H wie Hola.
Der Kleine wollte dann
unbedingt auch und geriet sehr schnell in Wut (Schreikonzert
vom Feinsten und der Versuch sich aus dem Wagen zu werfen) als
er nicht aus dem Einkaufswagen rausdurfte.
Und hier setzt es doch schon ein.
Wo gibt’s denn bitte sowas, daß das Kind sich auf eine solche Weise aufführt? Tobt herum, wie nicht bei Sinnen…
Soweit käme es noch, daß ein Kleinkind mir seinen Willen aufzwingen würde…
Hier prallen eben Welten aufeinander - bei uns (mir und meinen Geschwistern) hat es sowas einfach nicht gegeben. Und wehe dem, es wäre so auf die Spitze getrieben worden, wie man das eben in diesen Beispielen heutzutage so sieht.
Ein Kind, das in dieser Situation positiv auf eine Ohrfeige
reagiert zeigt nur, daß die Angst vor den Eltern größer ist,
als das Bedürfnis seine Gefühle zu zeigen (Kleinkinder können
Wut und Enttäuschung nur sehr lautstark äußern - ein „sich
beherrschen“ im positiven Sinne ist noch nicht möglich, es
wird erst später erlernt).
Tut mir leid, aber das klingt einfach viel zu bedeutungsschwanger formuliert. Ich hatte als Kind keine Problem mit dem „Gefühle zeigen“ *schnulz* und habe das auch heute nicht. Hier wird mit Kanonen auf Spatzen geschossen, indem Begrifflichkeiten aus der Erwachsenen-Welt blank auf Kinder umgemünzt werden.
Es klingt wie ein Ableger von dem Gerede à la „Kinder sind vollständige Mitglieder der Gesellschaft mit weitreichenden Rechten, …“. Wäre ich kein Atheist, würde ich sagen „Gott bewahre“.
Dabei habe ich ihm klargemacht,
daß ich erst dann mit ihm kommunizieren werde, wenn er sich
beruhigt hat.
Und? Kümmert so etwas ein Kind der in diesem Kommentarzweig genannten Verhaltensmuster? Ein Erwachsener würde sich bei solchen Worten auf dem Fußboden kringeln, das Kind bleibt einfach unbeeindruckt.
Als das Schreien und Toben nach ca. 1 bis 2
Minuten in Schluchzen mündete
Das ist vielleicht die einzige Alternative, die aber auch kein Regelfall ist - ignorieren, bis sich ausgetobt wurde. Ein immer anwendbares Rezept ist dies aber auch nicht und nur in gewissen Situationen geeignet.
Das Ergebnis wäre aber auch nicht anders gewesen, hätte ich
(oder meine Frau, wir revidieren grundsätzlich keine
Entscheidungen des anderen) entschieden, daß es heute keine
Fahrt gibt.
Nun stelle Dir vor, daß es auch genügend Kinder gibt, die anders reagiert hätten.
Es ist anfangs zweifelsfrei bedeutend anstrengender und
zeitaufwendiger, Kinder angsfrei zu erziehen. Später darf man
dann aber die Früchte dieser Arbeit einfahren: Kinder die
einem vertrauen.
Du arbeitest aber immer wieder mit dem alten Angstszenario. Es wird angenommen, daß dieser aufflammende Respekt vor Bestrafung, der noch nicht einmal automatisch *Angst* bedeuten muß, zwangsläufig zu tiefen seelischen Kriesen führt. Nach dem Motto, daß der Mechanismus wie eine Lawine funktioniert: Ein kleines Körnchen hat nach einem genügend großen Zeitraum (nämlich wenn der Schnee unten im Tal ankommt) verheerende Folgen.
Das kulminiert nun schon in der Unterstellung, Kinder würden den Eltern dann nicht mehr vertrauen.
Das ist mindestens sehr weit hergeholt, weil es auf einer Reihe von Annahmen basiert, die eher eine Modeerscheinung sind.
Idealerweise haben Kinder nur Angst vor den Konsequenzen ihres
Handelns und keine Angst vor ihren Eltern.
Und wer hat jemals bewiesen, die Kidner hätten bei Androhung oder Umsetzung von Ohrfeigen Angst vor den Eltern?
Hier haben wir gerade den immer wiederkehrenden Knackpunkt. Die Fraktion „ohne Zuchtmittel“ biegt sich ihre Ansichten nur mittels einer Reihe von äußerst fragwürdigen Annahmen zurecht.
Es ist natürlich trotzdem möglich (und auch gar nicht selten),
daß Kinder trotz Züchtigungen (blödes Wort, ich hätte lieber
„Schläge“ geschrieben, aber das Wort scheint ja ein rotes Tuch
für dich zu sein) ohne Entwicklungsschaden und mit Vertrauen
in ihre Eltern groß werden. Aber Ohrfeigen helfen diesem Ziel
in keiner Weise.
„Schläge“ ist ein ganz normales Wort - das rote Tuch ist diese regelrecht infantile Pauschalisierung, daß eine maßvolle Ohrfeige bspw. ein Schlag ist. Wie gesagt, wer einmal einen „Schlag“ miterlebt hat - in welcher Form auch immer - wird dieses Wort mit Bedacht wählen.
Ich habe schon gesehen, wie ein Vater auf offener Straße zu gut Deutsch mit voller Kanne seiner Tochter eine geballert hat, daß es ein Wunder gewesen ist, daß das Mädchen auf den Beinen geblieben ist.
Genau von so etwas rede ich gerade nicht und sowas wird mir auch nicht passieren.
Der Rest Deines Satzes stimmt ehrlich froh, da Du mit dieser Beobachtungen weiter bist, als viele andere.
MfG