Amazon oder doch nicht?

Moin,

da wird ein paar Tage über Amazon debattiert, alle sind ganz fürchterlich betroffen und wollen nie wieder bei Amazon bestellen. Und dann das:

http://kreisanzeiger-online.de/2013/02/19/218419/

Die Kronzeugin aus dem Beitrag sieht sich falsch und zu negativ dargestellt. Da muss zwangsläufig die Frage kommen, was an dem Rest objektiv dargestellt wurde oder auch nur tendenziös ist.

Mich überrascht das nicht, aber vielleicht lässt es den einen oder anderen doch mal über den Wahrheitsgehalt solcher Reportagen zweifeln.

Das deckt sich leider mit anderen Erfahrungen, die ich mit ARD-Beiträgen gemacht habe.

Welche Möglichkeiten hat aus Eurer Sicht ein Unternehmen, sich zu verteidigen, ohne dass sie nicht noch negativer wirken als sis sowieso schon wahrgenommen werden.

Gruß

ALex
Gruß

ALex

Das deckt sich leider mit anderen Erfahrungen, die ich mit
ARD-Beiträgen gemacht habe.

Das kann ich nur unterstreichen. Die ARD ist eine Art schlimmere Bildzeitung, glauben darf man denen gar nix.

Gruß

Anwar

Hallo Alex,

ich habe von Anfang an die ganze Aufregung nicht verstanden. Der Gesetzgeber macht Leiharbeit in dieser Form möglich, und Amazon nutzt diese Möglichkeit.

Ich möchte wetten, dass sich die meisten Gutmenschen, die sich jetzt so fürchterlich empören, noch keinen halben Gedanken darüber gemacht haben, unter welchen Bedingungen wohl die osteuropäischen Erntearbeiter leben und entlohnt werden, die dafür sorgen, dass sie während der Zeitungslektüre frischen Feldsalat (Erdbeeren, Spargel, Trauben…) mümmeln können.

Grüße Billi

Hallo Alex,

ich habe von Anfang an die ganze Aufregung nicht verstanden.
Der Gesetzgeber macht Leiharbeit in dieser Form möglich, und
Amazon nutzt diese Möglichkeit.

Ich möchte wetten, dass sich die meisten Gutmenschen, die sich
jetzt so fürchterlich empören, noch keinen halben Gedanken
darüber gemacht haben, unter welchen Bedingungen wohl die
osteuropäischen Erntearbeiter leben und entlohnt werden, die
dafür sorgen, dass sie während der Zeitungslektüre frischen
Feldsalat (Erdbeeren, Spargel, Trauben…) mümmeln können.

Sehr richtig, zumal die Arbeiter dort zu einem Lohn deutlich über dem geforderten Mindestlohn beschäftigt wurden.

Was die Saisonarbeiter betrifft: Wenn es sich nicht lohnen würde, würden die nicht kommen. Zwar klingt 6,50€ zwar erst mal sehr niedrig (Vorarbeiter kriegen 2€ mehr), aber das ist meist Netto (die Sozialversicherungsabgaben zahlen die Bauern aus eigener Tasche, weil die sonst niemand kriegen würden) und das 6x14h am Tag. Da geht man nach 7 Wochen Arbeit mit 4.000 € Cash nach Hause, was im Vergleich zu ostpolnischen Löhnen ein Arsch voll Geld ist.
Bei fast allen Landwirten aus der Nachbarschaft kommen jedes Jahr die gleichen Arbeiter - schlichtweg weil es sich lohnt.

Hallo,

(die Sozialversicherungsabgaben zahlen die Bauern
aus eigener Tasche, weil die sonst niemand kriegen würden) und
das 6x14h am Tag. Da geht man nach 7 Wochen Arbeit mit 4.000 €
Cash nach Hause, was im Vergleich zu ostpolnischen Löhnen ein
Arsch voll Geld ist.

lustigerweise hiess es ja vor einigen Jahren, dass die Erntehelfer knapp werden, weil die lieber in Grossbritanien und anderen Ländern arbeiten, wo man mehr verdient.

Bei fast allen Landwirten aus der Nachbarschaft kommen jedes
Jahr die gleichen Arbeiter - schlichtweg weil es sich lohnt.

