Altenpflege

Liebe/-r Experte/-in,

meine Großmutter lebt in Serbien und ist seit bald zwei Jahren bettlägerig. Mein Onkel pflegt sie, zweimal wöchentlich kommt eine Krankenschwester vorbei, aber jeglicher Versuch sie zu mobilisieren ist gescheitert. Vorgeschichte: Sie hatte vor knapp zwei Jahren einen Oberschenkelhalsbruch, der operiert wurde. Theoretisch KÖNNTE sie gehen, PRAKTISCH versteift sie ihren Körper so sehr (vermutlich aus Angst), dass man sie kaum aufsetzen kann ohne, dass sie vom Stuhl rutschen würde, wenn man sie nicht festhalten würde. Ihre Altersdemenz ist weit vorangeschritten. Trotzdem würde ich es so gerne versuchen sie zumindest soweit zu mobilisieren, dass man sie bei schönem Wetter draußen im Rollstuhl spazieren führen könnte.

Meinen Sie, dass wäre mit gezielten Übungen möglich?

Ich bin über jeden Hinweis sehr dankbar!

Beste Grüße

Piroska

Sehr geehrte Piroska,
so wie Sie die Vorgeschichte Ihrer Großmutter schildern, gab es vieleicht keine Frühmobilisation nach der OP,wie Bewegungsübungen im Bett, am Bett und frühes Aufstehen nach einer OP mit Steh- und Laufübungen, was enorm wichtig gewesen wäre.

Gerade nach einer derartigen Op mit Endoprothese oder Totalendoprothese ist eine Frühmobilisation üblich.

Ich vermute jetzt mal,sie war seitdem Bettlägerig und es wurden keine Kontrakturenprophylaxen(Bewegungsübungen aller Gelenke)durchgeführt. Das hat zur Folge, das sämtliche Gelenke versteifen auch das Hüftgelenk, die Folge kann sein, daß der Patient nicht mehr in der Lage ist zu sitzen. So etwas nennt man Streckkontraktur.Außerdem kann es Angst sein, daß sie sich noch mehr versteift weil sie wegen der Demenz nicht mehr begreift was mit ihr geschieht.
Ich befürchte, es ist nicht rückgängig zu machen. Man könnte versuchen,soweit es geht in einer halbsitzenden Position im Liegerollstuhl die Großmutter zu lagern.
Falls so ein Rollstuhl in Serbien zu beschaffen wäre.
Vieleicht ist es auch noch möglich,leichte
passive Bewegungen der Gelenke durchzuführen, aber nur wenn die Patientin schmerzfrei dabei ist.(Finger,Hand, Ellbogen usw.) wird von der Pflegeperson vorsichtig bewegt und die Patientin wird aufgefordert die Bewegungen mitzumachen.
Alles muß der Großmutter erklärt,dann langsam und vorsichtig durchgeführt werden.
Viel Glück
Mit freundlichen Grüßen
Bea

Herzlichen Dank für Ihre Antwort!

Es ist immer schwer/unmöglich eine Ferndiagnose zu stellen, aber Ihre Meinung hat mir geholfen.

Ich weiß, dass man versucht hat meine Großmutter zu mobilisieren. Bei den vorsichtigen Versuchen (ich war teilweise dabei) hat sie so sehr geschrien, dass man selber immer ängstlicher wurde. Leider kann sie sich nicht genug mitteilen um zu verstehen, ob sie dabei Schmerzen hatte oder einfach riesige Angst. Das ist, was die Situation besonders schwierig macht.

Ich danke Ihnen jedenfalls und wünsche Ihnen einen schönen Tag!

