Belle Etage vs. ‚Ökonomischer Wohnungsbau‘
Hi Uli,
das Dilemma mit der „möglichst geringen Raumhöhe“ wurde, glaube ich, in den 1950ern etabliert, als durch die Folgen des 2. Weltkrieges viel zu wenig Wohnraum zur Verfügung stand und schnell (!) und billig (!) neue Wohnungen gebaut werden mussten.
Es ist nämlich tatsächlich wirtschaftlicher, niedrigere Raumhöhen zu bauen (weniger Steine, Leitungen, etc. werden verbraucht) und sie danach zu heizen (kleineres Raumvolumen, warme Luft steigt nach oben … )
(Die baugeschichtlichen Wurzeln liegen irgendwo in den 1920ern bei Le Corbusier, der feststellte, dass doch oft eine Raumhöhe von 2,26m vollkommen ausreicht, wenn dann an anderer Stelle wieder zweigeschossige Räume sind (dies hier ausführlich darzustellen waere aber mehr, glaube ich, zu viel) oder bei Adolf Loos, der den mittels des „Raumplanes“ nicht mehr alle Räume gleich hoch, sondern z.B. Bäder 2,00m hoch und dafür Wohnräume mit z.B. 4,00m Höhe baute.)
Das Problem entstand dann, als nicht aus Not, sondern aus schnödem finanziellem Interesse heraus die Wohnungen möglichst niedrig gebaut wurden - in einigen Stadten wirst Du beobachten können, dass neben einem Altbau mit z.B. 4 Stockwerken ein Jüngeres Haus mit derselben Traufkante (=Dachrand) steht und 5 oder 6 Stockwerke hat … das bringt dem Vermieter einiges Mehr an Mieteinnahmen …
Der Grund, warum die Räume früher so hoch waren, ist allerdings nicht so einfach zu erklären … kurz gesagt hängt es mit dem Übergang der Macht von der Kirche zum Adel und dann zum Bürgertum zusammen … das reiche Bürgertum wollte nänlich dann auch so hohe Räume haben, wie z.B. Luis XIV. , die Fassaden sollten auch so ähnlich aussehen usw … es war dann einfach „üblich“, hohe Räume zu bauen, möglichst mit den höchsten im 1. Obergeschoss des Hauses „Belle Etage“ …
So, in kürze war´s das, glaube ich, zur Frage -
hoffe´ das ich Dir geholfen habe
Tim