Alt, Pflegefall und Desaster für die Kinder

Hallo liebe Ältere,

habe erst letztens im Fernsehen mal wieder einen Bericht über alte, überwiegend demenzkranke Menschen gesehen, deren Kinder furchtbare Probleme hatten, die Eltern in passenden Pflegeheimen unter zu bringen, weil z.B. die Krankenkassen die Pflegestufen unrealistisch einschätzen (immer nach unten natürlich, es sind schießlich Versicherungen) oder die Kinder sich selbst um die Pflege kümmerten und damit ihr eigenes Leben völlig aufgaben.

Nun bin ich auch nicht mehr die Jüngste und die Vorstellung, im Alter, also in 10 bis 25 Jahren, für meine Kinder zu einem solchen Problem zu werden finde ich absurd. Ich möchte doch, dass es meinen Kindern gut geht, und nicht, dass die sich krummlegen müssen um mich als demente Alte versorgt zu wissen. Die sollen sich um meine Enkel kümmern, das ist mir viel wichtiger.

Ich fände, ehrliche gesagt, Selbstmord sinniger für mich. Auch weil ich ohnehin kein dementes Leben führen möchte und es irgendwann auch mal gut gewesen ist mit der Leberei und den Steuererklärungen.
Hoffentlich vergesse ich das nicht per Demenz und verpasse den richtigen Zeitpunkt.
Bemühe mich schon per Rauchen meine Lebenserwartung auf ein erträgliches Maß zu senken - aber das klappt nicht zuverlässig (siehe Schmidts), soll aber immerhin vor Alzheimer etwas schützen.

Wie seht Ihr das? Kann man seinen Kindern 15 oder ev. 20 Jahre teure oder aufwendige Versorgung der Eltern zumuten?

Warum zahlen wir Pflegeversicherungsbeiträge, wenn das Ergebnis oft unzureichend ist, z.B. weil Demenz lt. Krankenkassenkriterien mal einfach keinen Pflegebedarf ergibt?
Dürfen Versicherunge hierzulande locker selbst bestimmen, was ein Versicherungsfall ist und was nicht, während die Beitragszahler zahlen müssen, was da an Rechnung kommt und basta? Wieviele Politiker landen nach ihrer Karriere in Vorständen der Versicherungen?

Gruß, Paran

[MOD Volker]
Moin,

ich sperre den Artikel bis Co-Mod und Team uns einig sind, ob es so stehen bleiben darf.

Deine Fragen und Zweifel kann ich verstehen, aber Du vermittelst auch Lösungen, die vlt. nicht so wünschenswert sind.

Alles Gute Volker

Moin,

nach Rüchsprache wieder geöffnet.

Gruß Volker

Moin! Moin!
In Deinem Beitrag findet man eine Menge Frust und Resignation! Kann ich verstehen, ich hab auch die „60“ hinter mir!
Aber: Zum Pflegefall kann man in jedem Alter sehr schnell werden!!!
Das Risiko tragen Kinder, Eltern, Partner…
…oft hat man sich versprochen: „In guten und schlechten Zeiten…!“
Macht nicht gerade dieses Band die Beziehung zu etwas Besonderem?
Sorge im Rahmen Deiner Möglichkeiten vor,- der Rest ist Schicksal!
Etwas mehr Lebensfreude wünscht Dir
Dino

Hallo Paran,

zum einen geb ich Ihnen recht, dass man als Elternteil nicht diese Last auf die Kinder abgewälzt sehen möchte.

Wo ich Ihnen allerdings widersprechen möchte, ist hier Selbstmord als Lösung zu schildern. Das bedeutet für mich, dass Sie sich nicht wirklich ernsthaft mit Ihrem eigenen Alt werden auseinandersetzen. Und es bedeutet, dass Ihnen scheinbar egal ist, wie Ihre Kinder denn DAS finden würden…

Dieses Thema hatte ich schon des öfteren mit meiner Mutter besprochen. Und es kamen ungewöhnliche Ideen zum Vorschein. Z.B. eine WG mit anderen Alten Menschen zu gründen, oder rechtzeitig in eine Erdgeschosswohnung umzuziehen, oder sich mal informieren, welche Möglichkeiten ein Alter Mensch hat, selbst für sich zu sorgen und eben nicht alles den Kindern aufzuladen.

Ich glaube, der Punkt ist, sich damit wirklich auseinanderzusetzen, und SELBST aktiv zu werden, sich zu informieren, und auch, sich selbst zu beobachten und realistisch einzuschätzen, bevor man gar nichts mehr selbst erledigen oder entscheiden kann.

Ich kenne ein anderes älteres Ehepaar, das sich ein zeitliches Limit gesetzt hat, ab wann sie Ihre Wohnung aufgeben möchten und sich um die eigene Alterswohnmöglichkeit kümmern wollen.

Sie sehen also: Es gäbe einiges und weitaus lebendigeres aus dem Alter zu machen…

Liebe Grüsse
Lilie

Hallo Volker,

ich kann verstehen, dass Ihr mit dem Thema Selbstmord Probleme habt - haben alle offiziellen Stellen und solche, die Angst vor offiziellen Stellen haben. Normale Menschen reden schon mal darüber.

Es geht hier ja nicht um liebeskranke Jugendliche, die mal kurz furchtbar frustiert sind sondern um kranke Alte - denen man ein Recht auf freiwilligen Tod nicht absprechen sollte. Man kann ihnen kaum vormachen, das alles wieder besser wird.

Die Krankenkassen zahlen bei Demenz keine Betreuung. Die Kinder werden teils in Schulden genötigt. Lauter gute Gründe, auf 5 oder 10 oder 15 demente Jahre (die für den Betroffenen auch nicht gerade ein Spaß sind) zu verzichten - meines Erachtens. Ich will das ja keinem einreden, ich möchte nur wissen, was andere davon halten oder wie Alternativen aussehen.

Gruß, Paran

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Hallo paran,

Deine Ängeste kann ich verstehen. Wahrscheinlich können sie ganz viele Menschen verstehen, die sich jenseits des sechzigsten oder siebzigsten Geburtstages befinden.

Meine Schwiegermutter hat in jungen Jahren auch immer gesagt, dass sie nie, nie alt und vergesslich werden möchte. Lieber wollte sie gar nicht mehr leben. Dennoch ist genau DAS eingetreten. Es ging zunächst schleichend, dann bedingt durch eine Narkose bei einer notwendigen Op, rasant abwärts. Sie hat davon nicht alles, vielleicht auch gar nichts mitbekommen. Wir Kinder und Schwiegerkinder haben es hingenommen und darauf reagiert, so gut es ging.