Piroska

Hallo Piroska,

danke für ihre Anfrage. Ganz wichtig ist es ersteinmal sich in die Situation ihrer Großmutter hineinzuversetzten. Gerade bei demenziellen Erkrankungen ist es wichtig die Mensche da „abzuholen“ wo sie gerade sind. Durch die mit dem Sturz verbunden Schmerzen und Erfahrungen im Krankenhaus hat sie bestimmt Ängste entwickelt. Es ist wichtig hier ersteinmal eine Basis zu schaffen, dass heißt sie sollten auf jeden Fall mit passiver Kontrakturenprophylaxe anfangen. Am besten ist es auch, wenn dies ein Mensch durchführt, der ihrer Großmutter nahesteht. Hier wird sie mehr Vertrauen haben. Für die passive Prophylaxe bewegen sie ganz vorsichtig jedes einzelne Gelenk durch, es wird dabei immer mit den kleinen Gelenken(Finger) begonnen und zu den großen Gelenken (Arme,Schultern) hin gearbeitet, das gleiche gilt für die unteren Extremitäten(Zehen-Beine). Ganz wichtig, wenn sie merken, dass es ihrer Großmutter Schmerzen bereitet oder unangenehm ist (häufig lässt sich das schon an der Mimik erkennen) unterbrechen sie ihr Handeln und probieren es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal. Am besten zweimal täglich. So verhindern sie auf jeden Fall eine Immobilität ihrer Großmutter. Denn wenn sie sich nicht mehr selbstständig bewegt werden sich innerhalb von kurzer Zeit Sehnen und Bänder verkürzen, ist dies ersteinmal eingetroffen lässt es sich nicht mehr rückgängig machen. Durch diese Übungen wird sie die Erfahrung machen, dass es keinen Schmerz bereitet sich zu bewegen. Wenn ihre Großmutter durch die passive Bewegung die Angst vor dem Schmerz verliert hat, wird sie sich gewiss soweit mobilisieren lassen, um wenigstens in einem Rollstuhl sitzen zu können.Es ist von großer Wichtigkeit, dass sie sich niemals von Ihnen gedrängt oder gezwungen fühlt. Bei demenziellen Erkrankungen ist das Langzeitgedächtnis erhalten (Kindheit usw.), versuchen sie sich über Erinnerungen an „früher“ ihrer Großmutter zu nähren und schaffen sie so Vertrauen zu ihr.

Ich hoffe, dass ich Ihnen ein wenig weiterhelfen konnte.
Bei weiteren Fragen bin ich gern für sie da.

Beste Grüße
Butterfly

Herzlichen Dank für Ihre ausführliche Antwort. Sie hat mir sehr geholfen.
Ich weiß, dass mein Onkel ihre Gelenke regelmäßig trainiert. Ich hoffe es reicht aus
um sie tatsächlich bald in einen Rollstuhl setzen zu können.

Da meine Großmutter von Natur aus sehr kontrolliert und eher ängstlich ist,
ist es wirklich schwer ihre Reaktionen zu deuten. Die Demez ist so weit fortgeschritten,
dass sie sich schwer mitteilen kann. Und dann ist man besonders vorsichtig.

Aber wir bleiben am Ball. Ich möchte einfach nichts unversucht lassen.

Beste Grüße

Piroska

hallo Piroska,
nach meiner Erfahrung ist mit gezielten Übungen eine Mobilisation durchaus möglich. Ich würde zur gezielten Übung es mit kinästhetischen Methoden durchführen. Es gibt spezielle Trainer oder auch Ansprechpartner aus diesem Bereich. Da bin ich leider kein Experte drin. Zum anderen ist es wichtig ihr die Angst zu nehmen. Körperkontakt ist dazu unglaublich wichtig um ihr Sicherheit zu geben und Richtungen vorzugeben.(bei der Mobilisation). Und genügend Hilfsmittel z. B Kissen oder ähnliches um ihr sicheren halt in den Positionen zu geben.
lieber Gruß und hoffe etwas geholfen zu haben

Herzlichen Dank für Ihre Tipps!

Alles Gute!

Piroska

Liebe Blackbutterfly,

weil sie mir so freundlich und ausführlich geantwortet haben, hege ich nun wieder die Hoffnung Ihre Unterstützung zu erhalten (ich hoffe das ist in Ordnung für Sie…).

Das Thema Altenpflege ist neu für mich. Ich wüsste so gerne über einen „optimalen“ Pflege- und Versorgungsablauf eines bettlägerigen Menschen Bescheid.

