Anfaeger im Unterrichten

Hallo,

ich lebe seit zwei Jahren in China.
In Kuerze soll ich einer Chinesin, Deutsch beibringen.
Ich habe schon sehr oft Anfragen der Art, auch nach Englisch Unterricht, bekommen.
Nur habe ich bis jetzt immer abgesagt.

Ich habe immer darauf hingewiesen,dass ich noch nie Unterricht/Nachhilfe gegeben und keine Qualifikationen auf dem Gebiet habe. Ich benutze zwar Deutsch = Muttersprache, meine Aussprache ist sehr deutlich, aber von Grammatik zum Beispiel habe ich keine Ahnung. Nach dem Motto " das ist richtig so, hoert sich so sehr gut an, aber warum das so und nicht anders ist : keine Ahnung! Und meine Rechtschrift ist eine Katastrophe.

Ausserdem rege ich mich sehr darueber auf, dass z.B. viele Leute im Ausland Englischunterricht geben obwohl deren Englisch viel grausamer ist als meins.

Ich habe schon sehr viel Lehrer/ Sprachunterricht in meinem Leben mitgemacht. (eine Art von Qualifikation/Erfahrung)
Die meisten waren mittelmaessig bis sehr schlecht.
Meiner Meinung nach ist das Unterrichten von Anfaengern am schwierigsten. Lehrer fuer Anfaenger sollten meiner Meinung nach die am hoechsten qualifizierten sein. Hier kann man am meisten bewirken und die groessten Katastrophen (z.B. Aufgabe ) anrichten!

Und jetzt soll ich selbst unterrichten!
Aber ich habe in letzter Zeit soviele Anfragen bekommen, dass ich es jetzt doch mal ausprobieren will.

Die Chinesin, 17 Jahre, soll ganz gut English koennen. Deutschkenntnisse hat sie keine. Mein Chinesisch ist trotz meiner zwei Jahren in China mehr schlecht als recht. Was meiner Meinung auch so etwas ist wie eine „Disqualifikation“ ist.

Also wer kann mir ein paar Tips fuers Deutsch Unterrichten geben.

Ich freue mich ueber jede Art von Kommentar, Hinweis oder Hilfe.

Vielen Dank,
Dirk

Hi,

wer nicht wagt der nicht gewinnt. Wenn du es wirklich mal versuchen möchtest kannst du dir ja für die Regeln noch das eine oder andere Buch holen um nachzuschlagen warum etwas so oder so ist. Auch sehe ich es nicht als schlimm an wenn du deinem „Geldgeber“ gegenüber ehrlich bist und sagst, dass du noch nie unterrichtet hast.

Also nur Mut.

Viele Grüße
Me

Hallo!

Wie wärs, wenn Du Dir ein gutes Anfängerlehrwerk aussuchst und Deinen Unterricht mit dem Buch als Leitfaden aufbaust? Gut wäre auch, wenn Deine Schüler auch ein Buch besäßen. Außerdem würde ich den dazugehörigen Lehrerband und eine gute Grammatik plus Verbtabelle anschaffen. Passende Bücher gibt es u.a. von Langenscheidt, Hueber und Klett. Dass Du nicht gut chinesisch kannst, ist kein so großes Problem. Viele Lehrer sprechen ausschließlich die unterrichtete Sprache mit ihren Schülern - ich selbst habe mich auch gerade erst gewundert, wie gut meine Englischlehrerin Deutsch kann. Über ein halbes Jahr hatte sie kaum ein deutsches Wort gesagt!

Viele Grüße

Anne

Hallo Dirk,

Lehrbücher für den Bereich „Deutsch für Ausländer“ gibt es genug -
wichtig fände ich auch CD s oder Casetten in den Unterricht mit einzubeziehen.
Ich hatte einige chinesische Mitstudenten deren Wortschatz und Grammatik ganz gut war - man hat sie aber leider kaum verstanden da sie viel zu schnell oder mit vollkommen falscher Betonung gesprochen haben.

