Hallo Icequeen,
Wie arrogant und gleichzeitig naiv muß man sein, um zu
glauben, daß die von einer unbedeutenden Spezies auf einem
unbedeutenden Planeten in einem unbedeutenden Sonnensystem in
einem Nebenarm einer unbedeutenden Galaxie beobachtbaren )**
Fusionsreaktionen ausgerechnet die individuellen Lebensläufe
dieser Spezies beeinflußt?
Na Du hast ja eine sehr hohe Meinung von der menschlichen
Spezies und von Dir als Individuum… Wofür lebst Du denn oder
stellst Du Dir Sinnfragen gar nicht erst, weil’s doch eh alles
sinnlos und unbedeutend ist?
Nein, so ist es nicht. Aber ich sehe meine individuelle Rolle (und letztendlich die aller Menschen) realistisch. Dabei sollte man fein unterscheiden zwischen den moralischen Werten einerseits, die letztendlich Kultur und Zivilisation ausmachen und deren Wichtigkeit unbestreitbar ist. Sie sind sicher eine Errungenschaft, die uns Menschen in gewisser Weise erhebt (oder erheben kann) und sie sind es wert, daß man sie mit Stolz verteidigt und weiterträgt. Dem steht aber andrerseits ein ziemlich gleichgültiger Kosmos* gegenüber. Darin bewegt und verhält sich alles nach festen Gesetzen und Regeln. Diese zu verstehen und anzuwenden** ohne dabei das Staunen über die Schönheit des Universums zu verlieren ist der Sinn, den Du ansprichst. Man kann die Naturgesetze als gegeben oder mit gleichem Recht als Gottgemacht ansehen - bindend sind sie allemal. Und ungeheuer faszinierend, oft gerade wegen ihrer Schlichtheit. Wenn dann noch jeder Einzelne dafür sorgt, daß es ihm und den Menschen um ihn herum gut geht, dann sind wir schon einen wesentlichen Schritt weiter.
Man hüte sich aber vor der Falle der antropozentrischen Sichtweise. Wir sind vielleicht der letzte Schrei der Entwicklung, aber ganz sicher nicht ihr letztes Wort. Wir sind nicht der Töpfer, wir sind der Ton. Und ganz sicher sind wir nicht die einzige Spezies, die in der Lage ist, sich diesen Fragen zu stellen. Wer das allen Ernstes annimmt, der hat entweder die Größe des Kosmos nicht realisiert oder die der Antropozentrik intrinsische Arroganz bis zum Größenwahn gesteigert.
Wenn man wirklich mal die Kohle ausgibt und sich ein richtiges
Persönlichkeitshoroskop anhand seiner persönlichen Daten
(Geburtsdatum, -zeit und -ort) erstellen lässt, wird man
selbst als Ungläubiger doch erstaunt sein, wie viel man da
drin wiederfindet, was die eigene Person betrifft, was eben
nicht auf Hinz und Kunz passt, sondern wirklich die eigene
Persönlichkeit wiedergibt…
Aber genau da stecken die beiden wesentlichen Fehler.
Erstens: Genauso wie es keine absolut 100%-ige chemische Reaktion gibt (s. MWG), gibt es auch keine absoluten Eigenschaften i.S.v. Fehlen oder Nichtfehlen bei einem Individuum. So wie wir alle gleichzeitig Mann und Frau sind, so sind auch alle Eigenschaften in verschieden starker Ausprägung vorhanden. Und wenn wir dann hören wir seien dies und liebten das, dann fallen uns spontan Beispiele aus unserer Vergangenheit ein, die das angeblich belegen. Vor allem bei positiven Eigenschaften, die wir gerne zur Gänze hätten. Daß wir uns dabei nur an Einzelereignisse erinnern ohne deren Signifikanz zu bewerten ist normal. Denk´ doch mal an Deine Kindheit zurück - was ist Dir positiv in Erinnerung geblieben? Gutes Beispiel: „Früher gab es immer richtigen Winter mit Schnee und Schlittenfahren.“ Dieser Aussage werden sehr viele Menschen zustimmen, weil diese Erinnerungen immer noch da sind. Das wochenlange herumhängen in der Wohnung bei Nieselregen von November bis Januar hat man dagegen vergessen…
Und zweitens: Sterne sind nix anderes als einige 10^x Tonnen fusionierenden Wasserstoffs. Ihre Position wurde durch drei Faktoren bestimmt: Quantenfluktuationen in den ersten Millisekunden des Urknalls bzw. deren Verdünnung in der inflationären Phase. Gravitationseinflüsse in den letzten ca. 15 Milliarden Jahren. Neubildung („2. Generation“) in Materieansammlungen, siehe: http://hubblesite.org/newscenter/archive/releases/19…
http://fire.biol.wwu.edu/trent/alles/Stellar_Life_Cy…
Physikalische Fernwirkungen dieser Sterne auf einen Menschen kann man sicher ausschließen - dazu liegen zu viele Lichtjahre dazwischen. Anders ausgedrückt: Wenn Dein Nachbar sich eine Hantelbank und eine Kerze kauft, dann hat er mehr gravitativen und elektromagnetischen Einfluß auf Dich als Algiedi Prima im Steinbock mit seinen 1500 Lj. Entfernung…
Und die Anordnung der Sterne?
Naja, diese Anordnung hat noch nicht einmal einen physikalischen Hintergrund - außer daß sie zufällig von Sol gesehen beieinander stehen und die Menschen eben gerne Assoziationen suchen.
Miteinander haben sie nichts zu tun, schau Dir mal die Entfernungen an: http://de.wikipedia.org/wiki/Stier_%28Sternbild%29
Glaubst Du wirklich, daß eine zufällige Gruppierung, die durch eine zufällige Position im All und 3000 Jahre Aberglauben entstanden ist ausgerechnet auf DICH irgendeinen Einfluß haben soll??
Aber gut, das soll jedem selbst überlassen bleiben, find’s nur
nicht gut, wenn immer alles so abgewertet wird, was man eben
selber nicht verstehen kann oder will.
Doch, es ist leicht verständlich. Und durchschaubar. Schade ist nur, daß viele Menschen zu bequem sind, sich mal ein paar Tatsachen anzuschauenm, weil blind dran glauben leichter ist.
Auch in der Astrologie steckt viel Glaube und der Glaube an
irgendwas ist ansich eine gute Sache.
Nein, es ist kein Wert per se.
*: Kosmos im Sinne des beobachtbaren Universums, sprich dem bereich, der innerhalb unseres Ereigniskegels liegt. Das schließt logischerweise nicht nur „das da oben“ ein, sondern auch den kleinsten Bereich der Stringphysik.
** „Anwenden“ bedeutet nicht „sich Untertan machen“. Wir beherrschen diese Gesetze nicht im wirklichen Sinne, wir sind ihnen in Gänze unterworfen. Aber wir entdecken ständig neue Möglichkeiten sie zu benutzen.
Gruß
BeLa