Vielleicht sind die nur reisefaul.

Gruß
T.

Hallo,

merkwürdig: sowohl im Bericht als auch in der in Hessen 3 gezeigten anschließenden Diskussion war die Rede davon, dass alle drei - Amazon, die Securityfirma und das Hotel - um Stellungnahme *vor* Ausstrahlung gebeten wurden und keine abgegeben hätten… eine Gelegenheit, sich zu verteidigen, scheint es also gegeben zu haben.

In der anschließenden Diskussion wurde doch auch darauf hingeweisen, dass die im Bericht gezeigte Dame nun fest angestellt sei.

Außerdem wundert es mich etwas, dass in dem Film deutliche Aggressivität der Security gezeigt wurde und von einem staatsanwaltlichen Ermittlungsverfahren wegen Freiheitsberaubung und Nötigung (der festgehaltenen Journalisten) die Rede war, was aber nun in Zweifel gezogen wurde.

Alles nur erlogen und ausgedacht? Mein Vertrauen in ö.-r. Medien ist da schon etwas größer als in einem mir nicht bekannten Kreisanzeiger, der gerade mal 20 km von dem Ort des Hotels ansässig zu sein scheint.
Oder anders: Cui bono? :wink:

Gruß vom
Schnabel

Moin,

merkwürdig: sowohl im Bericht als auch in der in Hessen 3
gezeigten anschließenden Diskussion war die Rede davon, dass
alle drei - Amazon, die Securityfirma und das Hotel - um
Stellungnahme *vor* Ausstrahlung gebeten wurden und keine
abgegeben hätten… eine Gelegenheit, sich zu verteidigen,
scheint es also gegeben zu haben.

Bleibt immer die Frage, in welcher Form die Anfrage gelaufen ist. Wurde eine DVD mit der Doku geschickt, eine E-Mail mit allgemeinen Formulierungen an eine allgemeine E-Mail Adresse geschickt?
Ich erinnere mich an eine ARD-Doku, bei der der Reporter bei BILD rein maschierte und direkt um ein Interview mit Kai Diekmann bat. Als er das nicht bekam, hat er das so gedeutet, als ob Diekmann kneifen würde.

In der anschließenden Diskussion wurde doch auch darauf
hingeweisen, dass die im Bericht gezeigte Dame nun fest
angestellt sei.

Sie wurde vom Hotel angestellt. Wäre spannend zu erfahren, wie hoch ihr Stundenlohn ist. Sie selbst scheint sich ja ziemlich wohl zu fühlen.

Außerdem wundert es mich etwas, dass in dem Film deutliche
Aggressivität der Security gezeigt wurde und von einem
staatsanwaltlichen Ermittlungsverfahren wegen
Freiheitsberaubung und Nötigung (der festgehaltenen
Journalisten) die Rede war, was aber nun in Zweifel gezogen
wurde.

Ein Ermittlungsverfahren, und da mags Du mich berichtigen, gibt es immer dann, wenn jemand eine Anzeige erstattet (siehe momentan Gysi).
Und soweit ich mich erinnere, haben sich die Journalisten eingeschlichen. Erst einschleichen und dann anzeigen halte ich für moralisch zweifelhaft. Aber da lass uns einfach das Ende des Ermittlungsverfahrens abwarten.

Alles nur erlogen und ausgedacht? Mein Vertrauen in ö.-r.
Medien ist da schon etwas größer als in einem mir nicht
bekannten Kreisanzeiger, der gerade mal 20 km von dem Ort des
Hotels ansässig zu sein scheint.

Ich hab da eindeutig mehr Vertrauen zum örtlichen Anzeiger. Der kennt die Verhältnisse vor Ort, ist nicht so auf „investigative“ Krawallmache aus und auch die ganzen Machart des Artikels klingt wesentlich unaufgeregter und sachlicher.

