'Amtsanmaßung' bei öffentl. getragener Mönchkleidu

Hallo, guten Tag.

Ich habe da wieder eine seltsame Frage.
Gibt es einen Art Amtsanmaßung bei öffentlich getragener Mönchskleidung?
Oder ist es grundsätzlich verboten einen original Mönchstalar zu tragen?
Der Talar wäre ein original, so einer, den auch die Benediktiener tragen.
Also auch komplett, mit Zingulum, Kaputze etc.
In den eigenen 4 Wänden ist es klar, da kann man ja alles oder nichts tragen, solange von außen nicht ersichtlich?
(gilt auch bei einer SS-Uniform, oder ist DAS wieder etwas anderes?)

Oder gibt es eine Möglichkeit, das, wenn man ein eigenes Haus und Grundstück hat, das man einer Mönchsgemeinschaft angehört, aber nicht im Kloster lebt und wohnt, und somit auch die „Kutte“ tragen darf.
Und dabei seiner normalen Arbeit nachgehen kann?
Arbeit z.B. Altenpfleger oder in kirchlicher angelegenheit im Büro?
Glaube ist so in etwa wie ein Laienbruder oder so?

Für Hilfe nud tips besten Dank.

Mfg

Servus,

Gibt es einen Art Amtsanmaßung bei öffentlich getragener
Mönchskleidung?

wenn Du mal § 132 StGB liest, siehst Du schnell, dass alle maßgeblichen Kriterien für den Tatbestand fehlen.

Oder ist es grundsätzlich verboten einen original Mönchstalar
zu tragen?

Das kommt darauf an, wo man das Habit (öffentlich) trägt und was man dabei tut oder sagt. Wesentlich weniger konkret als § 132 StGB ist nämlich § 166 StGB formuliert.

Oder gibt es eine Möglichkeit, das, wenn man ein eigenes Haus
und Grundstück hat, das man einer Mönchsgemeinschaft angehört,
aber nicht im Kloster lebt und wohnt, und somit auch die
„Kutte“ tragen darf.

Ein wesentliches Element aller Ordensregeln ist die Gemeinschaft. Selbst die Trappisten mit ihrem strengen Schweigegebot und die Kartäuser als „moderne Einsiedler“ leben in Gemeinschaft. Es gibt sehr kleine Gemeinschaften - ich war vor vielen Jahren einmal bei einem Norbertinerinnenkloster zu Gast, das eher an eine Art Land-WG erinnerte: Es war von dem absolut notwendigen Minimum an Ordensfrauen bewohnt, nämlich dreien. Aber weniger gibt es zumindest in den römisch-katholischen Orden nicht.

Und dabei seiner normalen Arbeit nachgehen kann?

Es kann gut sein, dass Dir schon Patres von einem der weltzugewandteren Orden begegnet sind, ohne dass Du wahrgenommen hast, dass es Ordensleute waren - z.B. ein Betriebswirt oder ein Pädagoge von den Prämonstratensern als Trainer bei einer Fortbildung, oder eine Norbertinerin als Erzieherin oder in der Jugendarbeit. Es gibt genügend Orden, bei denen das Habit nicht zwingend und immer getragen wird.

Glaube ist so in etwa wie ein Laienbruder oder so?

Ich habe deswegen Prämonstratenser und Norbertinerinnen als Beispiele genannt, weil der Prämonstratenserorden dezidiert „in der Welt“ zuhause und gleichzeitig betont intelektuell orientiert ist: Man findet dort genügend Patres mit ziemlich überraschenden Kombinationen von zwei abgeschlossenen Studiengängen, z.B. Agraringenieur/Theologe, Informatiker/Theologe, Diplomkaufmann/Theologe, Lebensmittelchemiker/Theologe. Das mag belegen, dass es durchaus möglich und üblich ist, eine - auch hier wieder am Beispiel der Prämonstratenser - gar nicht so sehr liberale Ordensregel zu befolgen und dabei mitten im diesseitigen Leben und einem Beruf zu stehen, den man nicht mal eben nebenher zwischen den Stundengebeten abhandeln kann.

