Anerkennung zur Religion

soviel ich weiss, ist eine religion anerkannt im gegensatz zu einer sekte. jetzt stellt sich mir die frage, wer erkennt denn eine sekte zu einer religion an? ist es der staat, ein ethikrat oder einfach die zeit die es zu einer tradition macht?

Hallo,
den Begriff „Sekte“ gibt es im offiziellen Sprachgebrauch gar nicht, bzw. sollte es nicht geben.
Der Staat erkennt auch zunächst mal keine Religionen an oder ab, allerdings kann der Staat feststellen dass eine Organisation sich zwar als Glaubensgemeischaft bezeichnet aber in Kern ganz andere Ziele verfolgt (dies ist ja z. B. im Zusammenhang mit Scientology immer wieder ein Streitpunkt), bzw. der Staat könnte so etwas feststellen. Mir ist aber kein Fall bekannt.

Das was in den Medien manchmal thematisiert wird, ist die Stellung einer Glaubensgemeinschaft als „Körperschaft öffentlichen Rechtes“. Das bring einige Sonderrechte und etwa die Möglichkeit Mitgliedsbeiträge als Kirchensteuern einziehen zu lassen.

Diesen Status haben nur die wenigsten Glaubensgemeinschaften. Er steht aber prinzipiell allen offen. Dazu müssen die Glaubensgemeischaften einige Voraussetzungen erfüllen, vor allem ist dies die Aussicht auf Dauerhaftigkeit, was üblicherweise an einer bedeutenden Mitgliederzahl festgemacht wird. Das bedeutet aber nicht, dass die anderen, kleinen nicht auch als Glaubensgemeinschaften anerkannt wären.

Gruß
Werner

Hi

Eher letzteres.
Oder besser gesagt, es ist ähnlich wie bei Sprachen und Dialekten: Es gewinnt, wer die besseren Kriegsschiffe hat.

Religion ist was entweder sehr alt oder zahlenmäßig reich ist. Aus beidem erwächst gesellschaftlicher Einfluss bzw. dieser war einmal da.

„Sekten“ wird zum einen gern für Abspaltungen der bereits als Religionen anerkannten Gruppierungen benutzt, die sich ihren Status erstmal erarbeiten müssen, indem sie zeigen, dass sie anders als die Ursprungsgruppe sind. Dann muss erstmal viel Zeit vergehen oder alternativ ein Krieg gefochten werden, damit die Gruppe genug Einfluss gewinnt um auch von Außenstehenden als Religion gesehen zu werden. Du wirst kaum eine Abspaltung finden, die sich selbst als Sekte bezeichnen würde.

Eine andere Gruppe sind die neuen Religionen, für die gilt ähnliches. Das Problem hier ist auch noch, dass sich viele von denen gerne abkapseln. Dadurch können sie gesellschaftlich keinen Einfluss erwirken, bleiben fremd und durch die Geheimnistuerei für Außenstehende unheimlich. Sieht man ja bei Scientology- niemand weiß WIRKLICH was dort passiert. Dadurch werden sie sehr lange nicht als Religion anerkannt sondern eher als „religiöse Bewegung“. Dazu tendieren in einigen Gebieten der Erde diese Bewegungen dazu, radikaler zu werden. Sie wollen nicht absitzen und darauf warten, groß genug oder einflussreich genug zu werden um sich Anerkennung als Religion zu verdienen, sondern es mit Gewalt durchsetzen.
Das ist allerdings, wenn man sich die ganze Geschichte anschaut, auch nicht sooo neu.

Leider kann man Religion und Sekte nicht ethisch unterscheiden, auch wenn der Sektenbegriff heute negativ geladen ist. Das wäre ja auch zu einfach.
Man könnte nach populärem Verständnis sagen: Eine Sekte ist eine Glaubensgruppierung, die ihre Mitglieder ausnutzt, ihnen schadet, zum Schaden Außenstehender aufruft und sonstwie „okkulte“ Dinge treibt.