Oder anders: Cui bono? :wink:

Das frage ich mich schon länger, wenn ich die ARD Dokumentationen sehe. Da wird eine Stimmung gegen im Markt erfolgreiche Unternehmen und/oder gegen Billganbieter gemacht, als ob wirtschaftlicher Erfolg was Böses ist. Und sehr häufig so formuliert, dass man ja nichts beweisen muss. Da werden typische Produktionen in Asien gezeigt, in der laut der Sendung Arbeiter ausgebeutet werden. Das sind dann nicht mal die Firmen, die z. B. für diese Firmen arbeiten, sondern laut Reporter vergleichbar. Dass es die gleichen Firmen sind, die für Adidas, C&A, H&M, Abercrombie & Fitch und andere Firmen in jedem Preislevel arbeiten, wird gern verschwiegen, immerhin geht es um ein Feindbild.

Nur werden nie private Produktionsfirmen für Beiträge von öffentlich-rechtlichen Sendern gezeigt, bei denen, wie häufig in kleinen Firmen, Dumping Preise bezahlt werden, weil sie sonst pleite wären.

Darüber hinaus kriege ich bei Themen, bei denen ich glaube, Ahnung zu haben, mit, wie falsch öffentlich-rechtlich berichtet. Bei einem Thema, von dem ich nur wenig Ahnung habe, kannst Du hier nachlesen: http://stigma-videospiele.de

Du selbst kannst einfach mal bei einer Doku schauen, wann einfach nur berichtet wird und wann mit Hintergrundmusik, mit seltsamen Kameraeinstellungen und mit rhetorischen Fragen (Fragen muss man schließlich nicht beweisen) gearbeitet wird.

Wenn ich die Wahl habe zwischen den großen öffentlich-rechtlichen Sendern und dem regionalen Anzeiger, bevorzuge ich immer letzteres, auch weil ich, wenn ich selbst aus der Region komme, Texte besser beurteilen kann (Gruß an die Meppener Tagespost, der ich trotz Testabos von FAZ, Süddeutsche, TAZ (das war mehr Feindbeobachtung) und Hamburger Abendblatt die Treue halte).

Gruß

ALex

Hallo,

Alles nur erlogen und ausgedacht? Mein Vertrauen in ö.-r.
Medien ist da schon etwas größer als in einem mir nicht
bekannten Kreisanzeiger

Tja - genau das ist dein Fehler. Denn die ÖR zeigen größtenteils Kram von freien Journalisten - und die wollen ihre Berichte natürlich verkaufen. Da kommt es natürlich besser, wenn man von Gulag-artigen Verhältnissen im Arbeitslager eines Großkonzerns berichten kann, als wenn es sich beim Bericht „nur“ um die wahrscheinlich in der Tat etwas fordernden Lebensumstände von ausländischen Leiharbeitern während der Weihnachstsaison handelt.

Gruß

Anwar

Hallo,
wo ist da „mein Fehler“ ? :wink: Einem möglicherweise werbefinanzierten, möglicherweise vom Charakter her einem Käseblatt entsprechendem frei finanzierten Printmedium mehr trauen? Ist das dann „Dein“ Fehler :wink:

Es „kommt“ alles immer irgendwie irgendwo „besser“. Ist nur die Frage wo. Eine Gegendarstellung in einer derartigen Lokalzeitung ist mindestens „genau so seltsam“.

Und dass da was dran sein muss, kann jeder mal selbst überprüfen, indem er um den dritten Advent mal mit seinem Postboten spricht … wenn man ihn kurz angehalten bekommt. Ich emfpand die ARD-Reportage als seriös und eine Diskussion um derart Gebaren überfällig.

Gruß vom
Schnabel

Hallo,

Bleibt immer die Frage, in welcher Form die Anfrage gelaufen
ist. Wurde eine DVD mit der Doku geschickt, eine E-Mail mit
allgemeinen Formulierungen an eine allgemeine E-Mail Adresse
geschickt?

Soweit ich mich erinnere, war um Stellungnhame zu den Vorwürfen die Rede. Die Form oder das Medium der Anfrage wurde meiner Erinnerung nach nicht erwähnt.

In der anschließenden Diskussion wurde doch auch darauf
hingeweisen, dass die im Bericht gezeigte Dame nun fest
angestellt sei.

Sie wurde vom Hotel angestellt. Wäre spannend zu erfahren, wie
hoch ihr Stundenlohn ist. Sie selbst scheint sich ja ziemlich
wohl zu fühlen.