Aber ohne Gemeinschaft (und ohne Gehorsam) ist das nicht so einfach mit dem mönchischen Leben. Auch bei einem klassischen Eremitenorden wie den Kapuzinern wird man einen Novizen nicht so aus der hohlen Hand dem Einsiedlerdasein überlassen.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Hallo.

Danke für die ganze Info.

also könnte ich ohne weiteres mit einem BenediktienerHabit in meinem Haus und auf meinem Hof rumlaufen, ohne das was mir passiert.
Ok, soweit so gut.
Und wenn in Öffentlichkeit, würde ich damit „nur“ ein kaufen gehen und im sommer etc. wandern und das normale Leben.
Was ich NICHT machen würde, wäre halt irgendwelche Propaganda oder schlechtmachen von kirche oder sonst was.

Also stünde eigentlich nichts im Wege?
Mal von der Arbeitssache außen vor gelassen.

Mfg

Servus,

Also stünde eigentlich nichts im Wege?

rechtlich wird dem wohl nichts im Wege stehen.

Falls Du Christ bist, halte ich es für nützlich, zu dem Projekt vorher einen Geistlichen zu befragen. U.a. dahingehend, ob beim Tragen dieser „Verkleidung“ der Tatbestand „falsches Zeugnis ablegen wider den Nächsten“ erfüllt ist, oder ob dies bloß in Worten geschehen kann.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Hallo,
ich sehe die Sache nicht ganz so unproblematisch. Einschlägig ist hier nämlich nicht der genannte § 132 StGB, sondern § 132 a. Hier wird auch nicht unterschieden zwischen öffentlichem Auftreten und „privatem“ Tragen - die Abgrenzung ist hier ohnehin schwierig. Grundsätzlich gilt natürlich: wo kein Kläger, da kein Richter. Wenn es also niemand mitbekommt, dass da jemand Ordenshabit trägt …

§ 132a - Mißbrauch von Titeln, Berufsbezeichnungen und Abzeichen

_(1) Wer unbefugt […]
4. inländische oder ausländische Uniformen, Amtskleidungen oder Amtsabzeichen trägt,

wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.

(2) Den in Absatz 1 genannten Bezeichnungen, akademischen Graden, Titeln, Würden, Uniformen, Amtskleidungen oder Amtsabzeichen stehen solche gleich, die ihnen zum Verwechseln ähnlich sind.

(3) Die Absätze 1 und 2 gelten auch für für Amtsbezeichnungen, Titel, Würden, Amtskleidungen und Amtsabzeichen der Kirchen und anderen Religionsgesellschaften des öffentlichen Rechts.

(4) Gegenstände, auf die sich eine Straftat nach Absatz 1 Nr. 4, allein oder in Verbindung mit Absatz 2 oder 3, bezieht, können eingezogen werden._

Nun kann man sicher darüber streiten, ob ein Ordenshabit ebenso wie die Priesterkleidung als Amtskleidung zu werten ist - einschlägige Urteile scheint es da (noch) nicht zu geben. Aber mal grundsätzlich: auch ohne betrügerische Absicht ist das Tragen eines Ordenshabits das äußerliche Zeichen dafür, dass der Träger offiziell Gelübde abgelegt hat und (hoffentlich) nach diesen auch lebt. Fehlt diese Vorrausetzung, handelt es ich um eine Verkleidung. Warum ein erwachsener Mensch sich außerhalb von Karnevalsveranstaltungen unbedingt verkleiden möchte, erschließt sich mir nicht so ganz …

Freundliche Grüße,
Ralf

2 Like

Ei Ralf,

long time no see - schön Dich zu lesen.

Amtskleidung einer Kirche ist nach meinem Dafürhalten bloß diejenige, die ihren Träger als Inhaber bestimmter Kompetenzen ausweist, wie Priester, Prior oder Abt.

Das wäre im gegebenen Fall bloß das Habit eines Ordens, in dem es keine Brüder gibt, sondern bloß Patres - insofern sind die von mir vorher beispielhaft genannten Prämonstratenser kein gutes Beispiel, weil grade deren Habit den Träger als Priester ausweist, der kraft Amtes u.a. Sakramente spenden und die Wandlung vollziehen kann.