Es ist eine Illusion zu glauben, dass man selbst einen geeigeneten Zeitpunkt findet, in ein angemessenes Pflegeheim überzusiedeln.
Der Betroffene merkt es nicht oder wiegelt ab, wenn es an der Zeit wäre, die Angehörigen wollen es nicht wahr haben.

Du könntest heute schon nach einer Einrichtung suchen, die Dir persönlich als dementer Mensch angenehm sein könnte. Dennoch weisst Du nicht,
a) ob Du jemals dement wirst, bzw. wann,
b) ob Dir das heute ‚genehme‘ dann überhaupt noch was bedeutet und
c) was Deine Kinder davon halten werden, wenn Du in einer Einrichtung lebst, in der sie Dich nicht oder nur selten besuchen können, die sie vielleicht aber für Dich mitfinanzieren müssen.

Mich treiben diese Fragen ebenfalls um. Ich neige dazu, zu vertauen, dass alles kommt, wie es muss und dass alles irgendwie sich fügen wird. Nix Genaues weiss man nicht.

Viele Grüße
Maralena

Hallo,

Wo ich Ihnen allerdings widersprechen möchte, ist hier
Selbstmord als Lösung zu schildern. Das bedeutet für mich,
dass Sie sich nicht wirklich ernsthaft mit Ihrem eigenen Alt
werden auseinandersetzen. Und es bedeutet, dass Ihnen
scheinbar egal ist, wie Ihre Kinder denn DAS finden würden…

Mein Alt werden ist mir klar. Bislang bin ich nicht dement und körperlich bedingte Pflege würde die Pflegeversicherung immerhin zahlen, wenn denn mal nötig ist.

Aber ich könnte in 10, 15 oder 20 Jahren dement werden. Das ist noch lange hin. Aber mir ist klar, dass ich nicht jetzt arbeite und mich abmühe damit die Kinder ein Erbe haben, um dieses dann wegen einer Demenz mehr als zu verbrauchen (und per Pflegeheim ist schnell viel verbraucht). Ich spare das an, damit meine Kinder einen etwas leichteren Start ins Leben haben und eine Absicherung für schlechte Zeiten. Das will ich nicht in eine mir verm. nicht einmal nutzende Pflege investieren. So wichtig ist mir der Rest des Lebens nicht, dass ich damit die Zukunft meiner Kinder gefährden möchte, nur um vergesslich vor mich hin duselnd in irgendeinem Heim zu vegetieren mit ab und zu Liedchen zu singen - das muss ich nicht haben, nicht mal für umsonst.

Was meine Kinder davon halten? Kinder finden den Tod der Eltern nie toll. Aber ein langwieriger Tod im Heim oder ein von Operationen und viel Qual begleiteter in Krankenhaus ist für Kinder auch kein Spaziergang, überhaupt nicht.
Ich habe mit beidem Erfahrung (Vater Selbstmord wegen Krebs, Mutter mit Krebs qualvoll im Krankenhaus gestorben).
Meine Schwester war nacher, aber erst nacher, mit mir einer Meinung, dass unser Vater den besseren Weg für alle gewählt hatte.

Der Tod meiner Mutter, oder eher die Zeit im Krankenhaus, hat mir ein Jahr lang Albträume beschehrt - die einzigen, die ich je hatte. Der Tod meines Vaters hat mich sehr traurig gemacht, eine Zeit lang. Albträume hatte ich dadurch nie.
Mein Mann ist auch an Krebs gestorben, war viel im Krankenhaus (und das waren immer die schlimmsten Zeiten, für ihn wie für uns), konnte aber zumindest die letzten zwei Monate Zuhause sein. Das war auch nicht ohne, aber deutlich besser als Krankenhaus.

Meine größte Sorge ist nicht Krebs sondern Demenz. An Krebs kann man einigermaßen flott, bei Sinnen und zuhause sterben. Das belastet die Angehörigen zwar auch, aber es kann sich in Grenzen halten. Aber Demenz ist eine ganz andere Geschichte. Möchte ich nicht erleben und keinem zumuten.

Dieses Thema hatte ich schon des öfteren mit meiner Mutter
besprochen. Und es kamen ungewöhnliche Ideen zum Vorschein.
Z.B. eine WG mit anderen Alten Menschen zu gründen, oder
rechtzeitig in eine Erdgeschosswohnung umzuziehen, oder sich
mal informieren, welche Möglichkeiten ein Alter Mensch hat,
selbst für sich zu sorgen und eben nicht alles den Kindern
aufzuladen.

Ja, das sind Lösungen, die super funktionieren, wenn man nur gebrechlich ist. Bei Demenz wird das schwierig. Mal ganz davon abgesehen, dass man je älter man wird umso schwerer neue Freunde findet oder sich an neue Leute anpassen mag. Das ist halt so.

Ich glaube, der Punkt ist, sich damit wirklich
auseinanderzusetzen, und SELBST aktiv zu werden, sich zu
informieren, und auch, sich selbst zu beobachten und
realistisch einzuschätzen, bevor man gar nichts mehr selbst
erledigen oder entscheiden kann.

Ja, das sollte man tun.

Ich kenne ein anderes älteres Ehepaar, das sich ein zeitliches
Limit gesetzt hat, ab wann sie Ihre Wohnung aufgeben möchten
und sich um die eigene Alterswohnmöglichkeit kümmern wollen.

Das widerum ist illusorisch. Man kann nicht wissen, ab wann man z.B. immobil ist (das kann sehr schnell gehen) oder zu vergesslich, um einen eigenen Haushalt zu organisieren.

Sie sehen also: Es gäbe einiges und weitaus lebendigeres aus
dem Alter zu machen…

Das Alter macht einen letzendlich tot. Ist halt so und ist auch O.K… Die Frage ist, muss ich mich vorher teuer und für mein Lebensgefühl eher kontraproduktiv pflegen lassen? Obendrein auf Kosten meiner Kinder?

Solange ich mich selbst um mich kümmern kann, werde ich mich nicht ins Nirwana stürzen - aber ich denke, es kommt ein Punkt, an dem Leben so mühselig oder schmerzhaft oder lustlos wird, dass man gerne auf die nächste Steuererklärung verzichtet. Probiert habe ich natürlich noch nicht, so gesehen alles theoretisch.