Das hat ja auch keiner in Zweifel gestellt. Man sollte sich sehr ärgern, wenn sie aufgrund der Diskussion um die ARD-Doku ihren Job gleich wieder los wäre. Wenn zutreffend, halte ich die Entscheidung des Hotels, die Dame zu beschäftigen, für ausgesprochen gut. Das Hotel scheint sich ja selbst von derlei „Kundschaft“ (Leiharbeiter mit dubioser Security) distanzieren zu wollen.

Ein Ermittlungsverfahren, und da mags Du mich berichtigen,
gibt es immer dann, wenn jemand eine Anzeige erstattet (siehe
momentan Gysi).

Nein, das ist leider nicht unbedingt zutreffend. Ein staatsanwaltliches Ermittlungsverfahren gibt es erst bei einem begründeten Anfangsverdacht. Hätte die Polizei nur einen Streit geschlichtet, gibt sie solche Vorgänge normalerweise nicht zur StA.

Und soweit ich mich erinnere, haben sich die Journalisten
eingeschlichen. Erst einschleichen und dann anzeigen halte ich
für moralisch zweifelhaft. Aber da lass uns einfach das Ende
des Ermittlungsverfahrens abwarten.

Naja, so laufen nunmal vedeckte Recherchen. Wenn man sich vorher anmeldet, kriegt man auch nur gefiltertes Zeugs geliefert. Das wäre aber wohl bei RTL-Hotel-Tests nicht anders :smile: Aber das Abwarten ist eine gute Idee. Ich denke (auch), es wird nichts (berichtenswertes) dabei „rumkommen“.

Ich hab da eindeutig mehr Vertrauen zum örtlichen Anzeiger.
Der kennt die Verhältnisse vor Ort, ist nicht so auf
„investigative“ Krawallmache aus und auch die ganzen Machart
des Artikels klingt wesentlich unaufgeregter und sachlicher.

Oh, das sehe ich anders. Derart Printmedien finanzieren sich überwiegend über Anzeigen und Werbung aus ihrem Einzugsbereich und haben zweite Standbeine wie Werbedruckerzeugnisse o.ä… Wenn ein Großkunde vergrault wird, kann so ein Verlag „dicht“ machen. Da dann lieber die ö.r. steuerfinanzeirten freien Journalisten. Da halte ich die Überprüfbarkeit und die Chance, nicht entsprechend eingefärbte Berichte zu sehen für größer. Dass die immer mehr dem „freien Markt“ für derart Medienerzeugnisse entsprechen müssen, stimmt allerdings.

Oder anders: Cui bono? :wink:

Das frage ich mich schon länger, wenn ich die ARD
Dokumentationen sehe. Da wird eine Stimmung gegen im Markt
erfolgreiche Unternehmen und/oder gegen Billganbieter gemacht,
als ob wirtschaftlicher Erfolg was Böses ist. Und sehr häufig
so formuliert, dass man ja nichts beweisen muss. Da werden
typische Produktionen in Asien gezeigt, in der laut der
Sendung Arbeiter ausgebeutet werden. Das sind dann nicht mal
die Firmen, die z. B. für diese Firmen arbeiten, sondern laut
Reporter vergleichbar. Dass es die gleichen Firmen sind, die
für Adidas, C&A, H&M, Abercrombie & Fitch und andere Firmen in
jedem Preislevel arbeiten, wird gern verschwiegen, immerhin
geht es um ein Feindbild.

Hm, naja, das kann man so sehen. Aber interessiert es den „im Gegenzug zu einem in Bangladesh beschäftigten Billigarbeiter rausgeworfenen“ deutschen Arbeitnehmer von Deutschen Textilherstellern (oder einen seiner Kunden) nicht auch, durch wen oder was er da ersetzt wurde? Bei den Bergen von billigen Ramschtextilien, die hier zu Billigpreisen durch die Kassen wandern, möchte ich schon wissen, warum der Preis so merkwürdig niedrig ist. Vielleicht fällt es mir dann nächstes Mal in so einem Laden wieder ein. Ist mir schon passiert :smile:

Die Sache mit dem Feindbild ist eine solche („eine Sache“). Auf der einen Seite möchte man noch immer eine Identifikation mit dem Unternehmen (wenn man dort arbeitet oder es in der Umgebung herstellt), auf der anderen Seite rennt man - sofern nicht persönlich betroffen - in den nächsten Billigdiscounter und kauft Ramsch (oder bestellt mal schnell bei Amazon, anstatt in den Buchladen um die Ecke zu gehen - um mal zum Thema zurückzukehren :smile:). Da wird m.E, kein Feindbild erzeugt sondern - mitunter durchaus polarisierend - ein Fokus auf ein sonst abseits liegendes Thema gesetzt. Und das natürlich in einer Weise, die wiederum irgendwie „verkauft“ werden muss.