Während man z.B. als Benediktiner- oder Franziskanerbruder verkleidet durchaus öffentlich auftreten dürfte, weil bei diesen Orden das Habit noch keine Garantie dafür gibt, dass sein Träger eine Oblate in den Leib des Herrn verzaubernwandeln oder die Beichte abnehmen kann.

Darin, dass das Habit das Allerwenigste ist, was einen Mönch ausmacht, und dass das pure Tragen des Habits ohne Gelübde und ohne Noviziat allenfalls zeigen kann, dass jemand etwas nicht verstehen möchte, stimme ich Dir vollumfänglich zu.

Episode am Rande: Der gewesene Abbé Pascal von Mondaye hat mir einmal erzählt, wie er zum Orden gekommen ist. Er wohnte zusammen mit einigen anderen Theologiestudenten in einer WG, und es entstand bei ihnen der Gedanke, sich eine Regel zu geben. Sie haben das Thema diskutiert, die Ergebnisse zusammengeschrieben und einem Dozenten zur Begutachtung vorgelegt. Der las sich das durch und fragte: Kennt Ihr die Ordensregel, die Norbert verfasst hat? Da steht so ziemlich das gleiche drin.

Den Anteil von Prämonstratensern, die außerhalb der Messen und Stundengebete überhaupt das Habit tragen, schätze ich auf vielleicht vierzig Prozent - wenns viel ist. Diese Firma lebt nicht von den Fassaden - eher vom Heiligen Geist, wer oder was immer das auch sein mag. Mir ist mal einer begegnet, der in der Lage war, über eine Stunde lang am Stück Pfaffenwitze zu erzählen, von denen die überwiegende Mehrzahl tatsächlich witzig war. Er war seines Zeichens Abt von Leffe.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Salü,
auch ich habe mich gefreut, wieder von Dir zu lesen (die Identifikation war nicht allzu schwer …).

Dein Hinweis ist natürlich richtig - ich hatte es ja selbst schon angedeutet. Ein Ordensbruder hat nicht notwendig ein „Amt“, insofern gibt es hier möglicherweise eine Gesetzeslücke. Dem Gesetzgeber dürfte der Unterschied zwischen Pater und Frater ebenso wenig geläufig gewesen sein wie dem Normalsterblichen - der darüber hinaus mit der Zumutung, einen solchen Unterschied auch noch am Ordenshabit festzustellen, in aller Regel vollends überfordert ist.

Er war seines Zeichens Abt von Leffe.

Kein Wunder - ein solches Amt verpflichtet…

Freundliche Grüße,
Ralf
(der ein Leffe allemal dem Monnemer Leichewasser vorzieht)

Monnemer Friedhofsbräu
Servus,

alldieweil die verschiedenen Disziplinen der Ökonomie den Geisteswissenschaften zuzurechnen sind, auch wenn hie und da Zweifel angezeigt sind, ob es bei den dort geschaffenen quasi religiösen Gebilden um wissenschaftliche Erkenntnisse handelt, sei dieser Ausflug erlaubt:

(der ein Leffe allemal dem Monnemer Leichewasser vorzieht)

Seit man in Wohlgelegen das Joch von Brau und Brunnen abgeworfen hat, ist das Monnemer Friedhofsbräu wieder zu altem Glanz (d.h. eine Art Mittelklasse, allemal deutlich abgesetzt von den Frankfurter und Stuttgarter Bieren) aufgestiegen. Ich glaubte erst, es sei bloß die Umstellung auf eine bessere Reklame, aber auch in den Flaschen drin hat sich viel zum Besseren gewendet.

So ist es halt, wenn man nicht von Quartal zu Quartal märchenhafte Cash-Flow-Werte ausweisen muss und das dann doch nicht schafft, weil man auf die Kosten starrt wie ein Kaninchen auf die Schlange und dabei aus den Augen verliert, wie die Kundschaft mit den Füßen bzw. den Gurgeln abstimmt.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

[MOD: In geschlossener Gesellschaft]
…trinkt sich’s zwar nicht immer besser, aber da das UP schon nicht so richtig in die Geisteswissenschaft passte, wäre eine inhaltliche Vertiefung zu Geisteswassern und Brauerzeugnissen sicherlich näher dran, aber auch nicht so richtig zielführend, natürlich abhängig von Qualität und Quantität.

Michael