Alte Pfeffersackfamilie, wie du weißt. Na, wenigstens erben die Kinder mal was, wenn es ihr Vater vorher auf den Kopf kloppt
Ist meine Interpretation korrekt? Oder bedeutet der Text ganz anders?
Danke
Alte Pfeffersackfamilie → eine reiche Familie
auf den Kopf kloppt → seine Meinung ändert oder neu verheiratet und Kinder bekommt und diese Kinder machen das Erbe streitig.
Diese Wendung gibt es schon seit dem Mittelalter (‚Kopf‘ ist die Abbildung auf der einen Seite von Münzen); siehe auch Geld auf den Kopf hauen - [GEOLINO].
Redewendungen beschreiben (idR) Verhaltensweisen oder Verhältnisse vor (sehr) langer Zeit. Damals könnte Pfeffer wertvoll(er) gewesen sein (als heute). Womit der Schluss „viel Pfeffer → reich“ damals korrekt sein könnte.
Ich habe gelesen, dass die Römer früher ihre Soldaten mit Salz bezahlt hatten, da Salz damals etwas Rares und Wertvolles war. Aber ob Pfeffer auch etwas Wertvolles war, ist mir nicht bekannt.
Pfeffer war eine der ersten wertvollen Handelswaren aus Übersee - „Pfeffersäcke“ nannte man die reichen Handelsleute zuerst der niederländischen Hafenstädte (dort peperzak seit dem 13. Jahrhundert belegt), später auch der deutschen Hansestädte.
Andere sehr wertvolle Gewürze wie Safran kamen nicht oder nicht ausschließlich über den Seeweg.
Tatsächlich war Pfeffer im Mittelalter ein sehr wertvolles, weil weither importiertes Gut. Daher das Sprachbild „Pfefferssäcke“ für enorm reiche Gewürzhändler, die gleichzeitig auch die Importeure waren. Überdies war reichliches Würzen oft auch nötig, weil Frischfleisch oder Frischfisch nicht die heute gewohnte Frische hatten.
Pfeffer steht stellvertretend für alle „exotischen“ Gewürze.(Muskat, Vanille, …), die nicht in Mitteleuropa „wachsen“.
Pfeffersäcke nannte man die Gewürzhändler.
Wobei zu beachten wäre, dass der Pfeffer eben oft tatsächlich auch namensgebend / Namensbestandteil ist, auch wenn eine Pflanze botanisch kein Pfeffer ist, wie z.B. beim „Nelkenpfeffer“ oder dem bei uns üblichen roten/rosa Pfeffer (obwohl es auch einen echten roten Pfeffer gibt). Auch in Bezeichnungen von Rezepten mit vielen Gewürzen taucht der Pfeffer auf, wie z.B. bei Pfeffernüssen, im Rehpfeffer oder beim Pfefferpotthast (in den allerdings neben Nelke tatsächlich auch eine gute Menge schwarzer Pfeffer gehört)
beides hängt damit zusammen, dass Pfeffer deutlich früher als praktisch alle anderen fremdländischen Gewürze nach Mitteleuropa kam. Für einiges heute Selbstverständliche wie Nelken spielt der Seeweg nach Indien, erst in der frühen Neuzeit regelmäßig befahren, eine Rolle. Muskatnüsse (daher ihr Name) wurden von arabischen Händlern auch auf dem Landweg ab etwa dem 12. Jahrhundert nach Europa gebracht. Beides in scharfem Kontrast zum Pfeffer, der bereits in der späten Kaiserzeit populär war: Die Westgoten ließen sich die (vorläufige) Verschonung von Rom bei dessen Belagerung 408 mit Pfeffer vergüten, Alarich hatte offenbar kein Vertrauen in die Deutsche Mark.