Die Menschen, die in der Management-Ebene dieser Unternehmen arbeiten, sind Lichtjahre von den produzierenden Arbeitern entfernt- genau wie viele Konsumenten. Die sollte man m.E. durchaus wachrütteln.

Du selbst kannst einfach mal bei einer Doku schauen, wann
einfach nur berichtet wird und wann mit Hintergrundmusik, mit
seltsamen Kameraeinstellungen und mit rhetorischen Fragen
(Fragen muss man schließlich nicht beweisen) gearbeitet wird.

Da gebe ich Dir Recht. Das führt bei mir aber eher dazu, dass ich diese Dokus dann nicht mehr als seriös empfinde.

Wenn ich die Wahl habe zwischen den großen
öffentlich-rechtlichen Sendern und dem regionalen Anzeiger,
bevorzuge ich immer letzteres, auch weil ich, wenn ich selbst
aus der Region komme, Texte besser beurteilen kann (Gruß an
die Meppener Tagespost, der ich trotz Testabos von FAZ,
Süddeutsche, TAZ (das war mehr Feindbeobachtung) und Hamburger
Abendblatt die Treue halte).

Siehe oben, da hab ich leider andere Erfahrungen gemacht. Zugegeben nicht bei großen überregionalen Verlagen, aber vor allem bei kleineren, regional tätigen.

Gruß vom
Schnabel

und Danke für den - wirklich - sachlichen Diskussionsbeitrag!

Hallo,

lustigerweise hiess es ja vor einigen Jahren, dass die Erntehelfer knapp werden, weil die lieber in Grossbritanien und anderen Ländern arbeiten, wo man mehr verdient.

Das ist wie immer ein wenig differenziert zu betrachten. Wenn man etwa zwischen guten und weniger guten unterscheidet, dann wird das Bild schon deutlicher. Das ist wie mit dem Facharbeitermangel. Es mangelt nicht grundsätzlich, sondern nur an denen, die für das angebotene Geld Bewerbugen schicken bzw. die gestellten Anforerungen erfüllen.

Bei fast allen Landwirten aus der Nachbarschaft kommen jedes Jahr die gleichen Arbeiter - schlichtweg weil es sich lohnt.

Vielleicht sind die nur reisefaul.

Ich denke, die sind da recht indifferent, was eine Fahrt von Ostpolen bis Hannover oder bis Holland oder GB angeht. Die fahren da in Bussen und Fahrgemeinschaften zu Preisen, zu denen man in Deutschland nichtmal Bahn fahren kann.
Und der gemeine Deutsche kann so ohne weiteres die einzelnen osteuropäischen Nationalitäten nicht so leicht auseinanderhalten. Die wenigsten werden auf Anhieb polnisch, von bulgarisch oder rumänisch unterscheiden können. Und da wo seit jahren die gleichen kommen, werden wahrscheinlich nicht mehr die gleichen Löhne und Bedingungen geboten.

Grüße

lustigerweise hiess es ja vor einigen Jahren, dass die
Erntehelfer knapp werden, weil die lieber in Grossbritanien
und anderen Ländern arbeiten, wo man mehr verdient.

Das machen sicherlich einige, was auch ein Beleg dafür ist wie super der Markt funktioniert. Mein Dad hat für seine Saisonarbeiter die Löhne auch um 50 Cent angehoben im letzten Jahr.

Hallo,

merkwürdig: sowohl im Bericht als auch in der in Hessen 3
gezeigten anschließenden Diskussion war die Rede davon, dass
alle drei - Amazon, die Securityfirma und das Hotel - um
Stellungnahme *vor* Ausstrahlung gebeten wurden und keine
abgegeben hätten… eine Gelegenheit, sich zu verteidigen,
scheint es also gegeben zu haben.

