Altlasten Zeche - Wovon?

Hallöchen,

bin mir nicht sicher, ob ich hier im richtigen Brett bin, daher eventuell bitte verschieben.

Immer wieder hört man, das auf ehemaligen Zechengeländen hohe Altlasten an Schwermetallen und anderen giftigen Substanzen gefunden werden.

Bei Kokereien, Stahlherstellern etc kann ich mir das ja noch vorstellen, die arbeiten ja sicher mit diversen Chemikalien etc.

Aber woher kommen diese Rückstände bei Zechen ? Ich meine, die Kohle wurde hochgeholt und dann gelagert bzw weitergeschickt. Welche Arbeitsschritte oder Mittel sind daran „schuld“ ?Wodurch werden diese Verschmutzungen verursacht?

Lg

Brenna

Hallo,

Bei Kokereien, Stahlherstellern etc kann ich mir das ja noch
vorstellen, die arbeiten ja sicher mit diversen Chemikalien
etc.

Die meisten Zechen hatten aber ja direkt auf dem Gelände bereits eine Kokerei. In vielen Fällen ist die Schwermetallbelastung daher u.U. eine Mischung aus dem Betrieb der Kokerei und der Steinkohleförderung.

Aber woher kommen diese Rückstände bei Zechen ? Ich meine, die
Kohle wurde hochgeholt und dann gelagert bzw weitergeschickt.

Die Rückstände kommen direkt aus dem Gesteinsmaterial in den Stollen. Dort lagert ja nicht 100% reine Kohle, sondern auch allerlei anderes Gesteinsmaterial, das u.a. auch Schwermetalle enthält. Durch eintretendes Wasser und Verwitterung werden diese Stoffe gelöst und können auch ins Grundwasser gelangen. Besonders stark passiert das, wenn sich säurehaltiges Grubenwasser (Acid Mine Drainage) bildet. Dies ist insbesondere bei Vorhandensein von sulfidhaltigen Mineralien (Pyrit, etc) häufig und kann stark mit den Schwermetallen der verwitterten Gesteine belastet sein.

Siehe als Einstieg z.B.
http://de.wikipedia.org/wiki/Bergbaubedingte_Versaue…
http://de.wikipedia.org/wiki/Acid_Mine_Drainage

Oder wenn du es ausführlich wissen willst:
BMU – 2007-695, Teil 3a: Bergbauliche Hinterlassensc…

vg,
d.

Die Steinkohle an sich ist ein schwermetallbelastetes Produkt. Bei der Inkohlung spielen aerobe Prozesse eine wichtige Rolle, hierbei werden auch Schwermetalle angereichert, welche anschließend in der Kohle verbleiben.

Aus diesem Grund ist beispielsweise die Entsorgung von Kohlenasche ein ernsthaftes Problem. Aus der Asche mancher Kraftwerke wurde, meines Wissens, sogar mal Uran gewonnen.

Die Quellen, die deconstruct angesprochen hat, halte ich für dagegen für vernachlässigbar. Er hat sicherlich recht, wenn er sagt, dass auch das Gestein um die Kohle herum eine gewisse Schwermetallbelastung beitragen kann. Es handelt sich dabei allerdings in der Regel um Sedimentgesteine, die normalerweise relativ wenige Schwermetalle enthalten (@deconstruct, wobei das eher ‚gefühlt‘ als ‚gewusst‘ ist, wenn du konkrete Zahlen für das Nebengestein von Steinkohlenbergwerken hast, lasse ich mich gern belehren).

Seine Erklärung gilt vor allem für solche Bodenschätze, die direkt aus dem kristallinen Festgestein abgebaut oder für sulfidische Erze. Bei der Verwitterung von solchen Sulfiden entstehen sehr saure Wässer, welche in erheblichen Maße Schwermetalle mobilisieren und transportieren können. Es ist dabei nicht auszuschließen, dass die Sedimente, welche die Steinkohlen begleiten ihrerseits auch eine sulfidische Vererzung erfahren haben, aber das wären zwei unterschiedliche Lagerstättenbildende Prozesse.

Ergänzung
Hinzu kommt, dass es sich bei so einem Bergwerk um einen ausgewachsenen Industriebetrieb handelt.

Im Laufe der Jahre kommt da einiges zusammen. Ausgelaufenes Öl oder Benzin, Sprengstoffreste, diverser Staub - sprich alles was an Chemikalien und sonstigem im Betrieb verwendet wird, wird immer auch zu geringen Anteilen auf dem Gelände landen.

Hallo,

Die Quellen, die deconstruct angesprochen hat, halte ich für
dagegen für vernachlässigbar. Er hat sicherlich recht, wenn er
sagt, dass auch das Gestein um die Kohle herum eine gewisse
Schwermetallbelastung beitragen kann. Es handelt sich dabei
allerdings in der Regel um Sedimentgesteine, die normalerweise
relativ wenige Schwermetalle enthalten (@deconstruct, wobei
das eher ‚gefühlt‘ als ‚gewusst‘ ist, wenn du konkrete Zahlen
für das Nebengestein von Steinkohlenbergwerken hast, lasse ich
mich gern belehren).

Sicherlich trifft das in erster Linie auf Bergwerke zur Erzförderung zu, ich habe nur gelesen, dass dies auch bei Steinkohlegruben auftritt. Als konkrete Zahlen habe ich z.B. gefunden:

Vor allem in den Grubenwässern der Ibbenbürener Steinkohlelagerstätte liegen relevante
Belastungen durch Eisen und Sulfat vor. Die aus der Pyritoxidation im stillgelegten
Westfeld herrührende Eisenbelastung der Grubenwässer hat eine Behandlungsanlage
erforderlich gemacht. Diese reduziert die Eisenbelastung von etwa 250 mg/l durch
Belüftung, Kalkung und Flockung auf ca. 0,5 mg/l im Ablauf. Die Sulfatbelastung beträgt
hier ca 2.000 mg/l, in dem im Abbau befindlichen Ostfeld liegt sie bei rund 700
mg/l. Die Auswirkungen des Sulfats auf die Lebensgemeinschaft sind denen von Chlorid
vergleichbar.

Quelle:
http://www.flussgebiete.nrw.de/Dokumente/NRW/Anhoeru…

Allerdings kann das gut sein, dass sowas nur vereinzelt im Steinkohlebergbau vorkommt. Wahrscheinlich sind die von dir genannten Dinge in den meisten Fällen die viel wesentlichere Quelle von Schwermetallen. Da bist du aber sicherlich der viel kompetentere Ansprechpartner, um das zu beurteilen.

vg,
d.