Anfrage zur Patenschaft annehmen?

Hallo,

kurze Vorgeschichte:
Der Kontakt zu meinen Halb-Geschwistern oder Stief-Geschwistern ist mit meinem Auszug vor ca. 30 Jahren abgebrochen.

Vor 3 Jahren hat sich meine (Halb) Schwester bei mir gemeldet. Mit ihr und auch mit meinem (Halb) Bruder treffe ich mich seit dem wieder regelmässig und wir unternehmen alles Mögliche miteinander.

Jetzt mein „Problem“:
Mein Bruder ist vor ca. einem Jahr Vater geworden. Gestern hat er mich gefragt ob ich Pate werden möchte. Ich bin aber vor gut 20 Jahren aus der Kirche ausgetreten. Kirchensteuer sparen.

Was würdet Ihr tun? Wieder in die Kirche eintreten und die Patenschaft annehmen oder wegen „heuchelgefahr“ die Patenschaft ablehnen?

Gruß
Markus

Hi,

Was würdet Ihr tun? Wieder in die Kirche eintreten und die
Patenschaft annehmen oder wegen „heuchelgefahr“ die
Patenschaft ablehnen?

man kann auch Pate sein, ohne einen christlichen Hintergrund zu haben bzw leben. In dem Fall ist Deine Fürsorge für das Patenkind auch nicht christlich fundiert.
Wie Du diese Fürsorge ausgestaltest und was Du und die Eltern des Kindes von einer Patenschaft erwarten, das solltest Du vorher mit den Eltern (und Dir selber) klären.

Cheers,
Herb

Moin,

Was würdet Ihr tun? Wieder in die Kirche eintreten und die
Patenschaft annehmen oder wegen „heuchelgefahr“ die
Patenschaft ablehnen?

meine Söhne haben je einen Paten bzw. Patin, die keiner Konfession angehören.
Die Dame im Pfarramt hat zwar geschluckt, aber es gab keine Probleme.

Gandalf

Hallo,

Ich bin aber vor gut 20 Jahren aus der Kirche ausgetreten. Kirchensteuer sparen.

Was würdet Ihr tun? Wieder in die Kirche eintreten und die Patenschaft annehmen oder wegen „heuchelgefahr“ die Patenschaft ablehnen?

das kommt doch in erster Linie darauf an, wie Du zur Religion stehst. Bist Du eigentlich christlich und nur des Geldes wegen nicht in der Kirche? Dann könntest Du tatsächlich überlegen, ob Du nicht wieder eintreten willst. Auch, weil die Finanzierung der Gemeinden über Kirchensteuern ein sehr solidarisches Prinzip ist.

Wenn Dir Religion nicht viel bedeutet, wäre das kirchliche Patenamt eigentlich wirklich nicht das richtige. Denn da versprechen die Paten, dass sie den Kindern Gelegenheit geben, den christlichen Glauben zu entdecken, und dass sie sie an ihrem Glauben teilhaben lassen. Ich fände das nicht stimmig.

Dann gäbe es entweder die Möglichkeit, familienintern säkularer „Pate“ zu sein, also besondere Bezugsperson für das Kind, ohne dass das einen offiziellen Rahmen hat. (Ich war als Kind zunächst nicht getauft, hatte aber solche familieninternen Paten. Der Beziehung tut das keinen Abbruch.)
Oder - das müsste Dein Bruder beim zuständigen Pfarramt fragen - es gibt die Möglichkeit, „Taufzeuge“ zu sein. Dann wärst Du bei der Taufe dabei, allerdings in den Kirchenbüchern nicht als kirchlicher Pate, sondern eben als Zeuge eingetragen, und bräuchtest nicht zu versprechen, dem Kind den Glauben nahezubringen.

Eine gute Entscheidung wünsch ich Dir!

Jule

Servus,

Paten werden alle möglichen Funktionen zugeschrieben; Paten bei einer kirchlichen Taufe wird aber ein Amt von der Kirche verliehen: Taufpaten sind für die Unterstützung der christlichen Erziehung und für die Hineinführung in die Kirche verantwortlich.

Wenn Du selber mal in der Kirche bist, damit man schöne Clips zur Taufe drehen kann, und mal aus der Kirche draußen, weil das billiger kommt, wirst Du kaum die Gewähr dafür bieten können, dass jemand anders, der Täufling, im Sinn der christlichen Kirche erzogen und zu dieser hingeführt wird.

Insofern wirst Du ein Pate so gut sein können, wie ein unsicherer Fahrer Fahrlehrer sein kann.

Lass es also lieber bleiben.

Wenn Du Dich im Sinne von Herbs Vorschlag in irgendeiner Weise um das Kind Deines Bruders kümmern möchtest, kannst Du das ja jederzeit tun. Das ist aber was ganz anderes als das Amt eines Taufpaten.

Schöne Grüße

MM

Hallo Markus

… mich gefragt ob ich Pate werden möchte. Ich bin aber vor gut 20 Jahren aus der Kirche ausgetreten…Was würdet Ihr tun?

Ich bin überzeugter Atheist (nicht nur des Geldes wegen) mit katholischer Grundausbildung.

Vor 28 Jahren wurde ich von meiner Schwägerin gebeten, die Patenschaft für ihren Sohn zu übernehmen.

In der katholischen Kirche verpflichtet sich der Pate, mit dafür zu sorgen, dass der Täufling im katholischen Glauben erzogen wird.