So einfach ist das aber nicht, denn all dieser Dinge machen sich auch die anerkannten (und großen!) Religionen irgendwo in irgendeinem Ausmaße schuldig.

Natürlich ist es für kleinere Gruppen schwieriger, Anerkennung zu finden, wenn eine große Gruppe dagegenschreit und ihren Mitgliedern verbietet diese anzuerkennen, wie es z.B. die Kirche zeitweise tat.

Ich sprach vorhin von einem Vergleich von Sprachen und Dialekten: Da is als Beispiel etwa China.
China spricht Chinesisch. Chinesisch hat aber zig Dialekte. Leider sind einige dieser „Dialekte“ vollkommen unverständlich. Es heißt eigentlich, dass ein Dialekt örtlich gebunden ist und Sprecher der Standardsprache ihn zumindest teilweise verstehen sollten (was von Bereitschaft etc. pp abhängt) aber zumindest der Dialektsprecher die Standardsprache.
Nun, mal abgesehen davon, dass Dialektregionen Chinas so groß sind wie ganze Länder, ist dies nicht gegeben. Abgesehen von einigen Mandarin-Dialekten, würden Chinesen anderer Orte, wenn sie die Standardsprache (Peking Mandarin, Putonghua) nicht lernten, auch nie jemanden, der Mandarin spricht, verstehen können. Einige Dialekte (der Min Dialekt z.B.) haben sich seit dem 15. Jahrhundert nicht mehr stark verändert. Zu dieser Zeit wurde Mittelchinesisch gesprochen, dass im Gegensatz zum heutigen Chinesisch als andere Sprache gesehen wird. Überleg mal. Und versuch mal einen „deutschsprachigen“ Text aus dem 15. Jahrhundert zu lesen, viel Spaß.
Weil man aber eine nicht phonetische Schrift hat und ein Land sein will, sind weitere Sprachen nicht durchsetzbar und vieles wird als Dialekt abgetan, obwohl es im linguistischen Sinne eher eine andere Sprache wäre.

Ähnlich ist es bei den Religionen letztendlich auch und Gründe gibt es so viele, wie es (wannabe)Religionen gibt.

lg
Kate

Hi
Wenn eine Sekte lange genug existiert und groß genug geworden ist, geht sie automatisch oftmals in den Status der Religion über.
Das Christentum war ja zunächst auch eine kleine jüdische Sekte.
Ein bißchen Glück muss man als Sekte natürlich schon auch haben. Wenn man Pech hat, dümpelt man hundert Jahre in der Bedeutungslosigkeit herum, vielleicht solange, is ein charismatischer Ausgeflippter die Geschichte turbomäßig hochpeitscht.
Gruß,
Branden

Hallo,
ich würde begrifflich eher von „Kirche“ statt von „Religion“ vs.„Sekte“ reden wollen, und dabei der Definition von Stark und Bainbridge folgen, die sagen, das sich die Kirche dahingehend von der Sekte unterscheidet, das sie von der jeweiligen Gesellschaft akzeptiert werden.
Ansonsten gilt für Deutschland wie schon beschrieben die Anerkennung als „Gesellschaft öffentlichen Rechts“
Gruss Backs

‚Kirche‘ vs. ‚Religion‘
Hi Backs,

ich würde begrifflich eher von „Kirche“ statt von „Religion“ vs.„Sekte“ reden wollen, und dabei der Definition von Stark und Bainbridge folgen

dir ist ja sicher der Ursprung des Wortes „Kirche“ präsent. Kann man von daher den Vorschlag von Stark/Bainbridge irgendwie anders als peinlichen religionshistorischen faux pas beurteilen?

Damit sei nichts gegen die recht interessanten Theorien der beiden ansonsten gesagt. Obwohl sie gegenüber den Klassikern Cornford und Albright weit zurückliegen.

