Alt - allein - vernachlässigt sich - stur

Hallo,

mein Vater - 88 Jahre alt - baut stark ab… Früher reinlich, akkurat, vernachlässigt er sich mehr und mehr. Er duscht nicht mehr, wechselt die Kleidung nicht mehr - liegt tagsüber im Bett, ißt sehr wenig, geht nicht mehr raus.
Ich fahre jede Woche 2 mal zu ihm - säubere die Wohnung, wasche und fülle seinen Kühlschrank mit Selbstgekochtem.
Er verliert schnell zunehmend die Fähigkeiten der Selbstversorgung und Selbstverantwortung. Bestimmte Bedingungen sind durch seine starke Sehschwäche (grüner Star), seiner Katheterpflicht bei Harninkontinenz und massivem Gedächtnisverlust bald nicht mehr vertretbar.
Die Pflege ist nicht unbedingt das Problem… aber, wenn der Abbau so weitergeht wird seine kategorische Weigerung, die Wohnung aufzugeben („dann sind wir geschiedene Leute“), zum Problem. Er ist nicht dazu zu bewegen, auch nur darüber nachzudenken. Versuche führen unweigerlich zu lautstarkem Protest.
Was kann ich noch tun ?

Danke und
Gruß
Monika

Hallo,

Moin, moin!

Ich fahre jede Woche 2 mal zu ihm - säubere die Wohnung,
wasche und fülle seinen Kühlschrank mit Selbstgekochtem.

Ich finde es gut, dass Du Dich so kümmerst!
…aber wer liefert, darf auch fordern!!!

Wohnung aufzugeben („dann sind wir geschiedene Leute“), zum
Problem.

Fordere Mithilfe ein! Lass Dich nicht gängeln!

Versuche führen unweigerlich zu lautstarkem
Protest. Was kann ich noch tun?

Du hilfst ihm ja so lange wie möglich in seinem Umfeld zu bleiben!
Sinnvoll ist das aber nur, wenn er dieses auch nutzt.
Im Bett liegen kann er auch im Heim.
Du schaffst es aber nur mit seiner Hilfe!!!

Gruß
Monika

Viel Kraft wünscht Dir
Dino

Was kann ich noch tun ?

Tag Monika,

wahrscheinlich kannst Du nichts sinnvolles machen.
Meine Großmutter - eine hochintelligente Frau - verhielt sich mit 88 Jahren nur noch wie ein extrem verzogenes Kind, uneinsichtig und stur.
Diesen Menschen darf man aber natürlich nicht böse sein. Sie verhalten sich in der Regel ja nicht mit Vorsatz so. Das Alter ist halt ein Fluch.

Gruß

… die einzige Möglichkeit diesem Fluch zu entgehen, wäre jung zu sterben :frowning:((

MissSophie

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Pflegedienst als Vermittler?
Hallo Monika,

Du schreibst von Katheter usw., insofern gehe ich davon aus, dass sich auch ein Pflegedienst regelmäßig um Deinen Vater kümmert.

Eine denkbare Möglichkeit wäre, dass Du mit dem Pflegedienst ein offenes Wort redest, und dass der Bezugspfleger vorsichtig das Thema bei Deinem Vater anspricht. UND auch die Körperpflege regelmäßig übernimmt.

Das hat den Vorteil, dass die persönliche Beziehung - wie bei Dir - wegfällt, und man sich auf die Sachlage konzentrieren kann.

Hat Dein Vater eine Pflegestufe?

Wäre ein Antrag auf „Betreuungsleistungen bei beginnender Demenz“ möglich?

So könnte man ihm durch eine Fachkraft für Betreuung 1-2 Mal in der Woche Besuch ermöglichen, der so ausgebildet ist, dass er nicht nur menschliche Zuwendung gibt, sondern auch Dinge mit ihm unternehmen könnte.

Also Spaziergänge, Karten- oder Gesellschaftsspiele (sofern von den Augen her möglich), es ist erstaunlich, was diese Besuche ausrichten können. Wir haben das in der Nachbarschaft erlebt.

Ein depressiver Mensch, der nicht mehr sprechen wollte und sich immer mehr zurückzog, hat durch die Betreuungsleistungen und entsprechende Medikation wieder Lebensfreude entwickelt.

Es liest sich für mich so, dass Dein Vater sich ein Stück weit aufgegeben hat und ihm alles egal ist.