Noch etwas allgemeines zum Untericht: Als Anfänger nimmt man sich meistens zu viel vor und stopft die Stunden mit Stoff voll.
Dann gehört das konsequente Wiederholen dazu - also nach der dritten oder vierten Einheit die Knackpunkte aus der ersten nochmal ansprechen.
Auch wenn es Dir vielleicht unpassend vorkommt - wenn Deine Schülerin ein bischen was versteht kannst Du die Sesamstraße oder Sendung mit der Maus im Unterricht einsetzen. Einen leichten Beitrag auswählen - ansehen, besprechen, nochmal ansehen…

Es klappt vielleicht nicht alles - aber Abwechslung bringt viel mehr als
Auswendiglernen von Vokabeln und Grammatik. Vor allen Dingen soll sie ja irgendwann Deutsch sprechen können, da ist eine gewisse Routine im Ausdruck wahrscheinlich mehr wert als die Beherrschung des Plusquamperfekt (:smile:)

Viele Grüße
Sue

Vor allem ist es wichtig, ein bißchen auf Rechtschreibung zu achten, wenn man K a s setten verwendet oder doch hier und da die Beherrschung des Plusquamperfekt s übt. :wink:

Eines der besten Mittel ist immer noch das Anschauen von Nachrichten.
Das Gequatsche kann ruhig nebenher den ganzen Tag bei ihr zuhause laufen; der Effekt nach ein paar Wochen ist enorm, was latentes Hörverständnis und dergleichen angeht.
Außerdem wird bei den Nachrichten weitestgehend hervorragendes Deutsch gesprochen, ähnlich wie das „Network American“ im Fernsehen der USA.

Ansonsten pflichte ich bei: Wiederholen ist der Schlüssel zum Lerneffekt, genauso wie die Mischung aus schriftlicher Hochsprache und verbalen Gepflogenheiten.

Bei mir springen ja hier auch etliche Chinesen herum und die freuen sich über jede erfolgreiche Sprachbegegnung … :smile:

Vor allem lacht man nicht schlecht, wenn im Fahrstuhl plötzlich wirklich ohne jeden Akzent sowas kommt wie „Na, wie gehts Dir heute so? Mir tun alle Knochen weh wegen des Sports gestern!“.

) MfG

Hi,

nur Mut - ich habe Deutsch auch von jemanden gelernt, der in dieser Richtung keine Qaulifikationen hatte und ich muss sagen, es hat mir nicht geschadet. Zu Beginn habe ich nur die wesentlichen Dinge gelernt, wie die Personen und einige Verben dazu und dann haben wir relativ viel Wortschatztraining gemacht. Dann sind wir übergegangen zu Satzkonstruktionen und haben viel mit Themenkreisen gearbeitet. Das heißt mehrere Texte zu verschiedenen Themen gelesen und die Vokabeln aus den entsprechenden Gebieten gelernt. Auch haben wir einfach viel gemeinsam gemacht wie Frühstück und während wir gegessen haben, habe ich die Vokabeln gelernt wie Brot und Butter und wir haben uns Filme, die ich kannte, im fortgeschrittenem Stadium in Deutsch angesehen. Ich kann auch empfehlen mit einem Buch zu arbeiten, denn warum das Rad neu erfinden? Ich denke auch, wenn du bei den Verlagen wie Cornelsen anfragst, dass diese dir gute Tipps geben können. Im Internet findest du auch viel unter dem Stichwort Deutsch als Fremdsprache (DaF) oder Deutsch für Ausländer wie http://www.daf-portal.de/material/index.php (siehe Material). Der Erfolg ist natürlich auch abhängig davon, wie viel deine Nachhileschüler bereit sind an Zeit und Arbeit zu investieren. Ich habe pro Tag mindestenes 15 Vokabeln gelernt. Und später mir dann selbst die Rechtschreibung angeeignet, die momentan ja eh mal wieder in einigen Dingen in Frage gestellt wird.

Es grüßt Phil

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