Gruß
Metapher

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Hallo Metapher,

dir ist ja sicher der Ursprung des Wortes „Kirche“ präsent.
Kann man von daher den Vorschlag von Stark/Bainbridge
irgendwie anders als peinlichen religionshistorischen faux pas
beurteilen?

Jein, sicher ist hier der Begriff „Kirche“ nicht wirklich passend, aber er erscheint mir in diesem Fall geeigneter als Sekte gegen Religion abzugrenzen. Und ein passenderer Begriff ist mir momentan nicht bekannt…

Damit sei nichts gegen die recht interessanten Theorien der
beiden ansonsten gesagt. Obwohl sie gegenüber den Klassikern
Cornford und Albright weit zurückliegen.

Cornford und Albright hab ich vor Ewigkeiten mal gelesen (ich glaube im 2.-3. Semester…), da müsste ich ehrlich gesagt nochmal nachschauen.
Gruss Backs

Ist diese Definition auf den christlichen Raum beschränkt? „Sekte“ wird ja auch für nicht christliche Gruppierungen gebraucht, „Kirche“ hingegen eher nicht (sieht man von Scientology mal ab, die sich selber so bezeichnen).

Und auch was die Anerkennung betrifft: Müßten dann die Protestanten in Ländern wie Irland oder Polen nicht als „Sekten“ bezeichnet werden? Soweit geht ja nicht einmal der Vatikan *g*.

Gruß, Martinus…

Ist diese Definition auf den christlichen Raum beschränkt?

Einmal davon abgesehen, dass ich diese Definition für terminologisch mißglückt halte

„Sekte“ wird ja auch für nicht christliche Gruppierungen
gebraucht, „Kirche“ hingegen eher nicht (sieht man von
Scientology mal ab, die sich selber so bezeichnen).

ist das schlicht falsch. Der Terminus ‚Kirche‘ wird auch von nichtchristlichen religiösen Gemeinschaften benutzt, die sich an Organisationsformen westlicher Kirchen anlehnen. Prominentes Beispiel ist die Unified Buddhist Church of Vietnam, im Januar 1964 als Schutzgemeinschaft gegen die buddhismusfeindliche Politik der von den USA gestützten katholischen Clique um den Diktator Ngo Dinh Diem gegründet (dessen Bruder Ngo Dinh Thuc auch als Erzbischof von Hue fungierte). Die UBCV ist heute unter dem kommunistischen Regime eine illegale Untergrundkirche, offziell anerkannte Nachfolgeorganisation ist seit 1981 die Vietnamese Buddhist Church (VBC). Der bekannte Autor und Mönch Thich Nhat Hanh gründete 1969 in Frankreich die ‚Église Bouddhique Unifiée‘, 1998 in den USA eine ‚Unified Buddhist Church‘ (UBC). Kennzeichnend für die vietnamesischen ‚Kirchen‘ ist die organisatorische Zusammenarbeit unterschiedlicher buddhistischer Traditionen (‚Sekten‘), ganz ohne eine dogmatische Uniformität erzwingen zu wollen.

Amerikanische Ableger der japanischen Jodo Shinshu fungieren dort idR ebenfalls als ‚Church‘ mit der Dachorganisation der Buddhist Churches of America (BCA).

Und auch was die Anerkennung betrifft: Müßten dann die
Protestanten in Ländern wie Irland oder Polen nicht als
„Sekten“ bezeichnet werden? Soweit geht ja nicht einmal der
Vatikan *g*.

heute nicht mehr, allzu lange her ist das allerdings auch nicht … Vielleicht stehen uns ja solche Zeiten wieder ins Haus.