Amazon hat doch reagiert, indem sowohl der Sicherheitsfirma als auch einem der Zeitarbeitsunternehmen gekündigt wurde. Nur, weil ein Riesenapparat wie Amazon nicht sofort und ohne weitere Prüfung des Sachverhalts auf eine Anfrage irgendwelcher Journalisten reagiert, ist das doch kein Schuldeingeständnis.

Außer den Journalisten sollte es doch vernünftigerweise jedem an einer vollständigen Klärung des Sachverhalte gelegen sein als an einem inhaltsleeren und unfundierten Schnellschuß, der nur dazu dient, die Journalisten bzw. die Öffentlichkeit zu beschwichtigen und der sich dann am Ende möglicherweise noch als falsch herausstellt - und daß man sofort alle Vorwürfte bestätigt, kann doch wohl auch niemand erwarten.

Im übrigen war der ganze Beitrag höchst unseriös, weil die ganze Zeit so berichtet wurde, als sei das Verhalten der Sicherheitsleute und der Zeitarbeitsunternehmen unmittelbar Amazon anzulasten, d.h. es fehlte jegliche Differenzierung. Besser wäre es gewesen, das Fehlverhalten denjenigen anzulasten, die es unmittelbar zu verantworten hatten. Aber dann hätte sich der Beitrag ja nicht so fein verkaufen lassen. Wen sollte schon ein Fernsehbericht interessieren, in dem es Sicherheitsdienste und Zeitarbeitsunternehmen geht?

Gruß
C.

Hallo!

Welche Möglichkeiten hat aus Eurer Sicht ein Unternehmen, sich
zu verteidigen, ohne dass sie nicht noch negativer wirken als
sis sowieso schon wahrgenommen werden.

Keine.
Das Unternehmen kann nur das beste daraus machen und die Marketingstrategie darauf ausrichten.
Im besten Fall erweist sich das nachträglich sogar noch als positiver Effekt.
Amazon hat das durchaus im Kreuz.

Besonders in unseren hyperreal-vernetzten Zeiten kommt so etwas eben über einen wie eine Naturgewalt.
Der Shitstorm sollte daher -wie der Gewittersturm auch- versicherbar werden.
Elementarschaden :wink:

Gruß
Tyll

Gehen wir mal die Punkte durch
Hallo Allerseits,

die Wahrheit liegt häufig irgendwo in der Mitte.

Der Fernsehbeitrag transportierte ein Bild.
Fremdarbeiter werden kaserniert, arbeiten bis zum umfallen und werden von einer faschistischen Truppe überwacht.
Damit traf der Beitrag in seiner Wirkung ins schwarze.

Schauen wir uns mal die einzelne Vorwürfe an.

1.) Den Arbeitnehmern wurde zugesagt bei Amazon direkt eingestellt zu werden. Als die Arbeitskräfte da waren, wurden ihnen nur Verträge mit einer Leihfirma angeboten. Auch die Arbeitsagentur sieht sich getäuscht. Der Vorwurf scheint zu stimmen.

2.) Die Arbeitnehmer erhalten eine Entlohnung von 8,52 €/h. Ihnen wurde über 9 € zugesagt (den genauen Betrag weiss ich nicht mehr).
D,h, die Leihfirma zahlt den Tariflohn für Leiharbeiter, was für die Arbeitskräfte aus dem Süden oder Osten erst mal nicht schlecht ist. Niemand bestreitet aber die Täuschung.

3.) Das Arbeitspensum soll hoch sein und manche Arbeitskräftevertragen werden krank. Das mag sein, dem hat bisher Niemand wiedersprochen.
Wochenlang den ganzen Tag durch Gänge rennen erfordert eine gute Konstitution, die nur ein Teil der Arbeitskräfte von Anfang an mitbringt.

4.) Die Unterkünfte sollen eng und überlegt sein. Da fiel ein Zahl von 7 Leuten in einem 80m²-Appartment.
Das ist eine Frage der Ansicht. Ferienunterkünfte, insbesondere wenn es keine ****-Luxusappartments, sind nun mal beengt. Das bedeutet nicht, dass die Menschen dort schlecht leben. Andere Leute zahlen Geld, um dort Urlaub zu machen.

