Kann mir jemand bei der Übersetzung von Altdeutsch helfen? Ich kann den Text teilweise lesen, aber nicht vollständig. Vielen Dank im Voraus für die Hilfe.
Aber du verrätst nicht, WAS du bereits lesen kannst?
Hier mein Versuch:
Liebe Schwester u. Richardchen
bin am Montag früh glück-
lich hier angekommen.
Wie geht es sonst noch. Ist
der Pfl… schon
fertig. Die Marmelade u.
das Gelee schmeckt sehr gut.
Ist Mutter u. Vater dort.
Sende viele Grüsse u. Küsse
Euer Richard
Gruß
Metapher
Das ist kein „Altdeutsch“, sondern Sütterlin (Erfinder dieser Schrift-Form). Altdeutsch wurde im frühen Mittelalter gesprochen!
Hallo Jörg,
das ist keine Sütterlinschrift, sondern deutsche Kurrentschrift. Selbst wenn man die beiden nicht auseinanderhalten kann, lässt sich am Datum des Poststempels erkennen, dass der Absender der Postkarte unmöglich Sütterlin gelernt haben kann - vier Jahre nach ihrer Erfindung!
Übrigens wurde im frühen Mittelalter im Gebiet des heutigen Deutschland Althochdeutsch, Altniederdeutsch, Altfränkisch, Altsächsisch usw. gesprochen, aber nicht „Altdeutsch“.
Schöne Grüße
MM
Über deine zweifache Fehlinformation hat dich @Aprilfisch ja schon aufgeklärt. Ich pack mal noch eine dritte dazu:
Sütterlin war nicht der Erfinder der nach im benannten Schrifttype. Er hat lediglich der gebräuchlichen Deutschen Kurrent ein leicht verändertes Design verpasst, im damals aktuellen Sil des Art déco. Das geschah im Regierungsauftrag mit dem Ziel einer normierten, einfach zu erlernenden Schul-, bzw. Anfangsschrift. Sie wurde 1915 offiziell an den Schulen eingeführt.
Abgesehen davon, daß es ja eh kein Sütterlin ist: Im selben Jahr kann also sowieso ein Erwachsener keine Postkarte in dieser Variante geschrieben haben. Zumal mit einer extrem „ausgeschriebenen“ Handschrift und einigen abenteuerlich eigenwilligen Buchstabenformen.
Metapher
Tja - da habe ich mich als Besserwisser aufgespielt und gleich eins auf die Schnauze gekriegt - von einem noch viel größeren Besserwisser. Schon nach 5 Min. war ich k.o. - so schnell geht das. Und dann gleich noch mal eins drauf. Jetzt mache ich mich ganz klein und sage nichts mehr zu diesem Thema. Und dabei ging dem CPost ja nur um die Übersetzung!
Wobei es sich dabei strenggenommen auch nicht um eine Übersetzung handelt (das fiel mir schon bei der Überschrift auf), sondern eher ums Entziffern. Denn Deutsch ist es immer noch.
Na, wer wird denn da gleich in die Luft gehen?
Jeder hat schon mal hier im Forum eine Information verbaselt. Auch @Aprilfisch, auch @Metapher
Hier ist ja keine Wettkampfarena. Korrekturen sind i.d.R. willkommen. Und manche bedanken sich sogar dafür
Freundliche Grüße
Metapher
Das heißt bestimmt was mit Pflaumen … (im Sept. ! )
Dachte zuerst der 6. Buchstabe sei ein d, nach lange genug Draufstarren halte ich das jetzt für den u-Kringel
und hinten könnte stehen … mus.
mit ebenfalls verkrakeltem u-Kringel.
Bei mir ist „…mus“ zwar neutrum,aber vielleicht gibt es Gegenden mit maskulin.
Anderes Wort mit letztem Buchstaben „s“ i.V. mit Pflaumen fällt mir nicht ein.
Was meinste?
Gruß
Ja, eben.
Wo ist Dein Beitrag dazu?
Es fehlte bisher nur noch ein Wort im Text (das habe ich soeben erledigt).
Jetzt wäre noch der militärische Kram (Regimentsbezeichnung oder was da oben rechts so steht) offen.
Kennst Du Dich aus? Hast Du gedient?
Ich bin ein Mädchen und daher völlig ahnungslos.
mit militärischen Dienstgraden kenne ich mich leider gar nicht aus - habe auch nicht gedient.
Brava!
Natürlich! Pflaumenmus! Ah, tut das gut, wenn der Schmerz nachläßt! Damit stimmt ja auch die Beinchenanzahl im zweiten Wortteil.
Eben! Ich auch. Deshalb kam ich auch mit der Standardmethode „Draufstarren“ nicht weiter. Und du weißt ja selbst, wie man sich bein Entziffern in gerade dem einen Wort fanatisch festglotzen kann, das sich partout nicht ausziehen will
… wo ich mit „…os“ oder „… ds“ festhing. Dabei war ich eigentlich bei dem „Euer“ in der letzten Zeile genau auf dieses u-Kringel-Geheimnis mit der Nase draufgestoßen. An dem hatte ich mich auch zuerst blind gestarrt - dank der abartigen Großbuchstaben in diesem Schrieb.
Ja, auch in der Landessprache bei uns im preußischen mittleren Rheinland ist Pflaumenmus und Apfelmus männlich.
