Altreifenverwertung

Hallo!

Welche Möglichkeiten der Altreifenverwertung gibt es?
Gibt es Verwertungsmöglichkeiten, mit denen Gewinn erwirtschaftet werden kann, z. B. durch Schreddern und Verbrennung in Kraftwerken oder Zementwerken? Gebraucht wird eine Verwertungsmöglichkeit, die mindestens kostenneutral funktioniert.

Hintergrund meiner Frage ist ein Gelände, auf dem gewaltige Mengen an Altreifen lagern. Die betroffene Gemeinde ist mit dem Problem überfordert, das Land offenkundig auch. Der ehemalige Eigentümer ist pleite. Die Menge kann ich nicht genau abschätzen, es dürften viele hunderttausend Stück sein, wenn nicht gar Millionen, die auf mehreren Hektar Land lagern.

Gruß
Wolfgang

Hallo,

also hier bei uns gibt es ein grosses Zementwerk, welches Altreifen in sehr großen Mengen benötigt und auf ihrem Steinbruch zwischenlagert(dürften in etwa die Mengen sein, die Du ansprichst), woher die die Reifen genau beziehen und ob sie etwas dafür zahlen, entzieht sich leider meiner Kenntnis.

Du könntest aber mal nachfragen:
Dyckerhoff Zement GmbH
65203 Wiesbaden
0611/676-0

Grüße
Daniel

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo, Wolfgang,
schau mal hier http://home.snafu.de/kurtr/str/de_faq.html
und hier http://www.lua.nrw.de/abfall/entsber/datenindex/2/au…
noch etwas Hintergrund dazu http://www.on-norm.at/connex/con_aktuell/con_aktuell…
Grüße
Eckard.

Hallo Eckard,

besten Dank für die wertvollen Links. Eine Vorstellung von der Problematik habe ich damit erhalten und auch eine Vorstellung von Kosten, die im ungünstigsten Fall entstehen können, nämlich ein reichlich 7stelliger Betrag. Ich muß abwarten, was die Kontaktaufnahme zu einem Sachverständigen aus der Branche bringt.

Gruß
Wolfgang

Hallo Daniel,

besten Dank für die Adresse. Ich habe Kontakt aufgenommen und werde sehen, ob und was sich machen läßt.

Gruß
Wolfgang

Hallo!

Mit den Hinweisen von Eckard und Daniel konnte ich zu einschlägigen Fachleuten Kontakt aufnehmen. Herausgekommen sind mehrere Verwertungsmethoden:

  • thermische Verwertung, also Verbrennung
  • thermische Verwertung, wobei bei der Verbrennung die Stahlbestandteile unmittelbar eine chemische Verbindung zur Zementherstellung eingehen
  • Schreddern oder Tiefkühlen, um Granulat zu erzeugen, um das Granulat entweder zu verbrennen oder z. B. als Bestandteil von Sportböden zu verwenden oder in seine chemischen Bestandteile zu zerlegen.

Bei allen Verwertungsmöglichkeiten taucht neben dem Transportproblem das Kostenproblem auf. Trotz Verwertungsmöglichkeit sind 50 bis 150 Euro pro Tonne zu entrichten, zuzüglich Transportkosten. Bei der anstehenden Mengen-Größenordnung fallen also in jedem Fall Kosten in Millionenhöhe an.

Fazit: Wer eine Idee hat, was sich kostengünstig aus alten Reifen herstellen läßt, wird damit zum steinreichen Menschen.

Gruß
Wolfgang

Hallo Wolfgang,

da wir ja hier ein Expertenforum sind, darf ich jetzt auch mal :smile:!

Ich habe bereits ca. 100.000t eruiert, für welche ich eine satte Zuzahlung erhalte. Auf diesen paar stück bleibt der Ort ohne Zuzahlung sitzen. Du glaubst garnicht, wieviele Menschen schon diese glorreiche Idee hatten und sich für die paar cent Zuzahlung einige hundert Tonnen irgendwohin gebunkert haben. lade dir das Ding nicht auf, du wirst nicht glücklich damit. Seit sieben Jahren beschäftigt sich en Bekannter damit, diese mit einer rentablen Technologie umzusetzen. Der umfang der ganzen Investition ist irre geworden. Zementwerke nehmen auch nicht mehr so viel ab.

Aber laß nur, fremdwort-Frank ist ja nicht auf den Kopf gefallen. Es gibt einiges sehr rentables, was man damit anstellen kann. Mehr vielleicht per mail.

Gruß
Frank

Hallo Frank,

… wieviele Menschen schon diese glorreiche Idee hatten und :sich für die paar cent Zuzahlung einige hundert Tonnen :irgendwohin gebunkert haben. lade dir das Ding nicht auf…

keinen Augenblick hatte ich derartige Absichten. Die Reifen sind eine Last für die Gemeinde und zu der Gemeinde gehöre ich nun einmal. Keiner kümmert sich, also will ich wenigstens wissen, welche Möglichkeiten die Gemeinde hat. Dafür muß ich wissen, was man technisch aus den Altreifen machen kann. Wenn man den Müll nur jemandem gibt, der dafür kassiert, verzieren die Reifen womöglich demnächst anderweitig die Gegend. Das nützt also letztlich nichts.