5.) Wenn eine Mitarbeiterin der Reiseagentur davon spricht, dass sie nicht über Menschen spricht, sondern über Busse, dann entspricht dass der Realität in einem harten Geschäft.

6.) Dass der Abtransport der Arbeitskräfte bedingt durch flexible Schichten bei Amazon nicht immer klappt ist ein logistisches Problem. Was unklar blieb, ist die Ursache, ob es an der mangelden Kompetenz, dem mangelnden Interesse oder dem Geiz der Reiseagentur liegt.

7.) Dass ein Sicherheitsdienst die Zimmer und den Besitz der Arbeitskräfte in der Ferienanlage kontrolliert, wäre ein absolutes NoGo.
Hier widerspricht der verlinkte Zeitungsartikel dem Fernsehbeitrag. Nun stellt sich die berechtigte Frage, was die Aufgabe des Sicherheitsdienstes war und was sie da deutlich sichtbar in der Ferienanlage gemacht haben. Im Zeitungsartikel wird behauptet, der Sicherheitsdienst sollte nur Sachschäden für Versicherungszwecke dokumentieren.
Falls das Jemand glaubt, möge er die Hand heben.

Das die Verantwortlichen bei Amazon den Hintergrund des Sicherheitdienstes nicht kannten, mag verständlich sein, ich kenne auch nicht den Hintergrund aller meiner Dienstleister.

9.) Amazon lässt die Arbeitskräfte bis zum Ende des des Weihnachtsgeschaäft im unklaren, ob sie weiterbeschäftigt werden.
Das ist von der Seite Amazons verständlich und effektiv. Der Arbeitnehmer geben getrieben von der Hoffnung bis zum Schluß vollen Einsatz. Das mag nicht sonderlich menschenfreundlich sein, aber es ist nicht illegal. Auch diese Vorgehensweise hat Niemand widersprochen.

10.) Im Fernsehbeitrag wurde gesagt, dass die Feriengäste ihr Essen getrennt von anderen Gästen bekommen haben. In dem Zeitungsartikel heißt es die, die Arbeitskräfte konnten sich frei bewegen und wären nicht von den Gästen abgeschottet worden.
Beides kann stimmen. Es ist durchaus üblich, dass Reisgruppen getrennt von separat Reisenden verköstigt werden, insbesondere, wenn besondere Konditionen vereinbart wurden.

Meine Meinung:
Der Fernsehbeitrag hat, auch mit subtilen Mitteln, Stimmung gemacht. Das mag ich an solchen Reportagen nicht.
Gegen diese Stimmung wird nun Gegenstimmung gemacht. Den Fernsehmachern wird Betrug vorgeworfen. Die faktischen Vorwürfe werden relativiert, nach dem Motto „Ja es gab da einige Unstimmigkeiten, aber im Großen und Ganzen ging es uns gut.“

Ich sehe unabhängig von der Stimmungsmache die Vorwürfe des Fernsehmacher zum großen Teil bestätigt. Ich kann mir aber auch gut vorstellen, dass es die meisten Arbeitskräfte als nicht so schlimm entpfunden haben und froh waren, eine Zeitlang für ihre heimatlichen Verhältnisse gut verdient zu haben. Den meisten europäischen Wanderarbeiter geht es leider viel schlechter.

Welche Möglichkeiten hat aus Eurer Sicht ein Unternehmen, sich
zu verteidigen, ohne dass sie nicht noch negativer wirken als
sis sowieso schon wahrgenommen werden.

Wenn die Vorwürfe unberechtigt sind, hilft Transparenz, z.B. Reporter in den Betrieb lassen.
Wenn die Vorwürfe berechtigt sind gibt man Subunternehmern die Schuld und trennt sich von diesen.

Gruß
Carlos

2.) Die Arbeitnehmer erhalten eine Entlohnung von 8,52 €/h.
Ihnen wurde über 9 € zugesagt (den genauen Betrag weiss ich
nicht mehr).
D,h, die Leihfirma zahlt den Tariflohn für Leiharbeiter, was
für die Arbeitskräfte aus dem Süden oder Osten erst mal nicht
schlecht ist. Niemand bestreitet aber die Täuschung.

