Kann mir jemand sagen, woraus die Köpfe der Streichhölzer und die Reibflächen der Schachteln sind ? Wo drin ist da der Schwefel, welche Form und welche Giftstufe?
Wäre dankbar für möglichst komplette Antwort.
whk
Eine wirklich vollständige Antwort findet sich im Archiv:
Zündhölzer
(Streichhölzer). Bez. für Zündwaren zum einmaligen Gebrauch, bestehend aus stäbchenförmigen brennbaren Trägern mit entzündungsfähigem Kopf. Die heute gebräuchlichen Sicherheits-Z. werden wie folgt hergestellt: In viereckige Stäbchen
zerschnittene Hölzer (vorwiegend aus Pappelholz) od. Pappe-Streifen werden mit z. B. verd.
Ammoniumphosphat-Lsg. zur Verhinderung des Nachglimmens imprägniert, zur Förderung
der Brennbarkeit in Paraffin-Schmelze getaucht u. an der Spitze mit einer Zündmasse
versehen. Diese enthält ca. 50–60% Kaliumchlorat als Oxid.-Mittel, ca. 4–7% Schwefel als
Brennstoff, ca. 1–4% Kaliumchromat u./od. Mangandioxid zur katalyt. Regelung von
Entzündung u. Abbrand, ca. 15-25% Glasmehl sowie Kieselgur, Kreide o. ä. als Füllstoffe u.
Schlackenbildner, ca. 10% Bindemittel (Dextrin, Leim, Gelatine o. ä.) sowie ggf. Farbstoffe.
Bengal. Z. enthalten zusätzlich flammenfärbende Zusätze (s. a. bengalisches Feuer). Die
Reibflächen, angebracht auf der Verpackung der Sicherheits-Z., bestehen im wesentlichen
aus rotem Phosphor, Glaspulver u. Bindemittel. Beim Reibvorgang bildet sich eine kleine
Menge des äußerst reaktionsfähigen Gemisches aus Kaliumchlorat (aus der Zündmasse) u.
rotem Phosphor (aus der Reibfläche), die sich durch die Reibungswärme entzündet u. den
Entflammungsvorgang im Z.-Kopf einleitet. Z. werden in Schiebeschachteln mit 20–50 Z. Inhalt
od. als Z.-Heftchen (E book matches, BM) angeboten. Moderne vollautomat. Maschinen
produzieren bis zu 30 000 Z./min bzw. bis zu 50 000 Schachteln/h. Für Z.-Heftchen gibt es
Maschinen mit Leistungen von >25 000 Heftchen/h; hierbei wird das Trägermaterial in Form
von aus Holz od. Pappe ausgestanzten Kämmen verarbeitet. In angelsächs. Ländern sind
auch heute noch sog. Überallzünder mit geringen Marktanteilen im Gebrauch. Diese
enthalten in der Zündmasse des Z.-Kopfes neben Kaliumchlorat als Reaktionspartner
Tetraphosphortrisulfid (Phosphorsesquisulfid, s. a. Phosphorsulfide) u. können an beliebigen
Reibflächen entzündet werden.
Geschichte: Bald nach der Entdeckung des weißen Phosphors durch den Alchimisten
Henning Brand um 1670 begann man mit Zündmitteln zu experimentieren, welche auf den
pyrophoren Eigenschaften des weißen Phosphors beruhten (J. Kunckel von Löwenstern, R.
Boyle). Boyle’s Schüler u. Assistent Hanckwitz beschrieb um 1680, wie in Schwefel getauchte
Holzspäne durch weißen Phosphor entzündet werden konnten; er gilt daher als Erfinder der
Zündhölzer. Erst nachdem C. W. Scheele 1774 die Herst. von Phosphor aus Knochen
erfunden hatte u. Phosphor damit in größeren Mengen verfügbar wurde, entwickelte man
eine Reihe pyrophorer Zündmittel, die jedoch wegen des hohen Phosphor-Preises nur in sehr
begüterten Kreisen Verw. fanden. Mit der Entdeckung des Kaliumchlorats durch C. L.
Berthollet um 1786 begann die Entwicklung hypergol. Zündmittel: Z. B. Chancel’s
Tunkfeuerzeug (1805), bei dem mit einer Zündmasse aus Kaliumchlorat, Zucker, Schwefel u.
