Halllo schuuuf,
bei chronischen - also langanhaltenden - Spannungskopfschmerzen wie Deinen ist es wichtig, die Einnahme von Schmerzmitteln auf ein weniger als 10 Tage im Monat zu begrenzen, da sonst die Gefahr eines durch zu häufige Schmerzmitteleinnahme bedingten Kopfschmerzes droht (eines sogenannten Medikamentenübergebrauchskopfschmerzes). - So gesehen hat Dein Arzt Dir das Richtige verordnet, wenn er es auch hätte erklären sollen.
Die Wirksamkeit kann erst nach 1-2 Monaten sicher beurteilt werden. Deshalb ist es nötig, die Medikamente über diesen Zeitraum konsequent einzunehmen, sofern Nebenwirkungen dies nicht verhindern. Wenn nach diesem Zeitraum eine gute Wirkung beobachtet wird, sollten die Medikamente für etwa ein halbes Jahr eingenommen werden und dann langsam ausgeschlichen werden. Bei vielen Patienten beobachtet man dann anhaltende Effekte auch über das Absetzen hinaus.
Bei der Auswahl des richtigen Präparates sollten ggf. auch begleitende Erkrankungen berücksichtigt werden.
Goldstandard in der medikamentösen Therapie des chronischen Kopfschmerzes vom Spannungstyp ist allen voran Amitriptylin bzw. die eng verwandte Substanz Amitriptylinoxid. Hierzu wurden die meisten Studien publiziert. Eine deutlich schlechtere Datenlage besteht für die übrigen tri- und tetrazyklischen Antidepressiva wie Clomipramin, Imipramin, Doxepin, Mianserin und Maprotilin. Einschränkend gilt, dass diese älteren Antidepressiva oft schlechter vertragen werden und Probleme wie Mundtrockenheit, Müdigkeit und Gewichtszunahme auftreten können. Deshalb ist ein langsames Aufdosieren wichtig: 10-25 mg in der ersten Woche, dann pro Woche um 25 mg steigern auf max. 75 mg pro Tag. Da die meisten älteren Antidepressiva müde machen, empfiehlt sich die Einnahme abends. Nicht geeignet sind diese Medikamente für Patienten mit bekannten Herzrhythmusstörungen, grünem Star (Glaukom), Prostatavergrößerung mit Restharnbildung, Demenzen und bekannter Epilepsie.
Unter den Mitteln der 2. Wahl befinden sich zahlreiche weitere meist neuere Antidepressiva, wobei hier die Datenlage zur Wirksamkeit schlechter ist. Die beste Wirksamkeit haben hier sicherlich Mirtazapin, Venlafaxin und Sulpirid. Mirtazapin eignet sich gut für Patienten mit begleitenden Schlafstörungen, da es wie die o.g. tri- und tetrazyklischen Antidepressiva müde macht. Venlafaxin dagegen wirkt eher aktivierend. Sulpirid kann bei Patienten mit begleitendem Schwindel hilfreich sein.
Mögliche Alternativen sind daneben Valproat und Topiramat, die zur Behandlung von Epilepsien entwickelt wurden (Antiepileptika), aber auch bei der Migränebehandlung mit gutem Erfolg eingesetzt werden. Auch Tizanidin, was zur muskelentspannenden Therapie (Muskelrelaxans) z.B. bei Rückenschmerzen eingesetzt wird, ist bei chronischem Spannungskopfschmerz wirksam. Durch Kombination mit Amitriptylin kann man die Wirksamkeit weiter erhöhen. Opioiden (z.B. Morphin) können aufgrund der aktuellen Studienlage nicht empfohlen werden, zumal typische Nebenwirkungen (wie z.B. Verstopfungen) und Toleranzentwicklung oft zum Therapieabbruch führen. Auch eine Behandlung mit Botolinumtoxin, welches in die Gesichts- und Nackenmuskeln injiziert wird, konnte in mehreren kontrollierten Studien seine Überlegenheit gegenüber einem Placebopräparat nicht belegen und wird nicht empfohlen.
Unter den nichtmedikamentösen Verfahren sind vor allem das Biofeedback und die Entspannungsübungen wirksam. Beim Biofeedback wird dem Patienten eine Rückmeldung über Körperfunktionen gegeben, die normalerweise nicht bewusst wahrgenommen werden, wie z.B. die Muskelanspannung des Schläfenmuskels beim EMG-Biofeedback. Als Entspannungsübung bietet sich vor allem die progressive Muskelrelaxation an. Wichtig ist hier vor allem eine regelmäßige Anwendung. Ebenfalls sehr effektiv sind kognitiv-behaviorale Programme, wie Stressmanagement. Auch wenn Effekte dieser nichtmedikamentösen Verfahren oft erst nach längerer Zeit (verglichen mit medikamentöser Therapie) einsetzen, so halten sie dafür auch länger an. Akupunktur zeigte (ebenso wie Scheinakupunktur, d.h. Akupunktur an anderen als den traditionellen Punkten) eine bessere Wirkung als die Warteliste auf einen Termin. Auch gibt es Hinweise auf einen Nutzen von physiotherapeutische Maßnahmen und von körperlichen Übungsprogrammen beim chronischen Spannungskopfschmerz.
Weitere Informationen: www.dmkg.de
Gute Besserung!
litterae