Es zählt der Lohn der im Arbeitsvertrag steht. Wenn der AG hier vertragsbrüchig geworden sein sollte, dann lässt sich dieser Lohn einklagen.

Hallo,

Es zählt der Lohn der im Arbeitsvertrag steht. Wenn der AG
hier vertragsbrüchig geworden sein sollte, dann lässt sich
dieser Lohn einklagen.

Stimmt.
Die Arbeitnehmer bekamen in Spanien eine Ansage und wurden nach Deutschland transportiert. Als dann in Deutschland waren, bekamen sie die Arbeitsverträge (natürlich in deutsch) vorgelegt. Dort war nicht Amazon der Arbeitgeber, sondern die Leiharbeitsfirma und der aufgeführte Lohn war geringer, als das, was man ihnen zugesagt hatte.

Es wurde nicht berichtet, ob sich einzelne Arbeitnehmer daraufhin weigerten den Vertrag zu unterzeichnen.

Ob das strafrechtlich relevant ist, kann ich nicht beurteilen, menschlich gesehen ist das nicht die feine Art.

Gruß
Carlos

Hallo,
wo ist da „mein Fehler“ ? :wink: Einem möglicherweise
werbefinanzierten, möglicherweise vom Charakter her einem
Käseblatt entsprechendem frei finanzierten Printmedium mehr
trauen? Ist das dann „Dein“ Fehler :wink:

Der Punkt ist, dass einige (u. a. auch ich) Erfahrungen mit dem Inhalt von diesen „investigativen“ Reportagen gemacht haben. Bei den Themen, von denen ich glaube, Ahnung zu haben, sind mir große inhaltliche Fehler aufgefallen und ich hatte auch mal Gelegenheit, den Unterschied zwischen geführtem Interview und dem Ergebnis bei der ARD zu erleben. Da sind meine Erlebnisse mit den sog. Käseblättern deutlich positiver.

Und dass da was dran sein muss, kann jeder mal selbst
überprüfen, indem er um den dritten Advent mal mit seinem
Postboten spricht … wenn man ihn kurz angehalten bekommt.

Ich spreche eigentlich ständig mit Zustellern, hab einige in meinem Freundeskreis. Ich frag sie aber eher am vierten Advent oder Weihnachten, wie ihr Trinkgeld ausgefallen ist. In diesem Jahr haben sie sich übrigens beschwehrt, dass es kaum Aushilfskräfte gab (auch weil die Post um das negative Image besorgt war).

Ich emfpand die ARD-Reportage als seriös und eine Diskussion
um derart Gebaren überfällig.

Und mir macht Angst, dass Du diese Reportage als seriös wahrgenommen hast.

ALex

wird wie immer…
am Anfang ist das Geschrei groß und am Ende kaufen alle bei Amazon. Wen intressiert schon wie es den Anderen geht wenn es einem möglich gemacht wird billiger einzukaufen.
Da kommen auch noch diese heuchlerischen Sprüche wie „die Konsumenten müssen faire Preise zahlen um faire Bedingungen für die Mitarbeiter zu schaffen“. Ja logisch mach ich das, wenn ich 2000-3000€ Netto in der Täsch hab, wenn ich selber am Kämpfen bin, kauf ich da wo es am Billigsten ist.
Und die, die die dicken Brieftaschen haben, sind in Wahrheit die Pfennigfuchser.

Hallo,

Die Arbeitnehmer bekamen in Spanien eine Ansage und wurden
nach Deutschland transportiert. Als dann in Deutschland waren,
bekamen sie die Arbeitsverträge (natürlich in deutsch)
vorgelegt. Dort war nicht Amazon der Arbeitgeber, sondern die
Leiharbeitsfirma und der aufgeführte Lohn war geringer, als
das, was man ihnen zugesagt hatte.

war es nicht eher so, daß die Leute eine Email dieses Inhaltes erhielten, zwei Tage bevor sie nach Deutschland aufbrachen?

http://www.ardmediathek.de/das-erste/reportage-dokum…

@8:30

Gruß
C.