Gruß, Paran

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Hallo,

meine Eltern (beide um die 80, derzeit aber glücklicherweise gesund) haben bereits mit 65 Folgendes getan:
Sie haben Besitztümer wie ihr Haus an die Enkelkinder überschrieben. Im Gegensatz zu den Kindern müssen die Enkel im Fall des Falles nicht für die Pflege aufkommen. Zudem haben sie eine Pflegerentenversicherung mit Exklusivabsicherung abgeschlossen.

Sie haben vor 10 Jahren drei Pflegeheime ausgesucht, die ihnen zugesagt haben und schriftlich festgelegt, dass sie im Fall einer Pflegebedürftigkeit in einer dieser Einrichtungen leben möchten. Seither haben sie die Heime noch zweimal besucht, um auf dem Laufenden zu bleiben. Des weiteren haben sie notariell verfügt, im Pflegefall nicht von den Angehörigen gepflegt werden, sondern in ein Heim ihrer Wahl zu wollen.

Schöne Grüße,
Jule

Das Thema, was du ansprichst, hast viele Facetten und es reduziert sich letztlich nicht nur auf den Bereich Demenz, wenngleich der auch für viele besonders (emotional) besetzt ist.

Um mal die drei groben Bereiche zu benennen, die du angesprochen hast: Da ist der organisatorisch/ finanzielle Komplex, das, was man unter einer „guten Versorgung“ fassen würde, da ist die gefürchtete nicht nur emotionale Belastung der Kinder und da steht als drittes die Option, all dem aus dem Weg zu gehen, in dem man rechtzeitig und „freiwillig“ aus dem Leben tritt. Alle drei Bereiche haben natürlich mehr oder weniger große Schnittstellen.

Der „einfachste“ Bereich ist da eigentlich der erste. Es gibt heutzutage genügend Möglichkeiten, wie man dem vorbeugen kann, so man nicht ganz unten in der Einkommenshierarchie angesiedelt ist und rechtzeitig aktiv wird. Das bedeutet, dass man sich informiert, was es für verschiedene Möglichkeiten gibt, sich überlegt, was zum eigenen Lebensstil passen würde und daraus das für sich selbst und die eigenen finanziellen Verhältnisse passende Modell findet. Einfach ist dieser Bereich deshalb, weil es durchaus gute Möglichkeiten gibt, die meisten leider nur den Fehler machen, das Thema aufzuschieben und sich viele zu spät damit beschäftigen.

Wenn man sich damit beschäftigt, sollte man das Verhältnis zu den Kindern mit einbeziehen und das auch offen und rechtzeitig ansprechen. Dabei sind grundsätzlich alle Konstellationen möglich, auch die, dass Eltern ihren Kindern nicht „zur Last fallen“ wollen, es für die Kinder aber völlig selbstverständlich und gewollt ist, sich um die Eltern zu kümmern. Hier hilft ein offenes Gespräch, so frühzeitig wie möglich, denn ohne akuten Druck ist die Basis eine wesentlich bessere.

Der dritte Bereich ist wohl der persönlichste von allen und es spielt eine ganze Menge mit hinein. Viel hat auch damit zu tun, was die persönliche Erwartung gegenüber dem ist, was man „lebenswertes Leben“ nennt. Demenz schneidet da als Status nicht gut ab. Der damit verbundene Kontrollverlust, auch über das eigene „Bewusstsein“ und das Gefühl, völlig abhängig von anderen zu sein. All das und noch viele Facetten mehr prägen ein sehr negatives Bild von diesem „Zustand“. Was dabei aus dem Blick geht: es ist nicht nur Leid, sondern auch Glück und Zufriedenheit, die mit Demenz verbunden sind.

Was die Überlegungen zum Suizid angeht, habe ich inzwischen eine sehr persönliche Position gefunden, die für mich wohl bis auf weiteres „gültig“ ist (mit dem Wissen, dass auch so etwas Änderungen unterworfen ist). Ich habe nicht zuletzt auch weil ich beruflich und privat mit einigen schweren Krankheiten und auch Sterben konfrontiert bin, mal die Aussage getroffen, dass ich selbst bestimmen will, wann ich gehe. Das „Wann“ wäre „rechtzeitig“. Das habe ich so lange vertreten, bis eine enge Freundin in die Situation kam und ich mit ihr viele Gespräche darüber hatte.

Gespräche über das, was lebenswert ist, über Negatives und Positives im Leben und darüber, dass sich das mit dem Lebenswert nicht so richtig bemessen lässt. Das heißt auch: Wie viele Tage darf es so richtig beschissen gehen, dass nicht 1 Tag, 1 Stunde, ein paar Minuten Glück, Zufriedenheit es wert sind, trotzdem gelebt, erlebt zu haben? In der wochenlangen, sehr intensiven Begleitung habe ich für mich gemerkt, dass ich diesen Tag gar nicht festlegen könnte, weil ich nie wüsste, ob ich nicht noch diesen einen, nächsten Moment verpassen würde.

Auch wenn ich immer noch an meinem ursprünglichen Entschluss festhalte, muss ich für mich feststellen, dass ich vor diesem Hintergrund darüber wahrscheinlich ziemlich alt werden werde :wink:

Hallo,

Du hast natürlich recht. Man weiß es vorher nicht und nacher ev. erst recht nicht. Das ist das, was mir am meisten Sorgen macht.
Ich möchte schon wenigstens entscheiden können, ob ich ein langes dementes Alter mir und meinen Kinder zumute oder nicht.

Am Schlimmsten ist mir die Vorstellung, meinen Kinder finanziell oder per Betreuungsaufwand so zur Last zu fallen, dass deren eigenes Leben deutlich darunter leidet.
Es wird so schon immer schwerer Arbeit zu finden und die Rechnungen zahlen zu können. Da ich erst spät Kinder bekommen habe, wäre ich im ungünstigsten Fall ein Demenz-Problem, wenn die ersten Enkel kommen - die kosten auch Zeit und Geld, das allerdings m.E. gut investiert ist.
Ich möchte nicht der Grund für einen Mangel an Enkelkindern oder Mängel bei deren Betreuung sein.

Wie ich das bewerkstelligen kann, ist so nicht abschätzbar.
Ich kann zwar einen Organspendepass ausfüllen, der dafür sorgt, dass ich lebendig und ohne Narkose ausgenommen werden darf, aber einen `bitte Einschläfern-Pass´ gibt es nicht, zumindest keinen, an die Ärzte sich halten. Bei Demenz schon garnicht.
Dabei wäre ich in dem Fall, Bedingung gut überdosierte Narkose, durchaus zur Organspende bereit.