Viele Buddhisten insbesondere ostasiatischer Traditionen gehen mit dem Begriff ‚Sekte‘ völlig unbefangen um - sie verstehen sich selbst als Mitglied einer Sekte im Sinne von ‚Sektion‘ oder ‚Fraktion‘. ‚Sekte‘ ist hier schlicht die Wiedergabe von 宗 (chin. zong, jap. shu) - was für eine besondere, auf eine bestimmte Quelle zurückgehende Lehrtradition steht. Die buddhistische Upaya-Doktrin, wonach es keine letztgültige Formulierung absoluter Wahrheit geben kann, lediglich für bestimmte Gruppen von Menschen geeignete unterschiedliche ‚geschickte Mittel‘ (upaya), begünstigt einen solchen toleranten Pluralismus.

Im Westen hat ‚Sekte‘ immer noch etwas von einem Kampfbegriff an sich. Er soll als negativ besetzte Bezeichnung verstanden werden - dabei gibt es keinerlei objektive Abgrenzungskriterien zu den etablierten religiösen Gemeinschaften. ‚Sekte‘ sind halt immer die anderen, und bei der undifferenzierten Verwendung dieses Begriffs kann man sehr schön eindeutig sozialschädliche Gruppierungen und völlig harmlose religiöse Dissenter über einen Kamm scheren. Das hat sehr viel mit Futterneid und dem altbekannten Anspruch, die Wahrheit und das Heil gepachtet zu haben zu tun - und sehr wenig mit Objektivität. Die im angloamerikanischen Bereich weitgehend übliche Bezeichnung ‚destructive cult‘ für sozialschädliche Organisationen halte ich für deutlich sinnvoller weil weniger missbrauchbar.

Freundliche Grüße,
Ralf

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Buddhistische Kirchen

„Sekte“ wird ja auch für nicht christliche Gruppierungen
gebraucht, „Kirche“ hingegen eher nicht…

ist das schlicht falsch. Der Terminus ‚Kirche‘ wird auch von
nichtchristlichen religiösen Gemeinschaften benutzt, die sich
an Organisationsformen westlicher Kirchen anlehnen.

Na, da bin ich ja froh, daß ich vorsichtshalber einschränkend „eher nicht“ geschrieben hatte, auch wenn mir die buddhistischen Kirchen bis dato nicht bekannt waren *g*. Danke für die Info :smile:.

Spannend wäre allerdings, ob das nicht u.U. auch ein Phänomen ist, das sprachlich begründet ist: Sowohl die Scientologen als auch die erwähnten Buddhistischen Kirchen hängen ja (wenn ich das richtig sehe) zunächst mit dem anglo-amerikanischen Sprachraum zusammen. Wäre also zu überlegen, ob der englische Begriff „church“ nicht einfach weiter gefaßt ist als unser Deutsches Wort „Kirche“.

In wie fern lehnen sich die buddhistischen Kirchen eigentlich konkret an die kirchlichen Strukturen an? Gibt es z.B etwas analoges zu Bischöfen und Pfarrern?

Gruß, Martinus…

Gottes Organisation? :smile:
Hi Ralf

Der Terminus ‚Kirche‘ wird auch von nichtchristlichen religiösen Gemeinschaften benutzt, die sich an Organisationsformen westlicher Kirchen anlehnen.

was nicht daran hindert, daß es für sprach- und religionshistorische Naivität zeugt.

Prominentes Beispiel ist die Unified Buddhist Church of Vietnam

Das wäre dann z.B. „Gottes vereinigte buddhistische Organisation“

Kirche kyriakē) kyrios = Herr. Wobei griech. kyrios, hebr. adon das qere (= die Lese-Form) für das Tetragramm jhwh war.

Mit „Kirche“ ist also „Gottes (Gemeinde)“ gemeint. Auch wenn es dann weiterhin als Synekdoche für „Organisation nach Vorbild der christl. Kirche“ verwendet wird, ist es gedankenlos. Analog würde es auch ein Lächeln erzeugen, wenn eine explizit anti-platonisch ausgerichtete Lehranstalt sich „Akademie“ nennen würde.