Gummi arabicum versehene Holzstäbchen durch Eintauchen in konz. Schwefelsäure
entzündet wurden. Eine Weiterentwicklung stellte das Eupyrion-Feuerzeug („Berliner Z.“) dar,
bei dem der Zündkörper aus einer mit konz. Schwefelsäure getränkten festen Asbest-Masse
bestand. Die ersten eigentlichen Streichhölzer, d. h. durch Reibung entzündliche Z., waren
die Phosphorhölzer, die ab etwa 1830 industriell hergestellt wurden. Als Erfinder werden der
Franzose Sauria, der Ungar Irinyi u. der Deutsche Kammerer genannt; letzterer errichtete um
1836 die erste dtsch. Z.-Fabrik in Ludwigsburg. Die Phosphorhölzer enthielten in der
Zündmasse weißen Phosphor, Kaliumchlorat, Bleidioxid, Schwefel, Glaspulver u. Klebstoff.
Wegen der Giftigkeit des weißen Phosphor (Phosphor-Nekrose bei den Zündholzarbeitern)
wurde dessen Verw. für Z. später in verschiedenen Ländern verboten, zuerst 1872 in
Finnland.
Während die Phosphorhölzer als Überallzünder durch Reiben an fast jeder Fläche entzündet
werden konnten, erforderten die etwa gleichzeitig entwickelten Z. auf der Basis von
Kaliumchlorat/Antimonsulfid rauhes Sandpapier als Reibfläche. Die Beimengung von Schwefel
zur Zündmasse machte den Zündkopf etwas empfindlicher. Diese Form der Antimonsulfid-Z.
fand unter dem Namen „Schwefelhölzer“ etwas weitere Verbreitung, konnte sich jedoch gegen
die Phosphorhölzer nicht entscheidend durchsetzen. Sowohl Phosphor- als auch
Schwefelhölzer enthielten die wesentlichen Reaktionskomponenten Kaliumchlorat u.
Phosphor bzw. Antimonsulfid/Schwefel gemeinsam in der Zündmasse u. konnten sich daher
auch unbeabsichtigt entzünden.
Mit der Entdeckung u. Erforschung des roten Phosphors wurden Mitte des 19. Jh. die
Voraussetzungen zur Entwicklung der Sicherheits-Z. geschaffen, deren Prinzip bereits 1844
erfunden wurde: Trennung der reaktiven Komponenten in Zündmasse (Kaliumchlorat) u.
Reibfläche (roter P). Nach wesentlichen Verbesserungen wurden die Sicherheits-Z. in der
2. Hälfte des 19. Jh. in Schweden mit steigendem Erfolg produziert (daher auch die Bez.
„Schwedenhölzer“) u. konnten sich schließlich gegenüber den weit verbreiteten
Phosphorhölzern durchsetzen. Um die Jh.-Wende wurden die „Sesquisulfidhölzer“ als
Überallzünder mit dem ungiftigen Tetraphosphortrisulfid anstelle des giftigen weißen P. in der
Zündmasse erfunden.
In Deutschland wurden Anfang 1930 Herst., Vertrieb, Ex- u. Import von Z. durch das
Zündwarenmonopolgesetz in staatliche Regie genommen. Erst Anfang 1983 wurde das
Zündwarenmonopol aufgehoben.
Lit.: Kirk-Othmer (4.) 16, 1–8 ï Ullmann (4.) 24, 801–810; (5.) A 16, 163–169.
E matches
F allumettes
I fiammiferi
S cerillas, fósforos
Z 3605 00
G 4.1
Quelle: Römpp Lexikon Chemie – Version 2.0, Stuttgart/New York: Georg Thieme Verlag
1999
Gandalf
Kann mir jemand sagen, woraus die Köpfe der Streichhölzer und
die Reibflächen der Schachteln sind ? Wo drin ist da der
Schwefel, welche Form und welche Giftstufe?
Wäre dankbar für möglichst komplette Antwort.
whk
Zu der umfassenden Antwort wollte ich noch hinzufügen, dass die modernen Zündhölzer statt des Schwefel Antimon-III-Sulfid enthalten.
Moritz
Superantwort !
Herzlichen Dank !
Weißt Du das auch für die Papierrollen-Zündplättchen? Die werden öfter von Katzen gefressen, aber bnisher habe ich keine Vergiftungsanzeichen feststellen können!
whk
Herzlichen Dank !
Weißt Du das auch für die Papierrollen-Zündplättchen? Die
werden öfter von Katzen gefressen, aber bnisher habe ich keine
Vergiftungsanzeichen feststellen können!
whk
Hi!
Die Füllung der Knallplättchen besteht aus rotem Phosphor und Kaliumchlorat. Letzteres ist zwar giftig, aber die paar Milligramm werfen wohl eine Katze nicht um .
Gruß,
Franz
Die Füllung der Knallplättchen besteht aus rotem Phosphor und
Kaliumchlorat. Letzteres ist zwar giftig, aber die paar
Milligramm werfen wohl eine Katze nicht um .
Danke vielmals- dann habe ich auch das richtige Antidot verwendet ! Alles Gute !
whk