Ich werde wohl versuchen, mir selbst zu helfen. Muss nur hoffen, dass ich es nicht vergesse, wenn es Zeit dazu ist.

L.G., Paran

Hallo,

Deine Eltern habe das sehr sinnig arangiert.
Ich würde das Gleiche tun, habe aber meine Kinder erst spät bekommen, so dass es fraglich ist, ob ich noch bei Verstand bin, wenn es erste und erst recht letzte Enkelkinder gibt.

Ich möchte schon wollen, dass meine Kinder bzw. Enkel erbmäßig alle gleichermaßen bedacht werden. Das würde ziemlich schwierig.
Wenn meine Tochter mit 44 noch ein Kind bekommt, und nichts spricht dagegen, wäre ich schon 80, wenn mein Sohn mit 50 ein zweites Mal heiraten würde etc.
Für meine Situation also keine optimale Lösung.

Aber Danke für den Vorschlag, der sicher für viele eine gute Idee ist.

Gruß, Paran

Hallo,

Das Thema, was du ansprichst, hast viele Facetten und es
reduziert sich letztlich nicht nur auf den Bereich Demenz,
wenngleich der auch für viele besonders (emotional) besetzt
ist.

Demenz ist nicht nur ein emotional hoch besetztes Problem, es ist leider auch eines, für das die Kranken/Pflegekassen nicht aufkommen.

Um mal die drei groben Bereiche zu benennen, die du
angesprochen hast: Da ist der organisatorisch/ finanzielle
Komplex, das, was man unter einer „guten Versorgung“ fassen
würde, da ist die gefürchtete nicht nur emotionale Belastung
der Kinder und da steht als drittes die Option, all dem aus
dem Weg zu gehen, in dem man rechtzeitig und „freiwillig“ aus
dem Leben tritt. Alle drei Bereiche haben natürlich mehr oder
weniger große Schnittstellen.

Der „einfachste“ Bereich ist da eigentlich der erste. Es gibt
heutzutage genügend Möglichkeiten, wie man dem vorbeugen kann,
so man nicht ganz unten in der Einkommenshierarchie
angesiedelt ist und rechtzeitig aktiv wird. Das bedeutet, dass
man sich informiert, was es für verschiedene Möglichkeiten
gibt, sich überlegt, was zum eigenen Lebensstil passen würde
und daraus das für sich selbst und die eigenen finanziellen
Verhältnisse passende Modell findet. Einfach ist dieser
Bereich deshalb, weil es durchaus gute Möglichkeiten gibt, die
meisten leider nur den Fehler machen, das Thema aufzuschieben
und sich viele zu spät damit beschäftigen.

Jaa - aber wer zahlt das? Selbst ein großzügiges Erbe ist mit ein mehreren Jahren Pflegeheim schnell verbraucht.

Wenn man sich damit beschäftigt, sollte man das Verhältnis zu
den Kindern mit einbeziehen und das auch offen und rechtzeitig
ansprechen. Dabei sind grundsätzlich alle Konstellationen
möglich, auch die, dass Eltern ihren Kindern nicht „zur Last
fallen“ wollen, es für die Kinder aber völlig
selbstverständlich und gewollt ist, sich um die Eltern zu
kümmern. Hier hilft ein offenes Gespräch, so frühzeitig wie
möglich, denn ohne akuten Druck ist die Basis eine wesentlich
bessere.

Die meisten Kinder werden alles anbieten und versprechen - sie wissen in dem Moment aber nicht, was auf sie zukommt.
Ich kann es mir schon vorstellen und will das meinen Kindern partout nicht zumuten.

Der dritte Bereich ist wohl der persönlichste von allen und es
spielt eine ganze Menge mit hinein. Viel hat auch damit zu
tun, was die persönliche Erwartung gegenüber dem ist, was man
„lebenswertes Leben“ nennt. Demenz schneidet da als Status
nicht gut ab. Der damit verbundene Kontrollverlust, auch über
das eigene „Bewusstsein“ und das Gefühl, völlig abhängig von
anderen zu sein. All das und noch viele Facetten mehr prägen
ein sehr negatives Bild von diesem „Zustand“. Was dabei aus
dem Blick geht: es ist nicht nur Leid, sondern auch Glück und
Zufriedenheit, die mit Demenz verbunden sind.

Was die Überlegungen zum Suizid angeht, habe ich inzwischen
eine sehr persönliche Position gefunden, die für mich wohl bis
auf weiteres „gültig“ ist (mit dem Wissen, dass auch so etwas
Änderungen unterworfen ist). Ich habe nicht zuletzt auch weil
ich beruflich und privat mit einigen schweren Krankheiten und
auch Sterben konfrontiert bin, mal die Aussage getroffen, dass
ich selbst bestimmen will, wann ich gehe. Das „Wann“ wäre
„rechtzeitig“. Das habe ich so lange vertreten, bis eine enge
Freundin in die Situation kam und ich mit ihr viele Gespräche
darüber hatte.

Gespräche über das, was lebenswert ist, über Negatives und
Positives im Leben und darüber, dass sich das mit dem
Lebenswert nicht so richtig bemessen lässt. Das heißt auch:
Wie viele Tage darf es so richtig beschissen gehen, dass nicht
1 Tag, 1 Stunde, ein paar Minuten Glück, Zufriedenheit es wert
sind, trotzdem gelebt, erlebt zu haben? In der wochenlangen,
sehr intensiven Begleitung habe ich für mich gemerkt, dass ich
diesen Tag gar nicht festlegen könnte, weil ich nie wüsste, ob
ich nicht noch diesen einen, nächsten Moment verpassen würde.

Auch wenn ich immer noch an meinem ursprünglichen Entschluss
festhalte, muss ich für mich feststellen, dass ich vor diesem
Hintergrund darüber wahrscheinlich ziemlich alt werden werde

Ja. Das ist sicher einer der Hauptgründe, weshalb der Absprung so schwer ist. Ich stelle mir das auch nicht einfach vor, durchaus nicht.
Aber immerhin hat mein Vater es anlässlich seiner Krebserkrankung vorgemacht, es geht also. Während der Überlebenswille meiner Mutter in der gleichen Situation ihr sehr viel unnützes Leid und uns Kindern darauf basierende Albträume beschehrt hat.
Ich hoffe, dass ich die Courage meines Vaters haben werde, wenn es an der Zeit ist.
Seine Entscheidung war gut für uns alle, auch wenn wir das erst später kapierten.
Ich würde sein Vorgehen nur in Punkto Kommunikation verbessern und persönliche Abschiedsbriefe hinterlassen. Das hat mir seinerzeit gefehlt.