In diesem bestimmten Fall geht es um meine bereits erwähnte demenzkranke Großmutter in Serbien. Sie ist seit knapp zwei Jahren bettlägerig. Ich besuche sie 3-4 mal jährlich in meiner Urlaubszeit in Serbien, so dass ich mir einen gewissen, wenn auch knappen, Eindruck machen konnte. Diesen Sommer plane ich eine etwas längere Zeit dort zu verbringen.

Einige kurze Informationen zu meiner Großmutter für einen besseren Eindruck:
– Demenzkrank im weit fort geschrittenen Stadium
– trägt Windeln und einen Urinbeutel
– Zeitweise Dekubitus im Rückenbereich, die man aber soweit ganz gut in den Griff bekommen hat, mit Hilfe von Suprasorb und Bepanthenol. Wie kann man vermeiden, dass sie sich an diesen Stellen kratzt, was die Infektion ja nur verschlimmert???
– Nahrung kann sie nicht eigenständig einnehmen.

Wie also sollte ein optimaler TAGES-Ablauf aussehen?
Reinigung, Nahrung, Umlagerung, Übungen, Kathederwechsel (Urinbeutel), usw.

Ich bin Ihnen wirklich sehr, sehr dankbar, wenn Sie mir auch „nur“ einen stichwortartige Auflistung machen über einen gängigen Tagesablauf einer pflegebedürftigen Person, oder was auch immer sie mir über dieses Thema sagen können. Meiner Großmutter wird zum Beispiel alle 2 Wochen der Katheder des Urinbeutel gewechselt. Wird das in Deutschland auch so gemacht? Diese Dinge möchte ich gerne klären und hinterfragen. Es geht schließlich um meine Familie : )

Ich hoffe, Sie haben Verständnis!

Beste Grüße und vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Piroska

Liebe Bea,

weil sie mir so freundlich und ausführlich geantwortet haben, hege ich nun wieder die Hoffnung Ihre Unterstützung zu erhalten (ich hoffe das ist in Ordnung für Sie…).

Das Thema Altenpflege ist neu für mich. Ich wüsste so gerne über einen „optimalen“ Pflege- und Versorgungsablauf eines bettlägerigen Menschen Bescheid.

In diesem bestimmten Fall geht es um meine bereits erwähnte demenzkranke Großmutter in Serbien. Sie ist seit knapp zwei Jahren bettlägerig. Ich besuche sie 3-4 mal jährlich in meiner Urlaubszeit in Serbien, so dass ich mir einen gewissen, wenn auch knappen, Eindruck machen konnte. Diesen Sommer plane ich eine etwas längere Zeit dort zu verbringen.

Einige kurze Informationen zu meiner Großmutter für einen besseren Eindruck:
– Demenzkrank im weit fort geschrittenen Stadium
– trägt Windeln und einen Urinbeutel
– Zeitweise Dekubitus im Rückenbereich, die man aber soweit ganz gut in den Griff bekommen hat, mit Hilfe von Suprasorb und Bepanthenol. Wie kann man vermeiden, dass sie sich an diesen Stellen kratzt, was die Infektion ja nur verschlimmert???
– Nahrung kann sie nicht eigenständig einnehmen.

Wie also sollte ein optimaler TAGES-Ablauf aussehen?
Reinigung, Nahrung, Umlagerung, Übungen, Kathederwechsel (Urinbeutel), usw.

Ich bin Ihnen wirklich sehr, sehr dankbar, wenn Sie mir auch „nur“ einen stichwortartige Auflistung machen über einen gängigen Tagesablauf einer pflegebedürftigen Person, oder was auch immer sie mir über dieses Thema sagen können. Meiner Großmutter wird zum Beispiel alle 2 Wochen der Katheder des Urinbeutel gewechselt. Wird das in Deutschland auch so gemacht? Diese Dinge möchte ich gerne klären und hinterfragen. Es geht schließlich um meine Familie : )

Ich hoffe, Sie haben Verständnis!

Beste Grüße und vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Piroska

Liebe Claudia,

weil sie mir so freundlich und ausführlich geantwortet haben, hege ich nun wieder die Hoffnung Ihre Unterstützung zu erhalten (ich hoffe das ist in Ordnung für Sie…).