Es gibt einiges sehr rentables, was man damit
anstellen kann. Mehr vielleicht per mail.

Damit weiß ich aber leider immer noch nicht, was man mit den Reifenbergen machen kann. Gemeinde und Landkreis haben kein Geld („kein Geld“ ist wörtlich zu nehmen), um für die Entsorgung 100 Euro/t zu bezahlen. Hätten Kreis oder Gemeinde genug Geld für die Entsorgung, würde ich mir keinen Kopf machen. Da gibts andere Leute, die sogar dafür bezahlt werden, die Gegend sauber zu halten. Weil das Geld einfach nicht vorhanden ist, frage ich hier, in der Hoffnung, ein Verfahren der sinnvollen Verwertung zu finden. Noch einmal: Ich will die Reifen nicht selbst haben. Auch dann nicht, wenn es Geld dafür gäbe. Das ist nicht mein Metier und deshalb lasse ich die Finger davon. Ich will die Reifenberge nur weg haben. Wären es nur winzige Mengen, ein paar hundert Reifen, ein paar Tonnen, könnte das die Gemeinde irgendwie leisten, nötigenfalls würde ich den Piepfax bezahlen und gut ists. Es sind aber gewaltige Mengen, ein Gelände voller Reifenberge.

Gruß
Wolfgang

off topic

Hintergrund meiner Frage ist ein Gelände, auf dem gewaltige
Mengen an Altreifen lagern. Die betroffene Gemeinde ist mit
dem Problem überfordert, das Land offenkundig auch.

Hallo Wolfgang,

ich weiss von Bekannten, dass Reifenlager ein Rattenspielplatz sind, Versteckmöglichkeiten ohne Ende und ideale Vermehrungsbedingungen. Also…falls es bei euch auf einmal eine Nagerinvasion gibt…dann weisst Du ja wo sie wohnen.

Viele Grüße
Sue

Es gibt einiges sehr rentables, was man damit
anstellen kann. Mehr vielleicht per mail.

Hallo Frank,

wenn Du Kenntnisse und Ideen zu Verwertungsmöglichkeiten für Altreifen hast, die die Gemeinde mit deutlich weniger als 100 Euro/Tonne belasten, bin ich für Hinweise per Mail dankbar.

Gruß
Wolfgang

Altreifenverwertung
Hallo,
der geschilderte Fall ist kein Einzelfall; in der ehemaligen DDR nach der Wiedervereinigung recht häufig.
Frage: Ist die Staatsanwaltschaft eingeschaltet? Es ist ein Fall für sie.
Korruption (Begünstigung) auf öffentlicher Ebene ist auch nicht auszuschließen! Ebenfalls etwas für die Staatsanwaltschaft.
Die Entsorgung wird trotz der Abnahme durch Zemetwerke ein Problem bleiben, weil die verdreckten Reifen (untere Lage) und unpassende Formate liegen bleiben.
Gruß
Heinz J.

Hallo Heinz,

Frage: Ist die Staatsanwaltschaft eingeschaltet? Es ist ein
Fall für sie.

das und vieles mehr weiß ich nicht. Darum sollen sich wirklich andere Leute scheren, es ist mir schlicht egal. Bei dem oder den Verursachern ist gewiß nichts mehr zu holen, wenn man sie denn findet. Ob die bestraft werden oder nicht, macht die Reifenberge nicht kleiner. Man könnte viele Fragen stellen, die allen beteiligten Stellen höchst unangenehm sein würden. Wenn man so anfängt, muß man einen großen Teil aller Entscheidungen der Nachwendezeit den verantwortlichen überforderten Trotteln um die Ohren hauen. Davon verschwindet aber kein einziger Reifen und nur darum geht es mir. Das Zeug soll da weg. Wenn am Ende ein paar tausend Reifen weshalb auch immer Probleme bereiten, würde das nicht weiter stören. Dafür wird man Lösungen finden. Es geht um die gewaltigen Mengen. Stelle Dir eine Fläche von ca. 4 ha vor, mit haushohen Reifenbergen bedeckt. Ich kann es nicht schätzen, es werden zig tausende t sein.

Juristen würden nur Kosten verursachen, an den Reifenbergen können sie nichts ändern. Hier sind Physiker, Chemiker, Verfahrensleute, Ingenieure gefragt, was man aus dem Zeuchs Sinnvolles machen kann. Die vorhandenen Lösungen der thermischen Verwertung kosten um 100 Euro/t zuzüglich Transportkosten. Auch andere Verwertungsmöglichkeiten, etwa die Zerlegung des Reifenmaterials in seine chemischen Bestandteile, verursachen Kosten ähnlicher Größenordnung. Alles mir bisher Bekannte ist zu teuer.