Gruß, Paran

Hallo, paran,

es geht sicher vielen von uns so, dass man sich insbesondere das Schicksal „Demenz“, „Alzheimer“ als eines der schlimmsten Lose im Alter vorstellt.
Gerade in jüngerer Zeit haben die Berichte über Walter Jens, Gunther Sachs und Rudi Assauer die Presse gefüllt.

Vermeintlich wäre man hilflos den Angehörigen als mehr als infantiler „Ballast“ verblieben! (?)

Aber bei dir scheint sich, außer der Erkenntnis, dass es in den nächsten 10-25 Jahren mal so sein könnte, noch keine Initiative entwickelt zu haben.

Wie z.T. meine Vorredner schon sagten:

  • du kannst dich jetzt bereits darüber informieren, wie du dein Erbe verteilen kannst und möchtest (Anwalt?)

  • du kannst dich jetzt bereits darüber informieren, wo, wie du als älterer Mensch leben möchtest, wenn es körperlich mal nicht mehr optimal ist (und das muss ja nicht unbedingt Demenz sein).

  • du kannst bereits jetzt eine Patienten-Verfügung ausstellen (ja, die rechtliche Verbindlichkeit ist umstritten, aber besser als gar nichts)

  • du kannst dich jetzt bereits, eher praktisch in deinem Sinne gedacht, dein Haus, deine Wohnung „in Ordnung“ bringen und dich von „Überflüssigem“ trennen (Achtung!!!: ggf. Rücksprache mit der Familie !!!) oder einfach nur „umsortieren“ (kann der Enkel in seiner ersten Wohnung schon gebrauchen…)

  • du kannst jetzt bereits deine ganze Buchhaltung so sortieren, dass, wenn eines deiner Kinder darein gucken wird, nicht ein Chaos von >zehn ungeordneten, abgelaufenen Ordnern vorfindet und einen Stapel unsortierter Bescheide, Rechnungen usw.

  • du kannst jetzt bereits eine Auflistung von Daueraufträgen, Abonnements, Mitgliedschaften und Gedöns… erstellen, die jeden Monat abgebucht werden (und die Unwichtige jetzt ggf. schon kündigen).

Du kannst somit, abgesehen von einer Demenz oder eines Suizids, deinen Kindern schon einmal viele Probleme im Vorfeld aus dem Weg räumen.

Zuletzt, meine Oma war dement, sie konnte am Ende nicht mehr zuhause wohnen. Da war sie 89, hat schließlich im Altersheim gelebt. Nein, sie wollte, konnte sich nicht vom Leben verabschieden. Die damals fünf Enkel und dann die 4 Urenkel, hat sie wieder aufleben lassen, nein , ich weiß nicht, ob sie es wirklich verstanden hat. Die Kinder fanden die Zeit bei der „Ur“ nicht peinlich. „Ur“ gehörte zu uns.

Aber es gibt halt keinen Weg zurück.

Grüße dich
aqua

Hallo,

Wie z.T. meine Vorredner schon sagten:

  • du kannst dich jetzt bereits darüber informieren, wie du
    dein Erbe verteilen kannst und möchtest (Anwalt?)

Guter Tip, wenn ich denn Enkel hätte. Habe ich aber nicht und sie sind auch nicht absehbar. Könnte also nur meinen Kindern etwas vererben, und das müsste im Fall der Fälle zu meiner Pflege verwandt werden.

  • du kannst dich jetzt bereits darüber informieren, wo, wie du
    als älterer Mensch leben möchtest, wenn es körperlich mal
    nicht mehr optimal ist (und das muss ja nicht unbedingt Demenz
    sein).

Naja, ich bin 50 - da wäre das etwas verfrüht, zumal ich bislang fit bin. Bis es ernst wird, kann sich noch viel ändern.

  • du kannst bereits jetzt eine Patienten-Verfügung ausstellen
    (ja, die rechtliche Verbindlichkeit ist umstritten, aber
    besser als gar nichts)

Habe ich bei einem Verwandten erlebt - hat nichts gebracht.
Ich werds trotzdem machen, klar. Aber da kann ich auch nicht reinschreiben „Bei Demenz / Alzheimer bitte einschläfern“ - jedem Haustier tut man den Gefallen und hält das für menschlich. Für Menschen gilt diese Menschlichkeit seltsamerweise nicht.

  • du kannst dich jetzt bereits, eher praktisch in deinem Sinne
    gedacht, dein Haus, deine Wohnung „in Ordnung“ bringen und
    dich von „Überflüssigem“ trennen (Achtung!!!: ggf. Rücksprache
    mit der Familie !!!) oder einfach nur „umsortieren“ (kann der
    Enkel in seiner ersten Wohnung schon gebrauchen…)

Wie gesagt: ich bin 50. Und die Wohnungsauflösung überlasse ich anderen, die ist nicht das Problem. Das Sortieren der Papiere auch nicht.

Zuletzt, meine Oma war dement, sie konnte am Ende nicht mehr
zuhause wohnen. Da war sie 89, hat schließlich im Altersheim
gelebt. Nein, sie wollte, konnte sich nicht vom Leben
verabschieden. Die damals fünf Enkel und dann die 4 Urenkel,
hat sie wieder aufleben lassen, nein , ich weiß nicht, ob sie
es wirklich verstanden hat. Die Kinder fanden die Zeit bei der
„Ur“ nicht peinlich. „Ur“ gehörte zu uns.

Aber es gibt halt keinen Weg zurück.

Es kommt immer auf den Einzelfall an.
Müsste daher rückfragen: wer hat den Heimaufenthalt der `Ur´ bezahlt? Falls es Deine Eltern waren, hatten diese Geld genug, um das nebenbei zu finanzieren? Oder waren sie als Enkel nicht zuständig?
Es gibt etliche Familien, für die die Versorgug gerade der dementen Eltern ein finanziell großes Problem ist, weil die Kassen da nicht oder nur sehr wenig zahlen. Und das wird zukünftig sicher nicht besser werden.