Das Thema Altenpflege ist neu für mich. Ich wüsste so gerne über einen „optimalen“ Pflege- und Versorgungsablauf eines bettlägerigen Menschen Bescheid.

In diesem bestimmten Fall geht es um meine bereits erwähnte demenzkranke Großmutter in Serbien. Sie ist seit knapp zwei Jahren bettlägerig. Ich besuche sie 3-4 mal jährlich in meiner Urlaubszeit in Serbien, so dass ich mir einen gewissen, wenn auch knappen, Eindruck machen konnte. Diesen Sommer plane ich eine etwas längere Zeit dort zu verbringen.

Einige kurze Informationen zu meiner Großmutter für einen besseren Eindruck:
– Demenzkrank im weit fort geschrittenen Stadium
– trägt Windeln und einen Urinbeutel
– Zeitweise Dekubitus im Rückenbereich, die man aber soweit ganz gut in den Griff bekommen hat, mit Hilfe von Suprasorb und Bepanthenol. Wie kann man vermeiden, dass sie sich an diesen Stellen kratzt, was die Infektion ja nur verschlimmert???
– Nahrung kann sie nicht eigenständig einnehmen.

Wie also sollte ein optimaler TAGES-Ablauf aussehen?
Reinigung, Nahrung, Umlagerung, Übungen, Kathederwechsel (Urinbeutel), usw.

Ich bin Ihnen wirklich sehr, sehr dankbar, wenn Sie mir auch „nur“ einen stichwortartige Auflistung machen über einen gängigen Tagesablauf einer pflegebedürftigen Person, oder was auch immer sie mir über dieses Thema sagen können. Meiner Großmutter wird zum Beispiel alle 2 Wochen der Katheder des Urinbeutel gewechselt. Wird das in Deutschland auch so gemacht? Diese Dinge möchte ich gerne klären und hinterfragen. Es geht schließlich um meine Familie : )

Ich hoffe, Sie haben Verständnis!

Beste Grüße und vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Piroska


Hallo Piroska,
leider kann ich Ihnen keine medizinischen Ratschläge geben, weil Dauerkatheter legen, die Behandlung eines Dekubitus immer auf ärztliche Verordnung basiert.

Ein Dauerkatheter wird in der häuslichen Pflege nach Bedarf gelegt von einer examinierten Fachkraft oder einem Urologen.Für die Dauer kommt es auf das Material an, z.B ein Silikonkatheter kann bis zu 4 Wochen liegen, falls er nicht vorher verstopft.Ich vermute, die Großmutter hat einen Latex Dauerkatheter, der oft nach einer bis zwei Wochen gewechselt wird.

Nun ist es nicht so einfach einen bettlägerigen Menschen zu pflegen.Über den Tagesablauf einer pflegebedürftigen Person kann man nur individuell auf die Bedürfnisse dieses Menschen eingehen.

In der Profi Pflege wird immer eine Pflegeplanung für die betreffende Person erstellt.

Das kann man zuhause auch so machen.
Ein Dekubitus ist nur durch regelmäßige Lagerungen, eine gute Körperpflege und regelmäßige Inkontinenzversorgung zu vermeiden.
Um das alles zu lernen, würde ich raten einen Pflegekursus für Angehörige zu besuchen. Der wird oft von einschlägigen Krankenkassen oder sozialen Diensten(Caritas,Diakonie,Rotes Kreuz) kostenlos angeboten.Außerdem gibt es auch Lehrbücher für die Versorgung und Pflege Angehöriger zu kaufen.
Ein Tag eines bettlägerigen Kranken im Ablauf kann genauso aussehen wie der eines Gesunden,die Pflegeperson übernimmt nur alle Tätigkeiten die der Kranke nicht mehr selbst kann.
Auch wenn die Großmutter eine Demenz hat, können Sie herausfinden was sie noch selbst machen kann, z.B mit dem Waschlappen das Gesicht waschen usw. Sie werden sich wundern was Oma trotz Demenz noch alles kann.
Viel Glück und ein gutes Gelingen
wünscht Bea

Besten dank für die Tipps, liebe Bea!

Schönes Wochenende!

Piroska

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