Alte Dämmung

Hallo zusammen!

Ich möchte meinen Speicher ausbauen. Es befindet sich dort eine sehr alte
Thermolan-Dämmung (Bayer), die eine Art Silberfolie auf der Raumseite hat.
Ein Handwerker sagte mir, ich könnte die neue Dämmung dort rüber legen, andere
meinen, „Das alte Zeug“ müsste auf jeden Fall vorher entfernt werden.
Wie sehen das die Experten hier? Hält doppelt in diesem Fall besser oder ist das
nur gepfuscht?

Vielen Dank für jede Antwort
Angelika Fiedler

Hallo.
Ich würde das alte Zeug auf jeden Fall entsorgen, da es, je nach Alter, aus lungengängigem Material besteht(also immer eine gute Staubmaske tragen). Für den Dämmeffekt kann die alte Dämmung drin bleiben, aber nur wenn sie wirklich gut verlegt ist und eine Dampfsperre sorgfältigt über die gesammte Dämmung verklebt wird. Ansonsten die fehlerhaften Stellen auf jeden Fall nachdämmen. Und die Dampfsperre nicht vergessen!!!
Grüße

Liebe Angelika,
um Dir einen fachgerechten Rat zu geben, muss man mehr wissen:

  1. Wie alt ist das Dach? Insbesondere: befindet sich unter den Dachziegeln eine Unterspannbahn (Folie gegen Schneeflug und Regen)?
  2. Wie alt ist die vorhandene Dämmung?
  3. Welche Abmessungen (Höhe und Breite) haben die Dachsparren und welchen Abstand?

Dir bist eben darauf hingewiesen worden, dass die alte Dämmung lungengängig ist. Der Feinstaub ist krebserregend. Die Fasern setzen sich in der Lunge fest und werden von Gewebe übersponnen, das dann entartet.

Auch muss überlegt werden, wohin sich der „Taupunkt“ durch die Dämmung verschiebt. Auf Deutsch: Es können sich durch die Veränderung Schwitzwasserprobleme ergeben, die Schimmel und schlimmeres im Dachaufbau bewirken.

Zum Hintergrund kannst Du Dir einmal diese Seiten für Wärmedämmung ansehen:
http://www.tischler-ole-welzel.de/Waermeschutz/Waerm…

Dort ist auch ein Beispiel für Dachausbau.

Herzlichst
Ole Welzel

Alte Dämmung
Danke für die Antworten und Tipps.
Ich denke, der Knackpunkt liegt an der Kaschierung (diese Silberfolie auf der
Glaswolle). Dann werden wir wohl besser die alte Dämmung (wir wissen nicht, von
wann die ist, sie ist auf jeden Fall älter als 20 Jahre (30?) entfernen.
Die Versuchung war nur groß, einfach neue Glaswolle rüber zu geben, Dämmsperre,
Regips und fertig. Aber wir dachten uns schon, dass es so nicht gehen kann. (War
übrigens die Idee von einem Schreiner…)

Danke und Grüße
Angelika

Hallo zusammen!

Hallo Angelika,

Du hast ja schon gute Tips bekommen.

Für den Ausbau ist eine Dampfsperre/bremse nicht zwingend notwendig,
es sei denn, da oben soll ein Badezimmer oder Küche hin.
Wichtig ist die Frage: In welchenm Zustand befindet sich das Deckmaterial?

Mit der Dampfsperre/bremse ist das so eine Sache: Viele Bauphysiker nehmen wieder Abstand von der Dampfsperre/bremse, da das hermetische Abdichten ungesund für die Bausubstanz (dauerhaft) ist.
Die Dampsperre soll verhindern, dass keine Nutzfeuchte (Kochen, Baden, Duschen) oder die eigene abgegebene Feuchte (Ausdünstung)
in die Dämmung diffundiert und diese dadurch ihren Dämmwert verliert.

