Guten Abend.
altsprachliche oder humanistische Gymnasien sind dadurch
gekennzeichnet, dass an ihnen Latein und Altgriechisch gelehrt wird.
Und daß das stofflich und zeitlich zuungunsten der anderen Fächer arrangiert ist. Das humanistische Gymnasium ist das Extrembeispiel, weil nahezu alle sonstigen Fächer reduziert sind.
Humboldts Bildungsideal ist in dieser Hinsicht der reinste Anachronismus. Anarchronismus ist ein feiner Gräzismus.
Latein - verstehe ich: als Grundlage für das Studium romanischer Sprachen.
Unsinn. Das sind Parolen der Lateinlehrerlobby.
Romanische Sprachen werden am besten gelernt in Lehrveranstaltungen für romanische Sprachen, und keinesfalls über den Umweg Latein. Daß sich die Leute nicht selber zu lächerlich vorkommen, wenn sie sich einbilden oder behaupten, ein Schüler würde „über das Latein herleiten“, „linguistische Synergieeffekte erleben“ oder, oder, oder.
Hanebüchener Unfug, der regelrecht als Kulturkampf gegen die Lateinskeptiker geführt wird.
Sogar eine aktuelle Studie über die Korrelation des muttersprachlichen Könnens zu Latein wurde grob falsch ausgelegt. Die Studie zeigte, daß Schüler leicht bessere Leistungen in Deutsch zeigen, wenn sie Latein als Fremdsprache besuchen. Die Schlußfolgerung war: Latein nimmt positiv Einfluß auf Grammatikverständis, Lesenkönnen etc., was freilich völliger Unsinn ist. Ein Blick auf den Deutschunterricht heutzutage zeigt das wahre Problem: Der Deutschunterricht ist schlecht. Er ist so schlecht, daß das verklärte Lateinpauken einige Lücken im Verständnis für das „System Sprache“ schließen kann, obgleich Latein mit keiner besonderer sprachlicher Logik glänzen kann.
Bei genauer Betrachtung ist kein einziges der „Argumente“ haltbar, die typischerweise zur Rechtfertigung des Lateinischen an den Gymnasien geblökt werden.
Aber zu was ist später im Leben Altgriechisch gut?
Altgriechisch war die „Weltsprache“ vor Latein. Und viele, viele medizinische Termini kommen aus dem Griechischen, nicht, wie oft im Äther geistert, aus dem Lateinischen.
Trotzdem ist der altsprachliche Zweig eher das Verharren auf bildungspolitischer Tradition (des Mittelalters und der Periode der Reaktion!) denn fachliches Argument.
Viele Grüße
.