Ich bin gewohnt, Verpflichtungen, die ich eingehe, auch ernst zu nehmen. Aus naheliegenden Gründen konnte ich diese Verpflichtung nicht eingehen und habe mich, sehr zum Missfallen der ganzen Familie, geweigert. Auch wenn ich eine Religion nicht als für mich gültig akzeptiere, habe ich nicht das Recht, nur aus gesellschaftlichen Gründen (z.B. wegen der schönen Familienfotos) mit dieser Religion Schindluder zu treiben. Es gibt schließlich eine ganze Menge Leute, die eine Taufe mit Allem, was dazugehört sehr ernst nehmen. Und wer bin ich, die Überzeugungen dieser Leute mit Füßen zu treten?

Du musst Dich natürlich nicht nach mir richten, aber Du hast gefragt!

Frohe Ostern
merimies

Hallo Markus,

also anders als die anderen sehe ich die fehlende Zugehörigkeit zu einer Kirche gar nicht sooo als Problem. Vielmehr wollte ich fragen, ob Du Dir sicher bist, dass der Kontakt zu Deinem (ja was eigentlich? Halb- oder Ganz-?) Bruder diesmal länger hält. Ihr hattet 30 Jahre Funkstille, das ist eine ziemlich lange Zeit - und jetzt habt Ihr seit 2-3 Jahren (also nichtmal 10% der Zeit, in der Funkstille herrschte) wieder Kontakt.

Nun kenne ich Euch nicht, ich weiss also weder woher diese „Funkstille“ kam (und nein, ich will das auch nicht wissen) noch, wie es zu der Annäherung kam noch wie „eng“ Euer Kontakt ist und wie wahrscheinlich es ist, dass der für die nächsten 20 Jahre so gut bleibt.

Aber ich kann Dir aus betroffener Kindersicht sagen: nix blöder als ein Pate, mit dem sich die Eltern nach einiger Zeit verkrachen, und der dann - obwohl doch angeblich sooooooo wichtig - stillschweigend in der Versenkung verschwindet.

*wink*

Petzi

Vielen Dank
Hallo Ihr,

Eure Antworten und damit Eure Ansichten haben mir geholfen eine Entscheidung zu treffen.

Vielleicht noch eins vorab: Ich finde die Kirche, zumindest die evangelische weil nur die kann ich etwas beurteilen, ist eine gute Einrichtung. Sie kümmert sich um viele Dinge, an die Vater Staat keine Zeit verschwenden würde. Wir haben durch die Konfirmation unseres Sohnes wieder etwas mehr Kontakt zur Kirche gehabt und die Gemeinschaft und Hilfsbereitschaft ist schon bemerkenswert.
Einzig der Glaube ist es an dem es mir fehlt.

Ich würde das Patenamt gern übernehmen, aber mich dabei nicht verbiegen.
Der Vorschlag, als Taufzeuge ohne Eintrag ins Kirchenbuch die familiäre Patenschaft zu übernehmen hört sich gut an. Das werde ich vorschlagen. Mal schaun ob die Gemeinde so etwas akzeptiert.

@Petzi: Es war kein Streit zwischen den Geschwistern sondern zu dem Mann meiner Mutter der dafür gesorgt hat, dass damals der Kontakt abgebrochen ist.

Noch einmal vielen Dank und einen schönen Tag.

Gruß
Markus

Hallo,
kleiner Schwank aus meinem Leben:
Meine jüngere Tochter wurde auch erst später getauft. Eine Tante hätte gerne die Patenschaft übernommen. Leider hat ihr Bruder (der Kindesvater) wegen diverser Streitigkeiten abgelehnt.
Und da hat unser Pastor sehr cool reagiert:
Er meinte, heutzutage brauchen Kinder nicht zwingend Paten. Im Notfall schalten sich sowieso die Behörden (Jugendamt) ein…
Jetzt hat meine Tochter keine Paten, aber eine Tante, die sich sehr verantwortungsbewußt kümmert und für die Zukunft plant!
Und weil meine Tochter zwar gerne in der Kiche ist, auf ihre eigeneTaufe aber so gar keinen Bock hatte, hat der Pastor gestattet, dass ich selber meine Tochter nottaufe!
Du siehst, es gibt verschiedene Wege!
Wünsche eine schöne Zukunft mit deinem Neffen!

Verquickungen
Servus,

trotz in D nicht sehr konsequent erreichter Trennung von Kirche und Staat: Wie könnte sich ein Jugendamt in die Rolle eines christlichen Taufpaten einschalten?

Schöne Grüße

MM

Hallo MM,

Wie könnte sich ein Jugendamt in die Rolle
eines christlichen Taufpaten einschalten?

Es dürfte hierbei doch wohl nur um die früher selbstverständliche, heute nur noch unverbindliche Verpflichtung zur Annahme des Kindes bei Ausfall der Eltern gehen.

Gruß
achim

Vielleicht noch eins vorab: Ich finde die Kirche, zumindest
die evangelische weil nur die kann ich etwas beurteilen, ist
eine gute Einrichtung. Sie kümmert sich um viele Dinge, an die
Vater Staat keine Zeit verschwenden würde.

Das kann man so nicht sagen. Vater Staat finanziert diese Dinge fast zu 100%. Man kann es also durchaus so sehn, dass die Kirche vom Staat dafür bezahlt wird sich um diese Dinge zu kümmern und wenn es die Kirchen nicht gäbe, würde sich der Staat eben einen anderen Dienstleister suchen.

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