Als Quadratur des Kreises

…sehe ich das, was ein deutscher Verteidigungsminister schaffen muss. Witziger Weise sind ja viele Medien fröhlich optimistisch, ich nicht.

Auf der einen Seite soll der Verteidigungsminister einen Draht zur Truppe bekommen. Ist ja nicht falsch.
Auf der anderen Seite müsste er ganz dringend ganz viel aufräumen/ ändern/ verkrustete Strukturen aufbrechen - und damit macht man sich keine Freunde.

Also aus meiner Sicht eine Herkulesaufgabe.
Eventuell könnte die schwierige osteuropäische Situation ein Vorteil sein: Der Zwang, eine funktionierende Bundeswehr aufzubauen, könnte helfen.

Wie seht ihr das?
Karl

1 Like

Man könnte mal auf die Truppe hören. Was sie braucht, was sie will, was nicht funktioniert. Interessanterweise ist der Politiker, der davon am meisten mitbekommt, nicht der Bundesminister der Verteidigung, sondern der Wehrbeauftragte des Bundestages, weil der nämlich die Post der Soldaten praktisch ungefiltert erhält und zumindest der ein oder andere in den letzten 40, 50 Jahren den einfachen Soldaten sehr genau zugehört hat.

Von daher wäre auch Frau Högl in der Truppe sehr viel besser aufgenommen worden, als jemand, dessen beste Qualifikation darin besteht, vor 40 Jahren mal gedient zu haben.

Gruß
C.

Das erwarte ich denn das dürfte unsere letzte Chance sein noch rechtzeitig das Ruder herum zu reißen.
Meine Sorge ist, dass Pitorius nicht nur mit den Schwierigkeiten in der BW, sondern vor allem mit den eigenen Parteigenossen zu kämpfen haben wird.

Ok, ist bestimmt wichtig.
Dann hat man aber ja Strukturen (verschiedene Behörden innerhalb der Bundeswehr), die offenbar nicht in der Lage sind, Munition, Geräte, Kleidung etc. etc. so zu planen, dass diese auch nur halbwegs ausreichend nutzbar zur Verfügung stehen, oder?
Penegrin schüttelte ja jüngst den Kopf darüber, dass man in der BW offenbar nicht hatte planen können, dass (ich glaube es waren die Leopard-Panzer) im Ukrainekrieg genug Munition haben. Da sitzen offenbar zu viele Leute, die warum-auch-immer nicht in der Lage sind, qualitativ hochwertige organisatorische bürokratische Arbeit zu leisten. Und da müsste man ja sehr energisch ran. Womit man sich natürlich Feinde macht.

1 Like

Gepard-, natürlich nicht Leopard!

Ich halte es für möglich, dass man sämtliche in Koblenz angesiedelten Stellen der Bundeswehr auf dem Dienstweg weiträumig umfahren kann, ohne dass es dort auffällt, wenn sie nur noch mit sich selbst beschäftigt sind. Auf diese Weise blieben die erdienten Pensionsansprüche erhalten, niemand fühlte sich übergangen, und es wäre trotzdem leichter eine ergebnisorientierte Arbeit möglich.

Schöne Grüße

MM

2 Like

:joy:
Also, wenn ich dich richtig verstehe, du plädierst dafür, dass die Beamten dort weiter ihren Dienst tun. Aber ohne jeden Kontakt zur Außenwelt. Alle Briefe, die sie verschicken, werden von der Poststelle sofort geschreddert. Alle Akten, die angelegt und gefüllt werden, werden einmal im Jahr verbrannt. Telefone werden abgeschafft, E-Mails irgend wo hingeschickt, wo niemand sie lesen kann.
Das ganze macht man dann so lange, bis der letzte Beamte vom Minister mit Dank für die geleistete Arbeit in die wohlverdiente Pension geschickt wird!

1 Like

Ja, dieses Beschaffungsamt ist ein riesiges Problem. Ich hatte im Kontext zum Puma dazu schon einiges geschrieben:

Wobei ich da noch ergänzen muss: es ist natürlich nicht nur die Beschaffung. Andere Ursachen liegen in der Organisation bzw. den ständigen Umorganisationen, im Nachschub an qualifiziertem Personal und letztlich auch darin, dass die Politik und nachgelagerte Behörden in etwas herumrühren, das sie nicht verstanden haben bzw. nicht verstehen wollen.

Eine Rolle hat sicherlich auch gespielt, dass die Besetzung der Führung des BMVg als eines der Big Five (Inneres, Äußeres, Finanzen, Justiz und eben Verteidigung) in den letzten Jahrzehnten praktisch durchgängig politisch motiviert war und oft Leute den Posten bekamen, die mit der eigentlichen Aufgabe nur wenig anfangen konnten.