Liebe Grüße, Paran

Hallo,

was für einen wahren Hintergrund hat dein Beitrag? Ganz ehrlich: Ich verstehe ihn nicht als Frage nach konkreten objektiv sinnvollen und richtigen Lösungsstrategieen für ein potentiell dich mal betreffendes Probelm, sondern eher als nicht sonderlich gut recherchierten Kommentar zu einem allgemeinen gesellschaftlichen Problem.

Fakt ist: Demenz als Massenphänomen ist in gesellschaftspolitischen zeitlichen Dimensionen gesprochen noch ein recht frisches Thema, das wir noch lange nicht in seinem vollen Umfang in der breiten Öffentlichkeit erkannt und entsprechend umfassend beantwortet haben. Fakt ist aber auch, dass es kaum ein vergleichbares Thema gibt, das so zügig im Bewusstsein der Breiten Masse Platz greift, und tatsächlich Schlag auf Schlag zunehmend besser beantwortet wird. Aus meinem ersten Businessplan für eine kleine „Dementen-WG“ mit angeschlossenem Hauswirtschafts- und Pflegedienst hier vor Ort ist inzwischen ein riesiges Unternehmen entstanden. Alleine hier in einer 50.000 Einwohnerstadt gibt es inzwischen zudem bereits mehrere spezialisierte Wettbewerber. Vergleichbare Konzepte sind inzwischen bundesweit überall wie Pilze aus dem Boden geschossen. In den Niederlanden gibt es inzwischen eine Einrichtung in Form eines kompletten „Dorfes“. Biographiearbeit gehört inzwischen in besseren Einrichtungen zum mehr als nur plakativen Standard.

Davon haben wir noch nicht zu träumen gewagt, als wir in der Familie noch vor nicht allzu langer Zeit von einem ersten Fall betroffen waren.

Und ja, das Thema Pflegeversicherung war damals eine Geschichte wo wir als zwei Anwälte „gut zu tun“ hatten, um eine passende Einstufung zu bekommen, und es wird auch erst nach und nach besser. Aber es wird besser. Rom ist aber auch nicht an einem Tag erbaut worden. Meine Frau leitet inzwischen selbst einen Träger in der Altenhilfe, zu dem auch spezielle Einrichtungen für die Betreuung von Demenzerkrankten gehören, wir wissen also wovon wir reden.

Geld ist natürlich immer ein Thema, und insoweit kein spezifisches Demenz-Thema. Und da verstehe ich ganz ehrlich gesagt weder Dich, noch diverse Mandanten, die sich das ganze Arbeitsleben lang krumm gelegt haben, um dann im Falle des Pflegebedarfs die schlechtsmöglichste Versorgung möglichst zu Lasten des Sozialhilfeträgers in Anspruch zu nehmen, statt sich selbst die letzten Jahre noch mit dem selbst erarbeiteten Geld so schön wie möglich zu machen. Ja, für die Kriegs- und erste Nachkriegsgeneration war es alles andere als einfach, und wäre es sicher einfacher gewesen, wenn da große Erbmassen im Spiel gewesen wären. Aber ganz ehrlich: Wer sich heute auf den Hosenboden setzt und nicht ganz auf den Kopf gefallen ist, der schafft es auch ohne großes Erbe zum eigenen kleinen Häuschen. In der Abwägung der Not pflegebedürftiger Eltern gegenüber dem Finanzbedarf durchschnittlicher Kinder sollte die Entscheidung eigentlich klar sein!

Und dann immer wieder diese Halbwahrheiten über Patientenverfügungen: Sorry, aber ich habe von den Dingern massenhaft gemacht, halte immer noch nebenbei den ein oder anderen Vortrag zu dem Thema, und bin da nun wirklich auf dem Laufenden: Ja, es gibt immer noch vereinzelt Ärzte, die sich vor Jahren letztmalig auf den juristischen Stand der Dinge gebracht haben, und es gibt gelegentlich auch noch mal Streit über die Durchsetzung. Aber erstens sind das inzwischen wirklich aussterbende Dinosaurier und nur noch Einzelfälle. Und spätestens seit die Verbindlichkeit gesetzlich gereget ist (§ 1901a BGB) sind die Gerichte da auch endlich vernünftig mit im Boot. Und wenn ein Arzt dann meint trotzdem noch querschießen zu müssen, dann geht man eben zu Gericht. Dafür sind die schließlich in allen Lebenslagen da.

Und auch wenn das jetzt alles schon entsetzlich lang geworden ist, noch ein Aspekt, der mir bei Dir total fehlt: Du sieht Pflege als etwas für beide Seiten rein Negatives. Ja, Pflege ist belastend, es gibt Menschen, die nicht in der Lage sind notwendige Grenzen zu ihrem eigenen und dem Wohl ihrer Kinder zu ziehen, und Familien, die an Pflegesituationen zerbrechen. Ich erlebe aber auch regelmäßig die Fälle, in denen die letzten Lebensjahre von allen Beteiligten unter dem Strich als sehr wertvoll und im positiven Sinne prägend und persönlichkeitsbildend empfunden wurden. Gerade im Umgang mit Menschen, die von Demenz betroffen sind, spielt die emotionale Ebene eine enorme Rolle, und auf dieser Ebene kann aus so einer Situation für alle Beteiligten enorm viel erwachsen.

Gruß vom Wiz

Hallo paran,

Naja, ich bin 50 - da wäre das etwas verfrüht, zumal ich bislang fit bin. Bis es ernst wird, kann sich noch viel ändern.

Eben!!!

Dann würde ich dir eher empfehlen, dein Leben neu aufzustellen und mir nicht den Kopf darüber zerbrechen, was in den übernächsten Jahren passieren könnte.

Du scheinst mehr in einer momentanen Lebenskrise zu hängen.
Vielleicht schilderst du das mal deinem Hausarzt/deiner Frauenärztin, evt. mit der Bitte zur Überweisung an einen Psychologen/Psychotherapeuten.
(Im Brett Wissenschaften-&gt:stuck_out_tongue_winking_eye:sychologie wird dir sicher weitere Hilfe zu solchen Fragen gegeben werden können)

Ich wünsche Dir alles Gute

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Hallo,

den Teilthread, der sich auf die Darstellung bezieht wurde gelöscht.

Gruß Volker

Hallo Paran,

das, was ich als Tenor rauslese: Du willst niemanden zur Last fallen!

Verständlich, aber nach meiner Erfahrung mit drei Pflege-/Todesfällen (Vater, Stiefopa und Ehemann) in meiner Familie in den letzten vier Jahren nicht immer „planbar“.

