Das mir die BW jedoch keine „Garantie“
bezüglich meiner Laufbahn geben kann finde ich allerdings net
so schön, hab ich ehrlich gesagt net erwartet!
Sie könnte schon. Sie macht es aber nicht, damit sie flexibel bleibt. Auch strukturelle Veränderungen spielen hierbei eine Rolle.
Wie kann ich
mir das denn vorstellen? Kann ich wenigstens damit rechnen,
dass mir in entsprechenden Lehrgängen die Möglichkeit gegeben
wird mich zu bewähren, oder kann’s sein, dass dies auch
unserer Bürokratie zum Opfer fällt?
Du wirst zu jedem Lehrgang ein Lehrgangszeugnis erhalten, welches Teil Deiner Personalakte wird. Fällst Du durch, kann Dir die Möglichkeit gegeben werden, den Lehrgang zu wiederholen. Dienstpostenzusagen werden jedoch nicht von den Schulen gegeben, sondern von den Stammdienststellen. Das ist das Problem. Dort ist man eine Nummer mit oberflächlichen Facts and Figures.
Angenommen ich bestehe
dann auch diese Ausbildungen + Lehrgänge, wie hoch is denn die
Gefahr, dass ich trotzdem völlig überqualifiziert einen
anderen Job verrichten muß?
Kommt drauf an, wo Du bist. Bei der Marine wäre diese Gefahr etwas kleiner, als beim Heer, weil die Marine mit Verwendungsreihen arbeitet. D. h., bist Du in der VwdgR der Datenverarbeiter, bleibst Du auch meist dabei. Du kannst Dich darauf gezielt bewerben. Allerdings ist’s bei der Marine nicht so sehr mit Infantrie. Gehst Du allerdings zum Heer, wirst Du meist dort eingesetzt, wo einer fehlt. Wenn Du IT’ler bist, kann es gut sein, daß man Dich auch in diesem Feld einsetzt. Es kann aber auch sein, daß Du einen Lehrgang bekommst, der Dich zum Kraftfahrer oder Pionier macht.
Welchen Einfluß habe ich
persönlich auf meine Laufbahn (bezüglich Einsatzort, Einheit,
etc.)
Einen geringen Einfluß. Du kannst jederzeit ein Versetzungsgesuch einreichen. Du kannst jederzeit einen Antrag auf einen Laufbahnwechsel einreichen. Du kannst jederzeit einen Antrag auf Änderung der Verwendung einreichen. Aber damit sind Deine Einflußmöglichkeiten erschöpft. Okay, Deine Qualifikation wird Berücksichtigung finden. Aber alles andere liegt beim Sachbearbeiter in der Einheit und der Stammdienststelle, der außerdem die Frage nach Bedarf, Eignung, Dienstposten, verfügbaren Geldern und Beurteilung berücksichten wird.
Daher ist es für den Anfang wirklich am besten, wenn Du Dich bei verschiedenen Einheiten informierst, Dich mal mit dem S-1 Offizier zusammensetzt, Deine Qualifikation und Wünsche besprichst und ihn dann im günstigen Falle direkt auf eine Truppenwerbung ansprichst. Diese wird Deiner Bewerbung beigelegt und Dein Einplaner weiß dann: „Aha…der Mann kommt freiwillig, wenn er zu der und der Einheit darf und diese Einheit will ihn auch sogar noch haben, denn sie wirbt um ihn“. Im Zentrum für Nachwuchsgewinnung kannst Du dann gezielt sagen: „Da oder gar nicht. Wenn nicht, mache ich meine neun Monate und aus is“.
Einen Einsatzort ohne Truppenwerbung prinzipiell festzulegen - sowas gibt’s nicht. Wenn Du Deine Verpflichtung unterschreibst, unterschreibst Du Deine Einwilligung zur uneingeschränkten Versetzungsbereitschaft. Du kannst Versetzungsgesuche schreiben, aber auch dabei zählt: Eignung und Bedarf gegeben? Dienstposten verfügbar? Aber auch eine Truppenwerbung bedeutet nicht, daß Du für tausend Jahre am Wunschstandort bleibst. Du kannst jederzeit versetzt werden, weil Du ja mit Deiner Verpflichtungserklärung Deine Versetzungswilligkeit erklärt hast.
Wie läuft das mit den Beförderungen? - Kommen die selbst
auf die Idee, dass man mir mal wieder nen Streifen annähen
könnte, oder muß ich da mehr oder weniger „Bescheid sagen“?
Du kannst natürlich mal anfragen, aber das wird dann von einem Chef, wenn er Humor hat, als Scherz aufgefaßt und er stellt Dir als Gegenfrage, ob Du derzeit vielleicht nicht genug zu tun hast. Grundsätzlich gibt es Regelbeförderungszeiten. Das heißt: hast Du z. B. alle Lehrgänge erfüllt, um Feldwebel zu sein, wirst Du nach Deiner Beförderung zum Feldwebel einige Zeit (teils bis zu vier Jahren) warten müssen, um Oberfeldwebel zu werden. Dabei geht es um Stehzeiten als Soldat, um Stehzeiten im Dienstgrad, um Bedarf, um Dienstpostenverfügbarkeit, Eignung und zur Verfügung stehende Gelder).
Wenn Du zur Beförderungs anstehst, taucht Dein Name in der EDV Deines Sachbearbeiters in der zuständigen Stammdienststelle und Deines S1 auf. Dann wird ein Abgleich gefahren: und wieder…kommt die Frage: ist ein entsprechender Dienstposten vorhanden?, sind Gelder vorhanden? Bedarf? Wenn ja, kommt Dein Einheitschef ins Spiel, der gefragt wird, wie es mit einer Beurteilung Deiner aussieht und ob er die Beförderung aussprechen will, ob er Deine Eignung für den höheren Dienstgrad erkennen kann. Der fragt dann wieder Deine direkteren Vorgesetzten…quatscht mit dem Spieß, wirft einen Blick in Deine Akte, redet plötzlich öfter mal mit Dir (auch mal ein ernstes Wort). Das Beförderungsverfahren läuft automatisch ab. Natürlich hast Du das Recht, Dich über das Ausbleiben einer eigentlich gerechtfertigten Beförderung zu beschweren.
Wie gesagt. Hört sich übel an…aber laß Dich nicht entmutigen. Dieses Spiel machen jeden Tag fast 300.000 Typen mit.
Gruß
Bark