Vielleicht wäre also auch eine Medikation denkbar, sodass er sich wieder besser fühlt. Ansprechpartner ist in diesem Fall zunächst der Hausarzt.

Alles Gute,
Angelika

Selektive Wahrnehmung
Servus,

ja, beim Einkaufen steht man auch immer an der Kasse mit der langsamsten Schlange.

Fragt sich halt: Woher kommen die Leute in den schnelleren Schlangen?

Schöne Grüße

MM

… die einzige Möglichkeit diesem Fluch zu entgehen, wäre
jung zu sterben :frowning:((

…oder nicht geboren zu werden. :o-((

Oscar

Hallo,

Was kann ich noch tun ?

Beraten lassen: http://www.pflegestuetzpunkte-online.de/

Gruß
Otto

Hallo ihr alle,
Eine Pflegestufe hat er noch nicht - der Abbau ging zu rasant - eigentlich bewusst erst seit September.
Das wird sowieso schwierig - er lässt ja niemanden rein - verbittet sich das - soweit kommt es noch. Wegen des Katheters gehen wir regelmäßig zum Urologen. Das wird bald auch nicht mehr möglich sein - sein Augenlicht reicht einfach nicht mehr - er taumelt und stolpert.
Heute war er nur in Unterwäsche - früher undenkbar. Er isst nicht bzw. sehr wenig und wird wütend, wenn man ihn kritisiert. Es ist doch alles in Ordnung. Ich bin an allem Schuld - ich mache unnötige Aktionen - wie Wäsche waschen. Es ist doch alles noch ganz sauber. Er hat die Übersicht völlig verloren.
Gruß
Monika

Hallo, Monika!

Das fast gleiche Problem gab es vor Jahren in unserem Verwandtenkreis mit einer 85 Jährigen, die in einem ganz ählichen Zustand wie Dein Vater war. Zu guter Letzt hatte sie dann der Arzt in ein Krankenhaus überwiesen, dort blieb sie dann einige Tage und inzwischen hatten wir uns um einen Platz in einem Pflegeheim gekümmert. Siehe da - als wir sie dann nach dem Krankenhausaufenthalt für „einige Tage“ zur Erholung dort hinbrachten, so ging das ohne große Widerrede. Nun, und nach eingen Tagen hatte sie sich dann in dem Heim irgendwie recht gut eingelebt und fühlte sich wohl - wobei das sicher auch dem geschulten Personal zu verdanken war.

Alles Gute Dir und Deinem Vater wünscht
Mannema

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Kommunikation ist Leistungssport
Klar, wer Kinder zeugt sollte bedenken dass sie dem Tode geweiht sind, alles andere wäre Gewissenlos – sag ich mal als Demotivationstrainer.
Aber Spass beiseite-
Kommunikation ist Leistungssport.
Streiten, Debattieren, Palavern, Diskutieren, Verführen usw. überhaupt rethorisches Talent entfalten, verlangt stetige Übung. Ich beziehe mich mal auf ein altes Buch: Semantik - Sprache im Denken und Handeln. Freunde sind nicht (mehr) da, sondern weg. Das merk ich langsam selber. Rede ich tagelang, manchmal wochenlang mit kaum jemanden, (ich mach viel Bucharbeit), verliere ich auch schon etwas Eleganz und Flexibilität. Kurzmitteilungen haben etwas bevormundendes an sich. Das läuft dann auf die Art Meinungsaustausch hinaus „Du kommst mit deiner Meinung zu mir und gehst mit meiner wieder weg“. Das ist schön, so lieb ich das. Klappt es nicht, ist einer von beiden störrisch.

Servus,

  • wobei das sicher auch dem geschulten Personal zu verdanken war.

vermutlich auch der Medikation, die in dieser Lage üblich ist. Ist aber in so einer Situation nichts „Schlimmes“.

Schöne Grüße

MM

Immer noch…
…geht’s hier um mich. Und jetzt will man mich auch noch löschen. Auslöschen.

Hineinversetzen…
in den Patienten/Vater/alten Mann.
Mal die Rollen tauschen, die Perspektive wechseln!

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@ Thread-Eröffner: Rückmeldung?
Hallo!

Mich würde es sehr interessieren, wie sich Eure Situation mittlerweile darstellt. Es wäre nett, wenn Du uns auf den aktuellen Stand bringen würdest.

Angelika