Gruß
Metapher

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Hallo Martinus

„Sekte“ wird ja auch für nicht christliche Gruppierungen
gebraucht, „Kirche“ hingegen eher nicht…

ist das schlicht falsch. Der Terminus ‚Kirche‘ wird auch von
nichtchristlichen religiösen Gemeinschaften benutzt, die sich
an Organisationsformen westlicher Kirchen anlehnen.

Na, da bin ich ja froh, daß ich vorsichtshalber einschränkend „eher :nicht“ geschrieben hatte, auch wenn mir die buddhistischen Kirchen bis :dato nicht bekannt waren *g*. Danke für die Info :smile:.

da brauchst Du wirklich keinen Rückzieher machen und auch Deine
„eher nicht“- Einschränkung ist unnötig.
Kirche ist ein ausschließlich christlicher Begriff, die verbale
Übernahme,wo auch immer,ist inhaltlich daneben,Terminus hin oder her.
Oder kann man dieses (aus Wikipedia):
…abgeleitet über das althochdeutsche kiricha vom altgriechischen
…κυριακός (kyriakós) „zum Herrn gehörig“
etwa einer buddhistischen „Religionsgemeinschaft“ (manche Buddhisten
wehren sich ja sogar gegen den Begriff Religion)zuordnen ?
Ja- „zum Herrn gehörig“ - so verstehen sich alle christlichen
Religionsgemeinschaften und damit ist zuerst Christus gemeint.

Der Begriff „Sekte“(aus secta „Richtung" in der Bedeutung von
secare, „schneiden, abtrennen“) für eine Abtrennung einer Religions-
gemeinschaft von der Mutterreligion ist immer richtig auch wenn
„Sekten“ dann oft zu bedeutenden Religionsgemeinschaften wurden.
Es hängt wohl auch etwas mit der Größenordnung zusammen.
Eine „Aufspaltung“ ist wohl kaum mit „Sekte“ zu beschreiben und auch
eine völlige Neuorientierung einer Religiongemeinschaft, auch wenn
sie als Hintergrund eine andere hatte, werden wir mit unserem
Verständnis nicht als Abspaltung bezeichen können.
Gruß VIKTOR

nochmal ‚Sekte‘
Hi

„Sekte“(aus secta „Richtung" in der Bedeutung von secare, „schneiden, abtrennen“)

Dann würde es nicht „Sekte“, sondern „Sekate“ (sec a ta) heißen. „secta“ ist Part. nicht von lat. secare, sondern von lat. sequi (= „(nach)folgen“), und gemeint war damit eine Schul-Richtung. So waren z.B. die Epikuräer und die Stoa eine „Sekte“. Und diese waren keineswegs von irgendetwas „abgespalten“.

Dem anderen stimme ich zu, ich habe es ja oben selbst ausführlich erläutert.

Gruß
Metapher

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Hallo ,

„Sekte“(aus secta „Richtung" in der Bedeutung von secare, „schneiden, abtrennen“)

Dann würde es nicht „Sekte“, sondern „Sekate“ (sec a ta) heißen. „secta“ ist Part. nicht
von lat. secare, sondern von lat. sequi (=
„(nach)folgen“), und gemeint war damit eine Schul-Richtung. So
waren z.B. die Epikuräer und die Stoa eine „Sekte“. Und diese
waren keineswegs von irgendetwas „abgespalten“.

da hast Du vollkommen recht, aber das eine ist die sprachliche
Analyse und das andere das Verständnis (Bedeutung ?) wie es
sich entwickelt hat.
Eine Richtung (Schule, Verständnis was auch immer) welche sich
abgespalten hat - das ist es doch, oder ?
Ich hatte das Zitat aus Wikipedia wörtlich herausgeschnitten schien,
mir passend.
Gruß VIKTOR

Münchner U-Bahn-Anekdote
Hi.

Gestern in der Münchner U-Bahn verfolgte ich das Gespräch zwischen einem deutschen Mormonen und einer älteren Dame:

DAME: Sie gehören also zu den Mormonen?

