meist unfähig sind Menschen zu führen und die auch fachliche Inkompetenz durch doppelte Arroganz und „nach oben buckeln, nach unten treten“ kompensieren. Es kommen die weiter, die ihre Ellbogen am geschicktesten und skrupellosesten einsetzen. Du wirst allerdings als Paketfahrer am unteren Ende der Skala stehen und kriegst Druck von oben, kannst ihn zugleich an niemanden weiterleiten, und bist zudem von unten her immer der Arsch für die Kunden, weil die meckern immer dich an, für Probleme, die zu 99,9% nicht von dir verursacht wurden.
Wie es bei UPS läuft ist in diesem Artikel http://www.netzwerkit.de/projekte/galeere/ruhesturm perfekt erklärt, dem kann man kaum noch etwas hinzufügen… haargenau so läuft es, das ist UPS!
UPS hat ein System etabliert indem Seilschaften gut funktionieren wenn man sich an den richtigen Rockzipfel hängt, aber wo man auch gnadenlos untergeht wenn man nicht zu allem „Ja und Amen“ sagt oder so tut als sei die Firma Spitze. Sobald du mal nicht perfekt funktionierst - und KEIN Mitarbeiter tut das, es liegt schon in der Natur der Sache dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer manchmal verschiedene Interessen haben - gibt es Druck, und deswegen ist Druck systemimmanent überall verhanden.
Teilweise hört man Vergleiche zwischen UPS und Scientology. Das ist insofern falsch als es da keine offiziellen Verbindungen gibt (zumindest ist sowas nicht bekannt) und auch sonst keine unterschwelligen Kontakte offenkundig werden. Wenn man sich aber mal die Strukturen und Prinzipien angesehen hat, wie die Organisationen funktionieren, bemerkt man doch Parallelen.
Es ist schon komisch wenn UPS beispielsweise solche Dinge unterjubelt dass Bärte „böse“ sind weil erfolgreiche und vertrauenswürdige Menschen glatt rasiert seien… solche Aussagen und Denkweisen stören mich, auch wenn ich keinen Bart habe. Dieses ist übrigens ein Beispiel, das ich selbst erlebt habe und was nicht nur auf irgendwelchen Webseiten zu lesen ist oder al Legende kursiert.
Oder die Tatsache dass selbst Verbesserungsvorschläge als eine Form von Kritik gewertet werden - andere Unternehmen wünschen sie weil es dem Unternehmen die Chance gibt, besser zu werden. Bei UPS bist du „unten durch“ wenn du nicht bei allem, was die Firma macht, begeistert Beifall klatschst und gute Miene zum bösen Spiel machst wenn es z. B. gegen deine Interessen als Arbeitnehmer, ja als Mensch, geht.
Ich würde an deiner Stelle nicht allzu viel auf allgemeines Gerede von Leuten geben, die keinen Einblick in diese Firma haben, sondern nur besserwisserisch von außen darüber schwadronieren was „angeblich“ bei UPS oder Paketdiensten allgemein los ist.
Es stimmt natürlich dass es in jedem Job irgendwen gibt, der abrät, und kein Job ist von A bis Z nur angenehm. Von 100 Arbeitnehmern werden dir 90 sagen dass sie denselben Beruf nicht erneut ergreifen würden. Dennoch werden sämtliche Stellen besetzt und viele Berufe ausgeübt.
Bei UPS ist es aber etwas anders. Da kommst du in Firma hinein, in der nicht normale, kleine Nervereien, die halt eben im Berufsleben vorhanden sind, stattfinden, sondern du landest in einem menschenverachtenden System. Ich würde dir von UPS nicht abraten wenn es nur um ein paar Kleinigkeiten ginge, denn den perfekten Job gibt es nirgendwo und hart schuften muß man anderswo auch.
Wenn dir aber Insider sagen „laß’ die Finger davon“ würde ich das Ernst nehmen…
Ich empfehle dir die ausführliche Lektüre dieser Links, und schau dir auch mal einige der von dort weiter verlinkten Seiten an:
http://www.netzwerkit.de/projekte/galeere
http://www.labournet.de/branchen/dienstleistung/tw/u…
http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/Unternehmen-UP…
Um zum Schluß dennoch etwas Positives zu nennen: UPS gibt sich - zumindest war das in meinem Bürobereich der Luftfrachtabfertigung so - wirklich Mühe den Leuten eine fundierte Kenntnis über das, was sie tun, warum sie es tun und welchen Sinn es hat, zu geben. Die Ausbildung war hart und anspruchsvoll, aber danach hatte man wirklich etwas gelernt und da hat UPS eine Menge Zeit und Mühe aufgebracht damit man etwas über den Bereich, in dem man tätig ist, lernt.
Außerdem ist der Laden insgesamt professioneller und irgendwie „hochwertiger“ als andere Paketdienste, gerade gewerbliche Kunden schätzen an UPS die verhältnismäßig hohe Zuverlässigkeit und das auf Geschäftskunden zugeschnittene Portfolio. Eigenes Personal, eigene Autos - und nicht alle 2 Tage andere, abgerissene Typen, bei denen nix klappt.
Die Bezahlung ist relativ gut - aber nur wenn man die Summe sieht. Angesichts dessen, was du dafür leisten mußt, ist es wieder saumäßig.
Gruß,
MecFleih