Ich behaupte einfach mal, dass von den letzten Verteidigungsministern nur drei ein ernsthaftes Interesse an der Truppe hatten: Struck, Rühe, Stoltenberg. Für die anderen war der Job m.E. eine Position, um sich wichtig zu machen, sich zu profilieren (hat bei den meisten nur so mittelgut geklappt) und für nächsthöhere Posten zu empfehlen.

Einen viel höheren Respekt als die sieben nicht genannten, hat sich - wie gesagt - in der Regel der Wehrbeauftragte in der Truppe verschafft.

1 Like

Aber das geht doch nicht - ohne Kontakt zur Außenwelt kann man nicht seriös arbeiten.

Ich denke da mehr an eine vordringliche Beschäftigung mit der Optimierung der Prozesse, so richtig mit Task Force und allem: Ohne optimierte Prozesse kann eine solche Behörde ihren Aufgaben nicht in vollem Umfang gerecht werden.

Bedeutend ist nicht zuletzt die Optimierung der Beschaffungsprozeduren für die Koblenzer Kantine. Diese ist weithin bekannt dafür, dass es, wenn es Schnitzel mit Pommes und Salat geben sollte, regelmäßig bereits eine Dreiviertelstunde und oft sogar schon eine Stunde vor Schließung der Essensausgabe nur noch Pommes mit Salat gibt, und eine halbe Stunde vor Schließung nur noch Salat.

Eine Schwachstellenanalyse ist an diesem Punkt vermutlich deswegen bislang verabsäumt worden, weil ihre Pluridimensionalität den Einsatz aller Kräfte erfordert, so dass nicht immer allen Urlaubswünschen entsprochen werden könnte:

Liegt es an der Bedarfsermittlung? Werden ungeeignete Formeln verwendet? Wird der Stärke der zu verköstigenden Kräfte mit ungeeignetem Basisdatenmaterial ermittelt?

Liegt es an der Durchführung der Ausschreibungen? Wird den Bietern unzureichend vermittelt, welche Volumina sie konkret zu liefern haben, so dass das günstigste Angebot systematisch von dem Bieter kommt, der am wenigsten liefern wird? Werden zu geringe Mengen von den kontrahierten Volumina abgerufen, so dass am Ende die nicht abgerufenen Schnitzel noch mit einem aufwändigen Washout ausgeglichen werden müssen?

Bestehen vielleicht Schwachstellen in der Logistik? Fällt immer wieder Ware beim Transport oder bei der Anlieferung aus dem LKW oder von der Palette? Müssen Schnitzel vernichtet werden, noch bevor sie in die Kantinenküche kommen, weil sie von Personal gehandhabt worden sind, das nicht über die vorgeschriebene Unterweisung in der Handhabung von Lebensmitteln verfügt?

Eine Aufgabe, die an Komplexität kaum zu überbieten ist.

Wenn man einen solchen Schwachstellenbericht anfertigen lässt, passieren bei der Beschaffung von militärischem Material bis auf weiteres keine unglücklichen Ausrutscher mehr: Mit der Beschaffung von militärischem Material kann man sich doch nicht auch noch beschäftigen, wenn man bereits bis über die Grenze der Kapazitäten hinaus mit der Optimierung der Kantine belastet ist!

Und idealerweise könnte man bei diesem Projekt dem Polizeipräsidenten Macron dazu noch eine Perspektive der von ihm dringlich gewünschten Vertiefung der deutsch-französischen Zusammenarbeit eröffnen: Mit einem solchen Projekt konfrontiert, wird jeder Funktions-, Amts- und Würdenträger bei Nachbars spontan Beifall zollen: „Mais ç’est bien, ça – ça fait travailler les gens !“

In diesem Sinne

MM

1 Like

Bisher war die bewährte Methode bei solchen Problemen die Schaffung von Arbeitskreisen, Einholung von Gutachten auswärtiger Experten und die Anheuerung von Experten aus der Wirtschaft.
Das Ergebnis ist bekannt.

Servus,

mit der

ist es halt wie mit der Bestellung von Aufklärungsschiffen: Wenn man vergisst, in den Auftrag reinzuschreiben, welche Leistung erbracht werden soll, kosten die halt eine Menge Geld für nichts. Das liegt dann aber nicht an „der Wirtschaft“ sondern an den dort üblicherweise geltenden Regeln, die beiläufig bei richtiger Anwendung der Effizienz von Vorgängen ziemlich förderlich sein könnten.

Schöne Grüße

MM