Vorsicht: Ich bin kein Experte!

Das, was altersunabhängig immer sinnig ist, die notwendigen Dokumente (Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht, Testament, Versicherungspolicen etc.) vorzubereiten und an einen für die Hinterbliebenen bekannten (eventuell auch sicheren) Ort zu hinterlegen.

Solltest Du größeres Vermögen besitzen, kannst Du über eine früh angesetzte Schenkung das Erbe vorziehen. Nach 10 Jahren Schenkung (und so lange wirst Du ja sicherlich noch leben - trotz Nikotin-Sucht) hat der Sozialhilfeträger keinen Zugriff mehr auf das Vermögen.

Bezüglich der Versicherungen: Mal unabhängig von der Diskussion auf politischer/gesellschaftlicher Ebene: Ich habe trotz Ärgernisse mit dem Medizinischen Dienst im Nachhinein sehr gute Erfahrungen gemacht.

Aber mal unabhängig vom Finanziellen:
Ich habe meinen Vater und meinen Mann (beide Krebs) gepflegt (meinen Vater zusammen mit meiner Mutter) - das ging gar nicht anders, ich hätte es nicht über das Herz gebracht, sie irgendwohin zu geben. Und da schließe ich mich Wiz an: Ich will diese Erfahrung und die letzten Wochen nie und nimmer missen. Auch wenn man (wie Du aus eigener Erfahrung weißt) die Bilder des Leidens nicht löschen kann.

Mein Stiefopa wurde mit 83 Jahre dement. Wir haben versucht, ihn so lange wie möglich, in seinem gewohnten Umfeld zu belassen, aber meine Oma wäre daran zerbrochen - er kam ins Pflegeheim, da wir keinen Platz hatten, beide zu uns zu nehmen. Die Demenz schritt aber sehr rapide fort, so dass er uns nicht mehr erkannt hat und dann recht schnell an einer Lungenentzündung gestorben ist. Ich denke, er hatte ein „glücklicheres“ Sterben.

Meine Oma (über 90 Jahre) lebt seit dem Tod bei meiner Mutter (ich wohne nebenan). Wir kämen nie auf die Idee, sie in ein Pflegeheim zu geben, auch wenn sie jetzt so langsam „Aussetzer“ zeigt.

Ohne die Erfahrung mit meinem Vater und meinem Stiefopa hätte ich meinen Mann nicht so das Sterben/Loslassen erleichtern können.

Zum Thema Suizid:

Dein Vater hat es gemacht, das ist für Dich sicherlich prägend! Ich kann nur sagen, dass sowohl mein Vater als auch mein Mann nach der Krebs-Diagnose davon gesprochen haben und um Verständnis bei der Familie gebeten haben. Mein Mann umso mehr, als er meinen Vater beim Sterben erlebt hat.

Aber das Schlimme ist nun einmal, dass die meisten wirklich den Zeitpunkt verpassen. Der Mensch gewöhnt sich so schnell an Verschlechterungen. Und zumeist sind es die, die es ankündigen, die bis zum Schluss kämpfen und nicht loslassen können, obgleich sie früher und selbstbestimmt gehen wollten.

Keine Ahnung, ob ich Dir jetzt mit dem ganzen Kram geholfen habe.

Liebe Grüße

Kathleen

Hallo

was für einen wahren Hintergrund hat dein Beitrag? Ganz
ehrlich: Ich verstehe ihn nicht als Frage nach konkreten
objektiv sinnvollen und richtigen Lösungsstrategieen für ein
potentiell dich mal betreffendes Probelm, sondern eher als
nicht sonderlich gut recherchierten Kommentar zu einem
allgemeinen gesellschaftlichen Problem.

Ich frage mich schon, ob es nicht Möglichkeiten gäbe, die Pflegeversicherung, für die man zwangsweise Beiträge zahlt, dazu zu bringen, auch für Demenzkranke die Pflege zu zahlen - ein entsprechender Fernsehbeitrag dazu hat mich arg verunsichert. Sollten nicht alle über 45 auf die Straße gehen und gegen diesen Quatsch demonstrieren? Oder kann man die Pflege einklagen?
Kurz, es gäbe ja vielleicht schon Möglichkeiten, auch welche, die mir gerade nicht einfallen. Deswegen fragt man doch andere, oder?

Und ja, das Thema Pflegeversicherung war damals eine
Geschichte wo wir als zwei Anwälte „gut zu tun“ hatten, um
eine passende Einstufung zu bekommen, und es wird auch erst
nach und nach besser. Aber es wird besser. Rom ist aber auch
nicht an einem Tag erbaut worden. Meine Frau leitet inzwischen
selbst einen Träger in der Altenhilfe, zu dem auch spezielle
Einrichtungen für die Betreuung von Demenzerkrankten gehören,
wir wissen also wovon wir reden.

Und woran Ihr verdient? Als Anwalt hat man es, wenn es um Versicherungen und Ansprüche geht sicher immer etwas leichter, als Nichtjuristen.
Meine Erfahrung zur Pflegeeinstufung heißt: stell Dich halbtot, dann hast Du eine gewisse Chance auf höchste Stufe. Nur sind die meisten alten Leute stolz auf das, was sie noch können, erzählen das auch, selbst wenn sie es nur manchmal können und dann ist Pustekuchen mit angemessener Pflegestufe. Demenzkranke sind da ein ganz eigenes Problem.

Geld ist natürlich immer ein Thema, und insoweit kein
spezifisches Demenz-Thema. Und da verstehe ich ganz ehrlich
gesagt weder Dich, noch diverse Mandanten, die sich das ganze
Arbeitsleben lang krumm gelegt haben, um dann im Falle des
Pflegebedarfs die schlechtsmöglichste Versorgung möglichst zu
Lasten des Sozialhilfeträgers in Anspruch zu nehmen,–

Hoppla, es geht nicht um Sozialhilfe, es geht um einen Versicherungsanspruch, der nicht gewährt wird.
Mach bitte aus Versicherten keine Sozialhilfeempfänger!

statt

sich selbst die letzten Jahre noch mit dem selbst erarbeiteten
Geld so schön wie möglich zu machen. Ja, für die Kriegs- und
erste Nachkriegsgeneration war es alles andere als einfach,
und wäre es sicher einfacher gewesen, wenn da große Erbmassen
im Spiel gewesen wären. Aber ganz ehrlich: Wer sich heute auf
den Hosenboden setzt und nicht ganz auf den Kopf gefallen ist,
der schafft es auch ohne großes Erbe zum eigenen kleinen
Häuschen. In der Abwägung der Not pflegebedürftiger Eltern
gegenüber dem Finanzbedarf durchschnittlicher Kinder sollte
die Entscheidung eigentlich klar sein!

