Servus,
das macht nichts, wenn Ihr Euch an Leute unter 40 wendet und dabei als ‚Türöffner‘ die fünf Worte benutzt, die man immer bei einem Besuch im Ausland lernen sollte. Der Fremsprachenunterricht ist in Frankreich in den letzten Jahrzehnten ungefähr in dem Umfang besser geworden, wie er in Deutschland nachgelassen hat.
Man kann sich in Paris recht gut mit Englisch verständigen. Die verbreiteten Horrorgeschichten von den arroganten Parisern, die kein Englisch können usw., haben einen ganz anderen Hintergrund: Wenn man in Frankreich (nicht nur in Paris) als Besucher arrogant auftritt, wird das mit Arroganz erwidert.
When in Rome, do as the Romans do!
In der U-Bahn sagt man ‚Pardon‘, bevor man jemandem auf den Fuß tritt, und danach ‚Excusez-moi‘. Die Anrede erfolgt immer mit Titel - nicht ‚Bonjour‘, sondern ‚Bonjour, Madame‘; nicht ‚Merci‘, sondern ‚Merci bien, Monsieur‘ usw. - In Speiselokalen rennt man nicht mirnix-dirnix auf einen Tisch zu, der einem gut gefällt, sondern wendet sich an den Ober, begrüßt diesen, sagt, zu wie vielen man ist, und dass man gerne essen möchte, und wird dann platziert (Leute aus Neufünfland wissen, wie das geht) bzw. bekommt mit einer ausladenden Armbewegung angezeigt, dass man selber Platz nehmen kann, wo man möchte. Man setzt sich in Lokalen, die einen Café-Bar-Betrieb und einen Restaurant-Betrieb haben, nicht an einen der eingedeckten Tische, um eine Cola zu trinken. Man bestellt in einem der Cafés mit Reputation (Opéra oder so) nicht Cola für die ganze Runde. Kurz: Man signalisiert, dass man als Gast da ist und nicht als „zahlende Kundschaft“, die sich nach dem Motto „wer zahlt, schafft an“ aufführt wie die Axt im Walde.
Dann klappt es auch mit Nachbars und dann können sie (zumindest die weniger alten) recht gut Englisch, unter den älteren findet man auch noch einzelne Elsässer, die ordentlich Deutsch können. Wenn ein Franzose plötzlich kein Wort Englisch versteht, hat man ihn beleidigt - es gibt da diese für das katholische Frankreich ziemlich charakteristische ‚höfliche‘ Form der schweigenden Zurückweisung durch Ignorieren. Wenn man außerhalb der Mahlzeiten eine Flasche Wein bestellt, hört es der Kellner ganz einfach nicht - er sagt nicht ‚Wissen Sie, das gehört sich bei uns nicht‘, er hört schlicht an der Bestellung vorbei. Ebenso, wenn man sich als Besucher irgendwo über irgendwas unangemessen grob beschwert - der französische Ansprechpartner hört einfach nicht, was man sagt.
- A propos „Paris mit Kindern“ - ein sehr ungewöhnliches, ziemlich spannendes Museum ist der öffentlich zugänglich gemachte Teil der „Egouts de Paris“ = Pariser Kanalisation. Es hat mit dem geologischen Untergrund zu tun, dass der Boden unter Paris in mehreren Etagen teilweise fast vollständig ausgehöhlt ist, es gab dort u.a. auch unterirdische Steinbrüche. Und eben im 19. Jahrhundert ein für die damalige Zeit weltweit vorbildliches Kanalisationssystem. Ein kleiner Teil dieser unterirdischen Anlagen, der heute nicht mehr in Betrieb ist, ist heute als Museum öffentlich zugänglich - so wie z.B. zu Berlin die Luftschutzbunker und zu Wien die Flaktürme gehören, gehören diese weitläufigen, unterirdischen Kanalisationsanlagen zu Paris:
(Ich sehe grade - bis Anfang 2020 wegen Renovierung geschlossen)
https://de.parisinfo.com/museen-sehenswurdigkeiten-paris/71499/Musee-des-egouts-de-Paris
Für Kinder wahrscheinlich interessanter als Versailles ist das alte Königsschloss Château de Vincennes, das gerade wegen des Neubaus in Versailles in seinem spätmittelalterlichen Zustand erhalten ist.
Von den sehr vielen Museen in Paris würde ich mit Kindern am ehesten das Musée Picasso, das Centre Pompidou oder das Musée d’Orsay besuchen.
Ebenfalls erst 2020 wieder besuchbar das riesige „Wimmelbild“ ‚Die Fee Elektrizität‘ von Raoul Dufy im Musée d’Art Moderne, geschaffen aus dem Optimismus der frühen Moderne der 1930er Jahre, und getragen von der damaligen Vorstellung, dass mit der Elektrifizierung der Welt die ganze Menschheit in eine neue, glücklichere Phase ihrer Existenz einträte.
Wenn Ihr mit dem Auto seid, einen Besuch wert „Der Zyklop“ von Jean Tinguely. Niki de St. Phalle und anderen, im Wald bei Milly la Foret etwa 50 km südlich von Paris. Nur in der Saison mit Führungen zugänglich, es gibt meines Wissens auch Führungen mindestens auf Englisch, ich glaube auch auf Deutsch.
Wenn Ihr ein paar Tage am Stück da seid, solltet Ihr Euch bei gutem Wetter vielleicht auch mal am Nachmittag oder frühen Abend einen Besuch in einer der ‚Ginguettes‘ in Nogent, Champigny, Joinville-le-Pont gönnen: Die Ginguettes waren Orte für bezahlbare Sonntagsvergnügungen von Arbeitern und Kleinbürgern, man ging da Essen und Tanzen, und die Guinguettes bieten auch heute noch und wieder einfaches, volkstümliches Essen und dito Tanzmusik (‚Musette‘) Hier eine wohl ziemlich komplette Liste:
https://meinfrankreich.com/maunder_guinguette/
Schöne Grüße
MM