MORMONE: Das ist eigentlich nur ein Spitzname, weil wir uns auf das Buch Mormon gründen.

DAME: Sie gehören also zu dieser Sekte.

MORMONE (lächelnd): Nein, wir sind keine Sekte, wir sind die Kirche Christi.

Hallo Viktor,

da hast Du vollkommen recht, aber das eine ist die sprachliche
Analyse und das andere das Verständnis (Bedeutung ?) wie es
sich entwickelt hat.

quod licet jovi …
Mit dem Verständnis von ‚Kirche‘ in Ostasien ist es ähnlich - so richtig Deine und Metaphers etymologische Ableitung sind, so hat sich dort in der historischen Erfahrung des Kontaktes mit dem Abendland und seinen religiösen, wirtschaftlichen und militärischen Agenten (und unbelastet von klassischer humanistischer Bildung) ein spezielles Verständnis von ‚Kirche‘ entwickelt - nämlich Kirche als verfasste Gemeinschaft der Anhänger einer Religion, die dem Staat als starker, unabhängiger Partner zur Seite oder als moralischer Gegner - zumindest jedoch als Verteter eigener Interessen - entgegen tritt.

Dies auch zu Martinus’ Anfrage - strukturmäßig ist die Ähnlichkeit etwa zur EKD sehr viel größer als etwa zur katholischen Kirche. Ein extremer Zentralismus und vor allem eine zentrale dogmatische Autorität würde nicht dem traditionellen buddhistischem Partikularismus entsprechen; es herrscht mithin das Prinzip weitgehender Subsidiarität. Auf der anderen Seite jedoch hat man erkannt, dass man auf rein lokaler Ebene keinerlei merklichen Einfluss auf soziale Entwicklungen hat und daher die Notwendigkeit nationaler und internationaler Zusammenarbeit akzeptiert.

Freundliche Grüße,
Ralf

von lat. sequi (=
„(nach)folgen“), und gemeint war damit eine Schul-Richtung. So
waren z.B. die Epikuräer und die Stoa eine „Sekte“. Und diese
waren keineswegs von irgendetwas „abgespalten“.

Genau dies entspricht auch idR dem buddhistischen Verständnis von zong / shu, das bezeichnenderweise nicht nur mit ‚Sekte‘ sondern (um den negativen Konnotationen auszuweichen) häufig auch mit ‚Schule‘ wiedergegeben wird. Wobei ‚Sekte‘ (in seiner ursprünglichen Bedeutung) sicherlich treffender ist. Man fühlt sich durchaus nicht ‚abgespalten‘ vom Sangha (der Gemeinschaft derjenigen, die Buddhas Lehre praktizieren) sondern als Teil und als Gruppe, die einer besonderen Art der Lehrvermittlung - in der Regel auf einen bestimmten Lehrer zurückgehend - folgt. Der fehlende Absolutheitsanspruch macht den Umgang von buddhistischen Sekten und Sektierern miteinander deutlich entspannter (auch wenn er historisch nicht immer konfliktfrei war) als bei den Christen.

Freundliche Grüße,
Ralf

Hallo mitnand!

„Sekte“(aus secta „Richtung"

Zustimmung.

in der Bedeutung von secare, „schneiden, abtrennen“).

Unrichtig.

secta“ ist Part. nicht
von lat. secare […]

Dochdoch! Genau so ist es: sectus/a/um ab/zer/ge-schnittener/e/es.

Dann würde es nicht „Sekte“, sondern „Sekate“

und nicht Insekt sondern InsekAt heißen?

[…] sondern von lat. sequi (=
„(nach)folgen“),

Davon heißt das Partizip secutus/a/um.
Es gibt allerdings das zu sequi gehörende Substantiv secta (Fem. Sing.)

und gemeint war damit eine Schul-Richtung.

So ist es. Siehe oben.
Schönen Gruß!
Hannes