Gebraucht wird eine andere Art der Verwertung, die zu einem Produkt führt, das sich kostendeckend verkaufen läßt.

Ein Reifen ist zunächst einmal ein Stück technischen Gewebes mit wasserdichter Beschichtung. Zudem ist das Gewebe mechanisch hoch beanspruchbar. Das Problem ist, daß dieses Stück technisches Gewebe eine etwas unglückliche Form hat und nur in verhältnismäßig kleinen Fetzen in der Größe der Abwicklung der Reifen vorliegt. Ohne weiteres kann man die Reifen nicht verwenden. Sie wären z. B. als stabiler Deichunterbau geeignet, aber dabei erhielte man zu viele Hohlräume. Daß man im wesentlichen Luft transportiert, macht den Transport so teuer und bereitet auf Deponien Probleme.

Wie gesagt: Ingenieure sind gefragt, keine Advokaten (die eh nur höchst selten etwas Vernünftiges zustande bringen).

Gruß
Wolfgang

Nachgeschoben
Hallo, Wolfgang,
deine Reifen gehen mir nicht aus dem Kopf. Überall halte ich Ausschau nach Produkten, die aus recyceltem Gummi hergestellt sein könnten.
Ich fand:
elastischen Bodenbelag auf Spielplätzen in Form von Pflastersteinen oder Fliesen aus gepreßtem Gummigranulat.
Ständer für Verkehrsschilder, Bauabtrennungen etc. ebenfalls aus Gummigranulat.
Ich könnte mir aus dem gleichem Material Stoßschutz"steine" für Kanten an Einfahrten oder Baumaterial für Sportstätten vorstellen.

Dies erfordert aber zunächst das Schreddern und Reinigen des Ausgangsmaterials. Dieser Vorgang wird der kostenträchtigere Teil der Geschichte sein. Die Produktion von Baustoffen und Gegenständen aus dem Granulatmaterial wird wohl nur einen Teil dieser Kosten auffangen, zumal dann ja auch noch Metall und Gewebereste verwertet und/oder entsorgt werden müssen.
Im Gegensatz dazu wird man mit der Zulieferung von Basismaterial (Altreifen) nicht wirklich Probleme haben, eher sogar damit noch Einnahmen erzielen können.

Gruß Eckard.

Ich habe noch einmal einige Links zu dem Thema gesammelt:
http://sundoc.bibliothek.uni-halle.de/diss-online/98…
http://www.blauer-engel.de/deutsch/vergabe/vergabegr…
http://www.fhms.de/innovationskatalog/html/Abfall158…
http://www.umsicht.fraunhofer.de/presse/presse_02/02…
http://home.snafu.de/kurtr/str/de_prod.html
http://www.ph-gummi.de/startd.htm

Gesellschaft für Altgummi-Verwertungs-Systeme (GAVS) Geschäftsführer: H. Hirsch 069/7936–137 069/7936–165 [email protected]
Assistent: A. Sitzius 069/7936–138 069/7936–165 [email protected]

Hallo Eckard,

Im Gegensatz dazu wird man mit der Zulieferung von
Basismaterial (Altreifen) nicht wirklich Probleme haben, eher
sogar damit noch Einnahmen erzielen können.

Das ist leider nicht der Fall. Bei den mir bisher bekannten Stellen, z. B. Dyckerhoff Zementwerke, muß man Geld mitbringen. Eine überschlägige Rechnung ergibt einen Millionenbetrag. Außerdem ist das Altreifenangebot so groß, daß man große Mengen auch bei Zuzahlung nicht ohne weiteres los wird. Etwa die Zementwerke leiden allgemein unter rückläufiger Produktion. Entsprechend geringer werden deren Abnahmemengen.

Die Links werde ich mir alle ansehen. Vielleicht kommen daraus noch Anregungen. Abgesehen von der thermischen Verwertung sind alle anderen Verfahren über gute Ideen und eher kleine Pilotprojekte noch nicht hinaus und weit ab von Kostenneutralität für den Anlieferer der Altreifen. Es scheint ein echtes Problem zu sein und die Reifen einfach zu deponieren, also letztlich zu verbuddeln, kommt mir völlig gegen den Strich gebürstet vor. Es muß intelligentere Lösungen geben. Dabei - und das ist eine meiner Hoffnungen hier im Forum - können Leute, die nicht jahrelang nur in bestimmter Richtung gedacht haben, vielleicht ganz neue Ansätze bringen. Vielleicht gibt es Lösungen, die nicht auf Verbrennen oder Zermahlen hinaus laufen, sondern z. B. die Eigenschaft eines Reifens als strapzierfähiges technisches Gewebe nutzen.

Gruß
Wolfgang