Schönen Gruß
Metapher
Servus,
heißt
Feldpostkarte
Abs Untffz (seltsame Abkürzung für einen Uffz) Kleemann
II. (XXX) - Reg.
Die Bezeichnung der Waffengattung vor „Reg.“(iment) wäre recht spannend, aber mir fällt nichts ein, was da Sinn gäbe.
Schöne Grüße
MM
Ich möchte mich bei allen für die Übersetzungen bedanken.
Freundliche Grüße aus den Niederlanden
Christian
PS
Nächstes Mal werde ich um eine Übersetzung von Suttelin anstelle von Altdeutsch bitten
Auf keinen Fall!
Bitte bleib bei „Altdeutsch“, dann wissen alle, die „altdeutsch“ lesen können, um was es geht, egal ob Kanzlei-, Kurrent- oder Sütterlin-(Schrift).
In einem anderen Brett gabs erst gestern eine Anfrage mit „Sütterlin“ betitelt und dabei war es ein Kirchenbuch aus dem 19. oder sogar noch 18. Jhdt.
Pah! Das kann ich selber lesen.
Spannend wird’s da drunter.
Bist Du sicher, daß das „Reg.“ heißt?
Ich lese das als „Drg.“ und dachte an Dragoner.
Zum Vergleich: in derselben Zeile kommt noch ein einzelnes „R“ vor und auch bei zweimal „Richard“ ist das R deutlich lesbar und deutlich anders als bei Deinem „Reg.“.
I. E. / 7. R. 48 - Cüstrin
E wie Einheit?
R wie Regiment?
Gruß
Danke.
Ich freu’ mich, daß Du Dich freust!
Meine Reihenfolge war: das muß Pflaumen heißen (assoziert durch die nachfolgende Marmelade und das Gelee
dann gegrübelt, was man aus Pflaumen alles herstellen kann und dabei durch den für mich falschen Artikel festgefahren:
-wein, -likör, -schnaps, -kuchen.
Stand aber alles nicht da.
Erst die gedankliche „Befreiung“ vom Artikel brachte dann den Blitz!
Pflaumenmus-Herstellung war 1915 eine Angelegenheit von mind. zwei Tagen.
Da macht es Sinn, daß der Herr Uffz. sich per Karte danach erkundigt.
Das war ja von mir nur eine vage Vermutung und überrascht mich, weil ich zum erstenmal höre, daß aus einem französischen „la“ (mousse) ein deutsches „der“ wird.
Im Schwäbischen essen wir „der Butter“, da wurde das „le“ 1:1 übernommen.
Gruß
Schöne Wörter! Leider kenne ich diese nicht Nur ja sehr beneide um solche schöne Handschrift
Waren eigentlich damals Fragezeichen nicht üblich?
Ich habe schon mal so eine Postkarte aus dem WW I gesehen, da gab es auch eine Frage mit Punkt am Ende.
Ich hing eine Weile an diesem Wort fest, indem ich steif und fest davon überzeugt war, dass es sich bei dem th um ein Ti-Eitsch handeln muss. Ich dachte an ein altnordisches Thing - Verrückt.
Hallo Gudrun,
nein, sicher bin ich bei nichts in dem Text - mit seiner verblüffenden Mischung aus deutschen und lateinischen Buchstaben macht mich der Kamerad Kleemann völlig kirre.
Aber das „Reg.“ nehme ich jedenfalls zurück - deswegen, weil an dieser Stelle links eine kleinere Einheit stehen muss. Rechts ab I. steht nämlich schon ‚I. R. 48 - Cüstrin‘, es war anhand des Ortes Küstrin relativ leicht zu finden, dass da die einzige militärische Einheit, die etwas mit 48 zu tun hat und einigermaßen zu den Buchstaben passt, das 48. Reserve - Infanterieregiment war. Merkwürdig ist das ‚I. E/‘ links davon - hätte es dann mehrere Ersatzbataillone für das I.R. 48 gegeben? Den Querstrich am großen I findet man hie und da zur Unterscheidung vom J. Links ab ‚II‘ steht jedenfalls eine kleinere Gliederung als das Regiment, sowas wie Kompanie oder Zug.
Da gibt es aber nichts, was sich mit ‚Dez‘ oder sowas abkürzen ließe, und das D kann man von „Die Marmelade“ her übernehmen. Wenn das D nicht wäre, hätte ich den Buchstaben am Anfang als eine Art von unten nach oben geschriebenes Z gedeutet, dann wäre die Einheit der II. Irgendwas-Zug.
Jetzt gibt es innerhalb eines Infanteriebataillons nicht so viele Züge mit verschiedenen Funktionen, die irgendwie zu den Buchstaben passen könnten, und erst recht nicht solche, deren Funktion zwei oder mehr Züge haben. In der Mischung aus lateinischen und deutschen Buchstaben könnte da ein lateinisches H stehen und der II. Irgendwas-Zug wäre ein II. Halb-Irgendwas-Zug. Das große R im ‚I.R. 48‘ und auch das in ‚Richard‘ haben mit dem Schwung am Anfang gewisse Ähnlichkeit mit dem ersten Buchstaben nach ‚II‘, so dass es sich auch um den II. San-Zug des Ersatzbataillons handeln könnte, den Kleemann als „II. Rotkr. Zug“ geschrieben hätte.
Passt aber alles nicht recht, genau genommen gar nichts außer dem I.R. 48 Cüstrin.
Schöne Grüße
MM