Ein bischen Flugschnee oder das Eindringen von etwas Regen gibt die Dämmung über das Deckmaterial wieder ab. Denn ganz abstellen kann man das bei einem Steildach mit Dachziegeln oder Betondachsteine nicht.

Ein Steildach ist nur regensicher und nicht wasserdicht (Flachdach).

Deine Dämmung sollte min. einen U-Wert von 035 haben, Dämmstöffstärke
(Min.-Dämmung) 160mm. Sollte Dein Sparrenquerschnitt das nicht hergeben, kannst du diese Latten auffüttern, bis Du Deinen Querschnitt erreicht hast.

Du musst nur darauf achten, dass die Dämmung nicht stramm unter das Deckmaterial gedrückt wird, um eine Luftzirkulation zu gewährleisten.
Somit ist gewährleistet, das eingedrungene Feuchte wieder ausdiffundieren kann.

Viel Spaß beim Ausbauen.

Ich möchte meinen Speicher ausbauen. Es befindet sich dort
eine sehr alte
Thermolan-Dämmung (Bayer), die eine Art Silberfolie auf der
Raumseite hat.
Ein Handwerker sagte mir, ich könnte die neue Dämmung dort
rüber legen, andere
meinen, „Das alte Zeug“ müsste auf jeden Fall vorher entfernt
werden.
Wie sehen das die Experten hier? Hält doppelt in diesem Fall
besser oder ist das
nur gepfuscht?

Vielen Dank für jede Antwort
Angelika Fiedler

Bitte, gern geschehen.

Gruß
Armin

Lieber Armin,

Für den Ausbau ist eine Dampfsperre/bremse nicht zwingend
notwendig,
es sei denn, da oben soll ein Badezimmer oder Küche hin.

Das ist falsch!
Entscheidend ist der Temperaturverlauf im Dachaufbau.
Wenn sich innerhalb von Mineralwolle eine trockene Wohnzimmerluft auf ca. 16°C abkühlt, entsteht Schwitzwasser. Die Mineralwolle wird dabei entfeuchtet.
(Bei dem Link in meinem vorherigen Artikel kann man die Berechnung lernen.)

Mit der Dampfsperre/bremse ist das so eine Sache: Viele
Bauphysiker nehmen wieder Abstand von der Dampfsperre/bremse,
da das hermetische Abdichten ungesund für die Bausubstanz
(dauerhaft) ist.

Völlig falsch.
„ungesund“ für die Bausubstanz - was soll das sein?
An dieser Stelle:
„Atmende Wände“ sind ein Ammenmärchen, dass sich hartnäckig hält. Es beruht auf einer undichten Messapperatur eines Bauphysikers aus der Zeit Kg. Ludwigs von Bayern.

Ein bischen Flugschnee oder das Eindringen von etwas Regen
gibt die Dämmung über das Deckmaterial wieder ab. Denn ganz
abstellen kann man das bei einem Steildach mit Dachziegeln
oder Betondachsteine nicht.

Ich habe selbst vor 21 Jahren völlig durchfeuchtete, verklumpte Mineralwolle aus meinem Dach geholt.

Was glaubst Du, weshalb man heute Unterspannbahnen unter die Ziegel legt?

Deine Dämmung sollte min. einen U-Wert von 035 haben,

Der ist nach EnEV nicht mehr zulässig. Das müssen wir schon besser machen.

Dämmstöffstärke
(Min.-Dämmung) 160mm. Sollte Dein Sparrenquerschnitt das nicht
hergeben, kannst du diese Latten auffüttern, bis Du Deinen
Querschnitt erreicht hast.

Die Dämmstoffstärke richtet sich nach seiner Dämmeigenschaft. Sie wird als WLG bzw. (herrjeh, wie erzeuge ich hier griechische Buchstaben?) klein-lambda-Wert angegeben.
(siehe auch Link auf mein online-Fachbuch, das auch von Sachverständigen gelobt wird)

Du musst nur darauf achten, dass die Dämmung nicht stramm
unter das Deckmaterial gedrückt wird, um eine Luftzirkulation
zu gewährleisten.

