Hallo Wölfin,
Ich liebe es meine Schüler für
etwas zu begeistern und kann sie im Zweifelsfall auch für
Grammatik begeistern - wenn ich selbst einen Sinn dahinter
sehe.
Und warum sollte das im Gymnasium nicht gehen? Zugegebenermaßen kenne ich nur bayerische Gymnasien aus eigener und Eltern-Erfahrung, aber ich hatte Lehrer, die den (scheinbar) drögesten Stoff gut rüberbringen konnten und Lehrer, die mir beinahe (und meiner Tochter vollkommen) den Spaß an eigentlich hochinteressanten Themen versaut haben.
Was der Unterschied wäre?? Ich unterrichte lieber zum 100. Mal
wie man eine vernünftige Bewerbung schreibt mit dem Wissen,
dass die Schüler das brauchen können, also, als eine Woche
meiner Ferien damit zu verbringen mich fachlich in ein Thema
so einzuarbeiten, dass ich es vernünftig unterrichten kann,
das ich aber selbst a) furchtbar langweilig finde und b) mit
99%iger Sicherheit weiß, dass meine Schüler es NIE IM LEBEN
wieder brauchen werden!!!
Das mit dem „nie im Leben wieder brauchen“ ist so eine Sache. Ich habe humanistisches Abitur, also zwei Sprachen gelernt, die man „nie im Leben wieder brauchen wird“. Meine Tochter hatte auch Altgriechisch bis zum Abitur. Wir beide hatten Lehrer, die sehr gut in der Lage waren, die humanistische Bildung in unsere Zeit zu transportieren. Somit haben sie uns mehr fürs Leben im Sinne einer allgemeinbildenden Schule mitgegeben, als je ein „lebenspraktisches“ Fach es hätte tun können.
Andererseits sind die meisten Fächer im Gymnasium darauf ausgerichtet, Menschen zu bilden und nicht auszubilden.
Die Themen sind halt in der Mittelstufe auch einfach schöner!
Deutsch geht auch noch - aber WeNo ist in der Oberstufe eine
einzige Farce, hab ich manchmal das Gefühl. Weder die Schüler,
noch die Schule nimmt das Fach ernst und ich bespaße hier nur
die Schüler, die keinen Bock auf Reli haben.
Und wenn Du nach besserer Einarbeitung mal versuchst, die Schüler nicht nur zu bespaßen, sondern wirklich zu bilden? Warum hast Du denn die Fächer studiert, wenn Du in der Richtung gar nicht arbeiten wolltest? Im Studium ist es nämlich wirklich eher an der Zeit, an das zukünftige Berufsleben zu denken, als dies in der allgemeinbildenden Schule sinnvoll wäre.
In der Mittelstufe sind es wenigstens noch Themen, für die man die
Kids interessieren kann! Als Junglehrerin unterrichte ich aber
fast nur Oberstufe. Das frisst mich zusätzlich zu allem
anderen einfach auch zeitlich auf!
Ich habe eher den Eindruck, dass Du wegen der vollen Lehrbefähigung in diesen Fächern überwiegend in der Oberstufe eingesetzt wirst. Hier in Bayern ist es zumindestens so, dass die Lehrer ohne volle Lehrbefähigung in gewissen Fächern diese nur in der Unterstufe oder maximal auch noch in frühen Mittelstufenjahrgängen unterrichten dürfen. In der Oberstufe wird derartiges nur geduldet, wenn keine voll ausstudierten Lehrkrän.fte dafür zur Verfügung stehe
Und wenn die Schule, an der Du jetzt bist, nur Dich mit voller Lehrbefähigung für „Werte und Normen“ hat, dann muss sie Dich eben dort einsetzen, falls das in Niedersachsen auch so ist.
Ich hoffe immer noch einfach ne Möglichkeit zu finden, wie ich
möglichst vor Ende der drei Jahren wechseln kann…
Ich würde an Deiner Stelle nach einer Möglichkeit suchen, wie Du junge Menschen für die Thematik Deiner Fächer begeistern kannst. Aus irgendeinem Grund hast Du den Schmonzes (sorry, ich bin selber Ingenieurin und habe dadurch wohl manchmal eine sehr schräge Sicht auf die auf die von mir ansonsten sehr geschätzten Geisteswissenschaften) studiert.
Grüße,
Karin