Die letzten, ev. dementen Jahre schön machen? Mach mal.
Sorry, aber da wäre es mir schon wichtiger, dass es meinen Kindern und Enkeln gut geht. Ich will doch denen nicht auf der Tasche liegen und die Pflegeversicherung zahlt nur, was sie unbedingt muss. Eine Zusatzversicherung kann ich mir nicht leisten, sehe auch keinen Sinn darin. Pflegeheime kosten locker 1500 bis 2500 Euro pro Monat - das ist mehr, als die meisten Menschen verdienen.
Pflegende Angehörige bekommen diesen Satz natürlich nicht.
:

Und dann immer wieder diese Halbwahrheiten über
Patientenverfügungen:

Sorry, aber ich habe von den Dingern

massenhaft gemacht, halte immer noch nebenbei den ein oder
anderen Vortrag zu dem Thema, und bin da nun wirklich auf dem
Laufenden: Ja, es gibt immer noch vereinzelt Ärzte, die sich
vor Jahren letztmalig auf den juristischen Stand der Dinge
gebracht haben, und es gibt gelegentlich auch noch mal Streit
über die Durchsetzung. Aber erstens sind das inzwischen
wirklich aussterbende Dinosaurier und nur noch Einzelfälle.
Und spätestens seit die Verbindlichkeit gesetzlich gereget ist
(§ 1901a BGB) sind die Gerichte da auch endlich vernünftig mit
im Boot. Und wenn ein Arzt dann meint trotzdem noch
querschießen zu müssen, dann geht man eben zu Gericht. Dafür
sind die schließlich in allen Lebenslagen da.

ja, sorry. Mein Schwipp-Onkel ist vor vier Jahren daran gescheitert (er war Amtsrichter, wird das also rechtlich so gut wie möglich gemacht haben).
Nach seinem Schlaganfall wäre lt. seiner Verfügung keine künstliche Ernährung oder Lebenserhaltung erlaubt gewesen.
Die Angehörigen waren nach drei Tagen Krankenwache mal eine Nacht nicht da und zapp war er an lebenserhaltende Systeme angeschlossen.

Und das wieder Abschalten ist dann eine ganz eigene Sache.
Letzlich ist der Schwipp-Onkel ein halbes Jahr dahinvegetiert trotz bester Patientenverfügung. Und fang mal in so einer Situation einen Prozess an - man hat da 1. andere Sorgen und 2. so ein Prozess dauert ev. länger, als das Sterben.

Und auch wenn das jetzt alles schon entsetzlich lang geworden
ist,

Joh!
noch ein Aspekt, der mir bei Dir total fehlt: Du sieht

Pflege als etwas für beide Seiten rein Negatives. Ja, Pflege
ist belastend, es gibt Menschen, die nicht in der Lage sind
notwendige Grenzen zu ihrem eigenen und dem Wohl ihrer Kinder
zu ziehen, und Familien, die an Pflegesituationen zerbrechen.
Ich erlebe aber auch regelmäßig die Fälle, in denen die
letzten Lebensjahre von allen Beteiligten unter dem Strich als
sehr wertvoll und im positiven Sinne prägend und
persönlichkeitsbildend empfunden wurden.

Also dass die lange Pflege eines Angehörigen den Pflegenden prägt kann ich mir vorstellen - positiv stelle ich mir das allerdings nicht vor. Persönlichkeitsbildung ist etwas, das überwiegend vor dem 25ten Lebensjahr stattfindet, danach können nur noch extreme Situationen etwas ändern. Ich kann mir vorstellen, dass jahrelange Pflege einen Angehörigen extrem ist, dass die daraus folgende Persönlichkeitsänderung für den Betroffenen sonderlich vorteilhaft ist, bezweifle ich.

Kann mich an ein kurzes Interview mit einer sehr alten, sehr hinfälligen Pflegeheimbewohnerin erinnern, die meinte, sie hätte nicht geglaubt, das der Herr´ ihr das Sterben so lang und schwer macht - und das war eindeutig ein Vorwurf an den Herrn´.

Gerade im Umgang mit

Menschen, die von Demenz betroffen sind, spielt die emotionale
Ebene eine enorme Rolle, und auf dieser Ebene kann aus so
einer Situation für alle Beteiligten enorm viel erwachsen.

Was konkret? Und wie, wenn man außerdem noch kleine Kinder hat, die Aufmerksamkeit genug fordern?
Du arbeitest als Anwalt, da hast Du sicherlich keine Zeit, Angehörige zu pflegen. Würdest Du deinen Beruf aufgeben, um deine demente Mutter/Vater zu pflegen? Wenn ja, wie lange? Und wie toll wäre das für dich? Und wie würdest Du derweil euer Leben finanzieren?

Sorry, aber ich habe einige Bekannte, die in der Situation sind, demnächst Pflegemöglichkeiten für ihre Eltern organisieren zu müssen. Keiner redet von emotionalem Gewinn, alle sind völlig down, wenn sie von `Zuhause´ kommen und die meisten schwanken zwischen Schuldgefühlen und Überforderung hin und her.
Das ist nicht so rosig wie in ZDF-Vorabendfilmchen.

Ev. sollte man auch mal bedenken, dass die Leute, die Du als Anwalt zu sehen bekommst, eher die mit mehr Geld und mehr Möglichkeiten sind, deine Klienten daher statistisch alles andere als relevant sind.

Meine Bekannten und Kunden sind überwiegend Gering- und Normalverdiener, größtenteils mit Kindern, auch HartzIV-Bezieher sind dabei.
Das spiegelt m.E. recht gut die Mehrheit der Bevölkerung. Außer einem, der mal Mittelstadtbürgermeister war, kann sich keiner meiner akademisch ausgebildeten Bekannten leisten, beide Elternteile in Pflegeheimen unter zu bringen.

Ein totkrankes Haustier schläfert man ein, um es nicht leiden zu lassen - das ist moralisch gefordert.
Ich, als Mensch, kann ein solch menschlich moralisches Vorgehen nicht einfordern, nicht einmal, wenn ich als Todeskandidat es selbst verlange (was die Haustiere ja nicht können).

Kurz, meine Katze hats besser als ich.

Gruß vom Paran