Die Planung von Wärmedämmung ist etwas für echte Fachleute,
sonst ist die Ausführung hinterher etwas für echte Fachleute.

Lieber Armin,
ich mag es nicht, jemanden wie Dir vor das Schienenbein zu treten.
Du bist ja sicher ein netter hilfsbereiter Mensch.
Aber hier geht es um den Stand der Technik und um Einhaltung von Normen.

Vor allem geht es um die Vermeidung von Bauschäden und Gesundheitsgefahren.

Herzlichst

Ole Welzel

Entscheidend ist der Temperaturverlauf im Dachaufbau.
Wenn sich innerhalb von Mineralwolle eine trockene
Wohnzimmerluft auf ca. 16°C abkühlt, entsteht Schwitzwasser.
Die Mineralwolle wird dabei entfeuchtet.

Schreiben wollte ich:
„Die Mineralwolle wird dabei DURCHfeuchtet.“
Jetzt wird es aber Zeit, dass ich Feierabend habe.

Hallo Ole,

nein, das ist nicht falsch. Was meist Du , wieviel Altdachsanierungen ich schon hinter mir habe.
Uraltdächer, deren Wohnbereich (Dachschräge) gedämmt waren. Und genau diese Dämmung die ich ausgebaut habe war trocken. Nur zu alt, zu „dünn“ und schei… WLG.

Selbstverständlich muß auch ich eine Dampfsperre/bremse verwenden, da mich ansonsten der AN haftbar machen könnte. Ich schreibe hier auch nicht von meinen Fachregeln, nach denen ich mich richten muß und auch richte. " (Anerkannte Stand der Technik)", sondern von dem zuviel von allem. Angefangen vom Mauerwerk bis hin zu Dämmung. Die einzigen die daran verdienen, ist die Industrie und der Ausführende, ergo: Auch ich.

Aber nur weil auch ich daran verdiene, muß ich nicht mit allen einer Meinung sein.

Und nun zu König Ludwig: Wärme sowie Feuchtigkeit diffundieren durch Wände. Und dieses ist ein Faktum. Andernfalls frage ich mich: Warum dämmen wir denn, wenn dem nicht so ist.
Lernen brauche ich die Berechnungen auch nicht mehr, habe ich schon.
Auch in meinem Beruf ist Bauphysik Prüfungsfach.
Denn auch ich muß bei Altdachsanierungen die Dämstoffstärke selbst ermitteln.

Du schreibst, Dein Buch wird von Fachleuten hoch gelobt, glaube ich Dir ja auch. Nun, sicher nicht von allen.
Denn wie das mit Fachleuten so ist: Die Meinungen gehen auseinander.

Und berufsbedingt habe ich es mit vielen Fachleuten zu tun, auch mit solchen,die dem ganzen sehr kritisch gegenüberstehen.

160mm Dämmung 035 reicht nicht? 180 mm Dämmung WLG 030 ist nur
Abzocke, oder haben wir hier polare Kälte.
Alle, auch die Fachleute, sollten auf dem Teppich bleiben.

Und zur diffusionsoffenen Unterdeckbahn habe ich gar nichts geschrieben.

Das Verhältnis von Kosten und Nutzen muß passen.
Der Fragesteller wollte „nur“ seinen Dachboden ausbauen und nicht das Dach abdecken um eine Unterdeckbahn zu verlegen.

Und genau da liegt das Problem, den Menschen wird so viel aufgeschwatzt, haupsache alle verdienen Geld.

Ich bleibe dabei, Dampfsperre/Bremse ist nicht erforderlich, außer Bad - u. Küche.

Auch ich mache jetz Feierabend, der Tag war lang und der Kunde wieder
mal zufrieden.

Viele Grüße
Armin

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